Fußballweltmeister und Champions-League-Sieger Thomas Müller sowie der zweimalige Major-Sieger und dreimalige Ryder-Cup-Gewinner Martin Kaymer gehören zu den erfolgreichsten deutschen Sportlern der Gegenwart. Beide wissen, wie es ist, unter großem Druck auf den größten Sport-Bühnen der Welt zu bestehen. Beide haben mehrfach erfahren, wie es sich anfühlt, einen der bedeutendsten Titel ihrer Disziplin zu gewinnen, aber auch bittere Niederlagen einstecken müssen. Außerdem teilen der 26-jährige Oberbayer und der 30-jährige Rheinländer die Bodenständigkeit, die Leidenschaft für den Golfsport – und ein großes Engagement für die deutsche Ryder-Cup-Bewerbung.
Aus diesem Anlass haben sich Müller und Kaymer getroffen, um sich vor laufender Kamera über „ihre“ Sportarten, große Erfolge und Emotionen sowie die besonderen Situationen, in denen man für sein Land oder seinen Kontinent spielt, auszutauschen. Herausgekommen ist ein sehenswertes und offenes Gespräch zweier Weltklasse-Sportler, die sich viel zu sagen haben – sowie ein Plädoyer für eine vorurteilsfreie Sicht auf den Golfsport und für den Ryder Cup 2022 in Deutschland.
Die besten Zitate aus dem Video:
Was würde ein Ryder Cup in Deutschland auslösen?
Martin Kaymer: „Ich glaube, dass wir wirklich eine Riesenchance haben, etwas Ähnliches zu kreieren wie damals mit Boris Becker und Steffi Graf im Tennis. Dass Golf wirklich interessanter wird für die Leute in unserem Alter, weil es halt wirklich nicht darum geht, wie viel Geld man hat, in welchem Status man sich im Leben befindet oder welchen Status man haben möchte. Das wäre auch mein Wunsch: Dass wir alle an einem Strang ziehen, mit den Medien zusammen, mit den Bürgern, mit der Regierung. Dass wir alle das gleiche Ziel haben. Nicht, um Geld zu machen oder etwas zu promoten, sondern dass wir einfach die Sportart in den Vordergrund stellen.“
Thomas Müller: „Das wäre natürlich ein Riesenevent für Deutschland. Dann sieht man auch, dass sich beim Golf wirklich Emotionen und ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln können.“
Was ist das Schöne am Golfsport?
Thomas Müller: „Ich habe am Golfspiel extrem Spaß. Die Leute, mit denen ich spiele, sind ganz unterschiedliche Typen. Der Golfer an sich ist nicht irgendein Schablonenmann, der die teuerste Ausrüstung hat. Es ist nicht so, dass man gewisse Parameter erfüllen muss, damit man überhaupt Golf spielen darf. Im Endeffekt kann es jeder machen. Es macht einfach großen Spaß in der Gruppe.“
Martin Kaymer: „Dass jeder zusammen spielen kann. Wenn der Ryder Cup nach Deutschland kommt, dann wäre es halt schön, das Stereotyp mal wirklich in Frage zu stellen. Ist es wirklich noch da?“
Wie fühlt man sich nach einem großen Triumph?
Thomas Müller: „Es ist eher Erleichterung darüber, dass man das, was man sich so vorgenommen hat, auch erreicht hat. Als Fan hab ich damals auch beim FC Bayern diese Dinge viel intensiver erlebt als nun als Spieler. Weil ich als Spieler das erreiche, was ich mir vornehme, und ich bin ja dazu da. Ich sehe mich ja in der Aufgabe, diese Titel zu gewinnen.“
Martin Kaymer: „Es ist sehr schwierig, so einen Moment vollkommen zu genießen. Auf der einen Seite bist du sehr froh, dass du etwas Unfassbares erreicht hast. Auf der anderen Seite möchtest du so viel wie möglich aus dieser Situation rausziehen. Ich habe mich halt ein bisschen dazu gezwungen, zu reflektieren, was in der letzten Stunde passiert ist. Und da kommst du eigentlich gar nicht hin.“
Wie erlebt man sportliche Drucksituationen?
Martin Kaymer: „Ich finde, das ist das größte Geschenk, das du bekommen kannst. Wenn du das wirklich als Möglichkeit siehst und diese annehmen kannst, dich als Sportler und als Mensch weiterzuentwickeln: mehr geht nicht. Beim Ryder Cup 2012 war es mit das beste Gefühl, das ich je auf dem Golfplatz hatte! Eine Drucksituation, die kannst du so nie wieder kopieren, und ich werde auch nie mehr so einen Druck haben.“
Thomas Müller: „Man ist ja auch immer als Mensch so ein bisschen auf der Suche nach dem Moment, wo man eben so einen Druck hat. Allerdings hab ich es lieber, wenn ich in einer privaten Golfrunde einen Drei-Meter-Putt zum Par habe. Dann fühle ich ja auch diesen Druck, den es beim Fußball halt nur noch in ganz wenigen Momenten gibt, und irgendwo will man ja auch dieses Kribbeln.“
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