Experte
ist Inhaber der Impact Golf Academy im GC Sigmaringen, Baden-Württemberg
impactgolfacademy.com
Jason Day gehört zur "neuen Schule" der Profiwelt – jener Generation, die mit Tiger Woods als Vorbild groß geworden ist. Mit einem Vater aus Australien und einer Mutter aus den Philippinen dürfte Jasons Lebenslauf exemplarisch für viele künftige Top-Spieler sein:
• Denn: Er ist weder Europäer noch Amerikaner. Vermutlich wird die Mehrheit der besten Spieler der Welt künftig nicht aus den USA oder Europa stammen, sondern aus Fernost.
• Sein Gymnasium Hills International Academy in Queensland war nicht nur Internat, sondern Golfschule mit eigenem Platz. Dort Jason wurde täglich perfekt betreut. Der damalige Trainer Col Swatton ist immer noch sein Coach und lebt, wie Jason, nun in den USA. Während seiner Jugend haben Jason und Col die Turnierergebnisse regelmäßig mit denen des jungen Tiger Woods verglichen.
• Jason wurde mit 19 Jahren Tour-Spieler und spielte nur ein Jahr lang auf der Nationwide Tour, bevor er sich seine Spielberechtigung für die PGA Tour verdiente. Ich bin davon überzeugt: Je länger ein Spieler auf den Mini-Touren spielen muss, umso schwieriger ist es, den Sprung nach vorn zu schaffen; sehr bald fangen die Selbstzweifel an, die dann Gift für die Karriere sind.
• Jason arbeitet viel mit einem Konditionstrainer und baut gezielt Muskeln auf, um die erforderliche Schlaglänge beizubehalten und Verletzungen zu vermeiden.
• Er schlägt den Ball sehr weit und puttet sehr gut, genau wie Tiger Woods in früheren Tagen. 2011 lag er unter den Top 15 der Longhitter und war zugleich der siebtbeste Putter auf der PGA Tour.
Mein Tipp: Wenn Sie den Ball aus leichter seitlicher Hanglage schlagen müssen, ändern Sie nicht viel am Schwung. Beim Ansprechen allerdings stellen Sie sich so hin, dass Ihr Körpergewicht wie im flachen Gelände verteilt ist; 50 Prozent auf dem linken Fuß, 50 Prozent auf dem rechten Fuß und das Gewicht jeweils auf dem Mittelpunkt des Fußes.
Beginn des Abschwungs und ein Beispiel des Starts einer optimalen Kettenreaktion. Beim Golf bedeutet die kinetische Kette, die verschiedenen Körperteile in der richtigen Reihenfolge einzusetzen, um die maximale Power an den Ball zu bringen. Die Hüfte bewegt sich zuerst und zieht die Schultern mit, die Schultern ziehen die Arme mit, die Arme ziehen die Handgelenke mit und die Handgelenke ziehen den Schläger zum Treffmoment… und das alles innerhalb 0,25 Sekunden!
Mein Tipp: Ich bin seit ein paar Jahren ein großer Fan des australischen Golfbiomechanikers Dr. Rob Neal (golfbiodynamics.com). Eine seiner Spezialitäten ist die Vermessung der Effizienz der kinetischen Kette im Golfschwung: Wie gut setzt der Spieler seinen Körper ein? Eine verständliche Behauptung wäre: Je sportlicher sich der Körper bewegt, vor allem beim Abschwung, umso effizienter bewegt sich der Schläger, umso konstanter und länger fliegt der Ball.
Bei einem Seminar konnte ich die Frage an Dr. Neal stellen, die mich seit langem beschäftigte: "Ist Ihrer Meinung nach die Optimierung der kinetischen Kette der Heilige Gral für Hobbygolfer und der Grund, warum so viele den Sport so schwer finden?" Dr. Neal grinste und antwortete: "Nein. Lieber eine gute Hand-Auge-Koordination trainieren als die optimale Bewegung der verschiedenen Körperteile im Schwung."
Steckbrief
• Geb. am 12. November 1987 in Baeudesert, Australien
• Verheiratet, zwei Kinder
• Seit 2006 Profi, über 15 Titel
• Sieger der PGA Championship 2015
• 2015 und 2016 zwischenzeitlich Nummer eins der Welt