Von Henrik Stenson
Meine Schwunggedanken wechseln ständig. Das liegt in der Natur dieses Spiels. Ständig erschaffe ich mir neue Bilder, die im Schwung etwas bewirken, das sich gut anfühlt. Eine kleine Veränderung im Rückschwung verschafft mir ein Aha-Erlebnis am Ende des Rückschwungs, welches im Anschluss zu einem neuen Gefühl im Abschwung führt. Doch das sind Nebengeräusche. Seit 2001 arbeite ich mit meinem Coach Pete Cowen zusammen und seitdem haben sich meine Schwung-Basics kaum verändert. Das Beste: Die Stärken sind bei meinen Drives gleichmäßig auf Länge und Präzision verteilt. Auf der US PGA Tour lag ich 2014 in der Statistik „Total Driving“ auf dem zweiten Rang, aktuell reicht es für Position sieben.
Eine gute Technik beim Drive fängt für mich beim Ansprechen des Balls mit dem Unterkörper an. Ein breiter Stand – Füße etwas außerhalb meiner Schultern – verleiht mir Stabilität und die Grundlage für ausreichend Hebelkraft. Ich versuche, diese stabile Basis im Schwung so lange es geht aufrecht zu erhalten – wie ein Fußballtorwart beim Elfmeter. Ab den Hüften beuge ich meinen Oberkörper nach vorne, achte gleichzeitig aber immer auf einen geraden Rücken. Mein Gewicht liegt auf den Fußballen. Meinen Rückschwung beginne ich am Boden mit einer kleinen seitlichen Bewegung nach rechts. Es folgt die Rotation meiner Hüften, dann der Schultern. Die ganze Zeit über bewahre ich mir mit meinen Beinen und Füßen ein „Bleib am Boden-Gefühl“. Auch der anschließende Abschwung beginnt bei mir am Boden, mit einer kleinen seitlichen Verschiebung nach links. Dann hilft mir der Gedanke, dass ich mich um meine Beine und Hüften „herumarbeite“. Eine zu schnelle Hüftdrehung möchte ich in jedem Fall vermeiden. Diese Bewegung Richtung Ball gleicht eher einem Abrollen als einem Schleudern.
Lass’ Deine Arme vor dem Brustkorb!
Wenn ich mich nach vorne drehe, möchte ich nicht, dass meine Arme „Lag-mäßig“ hinterherhinken. Und schon gar nicht sollen sie unkontrolliert von meinem Körper wegrudern. Wer seine Arme wie ich vor seinem Brustkorb behält, der erlebt dieses Gefühl von „unter sich selbst durchschlagen“. Wie in einem Tunnel steuern Schläger und Arme zielgerichtet auf den Ball zu. Meine Idee dahinter ist es, bereits vor dem Treffmoment so stabil und zielgerichtet zu sein, dass der Schlag selbst einfach nur noch passiert. Ich mag es, wenn mein linker Arm und meine linke Hand die Bewegung durch den Treffmoment leiten. Vermeiden Sie jegliches Schleudern der rechten Hand in Richtung Ball.
Wenn meine Arme und mein Oberkörper sich als Einheit nach unten bewegen, dann startet der Ball meist auch auf der idealen, geraden Linie. Das verschafft Ihnen Selbstvertrauen. Wenn Ihre Drives nach links oder rechts starten, brauchen Sie im Anschluss ein krumme Flugkurve, um sie wieder in die Spur zu bringen. Wenn Sie den Ball aber wie ich gerade starten lassen, dann muss sich schon eine ungewollte, gewaltige Kurve anschließen, damit der Ball trotzdem in den Bäumen landet.
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