Indoor-Golf

Performance-Analyse am Launch Monitor

Performance Analyse: Wie die Daten am Launch Monitor dabei helfen können, den Schwung zu optimieren, die richtige Schlägerwahl zu treffen und gezielt an Schwächen zu arbeiten.

Indoor-Training

T | Clemens Otto

Es gibt im Grunde zwei Arten von Golfern: Der entspannte Genussgolfer, der seinen Spaziergang durch die Natur mit verschiedenen Rotationsübungen bereichert und sein überschaubares golferisches Können mit einem schier unerschöpflichen Vorrat an Bällen im Bag ausgleicht. Passt, diese Sparte hat auch ihren Spaß. Und dann gibt es Sie. Ja, Sie, da Sie alleine durch das Lesen dieses Artikels über Indoor-Training und Datenanalyse zeigen, dass Sie gerne besser werden möchten. Ihre größte sportliche Leidenschaft ist Golf.

Dazu sollten Sie sich mit der wichtigsten Person treffen, um einen entscheidenden Sprung in Ihrem Spiel zu machen: Sie selbst. Wenn Sie Ihre Performance verbessern möchten, sollten Sie sich selbst besser kennenlernen. Lernen und erfahren Sie, welche Weiten Sie wirklich mit dem Driver und den Eisen schlagen können. Wenn jemand bei mir im Indoor-Training anfängt, auf einem Trackman-Simulator Bälle zu schlagen, durchläuft er oft die fünf Phasen der Trauer nach der Psychologin Elisabeth Kübler-Ross.

  • Leugnen: So kurz bin ich nicht. Ich schlage draußen weiter.
  • Wut: Das kann nicht sein, der misst falsch!
  • Verhandlung: Ist da etwas falsch eingestellt? Die Bälle sind bestimmt zu kalt!
  • Depression: Da kann ich ja gleich auf den Driver verzichten!
  • Akzeptanz: Okay, lass uns trainieren, so geht das nicht.

Wir lassen das Training bei Punkt 5 jetzt außen vor und akzeptieren einfach die Wahrheit über Ihr eigenes Spiel und schauen uns an, was allein durch das bessere Wissen über Ihre tatsächlichen Weiten und Flugkurven möglich ist.

Indoor-Training
Neben der Bahn zu liegen kann zwar idyllisch sein, wie hier auf dem Dunes Course in Costa Navarino. Doch dem Ergebnis hilft es meist wenig.

Streuung kennenlernen 

Mit dem Driver in der Hand und dem aufgeteeten Ball richten sich die Augen auf die Mitte der Bahn. Der Wunsch nach einem geraden Abschlag wird abrupt von dem Gedanken unterbrochen: bloß keine Kurve schlagen, Hauptsache, das Fairway treffen. 

Lassen Sie uns direkt zu Beginn den beiden wichtigsten Punkten entgegentreten. Gerade Abschläge sind nicht das Ziel, sondern absolute Glücksfälle und Ausnahmen. Kurvende Bälle sind normal und ideal, wenn sie hauptsächlich in eine Richtung driften. 

Die folgenden Beispiele zeigen eine Spielerin, die ihre Bälle relativ konstant trifft. Konstant bedeutet nicht gerade. Konstant bedeutet: Die Flugkurve ist konstant gleich. Bei ihren Fehlschlägen beobachtet man häufig rechtskurvende Bälle, die zudem an Länge verlieren. Gelegentlich kommt es auch zu einem gepullten Schlag nach links, der jedoch weiterfliegt. Es ist nicht entscheidend, dass ihr Schlagmuster genauso aussieht. Es dient lediglich als Beispiel und könnte genauso gut umgekehrt auftreten. Da die Mehrheit der Golfer tendenziell zur Rechtskurve neigt, ist dieses Muster symbolisch betrachtet durchaus treffend. 

Mit dem Holz 3 vom Abschlag verfolgt man zunächst eine sehr defensive Strategie. Macht das jedoch bei einer entspannten Runde am Sonntagnachmittag mit guten Freunden viel Spaß? Eher nicht. Das primäre Ziel ist jedoch, bessere Ergebnisse ins Clubhaus zu bringen. Daher sollte auch diese Variante in Betracht gezogen werden. Bei dieser Spielerin erweist sich das Holz 3 als richtige Waffe. Nahezu alle Bälle landen bereits ohne Korrektur auf dem Fairway. Geht es an einer Bahn mit Wasser und Ausgrenzen entlang, sollte diese Option unbedingt in Erwägung gezogen werden. 

Der normal geschlagene Driver zeigt bereits die ersten Probleme vom Tee. Obwohl das Ziel in der Mitte des Fairways anvisiert wird, landen viele Abschläge dennoch rechts davon und einige sogar komplett neben dem Fairway. Je nach Gestaltung des Platzes können die Bälle, die rechts vom Fairway landen, den Spieler beim Folgeschlag vor erhebliche Herausforderungen stellen. 

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Wer beim Abschlag richtig weit kommen will, muss den Driver auch mal mit Vollgas einsetzen. Sprich: Augen zu und voller Körpereinsatz. Dabei ist es normal, dass die Streuung mit zunehmender Geschwindigkeit größer wird. Die Trefferwolke zeigt, wie hoch das Risiko ist, Bälle zu verlieren. Die Streuung nach rechts wird dabei deutlich größer. Einige Abschläge landen sogar direkt links vom Fairway. Das vermittelt einem nicht gerade ein gutes Gefühl, wenn man mit diesem Trefferbild rechnet. 

Wenn alle drei Trefferwolken zusammenliegen, wird ersichtlich: Die rechte Seite ist im Spiel schnell präsent. Der lila Kreis des Holz 3 wirkt dagegen beruhigend, kostet jedoch mindestens 20 Meter Länge und bedeutet automatisch deutlich längere Schläge ins Grün. Auch nicht die beste Lösung. 

Welchen Nutzen können Sie nun aus diesen Trefferwolken ziehen? Das eingezeichnete Fairway hat in diesen Beispielen eine Breite von 35 Metern. Ihre einzige Aufgabe besteht darin, die Trefferwolke seitlich zu verschieben, damit mehr Bälle auf dem Fairway landen. Bei dieser Spielerin ist uns bereits aufgefallen, dass sie tendenziell nach rechts schlägt. Somit wäre die Korrektur weiter links zu zielen. Lassen Sie uns gemeinsam betrachten, welche Auswirkungen das auf Ihre Abschläge hätte. 

Das neue Ziel mit dem Holz 3 befindet sich links von der Fairwaymitte. Somit wären bei dieser Spielerin bereits alle Abschläge auf dem Fairway. Sollte eine Seite durch Ausgrenzen oder Penalty Areas deutlich gefährlicher sein, sollten Sie das Ziel stärker verschieben. Es ist besser, im Semirough zu liegen als in einer nicht spielbaren Lage. 

Mit dem normalen Driver ergibt eine Korrektur des Ziels deutlich mehr Sinn. Wenn die Spielerin die linke Fairwaykante anvisiert, landen fast alle Abschläge auf dem Fairway. Der eine lange, gepullte Abschlag wird somit geopfert, um insgesamt mehr Fairwaytreffer zu erzielen. Es ist wichtig, bei Ihrer Strategie zu bleiben. Es kann passieren, dass der erste Abschlag gleich nach links ins Aus geht und dann ein paar Drives zur linken Fairwayseite folgen. Bleiben Sie dennoch bei Ihrer neuen Ausrichtung.  

Mit dem Vollgas-Driver wird es etwas komplizierter. Hier kann das Ziel auch an die linke Fairwaykante gestellt werden. Dadurch würden die Bälle von der rechten Seite fast alle wieder im Spiel sein. Allerdings würde man dabei drei Abschläge deutlich nach links verlieren. Ist das also sinnlos? Wenn weghauen, dann richtig! Sollte sich links neben Ihrer eine parallele Bahn befinden, Attacke. Die nach links verzogenen Bälle landen so weit links, dass Sie von dort aus weiter spielen können. Hauptsache, Sie rufen laut »Fore«. 

Aus der Gesamtansicht aller drei verschobenen Trefferwolken ist deutlich erkennbar, dass mehr Bälle im Spiel bleiben würden. Natürlich kann es vorkommen, dass Sie auch mal einen Ball auf der linken Seite verlieren. Wenn Sie jedoch Ihrer Strategie treu bleiben, halten Sie insgesamt mehr Abschläge im Spiel.

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Carry oder Gesamtlänge? Kennenlernen der tatsächlichen Längen

Die sicherste Methode, um beim Golf ein Getränk zu gewinnen, ist folgende: Fragen Sie Ihren Mitspieler, wie weit er mit seinem Eisen 6 schlägt. Geben Sie ihm drei Versuche und wetten Sie dagegen. Die traurige Wahrheit ist, dass die meisten Golfer ihre tatsächlichen Schlaglängen mit den verschiedenen Eisen und Hölzern stark überschätzen. Insbesondere wissen sie nicht genau, wie weit der Ball tatsächlich fliegt (Carry). Es ist sehr empfehlenswert, diese Werte bei einer längeren Indoor-Trainingseinheit herauszufinden. Der Trackman (und auch andere Hersteller) bietet Ihnen auch eine vollständige Auswertung Ihrer durchschnittlichen Längen für jedes einzelne Eisen sowie deren Standardabweichung von dieser Länge. Diesen Bericht können Sie sich per E-Mail zusenden lassen und haben somit einen zuverlässigen Plan über Ihre tatsächlichen Schlaglängen.

Es ist an der Zeit, mehr Grüns zu treffen und weniger Zeit in den Bunkern zu verbringen. Legen Sie Ihren Stolz beiseite, um Ihre wahren Carrylängen zu entdecken. Sobald Sie wissen, welchen Golfschläger Sie benötigen, um ein Hindernis sicher zu überspielen, verbessern sich auch Ihre Ergebnisse. Eine Auswertung über die echten Schlaglängen kann ernüchternd sein. Wenn der kleine Stich in Ihrem Stolz vorbei ist, werden Sie feststellen. Die Freude über den neuen (besseren) Score ist ein gutes und vor allem dauerhaftes Heilmittel.

So könnte eine Auswertung über all Ihre Golfschläger aussehen. Die neu erfassten Carry- und Gesamtlängen auf einem Zettel notieren. Mit diesem Wissen über Ihre Werte kommen Sie einfacher über den Platz.

Mehr Grüntreffer mit ehrlicher Schlaglänge

Golfreisen sind die Gelegenheit, bei der ich meine Schüler mehrmals schamlos angelogen und dabei glücklich gemacht habe. Immer, wenn ich gefragt wurde, wie weit es bis zur Fahne sei, habe ich in die Trickkiste gegriffen und durchschnittlich zwischen 10 und 20 Meter zur gemessenen Länge hinzugefügt. Meine Golfer haben meistens das Grün getroffen. 

In diesem Zusammenhang verweise ich gerne auf ein Interview von Scottie Scheffler: »Ich ziele normalerweise immer zwischen Mitte Grün und der Fahne.« Mit dieser Strategie hat er einen Durchschnitt von 73% Grüntreffern erreicht. Das sind ungefähr 13 Grüns pro Runde, und er war damit im Jahr 2021 in der Statistik «Greens in Regulation« auf Platz 1. 

Wohin zielen Sie, wenn Sie ins Grün schlagen?

Die meisten Amateure greifen gnadenlos die Fahne an, egal wo sie auf dem Grün steht, und haben dabei nicht annähernd die Genauigkeit der Profis. Es wird also Zeit, dass die Amateure Ihre angriffslustige Strategie überdenken. 

Die Fahne befindet sich rechts, etwas hinter dem Bunker, etwa 130 Meter entfernt. Da der Ball im Sommer einmal mit dem Eisen 8 eine Strecke von 135 Metern geflogen ist, bleibt diese Entfernung als Referenz im Gedächtnis haften. Nun sind jedoch mindestens 120 Meter Flugdistanz erforderlich, um das Grün zu erreichen. Wenn ich eine Trefferwolke von Eisen-8-Schlägen über das Grün lege, wird deutlich: Das Eisen 8 ist die falsche Schlägerwahl. 

Es reicht bisher nicht aus, das Ziel mehr in Richtung Mitte des Grüns zu legen. Der Unterschied zu guten Golfspielern liegt nicht so sehr in der seitlichen Abweichung, sondern vielmehr in der tatsächlichen Länge der Schläge. Viele Bälle bleiben einfach zu kurz. Dies ist ein fataler Fehler bei Golfschlägen auf ein Grün, insbesondere wenn sich davor ein Bunker befindet. Ganz schnell summieren sich die Schläge… 

Durch die neuen, tatsächlichen Schlaglängen wurde anstelle eines Eisen 8 nun ein Eisen 6 verwendet. Aufgrund der Informationen von Trackman über die eigene Trefferwolke ist bekannt, dass ein Großteil der Bälle tendenziell eher nach rechts geht. Daher wurde hier vermehrt links von der Mitte gezielt. Obwohl das Trefferbild identisch ist, trifft man im Durchschnitt deutlich häufiger das Grün. 

Was ergibt sich für Sie aus all den Grafiken? Nutzen Sie die modernen Möglichkeiten von Indoor-Golfanlagen und erstellen Sie sich ein genaues Profil über Ihre Schlaglängen. Notieren Sie sich die Informationen und setzen Sie sie konsequent auf dem Platz um.

Dadurch werden Sie, ohne an Ihrer Technik gearbeitet zu haben, mehr Fairways und Grüns treffen. Haben Sie keine Angst vor Ihren eigenen Flugkurven, sondern entwickeln Sie Ihre individuellen Flugbahnen weiter. Sollten Sie sich dennoch entschließen, auch technisch etwas zu ändern, können Sie das tun. Aber Ihr Ziel sollte nicht sein, nur noch gerade Bälle zu schlagen. Behalten Sie Ihre Kurve bei. Schwächen Sie die Kurve etwas ab. Versuchen Sie die einzelnen Ausreißer in die entgegengesetzte Richtung zu minimieren. Wenn es Ihnen gelingt, einen Fehlerseite komplett aus Ihrem Spiel zu eliminieren, werden die Abschläge einfacher. Zielen Sie konsequent in die Mitte des Grüns und Ihre Ergebnisse werden sich schnell verbessern.