T | Clemens Otto
Im heutigen Zeitalter der Digitalisierung hat die Elektronik im Allgemeinen und die künstliche Intelligenz (KI) im Speziellen Einzug in den Golfsport gehalten. Innovative Tools wie Sportsbox, Hackmotion, Dewiz oder Capto revolutionieren das Training und ermöglichen es Spielern aller Spielstärken, ihr Potenzial besser auszuschöpfen.
Was macht KI-gestützte Tools so einzigartig? Sie bieten eine Fülle an Datenanalysefunktionen, die es ermöglichen, Leistung bis ins kleinste Detail zu analysieren. Mit Hilfe dieser Gadgets können Spieler ihren Schwung verbessern, ihr Gefühl neu justieren, ihre Schläge präzisieren und Fehler schneller erkennen.
KI-gestützte Tools
Sportsbox beispielsweise ist eine Plattform für Trainer und Athleten gleichermaßen, mittels derer Schwungvideos detailliert ausgewertet werden. Hackmotion ist eine Technik, die sich für Spieler jeden Niveaus eignet. Durch einen Sensor am Handgelenk misst das Tool genauestens verschiedene Schwungparameter wie Winkel oder Rotation – perfekt, um Stärken und Schwachstellen zu erkennen. DeWiz wiederum ist ein Feedback-Tool, das direkte Rückmeldungen gibt und am Handgelenk befestigt wird. Capto hingegen ist ein Putting-Analyzer, der sich speziell auf diesen Spielbereich fokussiert. Durch hochpräzise Sensoren können verschiedene Aspekte wie Schlägerblattwinkel oder Putt-Schwungbahn analysiert und beim Indoor-Training optimiert werden.
Individualisiert und abwechslungsreich
Durch die Verwendung solcher KI-gestützten Tools können Trainer hoch-individualisierten Unterricht anbieten, Schwachstellen gezielt erkennen und entsprechend präzise Fehler korrigieren. Die präzise Datenanalyse hilft dabei, Leistungen zu verbessern und Fortschritte gezielt und effizient voranzutreiben. Zusätzlich bieten diese KI-Werkzeuge eine Vielzahl an Trainingsplänen und Übungen an, um das Indoor-Training abwechslungsreich zu gestalten. Wer sein Spiel auf ein neues Level heben möchte, sollte definitiv einen Blick auf diese innovativen Tools werfen.
TOOL: Sportsbox AI
Markerlose 3D-Schwunganalyse mit dem Smartphone
Im Golfunterricht ist die Schwunganalyse entscheidend. Sportsbox AI revolutioniert die Betrachtungsweise von Schwüngen Dank ihrer markerlosen 3D-Technik. Videoaufzeichnung ist seit vielen Jahren fester Bestandteil des Indoor-Trainings. Allerdings gelingt es oft nicht, den Schwung eines Spielers vollständig einzufangen. Das liegt an der 2D-Perspektive, die nicht ausreichend Tiefe und Perspektive bietet, um die komplexen Körperbewegungen zu analysieren. Dank fortschrittlicher Algorithmen erstellt die Sportsbox-Technologie ein dreidimensionales Schwung-Modell ohne physische Markierungen oder Drähte.
Im Unterricht unterstützt der Einsatz dieser Software sowohl die Analyse als auch das Verständnis, an welchen Punkten des Schwungs Optimierungen sinnvoll wären. Mittels KI kann Sportsbox das Schwungvideo analysieren und die Bewegungen einzelner Körperteile mit Werten versehen. Dazu gehören z.B. die Rotation der Hüfte, seitliche Bewegungen des Oberkörpers und das Beugen der Arme im Rückschwung. Insgesamt 24 verschiedene Werte werden von Sportsbox erfasst und angezeigt – und zwar zu jedem einzelnen Schwungmoment. Wird im Video hin und her gescrollt, ändern sich die Werte mit.
Neu und äußerst hilfreich ist die Möglichkeit, den Avatar aus verschiedenen Perspektiven zu beobachten. Insgesamt sind sechs verschiedene Kamerawinkel möglich. Für manche Spieler ein wahres »Aha«-Erlebnis, sich aus einer gänzlich anderen Perspektive zu betrachten.
Keine Angst Zahlen und Daten
Ähnlich wie schon im Trackman-Artikel aus GM 11/23, bei dem deutlich gemacht wurde, wie man sich im Dschungel der Datenflut zurechtfinden kann, geht es auch bei der App von Sportsbox nicht darum, perfekte Werte zu erzielen. An erster Stelle steht immer: Was macht der Golfball? Die Flugkurven hängen oftmals unmittelbar mit bestimmten Körperbewegungen zusammen. Diese zu erkennen, gezielt anzusteuern und zu verbessern ist der große Vorteil der Software. Möchten Sie mehr Hüftdrehung oder weniger Oberkörperneigung? Jede Änderung, die Sie ausprobieren, wird mit Werten dokumentiert. So können Sie schneller feststellen, ob und wie sich Ihre Bewegungsänderungen auswirken. Ganz getreu dem Motto dieser Trainings-Serie: Feel what’s real – spüren Sie, was sich verändert.
Jederzeit trainieren
Neben der hier verwendeten Pro-Version bietet Sportsbox auch eine Schüler-Version an, die große Vorteile bietet: Die Schwünge werden über einen Cloudserver synchronisiert, sodass der Trainingsinhalt in der App gespeichert und nachgelesen werden kann. Noch beeindruckender ist jedoch die Möglichkeit, bestimmte Ziele festzulegen. Ein Szenario: Angenommen, Sie würden mit mir an einem stabileren Rückschwung arbeiten. Dazu würde das seitliche Verschieben des Körpers von Hüfte, Schultern, Kopf und Händen gemessen werden. Beabsichtigt wäre, im Rückschwung die Hüfte nur noch 5 Zentimeter und nicht mehr 10 Zentimeter vom Ziel weg zu bewegen. Diesen Wert würde ich in der App in Ihren Zielen definieren. Wenn Sie die App während des Indoor-Trainings nutzen, erkennt die Software automatisch jeden Schwung. Nach jedem Schlag wird Ihnen dann angezeigt, ob Sie den definierten Zielwert erreicht haben. Ebenso können Sie komplette Schwünge in die Cloud hochladen und sich jederzeit ein Online-Feedback holen.
TOOL: Hackmotion
Wissen, was die Handgelenke machen
Dieser Handsensor besteht aus zwei sehr leichten Teilen. Der eine wird ähnlich wie eine Uhr am Handgelenk befestigt, der zweite auf der Rückseite des Handschuhs platziert. Dadurch kann der Sensor Bewegungen wie das Beugen und Strecken des Handgelenks sowie die Rotation von Arm und Handgelenk erkennen. Die gemessenen Werte werden sowohl numerisch als auch in Diagrammen angezeigt und können jeder Phase der Schwungbewegung zugeordnet werden. Der Schlag wird automatisch erkannt und die wichtigsten Punkte des Schwungs markiert. Jede Bewegung des Handgelenks kann somit verfolgt werden.
Werden die Winkel zu früh aufgelöst, führt das zu einem schlechten Ballkontakt oder einer übermäßig geschlossenen Schlagfläche. Die Daten zeigen genau, wann welche Bewegung im Schwung beginnt. Besonders hilfreich ist das Live-Biofeedback. Die Software stellt die Werte in der App als Zahlen dar. So können Sie eine bestimmte Schwungposition einnehmen und dabei bewusst Ihre Handgelenksposition verändern. Die Korrekturen sind sofort sichtbar. Und mit diesem Feedback lässt sich viel schneller erlernen, wie sich eine gewünschte Handgelenkstellung anfühlt.
Kein Putten mehr aus dem Handgelenk
Für eine gute Puttbewegung sind ruhige Handgelenke von Vorteil. Rotieren die Arme, ist es schwierig, die Ballstartrichtung zu kontrollieren. Bei gewinkelten Handgelenken sind keine konstanten Sweetspottreffer möglich. Die Bewegung der Handgelenke verändert den Putter-Loft erheblich, wodurch der Ball abheben kann oder regelrecht in den Boden »gerammt« wird. Die sofortige Rückmeldung zu jedem einzelnen Putt hilft den Schülern dabei, Bewegungsveränderungen wahrzunehmen und ein richtiges Gefühl zu entwickeln.
TOOL: Dewiz
Mit Strom gegen den Slice
Die Möglichkeiten, die das Training mit dem Dewiz-Armband bietet, sind einzigartig. Das Armband misst die Bewegungen in Echtzeit und ermöglicht sofortige Hinweise und »Warnungen«, die unter Umständen auch leicht schmerzen. Das Armband bestraft nämlich auf Wunsch unerwünschte Bewegungen mittels eines kleinen Stromschlags; alternativ kann auch ein akustisches Signal gewählt werden. Der Stromschlag wird liebevoll als »Stimuli« bezeichnet. Wer seinen ebenfalls schmerzenden Slice loswerden möchte, kann das mit der Dewiz-Bestrafungsmethode erreichen.
Ich benutze das smarte Dewiz-Armband sehr gerne im Indoor-Training. Es ist schnell einsatzbereit und liefert ausgezeichnetes Feedback und Schüler können es auch problemlos alleine verwenden.
Die Software kann in Echtzeit mitteilen, ob Sie im Moment Übergangs vom Rück- zu Durchschwung mit den Händen auf Ihrer gewünschten Schwungbahn sind oder nach vorne schwingen.
Ist die »Stimuli-Funktion« in der Software aktiviert und die Hände befinden sich nicht im definierten Korridor, gibt es über das Armband umgehend einen kleinen Stromimpuls.
Kurzspielmeister mit kontrollierter Rückschwunglänge
Dewiz ist insbesondere für das Training der Längenkontrolle im Kurzen Spiel genial. Wer sich mit kontrollierten Schlägen auf das Grün beschäftigt, wird sicherlich versuchen, die Arme im Rückschwung mal bis zur 9-Uhr- oder 11-Uhr-Position zu schwingen. Die Dosierung der Rückschwunglänge dient der besseren Kontrolle und dank Dewiz wird dieses Längentraining auf ein neues Level gebracht
Das Armband misst die Länge des Rückschwungs und gibt diesen Wert sofort via App als gesprochene Zahl aus. Im Unterricht definieren wir gemeinsam zwei oder drei unterschiedlich lange Rückschwünge, basierend auf dem individuellen vollen Schwung.
Jedes Wedge bietet jetzt vier verschiedene Längen an – voller Schwung, 115 cm, 95 cm und 80 cm. In einer Unterrichtseinheit im Trackman-Simulator dokumentieren wir die erzielten Längen für jedes Wedge mit diesen unterschiedlichen Schwunglängen. So haben Sie ab jetzt fixe Schwünge für unterschiedliche Längen und können mehr Grüns treffen (siehe GM 2/24).
Die Bewegung kann auch bei einem Probeschlag erfasst werden, es ist also nicht zwingend erforderlich, einen Ball zu schlagen. Dies kann für ein effektives Tempo- und Rhythmustraining vollkommen ausreichend sein.
TOOL: Capto
Puttbewegung bis ins kleinste Detail
Viele Schläge können durch gutes Putten eingespart werden. Daher ist es naheliegend, auch diesen Bereich mit modernster Technik zu vermessen. Eine der besten Techniken stammt von der Firma Capto, bei der ein kleiner Sensor am Schaft befestigt wird und nahezu jede Bewegung registriert. Da keine weiteren Sensoren benötigt werden, kann der Sensor sowohl beim Indoor-Training als auch auf dem Platz eingesetzt werden.
Capto EZ – die kleine Schwester
Die umfassenden Informationen des Capto-Sensors sind hauptsächlich für Trainer gedacht, die mit der Datenfülle umzugehen wissen. Dennoch lohnt es sich, das eigene Indoor-Training mit solcher Unterstützung. Zusätzlich ist eine kleinere und günstigere Version auf dem Markt: Die abgespeckte Version verfügt über genügend Parameter, um das eigene Putten zu optimieren. Während einer Runde kann Capto EZ ebenfalls ohne App betrieben werden. Die gewünschten Daten werden auf dem kleinen Display angezeigt und können später in die App übertragen werden. Der Capto EZ wird bei mir auch gerne ausgeliehen, um eigenständig üben zu können.
Golfprofessional Clemens Otto
Arbeitet mit: Aimpoint Certified Instructor, Sportsbox 3D Golf Certified, TPI Level 2 Fitness, Speed, Juniors Golfbiomechanics Penn State University, Capto Putting System, Bal.on Drucksensoren, Hackmotion System, DeWiz Sensor, Trackman Certified User.
Kontakt: clemens@feelwhatsreal.de oder im Seven Tees in München
Tel.: 089 35061940