Viele konzentrieren sich oftmals zu sehr auf sogenannte Standard-Schläge. Und diese sind in den Augen der meisten Spieler jene Schläge, die schnurstracks geradeaus fliegen und die gewünschte Länge haben. Dabei ist der Golfsport gerade deswegen so facettenreich, da es eine Vielzahl an Standard-Schlägen gibt – vom Putt zum Chip oder Pitch bis zum Standard-Fade, -Draw oder eben auch Punch.
Vor allem der Punch wird viel zu selten von Amateuren gespielt. Dabei ist dieser flache, nach vorne herausgepresste Schlag äußerst hilfreich und kann nicht nur auf Links-Plätzen viel risikofreier zu sehr guten Ergebnissen führen. Ist der Untergrund mal etwas härter oder der Wind etwas stärker, ist der Punch im Vergleich zum Eisenschlag die sichere Spiel-Alternative.
Für mich ist das Set-Up das Allerwichtigste: Dazu sollten der Schläger kürzer gegriffen und die Ballposition weiter nach hinten verlegt werden – also für Rechtshänder weiter nach rechts. Der Rückschwung wird verkürzt ausgeführt, ich hole immer zu Dreiviertel aus. Den Kraftaufwand reduziere ich ebenfalls. Ich kalkuliere mit 75 bis 80 Prozent Power. Zwar rollt der Ball viel, doch sollte grundsätzlich ein Schläger mehr genommen werden. Die Gesamtlänge gleicht sich aber durch das kürze Greifen des Schlägers aus. Der Punch mündet dann in ein schönes und verkürztes »Tommy-Fleetwood-Finish«.
Meistens setze ich den Punch bei Wind ein. Da der Ballflug eines sauber getroffenen Punchs flacher und mit mehr Druck fliegt, lässt sich der Ball vom Wind auch weniger schnell aus der Flugbahn bringen. Ist es auf dem Platz auch mal stürmisch, lautet mein Kerngedanke: »When it’s breezy, swing it easy.«
Den Punch im eigenen Schlag-Repertoire zu haben ist deswegen so hilfreich, da er multipel einsetzbar ist – auch als Rettungsschlag aus Notsituationen, wenn mal ein paar Bäume im Weg sind, unter denen man flach drunter durch spielen muss.
Hier auf dem Vipingo Ridge Course sind nach dem leichten Re-Design nicht nur die Grüns modifiziert, auch der Untergrund ist wesentlich härter. Daher waren bei der Magical Kenia Ladies Open 2022 Punches die geeignete Spielalternative.
Noch mal zum Merken:
1. Kürzer greifen
2. Ballposition weiter rechts.
3. Dreiviertel Rückschwung
4. 75 Prozent Power
5. Fleetwood-Finish
Eine weitere Modifizierung des Standard-Punches wäre, ihn noch flacher zu spielen. Das ist dann eine Art Chip-and-Run. Experimentieren Sie einfach mal auf der Driving Range etwas und probieren es aus.
Florentyna Parker
Werdegang:
Geboren am 20. Juni 1989 in Henstedt-Ulzburg, im Süden Schleswig-Holstein, wuchs die Engländerin »Flory« zweisprachig auf. Der »Parker-Clan« ist eine echte Golffamilie. Vater Tim ist Trainer, Mutter Gina managte einen Pro Shop und Bruder Ben ist ebenfalls Professional. Seit dem Brexit hat die Engländerin zwei Staatsbürgerschaften.
Erfolge:
Seit 14 Jahren LET-Spielerin; Solheim Cup 2017; 3 Tour-Siege – zuletzt Estrella Damm Mediterranean Ladies Open 2017.