– von: Paul Dyer
Wenn man im Internet nach dem Begriff „Golf Chip“ sucht, erhält man 145 Millionen Suchergebnisse. Mit so vielen Tipps müsste es schlicht ausgeschlossen sein, schlecht zu chippen. Trotzdem wird täglich offensichtlich tausendfach nach Tipps für besseres Chippen gesucht, da es offensichtlich viele verzweifelte Golfer gibt …
Das Problem dieser Trainingstipps ist, dass sich zwar alle Spieler um eine korrekte Technik bemühen, dabei aber kaum erklärt wird, wie dieser Schlag tatsächlich auszuführen ist. Ich möchte Ihnen nicht nur zeigen, wie Sie Ihr eigenes Spiel und insbesondere Ihre Kurzspielergebnisse optimieren können, sondern auch, wie taktisch beim Chip vorzugehen ist.
Beim Chippen gibt es nämlich eine goldene Regel, die für alle Schläge von unter zehn Metern Flugstrecke zum Grünrand gilt: Sie müssen den Ball innerhalb der ersten zwei Meter vom Anfang des Grüns aufkommen lassen. Nutzen Sie das Grün und spielen Sie nicht unnötig nah ans Loch. Oft sehe ich Spieler, die nicht nur eine viel zu hohe Flugbahn wählen, sondern den Ball auch zu dicht an der Fahne landen lassen und somit das Grün und die Chancen, die es bietet, gar nicht nutzen.
Ball möglichst lange rollen lassen
Anstatt den Ball als Lob-Shot in hohem Bogen Richtung Fahne zu schlagen, ist es viel einfacher, ihn zur Fahne rollen zu lassen. Dazu muss man sich eine Lande-zone suchen – und das vergessen leider die meisten Amateurspieler. Damit ist es extrem schwierig, den Schlag erfolgreich zu planen. Mit einer Landezone in der Größe eines Lochs zwingen Sie sich, den Schlag in zwei Teilbereiche zu unterteilen, und zwar in eine Flug- und eine Rollphase. Das wird Ihnen helfen, die Dosierung genauer einzuschätzen. Legen Sie dazu einen Landepunkt – beispielsweise einen Bierdeckel – aufs Grün und lassen dort den Ball landen.
Den Schläger wählen
Am wichtigsten ist zu klären, welcher Schläger sich am besten eignet. Mit anderen Worten: Mit welchem Eisen können Sie einen ganz einfachen Schwung ausführen, bei dem der Ball auf dem gewünschten Punkt landet und zum Ziel ausrollt. Wie bereits erwähnt, neigen viele Spieler dazu, einen Schläger mit sehr viel Loft zu nehmen – Sandwedge oder sogar Lobwedge. Dabei eignen sich auch die anderen Eisen im Bag sehr gut fürs Chippen. Mit Schlägern, die einen geringeren Loft haben, beispielsweise Gapwedge (52 Grad), Pitchingwedge oder niedriger, kann ein Landepunkt direkt hinterm Grünrand gewählt werden. Dann wird der Ball die größere Teilstrecke bis zur Fahne nicht fliegen, sondern rollen; und das wiederum bedeutet grundsätzlich mehr Kontrolle.
Landepunkt bestimmen
Wählen Sie Schläger und Landepunkt mit Überlegung aus. Bedenken Sie, dass bei einem Schläger mit weniger Loft die Ausholbewegung nicht so groß sein muss wie beispielsweise bei einem Lob- oder Sandwedge. Wenn Sie diese Vorgehensweise beherzigen, können Sie die Abstimmung Ihrer Schlägerwahl verfeinern und an Präzision gewinnen. Aber bedenken Sie, dass es unmöglich ist, Distanzkontrolle, also die Einschätzung des Flug-Roll-Verhältnisses, zu trainieren, ohne einen Landepunkt anvisiert zu haben.
Ständiger Selbsttest
Von jedem Schlag, den Sie mit Landepunkt trainieren, werden Sie etwas lernen. Probieren Sie es aus. Dabei gibt es ja nur vier Faktoren, die den Schlag beeinflussen, oder etwaige Fehler, die sie machen könnten:
- Sie treffen den Ball so schlecht, dass er sowieso keine Chance hat, die Landezone
zu erreichen. In diesem Fall haben sie tatsächlich ein Technikproblem. - Sie treffen den Ball gut, aber der Ball landet nicht auf dem Landepunkt. Dann haben Sie ein Dosierungsproblem. Die meisten Golfer gehören dieser Kategorie an.
- Sie treffen sowohl Ball als auch Landezone ganz gut, aber der Ball kommt nicht in der Nähe des Lochs zur Ruhe. Dann haben Sie ein Problem mit der Schlägerwahl. Nach einem missglückten Schlag glauben die meisten Spieler, sie hätten einen anderen Schläger nehmen müssen, aber diesen Fall sehe ich nur sehr, sehr selten.
- Die letzte Möglichkeit ist, dass sie eigentlich alles ganz gut machen, der Ball aber nicht zum Loch läuft. Dann haben Sie das Grün nicht korrekt gelesen.
Mit meiner Methode haben Sie also nicht nur eine klare Strategie für das Kurze Spiel, sondern testen sich immer wieder selbst und lernen bei jedem Schlag von Ihren eigenen Ergebnissen. Besser geht es nicht!
Paul Dyer ist Leadbetter-Coach in Deutschland an den Standorten Timmendorfer Strand, im Golfclub Velbert und in der Hamburger Golf Lounge.