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Golfplatzarchitekt Christian Althaus im Interview

Woher Golfplatzarchitekt Christian Althaus die Inspiration für seine Projekte schöpft und was Caspar David Friedrich und Kartoffelchips mit Golfplatzdesign zu tun haben, erfahren Sie in diesem Interview.

Althaus Golfdesign

GC Georgenthal

Herr Althaus, der Job eines Golfplatzarchitekten ist eine bunte Mischung aus kreativem Geist, Handwerk mit schwerem Gerät und dem Blick für die passende Begrünung. Was hat Sie bewogen, diesen Beruf zu ergreifen?

Schon als kleiner Junge hat mich die Garten- und Land-schaftsgestaltung interessiert. Entscheidend waren jedoch für mich die frühen 90er Jahre, als ich längere Zeit in den USA lebte und dort Golfplatzarchitektur auf einem ganz anderen Niveau kennenlernte. Ich spielte auf der Junior-Tour in Kalifornien an die hundert Plätze – so auch Pebble Beach, Cypress Point und viele andere rund um San Francisco. Eine derartige golferische Herausforderung hinsichtlich des Golfplatzdesigns kannte ich in der Form nicht aus Deutschland. Vor allem haben mich einige Plätze des Golfplatzarchitekten Alister McKenzie besonders beeindruckt und lassen mich seitdem nicht mehr los. 

München – St.Andrews – Düsseldorf

Wie wird man eigentlich »Golfplatzarchitekt«?

Ich entschied mich für den klassischen Werdegang. Nach der vorbereitenden Ausbildung zum Landschaftsgärtner, bei der ich mir fundierte Pflanzenkenntnisse aneignen konnte, studierte ich Landschaftsarchitektur in München-Weihenstephan mit dem Abschluss des Diplom-Ingenieurs. Als ich bereits in einem Golfplatzdesignbüro arbeitete, absolvierte ich berufsbegleitend ein zweijähriges Diploma-Studium am Institut der Europäischen Golfplatz-architekten in Großbritannien. Das war eine wunderbare Zeit, in der wir die Klassiker der Golfplatzgeschichte vor Ort studierten. Studienabschluss war in St. Andrews – im »Home of Golf«. Mehr geht nicht. Seit 2010 bin ich mit meinem eigenen Büro in Düsseldorf selbständig. 

GC Herzogswalde (Dresden)

Im Golf Club Föhr hielten Sie den Platzrekord, bevor Sie den Course komplett redesignt haben. Heute gilt die Anlage auf der Nordseeinsel als Ihr »Meisterwerk«. Inwieweit ist es für einen guten Golfplatzarchitekten zwingend erforderlich, auch ein guter Golfer zu sein?

Erforderlich ist es nicht, aber in der Planung hilft meine jahrelange Expertise ungemein. Dieser wunderbare Sport ist so komplex und facettenreich. Dabei ist es wichtig, sich auch in Golfer aller Spielstärken hineinversetzen zu können

Ein guter Golfer zu sein reicht bei Weitem nicht aus, um einen gelungenen Golfplatz zu bauen.

Christian Althaus

Nur so ist eine bedarfsgerechte Planung von Spielsituationen und Hindernisgestaltung möglich. Mir geben die vielen Plätze, die ich in fast 35 Jahren gesehen und gespielt habe, wertvolle Inspiration für meine eigene Planung. Ein guter Golfer zu sein, reicht dennoch bei weitem nicht aus, um einen gelungenen Golfplatz zu bauen. Architekten müssen eine Fülle komplexer Fragestellungen bedienen: Drainageplanung, Bodenkunde, Vegetationstechnik, Ökologie, Genehmigungsplanung, Ausschreibung, Bauüberwachung, Kostenkontrolle und vieles mehr. Daher halte ich auch die Kombination mit dem Beruf des Landschaftsarchitekten für unabdingbar.

„St. Andrews über alles“ – Christian Althaus

Zu Ihrem Portfolio gehören ganz unterschiedliche Projekte – von Meisterschaftsanalagen, zu stadtnahen Kurzspielanlagen, über 9-Löcher-Plätze bis hin zum Bau eines sportlichen Golfodroms. Woher schöpfen Sie Ihre Inspiration?

Mir geht es zum einen um die Spieler und zum anderen um das Naturerlebnis. Berühmte Plätze leben von der Landschaft. Bezogen auf den Golf Club Föhr ließ ich mich beispielsweise auf Reisen nach Irland, Schottland und England inspirieren, um auch die Klassiker rund um Londons Heidegürtel zu besuchen – Sunningdale, St. Georges Hill, Woking, Walton Heath oder Hankley Common. Spielstrategisch und in Bezug auf die Historie steht der Old Course in St. Andrews über allem. Aber all das ist natürlich projektabhängig.

GC Föhr

Welche Elemente sind Ihnen bei Ihren Designs besonders wichtig?

Beim Design versuche ich, auf Golfer aller Spielklassen einzugehen. Somit gilt es, frontale Hindernisse wie Teiche oder Bunker zu vermeiden. Stattdessen sollte eine »sichere Route« offeriert werden, die ein Umspielen des Hindernisses erlaubt. Ich arbeite auch gerne mit optischen Täuschungen und lasse mittels erodierter Kanten Bunker visuell näher am Grün erscheinen. Ich liebe ausdrucksstarke, dreidimensionale Grünkomplexe mit Buchten, Hügeln und Mulden. Dabei sollte das Design keineswegs abrupt wirken. Ein Grün sollte wie ein Kartoffelchip aussehen. Und auch kurzes Gras kann mal als Hindernis dienen. Mit bewegten Grüns wird der Golfer in seiner Spiel-strategie zum Denken angeregt.

Ein Golfplatz muss auch dem Auge gefallen. So ist eine Asymmetrie für das Auge spannender, als wenn sich alles total symmetrisch darstellt.

Christian Althaus

Schiere Platzlänge ist mir da nicht so wichtig. Ich möchte, dass Golfer Spaß und Lust darauf haben, den Platz mehfach zu spielen, um diesen noch mehr zu entdecken und verschiedene Spielvarianten auszuprobieren. 

Zurück zu den Ursprüngen im Golfplatz-Design

In den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich im Golfplatzdesign viel gewandelt. Es wirkt fast, als gäbe es einen Trend zurück zu den Ursprüngen. Wie würden Sie das beschreiben? 

Während früher nur Grüns und Abschläge als Baukörper erstellt wurden, wird heutzutage meist das ganze Gelände großflächig modelliert. Dabei geht der Trend zugleich zurück zu einer puristischeren Golfplatzarchitektur mit natürlicher Optik. Stark gedüngte, übertrieben bewässerte Spielbahnen sind nicht mehr zeitgemäß. Stattdessen wird auf nachhaltige, ressourcenschonende Golfplatzgestaltung und Steigerung der Biodiversität gesetzt. Sich auf die »Ursprünge« zu besinnen, hat viel mit ökologischen Aspekten zu tun, mit der Reduktion von Raumbedarf, Wasserverbrauch, Düngemitteln und mit der Besinnung auf genügsame Gräser und lokale Vegetation. Nachhaltiges Golfplatzdesign bedeutet Ressourcenschonung und Steigerung der Artenvielfalt.

GC Trier

Asymmetrie vor Symmetrie im Golfplatz-Design

Bei Ihren Lochbeschreibungen spielen Sie immer wieder mit Motiven aus der Kunst – wie dem Goldenen Schnitt. Inwieweit haben Sie sich von der Kunst und Malerei inspirieren lassen? 

Natürlich bin ich kunstinteressiert. Was ich damit sagen will, ist, dass meine Planung einer gewissen Logik folgt. Bei einem Caspar-David-Friedrich-Bild hat man Details im Vordergrund, dann gibt es den Mittelgrund und den Hintergrund. Das sind Sichtachsen. Auch in Englischen Gärten wird mit Sichtachsen gearbeitet und so auch auf dem Platz. Das erfolgt durch das Freistellen von Charakterbäumen, der asymmetrischen Platzierung von Hindernissen und so weiter. Ein Golfplatz muss auch dem Auge gefallen. So ist eine Asymmetrie für das Auge spannender, als wenn sich alles total symmetrisch darstellt. Das sind so Design-Sachen, die ich über die Jahre gelernt und mir angeeignet habe.

Starke Golfplatzdesigns sind oftmals nicht einfach zu spielen und stellen Herausforderungen. Wenn Sie einen Platz entwerfen, designen Sie dann gegen den Golfer?

Nein. Ich stelle ihm Denkaufgaben. Der Golfer hat einen Laser, ist gefittet und muss seinen Weg finden. Auch höhere Handicap-Spieler könnten ganz bestimmt besser scoren, wenn sie strategisch mitdenken und auf Ablage spielen – ähnlich wie beim Billard. Und eben nicht nur Schlag auf Schlag spielen, ohne an den Folgeschlag zu denken.

Was macht für Sie einen wirklich schönen Platz aus?

Plätze benötigen auch Variabilität und Spielbarkeit. Ein faires und eben kein bestrafendes Design, das vorne immer verteidigt und es den guten Spielern leichter macht. Variabilität, Rhythmus und Bahnen, die eine Spielstrategie erfordern, machen für mich einen guten Platz aus – und ganz klar Erinnerbarkeit. Man muss sich nach der Runde an einzelne Löcher erinnern können. Spielwitz, Strategie und Optik sind auch wichtig. Es muss ein Designmix sein, bei dem verschiedene Faktoren erfüllt werden.

Vielen Dank für das Gespräch!

Christian Althaus

Der diplomierte Ingenieur und Landschaftsarchitekt ist passionierter Golfer und spielt ein Handicap von +1. Sein Heimatclub ist der Düsseldorfer GC. Zu seinen Projekten gehören u.a.: GC Dresden Herzogswalde, GC Trier, Essener GC Haus Oefte, GC Lilienthal, GC Hofgut Georgenthal, GC Föhr, Golfodrom St. Leon Rot, Marienburger GC.