Was für eine Schlussphase! Nach einem Abschlag ins Rough auf dem 72. Loch der Italian Open war der sechste Titel auf der DP World Tour für Marcel Siem in weite Ferne gerückt. Der Deutsche benötigte ein Birdie, um ein Stechen gegen Tom McKibbin, der nach einer 65 bereits Stunden vor der Finalgruppe im Clubhaus ankam, zu erzwingen. Der Gewinner der Porsche European Open 2023 verfolgte das Geschehen interessiert von der Driving Range.
Siem, der als geteilter Führender in den Tag gestartet war, hatte bei windigen Bedingungen im Adriatic Golf Club Cervia nach überzeugender erster Neun etwas den Faden verloren und während der zweiten Halbrunde vier Bogeys kassiert. Die Führung war dahin.
Doch dank einer starken Annäherung mit dem Wedge sowie einem versenkten Putt aus mehr als sechs Metern schaffte er es irgendwie doch noch, bei zehn unter Par für das Turnier mit dem nordirischen Top-Talent gleichzuziehen. Ein Stechen musste die Entscheidung bringen.
Entscheidung auf dem ersten Extraloch
Erneut ging es auf die 18, um den Sieger zu ermitteln. Der deutsche Routinier und sein nicht einmal halb so alter Kontrahent erarbeiteten sich auf dem kurzen Par 4 gute Birdie-Chancen. Während McKibbin seinen Putt am Loch vorbeischob, machte der 43-Jährige den Sieg mit dem zweiten Birdie in Folge auf dem Schlussloch perfekt.
Für Siem ist es ein überraschender Erfolg. Nach überstandener Hüft-Operation inklusive einer mehrwöchigen Zwangspause war der Deutsche erst zur Soudal Open auf die Tour zurückgekehrt. Seither verpasste er zwei Cuts und beendete das Scandinavian Mixed auf dem 51. Rang.
„Diesen Putt auf der 18 zu lochen, war für mich einer der coolsten Momente im Golfsport, und ihn in einem Play-off zu wiederholen, war fantastisch“, verriet er.
Siem überglücklich, De Bruyn wird Dritter
„Es ist einfach unglaublich. Alles ging so schnell, mein ganzes Team ist wirklich sehr gut… meine Familie, sie pusht mich so sehr und glaubt an mich. Ich liebe diesen Sport, ich liebe ihn einfach, und es macht so viel Spaß, hart dafür zu arbeiten, wenn man jetzt so belohnt wird. Ich liebe das Leben, ich liebe Golf, es kann im Moment nicht besser werden.“
Jannik De Bruyn kann ebenfalls stolz auf seine Leistung sein. Der Deutsche hatte erst am Dienstag erfahren, dass er einen Platz im Feld des Turniers bekommen würde, und reiste prompt von einem Challenge-Tour-Turnier in Frankreich an die italienische Adriaküste. Nach nur neun Löchern einspielen am Mittwoch startete der 24-Jährige mit etwas anderer Vorbereitung ins Turnier.
Das Resultat: zwei bärenstarke 67er Runden zum Auftakt, eine Par-Runde am Moving Day und eine starke 69 zum Abschluss. Einen Schlag hinter dem Führungsduo freut sich der Rheinländer über seine beste Karriereleistung auf der DP World Tour und einen Sprung unter die Top 100 der Saisonwertung.