Im Juli 2021, mit gerade mal 24 Jahren hatten Sie bereits zwei Majors auf Ihrem Konto. Wie ist das eigentlich, wenn Ihr Name im gleichen Atemzug mit Legenden wie Arnold Palmer, Jack Nicklaus, Gary Player, Tom Watson und Tiger Woods fällt?
Ich würde mich noch nicht in dieser Kategorie ansiedeln. Ein Major zu gewinnen ist schon eine harte Nuss, aber zwei zu holen – und hoffentlich noch viele mehr –, ist eine Herausforderung. Es ist eine recht kleine Gruppe, mit der man sich vergleicht und darüber sprechen kann. Zwei Wochen nach meinem ersten Major kam Tiger auf mich zu und sagte: »Willkommen im Major-Club«. Da habe ich Gänsehaut bekommen. Mit der Open 2021, also meinem zweiten Major, habe ich ein anderes Level betreten und die Namen, mit denen ich in Verbindung gebracht werde, sind besonders. Es ist schwierig, dafür die richtigen Worte zu finden.
Ihre Saison mit dem dritten Platz beim Masters, dem vierten bei der PGA Championship und dem zweiten beim Memorial läuft ordentlich. Wie selbstbewusst können Sie zur Open reisen?
Lassen Sie es mich so ausdrücken: Mein Selbstbewusstsein nimmt zu. Das kam nicht nur durch gute Ergebnisse, sondern durch Veränderungen. Beispielsweise die Vereinfachung einiger Dinge rund um den Schwung sowie der mentale Aspekt. Das bedeutet, Schläge besser antizipieren und dann genau so auszuführen, wie ich es beabsichtige.
Die Open ist seit über 150 Jahren ein ultimativer Test. Zurück zu den Wurzeln des Golfsports und besinnen auf die Grundwerte. Teilen Sie diese Besonderheit?
Kein anderes Turnier ist mit der Open vergleichbar. Wir spielen an Orten, an dem der Golfsport seinen Anfang nahm und alle großen Spieler ihren Namen auf der Claret Jug verewigt haben. Es sind Plätze, wo Kreativität im Spiel gefordert ist. Im Normalfall ist Golf sehr repetitiv. Es geht meist um Perfektion, allerdings mit Zahlen und Technik. Bei der Open dreht sich alles um Kreativität. Man spürt die Geschichte und den Ursprung des Golfsports, wenn man einen Fuß auf diese erstaunlichen Plätze im Vereinigten Königreich setzt. Man hat einen Ball und einen Schläger und muss mit dem auskommen, was einem zur Verfügung steht. In dieser Woche verwandeln wir uns in Künstler.
Hinzu kommen die Naturgewalten. Wie gerne spielen Sie Linksgolf und wie herausfordernd sind dabei die Wetterbedingungen?
Linksgolf bedeutet für mich sehr viel Spaß. Jeder Schlag ist irgendwie anders und es gibt gefühlt 50 verschiedene Möglichkeiten diesen auszuführen. Die Startzeiten haben extremen Einfluss. Sie bestimmen, ob man gute oder schlechte Bedingungen vorfindet. Die Plätze ändern ihren Charakter in ganz kurzer Zeit. An einem Tag ist 6 unter Par fantastisch, am nächsten ist Level Par womöglich der beste Score. Als Spieler muss man sich anpassen.
Was sind Ihre ersten Erinnerungen an die Open?
Mir fallen da die Siege von Zach Johnson (2015) und Jordan Spieth (2017) ein. Das ist noch gar nicht so lange her.
Wie gut kennen Sie Royal Troon?
Ich war noch nie in Troon und freue mich darauf, den Platz kennenzulernen.
Da ist beispielsweise die längste Bahn in der Open-Geschichte – die Nummer 6 mit 623 Yards. Kann man sich auf eine Open eigentlich speziell vorbereiten?
Es hängt irgendwie alles vom Wetter ab, das ist wohl der größte Faktor. Manchmal ist dann ein langer Platz einfach zu spielen oder umgekehrt. Wenn der Kurs eher lang ist, hoffen wir auf gute Bedingungen und viele Birdies.
Mit Ihrem Sieg im Jahr 2021 waren Sie der erste Spieler, der seit Ben Curtis (2003) bei seinem Debüt bei der Open gewonnen hat. Außerdem waren Sie der erste männliche Golfer, der bei seinem Debüt zwei Major-Turniere gewinnen konnte, nachdem Sie bereits bei der PGA Championship 2020 erfolgreich waren. War Ihnen die Bedeutung Ihrer Leistung zu diesem Zeitpunkt bewusst?
Auf keinen Fall. Mir ist bis heute nicht klar, wie besonders es ist, bei zwei verschiedenen Majors zu gewinnen. Man hat nur einmal die Chance, bei seinem ersten Start zu gewinnen, also war es wirklich etwas Besonderes, es zwei Mal zu schaffen. Manchmal gehört zum Gewinnen auch viel Glück, aber den Titel der PGA Championship mit dem Sieg bei den Open zu bestätigen, bedeutet mir sehr viel. Ich spiele noch heute Runden und denke dabei daran, wie ich am Finaltag in Royal St. George’s gespielt habe.
Collin Morikawa
- geboren: 6. Februar 1997 in Los Angeles
- Familienstand: verheiratet mit Katherine Zhu
- Ausbildung: BWL-Abschluss an der University of California (Berkeley)
- Amateur: 2018 drei Wochen die Nummer eins der Welt
- Profi seit: 2019
- Erfolge: PGA Championship 2020, Open Championship 2021, insgesamt 7 Turniersiege (u.a. DP World Tour Championship), Sieger Ryder Cup 2021 und Presidents Cup 2022
- Tour: PGA Tour
- Karrierepreisgeld: 35.893.000 US-Dollar
- Ranking: 7 (OWGR), 4 (FedExCup)
- Sponsoren: TaylorMade, Adidas, Rolex, KPMG, US Bank, Summit