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Nick Bachem – Gekommen, um zu bleiben

Nick Bachem

Der 23-jährige Nick Bachem spielt seine erste Saison auf der DP World Tour. GM traf ihn bei der Ras Al Khaimah Championship. Das Turnier nordöstlich von Dubai war sein Auftakt 2023. 

Er zückt den Driver, na klar. Das ist der Lieblingsschläger von Nick Bachem und wenn er damit hantiert, ist die Show garantiert. Seine Kollegen Freddy Schott und Hurly Long, beide beachtlich lang mit dem Holz eins, bescheinigen Bachem, »mal richtig lang zu sein«. Dass er den Ball meilenweit befördern kann, bestätigt auch Bundestrainer Ulrich Eckhardt. Auf der Proberunde im Vorfeld der Ras Al Khaimah Championship hätten seine Mitspieler Gunner Wiebe (USA) und Joshua Lee (USA) gerne mal laute Jubelschreie oder Pfiffe von sich gegeben, was sie aber nicht machten, weil es sich auf dem Golfplatz einfach nicht gehört. Sie waren auf alle Fälle beeindruckt von den Hieben, auch wenn es am Selbstbewusstsein kratzt, 40 Meter kurz gelassen zu werden. 

Bei Bachem und dem Driver kracht’s derart und man wird das Gefühl nicht los, dass das Material bei jedem Schlag einem Belastungstest unterzogen wird und hofft inständig, dass nicht gleich viele Einzelteile verteilt auf dem Abschlag liegen. Woher diese innige Beziehung kommt? »Ich war früher oft der Jüngste und wollte immer weiter sein«, erzählt er. Das war nur mit einem feinen Driver-Handling zu realisieren. 

Über 140 mph  

Jetzt, wenn der Jung-Profi den Ball nur sicher nach vorne schubsen möchte, bringt er es auf etwa 125 mph Schlägerkopfgeschwindigkeit und bei voller Attacke knackt er die 140 mph. Irre Werte! Mit denen kann man mal ein Par 4 von 380 Metern direkt anvisieren. Bachem deswegen als durchgeknallten Haudrauf zu bezeichnen wäre gänzlich falsch. Eckhardt bezeichnet ihn als absolut »kompletten Spieler mit einem sehr feinem Händchen rund ums Grün«. Nachdem zahlreichen jungen deutschen Golfern in den vergangenen 15 Jahren eine glorreiche Zukunft prognostiziert wurde, will man es gar nicht laut aussprechen, doch das Mitglied des renommierten Marienburger GC (spielt dort seit seinem 10. Lebensjahr) bringt wirklich alles mit, um durchzustarten.

2022 blieb er seit Langem einmal von Verletzungen verschont. Das Resultat: Nachdem er den direkten Aufstieg via Challenge Tour nicht schaffte, ließ er es bei der Final Stage der Q School krachen und löste das DP World Ticket. »Ein perfektes und emotionales Ende. Es kam auch nicht so überraschend. Ich wusste immer, dass ich gut spielen kann und dass es passiert«, so Bachem. Das klingt selbstbewusst, aber keineswegs überheblich. Ohne die zahlreichen Verletzungen, da sind sich Insider einig, wäre das Talent Nick Bachem noch weiter. 

Gezielte Veränderungen 

Wir spielen hier mal nicht »hätte, hätte Fahrradkette«. Der Profi ist Realist und er weiß, dass er sich in der europäischen Eliteliga zunächst einmal beweisen muss. Dass das funktionieren kann, das haben Yannik Paul und Hurly Long vergangene Saison als Rookies gezeigt. Ähnliches hat nun auch er vor. Mit dem Wort Saisonziel tut er sich dagegen schwer. Natürlich gilt es, die Tour-Karte zu halten beziehungsweise sich eine bessere Kategorie zu erspielen. Um das zu erreichen setzt er bei anderen Dingen an: Mehr Lesen während der Turniere steht beispielsweise auf seiner Agenda, ebenso einen besseren Schlafrhythmus zu finden. In der höchsten Liga nehmen Reisen, Distanzen, Intensität und Stress zu. Und nur wenn die kleinen Veränderungen greifen, wird er sich als Mensch und Spieler weiterentwickeln und so die Basis für Erfolge legen können.  

Der Sprung auf die DP World Tour ist ihm in einer atemberaubenden Geschwindigkeit gelungen und jetzt steht er auf der Range neben Spielern, die er früher nur im Fernsehen verfolgte. »Das ist schon ein witziges Gefühl. Mit 14 durfte ich mal das Pro-Am der BMW International Open in Köln mitspielen. Mein Pro war damals Marcel Siem. Den kannte ich vorher nur aus dem TV. Und jetzt habe ich im Winter in Südafrika drei Wochen gemeinsam mit ihm gewohnt«, berichtet er und muss dabei schmunzeln. Siem und Bachen sind mittlerweile bei der gleichen Management-Agentur (Ethos). 

So schnell kann es gehen. Der Profi Nick Bachem ist auf die DP World Tour gekommen, um dauerhaft zu bleiben. Unterstützt wird er unter anderem von DGV-Bundestrainer Eckhardt, seinem Heimatcoach Peer Sengelhoff sowie seinen Eltern und einem alten Routinier an der Tasche. Es benötigte etwas Überzeugungsarbeit des Bundestrainers, dass sich Stevie Rawlinson auf Bachem im Herbst 2022 einließ. »Big Stevie« ist einer, der schon für Colin Montgomerie und Thomas Gögele arbeitete und bei seinen Chefs auch manchmal negativ auffiel, weil er deren Schlägerwahl auf der Runde kritisierte. Ein Mann mit viel Erfahrung und genau der Richtige, um Bachems Ziele als Rookie umzusetzen. Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen auf dem Platz war Rawlinson hin und weg. »Wow, der Junge ist mal richtig gut, warum habt ihr mich nicht früher geholt?«