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Masters 2025 – Langers letzter Akt

Mit dem Masters beginnt die Major-Saison - zugleich endet für uns Deutsche eine prägende Ära. In Augusta, Georgia, begann alles, im Jahr 1985, als ein junger Blondschopf aus Anhausen, Germany, sensationell das Turnier gewann und damit einen kleinen Boom in seiner Heimat auslöste.

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Bernhard Langer beim Masters 2022

Ein letztes Mal Augusta

Die ganze Welt schaut voller Vorfreude aufs Masters, das erste Majorturnier des Jahres. Endlich geht es los mit den ganz großen Turnieren und den Dramen, die wirklich etwas bedeuten und ihren Weg in die Geschichtsbücher finden. Irgendwie fiebern alle der zweiten Aprilwoche entgegen – nur eine Nation nicht.

Wir Deutschen werden dieses Jahr eher wehmütig auf die sattgrünen Fairways und schneeweißen Bunkerflächen blicken und dem frühlingshaften Zirpen der Vögel zuhören (das angeblich von dem übertragenden TV-Sender künstlich zugeschaltet wird). Denn Bernhard Langer, 67 Jahre alt und zweifacher Sieger, wird in diesem Jahr zum letzten Mal dabei sein.

Langer bei einem Bunkerschlag beim Masters 1985

In Augusta, Georgia, begann alles, im Jahr 1985, als ein junger Blondschopf aus Anhausen, Germany, sensationell das Turnier gewann und damit einen kleinen Boom in seiner Heimat auslöste. Vierzig Jahre ist das her, kaum zu glauben. Und wer weiß, wie groß Golf schon früher geworden wäre, hätte nicht drei Monate später ein 17-jähriger Rotschopf aus Leimen Wimbledon gewonnen und einen beispiellosen Tennistaumel ausgelöst? Auch bei der Wahl zum Sportler des Jahres landete Langer 1985 hinter Boris Becker und 1993 hinter Henry Maske – es ist ein Titel, den er zweifellos verdient hätte, aber nie bekam.

Der Kreis schließt sich für Bernhard Langer, wenn auch ziemlich rucklig. Denn eigentlich sollte der Abschied schon im April 2024 erfolgen, doch eine gerissene Achillessehne beim Pickleball-Spiel verhinderte Langers letzte Runden. Und beinahe hätte es auch in diesem Jahr nicht geklappt, denn Hurrikan Helene zerstörte Ende September die Fairways, Grüns und viele der ikonischen Bäume und Anpflanzungen Augustas.

Bernhard Langer erhält das grüne Jacket von Ben Crenshaw

Kurz schien sogar die Austragung eines Profiturniers im folgenden Frühjahr gefährdet, aber nur sehr, sehr kurz. Denn die Finanzkraft der dortigen Mitglieder sorgte dafür, dass der Platz schon nach wenigen Wochen aussah wie immer, beinahe so wie damals, als ein in knallrot gekleideter Bernhard Langer von Vorjahressieger Ben Crenshaw das Grüne Jackett bekam und damit, in seinen eigenen Worten, aussah »wie der Weihnachtsmann«.

Die beiden Langer-Triumphe

Der 14. April 1985 war der eigentliche Startschuss für den deutschen Golfsport. Zwei Schläge blieb Langer vor Severiano Ballesteros, obwohl der Deutsche nur mäßig ins Turnier gestartet war: Mit 72 und 74 Schlägen lag er deutlich zurück, bevor er am Wochenende mit nahezu fehlerfreiem Spiel zwei 68er-Runden ins Clubhaus brachte. Lohn der Mühe: die Fabelsumme von 126.000 Dollar. Der Sieger 2025 bekommt 3,6 Millionen Dollar. Im Jahr 1985 spielten 70.000 Menschen in Deutschland Golf, es gab 214 Clubs – die Zahlen sollten rasch steigen.

Langer war keineswegs ein Außenseiter, der überraschend gewann, schließlich hatte er zuvor schon elf Turniere auf der European Tour gewonnen und dabei Größen wie Tony Jacklin, Mark James und Ballesteros hinter sich gelassen; bei der Italian Open 1983 setzte er sich sogar im Stechen gegen Seve durch – ein Beleg für die Nervenstärke des Deutschen, die er später noch so viele Male unter Beweis stellen sollte, nicht zuletzt bei epischen Ryder Cups. Dennoch: Die Auftritte bei den Masters-Turnieren zuvor (1982 am Cut gescheitert, 1983 nicht qualifiziert, 1984 Platz 31) machten ihn nicht gerade zum Top-Favoriten auf den lukrativen Titel.

Eagle auf Bahn 13 – Masters 1993

Der zweite Triumph 1993 war deutlich souveräner als der erste: In miserablem Wetter lag Langer von Anfang an in Lauerstellung und übernahm an Tag 3 die Führung mit vier Schlägen Vorsprung; seine 69 war der mit Abstand beste Score des Tages. Mit einer 70 am Schlusstag feierte er einen ungefährdeten Sieg vor Chip Beck.

Bernhard Langer und Augusta, das war und ist die große Liebe. Von 1984 bis 2002 schaffte er 19 Cuts in Folge, was schon für sich eine Weltklasseleistung ist. Neben den beiden Siegen landete er noch sieben Mal unter den Top Ten. 2001 wurde er Sechster, 2004 Vierter, 2014 gar, mit 56 Jahren, Achter, ein sensationelles Ergebnis. Die vielleicht verrückteste Statistik hat der US-Journalist Justin Ray ausgegraben: Bernhard Langer war in seinen vierzig aktiven Jahren in Augusta mit 57,6 Prozent aller Spieler im Feld, die jemals an diesem Turnier teilgenommen haben.

Kein Abgesang – Langer bleibt auf Champions Tour

Bernhard Langer tritt ab, jedenfalls von der ganz großen Bühne. Dass er uns auf der Champions Tour erhalten bleibt, ist ein kleiner Trost. Auch wenn er dort kürzer treten will und nicht mehr jedes Turnier spielen wird. Doch für einen Abgesang ist es zu früh, denn Bernhard Langer hört einfach nicht auf, uns zu überraschen. Wir müssen nicht über seine fabelhafte Karriere sprechen, seine Rekorde, seine Siege, seine Ryder Cups als Spieler, seine Meisterleistung als Auswärts-Kapitän, seine Willensstärke, seine epischen Kämpfe mit den Yips, seine Langlebigkeit als Leistungssportler, seine Vorbildfunktion.

Das wäre allzu voreilig, denn seine Karriere ist noch lange nicht vorbei. Schon 2024 sah es erstmals nach einer sieglosen Saison aus, die erste seit achtzehn Jahren – auch wegen der oben erwähnten Verletzung –, aber im allerletzten Turnier triumphierte er doch noch, und wie: Er holte sich den Sieg bei der Charles Schwab Cup Championship. Dabei gelang ihm in Runde zwei eine 64, drei Schläge besser als sein Alter. Dann gewann er im Dezember mit Sohn Jason die PNC Championship, und zwar im Stechen gegen Tiger Woods und Sohn Charlie. Ein Spaßturnier, ja, aber Tiger muss man auch im Spaß erst bezwingen. Und im ersten Turnier der Champions Tour 2025 landete er auf Platz 2, hinter Ernie Els. »Bernhard Langer ist einer der größten Athleten unserer Zeit«, zollt der Südafrikaner seinem Konkurrenten Respekt. »Sein Siegeswille ist einfach unglaublich.« Wir sind uns sicher, dass er uns auch im neunzehnten Jahr mit Spitzengolf verwöhnen wird.

Ist das Wochenende drin?

Was können wir beim Masters von ihm erwarten? Der Course ist deutlich länger geworden als er 1985 und 1993 war, und Langer hat, klar, im Alter auch arg an Länge verloren – und er war auch schon zuvor kein Longhitter gewesen. »Ich weiß, dass ich Eisen 3 und Hybride in die Grüns schlagen muss, während die anderen nur noch ein Eisen 9 in der Hand haben«, erklärt Langer, »das wird eine harte Sache.«

Keine Frage, ein überstandener Cut wäre eine Sensation. Aber Bernhard Langer tritt immerhin mit einer kleinen Extra-Motivation an: Denn beim Covid-Masters im Herbst 2020 wurde er mit 63 Jahren der älteste Spieler, der je den Cut in Augusta schaffte (und er landete immerhin noch auf Rang 29). Doch 2023 war Fred Couples 109 Tage älter, als er ins Wochenende kam. Wie wir Bernhard Langer kennen, will er sich die Bestleistung zurückholen. »Es wird eine Herausforderung«, sagt Bernhard Langer. »Aber ich liebe Herausforderungen.« Das hat er in seiner Karriere wirklich bewiesen.

Wahrscheinlich auch 2025 dabei: Stephan Jäger. Hier im Bild mit Frau Shelby und Sohn Harrison während des Par-3 Contest beim Masters 2024

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