Sport

LIV GOLF INVITATIONAL: Schwartzel räumt ab – Golfwelt gespalten

Charl Schwartzel räumt richtig ab, die PGA Tour verkündet Sperren und Martin Kaymer freut sich über namhafte Neuzugänge. So lief der Auftakt der LIV Golf Invitational Series in London

ST ALBANS, ENGLAND - JUNE 11: Charl Schwartzel of South Africa holds the winners trophy and poses for a photo with Greg Norman, LIV Golf CEO, after day three of the LIV Golf Invitational at The Centurion Club on June 11, 2022 in St Albans, England. liv golf (Photo by Craig Mercer/MB Media/Getty Images)
Holt sich den Sieg und den großen Scheck bei der LIV Golf-Premiere: Charl Schwartzel (Photo: Getty Images)

Der Südafrikaner Charl Schwartzel räumt richtig ab, die PGA Tour verkündet Sperren und Martin Kaymer freut sich über namhafte Neuzugänge. So lief der Auftakt der LIV Golf Invitational Series in London.

Rory McIlroy hatte die LIV Golf Invitational Series noch vor Wochen kleingeredet. Der Nordire erklärte damals als einer von mehreren Spielern aus der Weltspitze, dass er nicht vorhabe, Teil des umstrittenen saudischen Golf-Großprojekts zu werden. Überhaupt sah er wenig Chancen für den revolutionären Plan von Greg Norman mit dem mächtigen öffentlichen Investmentfonds des Wüstenstaats im Rücken. Norman müsse schon selbst abschlagen, um das Feld von 48 Spielern zusammenzubekommen, schmunzelte er damals.

Nach dem Auftakt der LIV-Serie im Centurion Club bei London muss sich auch McIlroy eingestehen, dass er das Projekt wohl unterschätzt hat. Und wählte zuletzt auch weniger offensive Töne. Es standen beim Auftakt 48 Spieler im Feld. Auch ohne Norman. Darunter ganz große Namen wie Phil Mickelson und Dustin Johnson. Oder Major-Sieger wie Louis Oosthuizen, Sergio Garcia, Martin Kaymer und Charl Schwartzel.

Was McIlroy unterschätzte: Mehr Geld für weniger Golf – diese Formel lässt viele schwach werden. Vor allem die Riege der Familienväter im fortgeschrittenen Profi-Alter. Das Gesamtpaket von acht ultralukrativen Events ist für viele zu attraktiv, um es abzulehnen wegen ein politischer Bedenken.  

Der Südafrikaner gewann übrigens die Premiere der zunächst acht Turniere umfassenden Serie. Da er sich zudem die Team-Wertung sicherte, ist Schwartzel, Masters-Gewinner von 2011 und sieglos seit 2016, um 4,75 Millionen Dollar reicher. Kaymer beendete das Turnier als geteilter 15. und sicherte sich stolze 250.000 Dollar.
  
Interessanter als das, was beim über 54 Löcher ausgetragenen Turnier auf dem Golfplatz passierte, war das Geplänkel außerhalb. Zunächst verkündete PGA Tour Boss Jay Monahan kurz nach dem Startschuss, dass alle 17 Überläufer in Zukunft keinen Platz mehr auf der PGA Tour haben würden. Allerdings ohne eine Zeit zu nennen. Was nicht für die Major-Turniere gilt, die nicht in den Verantwortungsbereich der Tour fallen.

LIV Golf bald im TV?

LIV Golf Tour: Kaymer freut sich auf DeChambeau & Co

Norman verkündete seinerseits weitere Neuzugänge. Zunächst Bryson DeChambeau, eine der schillerndsten Personalien im Weltgolf, später Patrick Reed und Pat Perez, beides ebenfalls keine ganz Unbekannten. Als nächste könnten Harold Varner III und Jason Kokrak folgen, so spekulieren einige Golfmedien.

“Je mehr Top-Spieler, desto besser”, kommentierte Kaymer in einer LIV-Pressekonferenz die Neuzugänge. “Es ist natürlich toll für die Tour und für uns Teilnehmer, dass noch bessere Spieler hierher kommen. Ich weiß nicht, wie das Feld in Portland aussehen wird, aber wenn man gegen mehr Spieler spielen kann, die in der Weltrangliste ganz oben stehen, ist das auch ein Beweis dafür, dass sich die Tour in die richtige Richtung entwickelt.” Klingt so, als hätte er sich ganz gut identifiziert mit dem neuen Arbeitsumfeld.

LIV Golf bald auf Apple TV?
LIV-Akteur: Martin Kaymer mit Greg Norman (Photo: Getty Images)

Der Major-Gewinner hatte seine Mitgliedschaft auf der PGA Tour bereits im Vorfeld des London-Events gekündigt, hatte ohnehin keine volle Spielberechtigung. Stattdessen wolle er einen klaren Schnitt. Kaymer plane bei der BMW International Open in München abzuschlagen, erklärte er, erwarte aber zu Beginn dieser Woche eine Ansage von CEO Keith Pelley. Nicht ausgeschlossen, dass auch die DP World Tour Sperren verhängt. Dann bliebe für Kaymer in diesem Jahr nur noch die lukrative LIV-Serie. Seinen Start für die US Open in der kommenden Wochen hat er zurückgezogen. Das Handgelenk bereite ihm weiter Schwierigkeiten. Wie schon bei der Porsche European Open in der Vorwoche. Für die LIV-Eröffnung biss Kaymer auf die Zähne.

Norman hat Aufwind, aber auch Baustellen

“Die Evolution des Golfspiels ist da”, verkündete Norman großspurig bei der Siegerehrung. Für den Australier war der Startschuss der Rebellen-Liga nach jahrzehntelangem Einsatz für eine alternatives Tour-System eine Genugtuung. Klar ist: Norman hat einen Lauf. Der LIV-CEO hat es geschafft, einige große Namen für sein Projekt zu begeistern. 
Doch es gibt auch Baustellen: Noch hält die aktuelle Weltspitze um McIlroy & Co. der PGA Tour die Treue. Noch gibt es keine Weltranglistenpunkte zu vergeben. Noch fehlt ein lukrativer TV-Vertrag (Fernsehsender und Streaming-Anbieter wollten das Event in London nicht übertragen). Und die große Frage ist, wie lange die saudischen Investoren bereit sind, im Sinne der Imagepflege hunderte Millionen zu verpulvern?

Die Golfwelt geht gespalten aus dieser Woche hervor. Die LIV Golf Invitational Series hat es geschafft, die Fronten zu verhärten. Sie hat mit ihren namhaften Neuzugängen gezeigt, wie wenig die Tradition und der sportliche Wettkampf mit den Besten wert ist, wenn das große Geld winkt.