Die letzten Tage haben mich fassungslos gemacht und viel verärgert. Da ist dieser vollkommen durchgeknallte, kleine Präsident in Moskau mit Testosteron-Werten, die man wohl nicht mal mit Doping erreichen kann. Ein Handeln mit unabsehbaren Folgen. Am Mittwoch diese kuriose Kabinettsumbildung in Bayern. 3 Minister raus, 3 rein. Regent Markus S. hat im Vorfeld von einer Verfeinerung seines Kabinetts gesprochen. Für mich kam es eher einer durchschaubaren fränkischen Machtinszenierung gleich. Fein war daran gar nichts und jede Kapelle hätte in Karnevalszeiten den Tusch verweigert.
Und dann dieses Endlosthema Saudi Golf League, bei der sich Phil Mickelson ins Rampenlicht gedrängelt hat. Da geht es auch um Politik. Mit Mickelson, diesem schrillen Typ, als Hauptdarsteller. Seine Brillanz auf dem Platz ist ansteckend – sein permanentes Grinsen auf den Fairways und Grüns empfinde ich dagegen komisch. Er hat unbestritten schauspielerisches Talent und der Golfplatz ist seine Showbühne. Mickelson ist am 16. Juni geboren, also Sternzeichen Zwilling. Der Lefty hat mehrere Gesichter und die kommen derzeit so richtig zum Vorschein.
Der mehrfache Major-Sieger entschuldigte sich nun für seinen Verbalangriff (PGA Tour, Saudi-Arabien). Das ist das Minimum. Ich nehme ihm die Entschuldigung ab und glaube ihm ebenso, dass es ihm um den Golfsport geht. Inhaltlich mögen all seine Sätze korrekt sein, allerdings benutzte er Formulierungen aus der Gossensprache. Worte, die so gar nichts gemein haben mit dem eigentlich so eloquent auftretenden Kalifornier.
Sein Kotau wirft etliche Fragen auf. Zum Beispiel das Thema „off the record“? Seine Beschwerde, dass Alan Shipnuck ohne Zustimmung aus dem gemeinsamen Telefonat die heikle Geschichte gebastelt hat, wirkt unglaubwürdig. Shipnuck gilt als der Investigativjournalist in den amerikanischen Golfmedien. Bedeutet: Ein medialer Vollprofi wie Mickelson hätte sich im Vorfeld explizit absichern müssen. Zweitens: Shipnuck wird bald ein Buch über den Golfstar veröffentlichen. Deswegen auch das Telefonat. Da neige ich schon fast zum Verschwörungstheoretiker und wage die Behauptung: Ein abgekartetes Spiel, um Aufmerksamkeit für das Buch zu generieren. Lasset die Dollar nur so sprudeln. Mickelson dürfte in seiner Selbstwahrnehmung davon ausgegangen sein, dass er mit seinem Ikonen-Status nicht mehr als eine kleine Delle kassieren würde. Doch spätestens mit dem Rückzug von Langzeit-Sponsor KPMG (seit 2008) könnte man sagen: Verzockt!
Das Statement
Geld ist ein treuer Begleiter im Leben des Berufsgolfers Mickelson. Die Kohle hat für ihn Priorität – seine Kollegen wirken da entspannter. Offensichtlich ist er bei dem Thema voll verwundbar und so ist auch sein ausführliches Statement als Vorsichtsmaßnahme zu begreifen. Es ist die Angst, dass weitere Sponsoren abspringen könnten.
Das sollte bei einem Sportler der über 100 Mio Dollar Preisgeld eingespielt hat, nicht existenzbedrohend sein. Sollte man meinen. Mickelson hat viel verdient und viel verloren. Er ist ein Zocker vor dem Herrn – mit hohen Einsätzen, großen Risiken und enormen Verlusten.
Es reicht ein kleiner Auszug in seine Vergangenheit. Da war sein plötzlicher Ausrüsterwechsel kurz vor dem Ryder Cup 2004; angeblich konnte er so diverse Schulden in Las Vegas begleichen. 2014 gab es mit den Behörden Stress – damals ermittelte das FBI gegen ihn wegen Verdachts auf Insiderhandel und 2019 verkaufte er seinen geliebten Privatjet, um die Finanzlage zu konsolidieren.
Mickelson ist ein Genie und Grenzgänger, einer, der von sich immer vollends überzeugt ist. Mit Kritik tut er sich schwer, gut gemeinte Ratschläge prallen an ihm ebenso ab. Ihm werden machiavellistische Charakterzüge attestiert. Kennen wir das nicht auch aus der Politik?
Mickelson teilte mit, dass ihn die letzten zehn Jahre zugesetzt haben. So sehr, dass er sich eine Auszeit nehmen wird und die Prioritäten auf diejenigen legt, die er am meisten liebt und daran arbeiten möchte, der Mann zu werden, der er wirklich sein will. Eine freiwillige Entscheidung? Darüber darf/muss spekuliert werden. Die PGA Tour mit Commissioner Jay Monahan, die er so harsch angegangen („Diktatur“) ist , wird es – wenn nicht angeordnet – begrüßen, dass sich der Unruheherd für eine unbestimmte Zeit vom Acker macht.
Da fällt mir kurioserweise Markus Söder wieder ein. Er hat seine drei Minister aus dem Amt gelobt und ihnen generös eine zweite Chance versprochen. Mickelson wird sie bekommen, das steht außer Frage. Womöglich kann er jetzt seine ganze Kraft in das Umzugsprojekt nach Florida legen. In Kalifornien, das hat er oft beklagt, seien die Steuern unverhältnismäßig hoch. Wieder so ein Zeichen, dass sich bei Mickelson viel um Geld dreht. Nun sind wir mal gespannt, wann er wieder zurückkehrt. Vielleicht zum Masters? Das ist eine seiner Lieblingsbühnen.