Scottie Schefflers Traumsaison
Arnold Palmer Invitational, Players Championship, Masters, RBC Heritage, Memorial Tournament, Travelers Championship, Olympisches Gold. All das konnte Scottie Scheffler 2024 gewinnen. Dazu kommt jetzt auch noch die Tour Championship. Ein anderer Abschluss der PGA-Saison wäre doch sehr überraschend gewesen. Der Amerikaner brachte seinen über die ganze Spielzeit erarbeiteten Vorsprung cool ins Ziel und holte sich zum ersten Mal in seiner Karriere den FedExCup – seine siebte Trophäe des Kalenderjahres (acht, wenn man die olympische Goldmedaille dazurechnet).
Schon in den beiden Jahren zuvor ging Scheffler an Position 1 in die Tour-Playoffs. Beide Male konnte er seinen Vorsprung nicht ins Ziel bringen. 2022 machte ihm Rory McIlroy (NIR) und 2023 Viktor Hovland (NOR) einen Strich durch die Rechnung. Im Vorfeld des Fed ExCup ließ der 28-Jährige auf einer Pressekonferenz verlauten, dass er das Playoff-Format »silly«, also dumm, fände, weil man den besten Spieler des Jahres nicht am Ausgang eines einzigen Events festmachen könne. Zugegeben, das Format der Tour-Championship ist diskutierbar. Gegen einen überaus dominanten Spieler zu gewinnen, ist auch ohne Rückstand schon schwer genug; mit Rückstand hingegen scheint es schier unmöglich zu sein. Die Dominanz von Scheffler hat sich 2024 in ein nahezu »Woods’sches Ausmaß« entwickelt. 17 Jahre ist es her, dass Tiger Woods sieben Mal auf der PGA-Tour gewinnen konnte und damit knapp elf Millionen US-Dollar einheimste.
Druck? Fehlanzeige!
Wenn überhaupt, dann war Scottie Scheffler nur auf dem ersten Loch des Turniers ein wenig Nervosität anzumerken. Ein Bogey von ihm, ein Birdie von Xander Schauffele (USA) – und schon waren sie gleichauf. Doch das währte nicht allzu lange. Scheffler baute seinen Vorsprung schon am ersten Tag aus, und die drei restlichen Runden schienen Formsache zu sein. Lediglich Collin Morikawa (USA) und kurzzeitig Sahith Theegala (USA), der jedoch in Runde drei seinen Schläger im Bunker aufsetzte (zwei Strafschläge) und sich somit aus dem Titelrennen verabschiedete, brachten noch ansatzweise Spannung in die Partie. Mit einer 63 am Freitag rutschte Morikawa, Open Champion von 2021, auf vier Schläge heran, doch das war dann auch das Ende aller Aufholversuche.
Trotz eines Shanks aus dem Bunker und eines Aufenthalts in den Büschen des East Lake Golf Clubs in Atlanta ließ die Nummer eins der Welt niemanden mehr an sich herankommen. Für den zweitplatzierten Morikawa war es ebenso ein erfolgreiches Jahr. Auch wenn einem das ohne gewonnenen Titel schwer über die Lippen kommt. Bemerkenswert – sieben Mal in den Top-5 zu landen und dabei mehr als 8 Millionen US-Dollar Preisgeld zu erspielen. Ein akzeptabler Trostpreis.
Rekorde über Rekorde
Schefflers Saison hingegen war wahrlich historisch. Nicht nur mit seiner Titelsammlung beeindruckte er die Golfwelt, sondern auch mit einigen seiner gebrochenen Rekorde. Darunter die meisten Einnahmen eines Golfers in einer PGA-Saison überhaupt (62.228.357 US-Dollar, davon 29.228.357 US-Dollar in Preisgeld und 33.000.000 US-Dollar Bonus) und den niedrigsten tatsächlichen Scoring-Durchschnitt in einer PGA-Tour-Saison mit 68,0 Schlägen. Außerdem standen eine Verhaftung, die zum Glück ein gutes Ende nahm, und die Geburt seines ersten Kindes auf dem Programm für 2024. Es wurde einiges geboten bei den Schefflers.
Ein wenig Konkurrenz hatte Scottie ja schon. Man denke an die zwei Major-Titel von Xander Schauffele und Bryson DeChambeaus Sieg in Pinehurst. Der Golfsport ist in guten Händen (man sehe an dieser Stelle einmal vom PGA-LIV-Drama ab) und wir dürfen gespannt sein, ob einer der Anwärter Scheffler in der nächsten Saison vom Thron stoßen kann. Bis dahin heißt es: Chapeau, Scottie Scheffler! Ehre, wem Ehre gebührt.
Aus der Ausgabe #10, 2024. Zum GolfMagazin-Abo.