LIV Golf – die Turnierserie, finanziert von Saudi-Arabien, ist seit einer gefühlten Ewigkeit das beherrschende Thema. Wir bei GM tauschen uns täglich dazu aus, und erst vergangene Woche bei einer Reise nach Mallorca haben die Teilnehmer aus aller Welt kontrovers darüber diskutiert.
Bei der BMW International Open ist LIV Golf ebenso omnipräsent. Martin Kaymer (37), selbst Protagonist in London und kommende Woche in Portland am Start, hat in Eichenried einen durchaus vernünftigen Vorschlag abgegeben. Die Streithansel (die Touren) sollten sich einfach mal an einen Tisch setzen und die Vernunft walten lassen.
Tun sie offenbar nicht, wollen es offenbar nicht und sobald eine temporäre Ruhe einkehrt, kommt es wie Kai aus der Kiste. Aus schlecht machen die Verantwortlichen derzeit noch schlechter. Die Beispiele dafür sind zahlreich. Egal: Es war von Anfang an eine Machtprobe, und die ist vollkommen aus dem Ruder gelaufen. Ich bin froh, dass es beide Seiten bei verbalen Angriffen belassen und nur Sanktionen aussprechen.
Hausgemachter Krach der Tour-Bosse
Den jüngsten Punch vollführte Keith Pelley, CEO European Tour Group. Sein Spitzname in Spielerkreisen ist Elton. Weil der Kanadier eine so farbenfrohe Brille trägt und weil er neben den hochgewachsenen Pros kaum auffällt. Pelley und Elton John sind beide nicht sehr groß.
Nachdem die PGA Tour mit Jay Monahan als Front-Runner alle LIV-Akteure rausgeschmissen hat, musste Pelley nachziehen. Denn: Die Amerikaner, die im Vorstand der Europäer vertreten sind, wollten Taten sehen. Diese kamen ausgerechnet am Freitag während der zweiten Runde der BMW International Open. Alle Akteure, die sich für LIV Golf entschieden haben, wurden für Turniere, die gemeinsam mit der PGA Tour veranstaltet werden (u.a. Scottish Open) ausgeschlossen. Zudem ist für die LIV-Teilnahme in London eine Strafe in Höhe von 100.000 Pfund fällig. Bei weiteren LIV-Starts erhöht sich das Bußgeld. Hauptbegründung: Die Spieler haben gegen Regeln verstoßen.
Das Urteil von der DP World Tour ist halbscharig. Pelley muss Spielern wie Sergio Garcia, Martin Kaymer, Louis Oosthuizen oder auch Bernd Wiesberger die Türe aufhalten, schließlich sind das bekannte Namen und er kann es sich nicht leisten, weitere Zugpferde der schwächelnden Tour zu verlieren. Der Zeitpunkt war aber denkbar ungünstig – mitten in einem Turnier eines seiner Hauptsponsoren. Bei einem konsequenten Vorgehen hätte er schon vor Beginn handeln müssen. Allerdings ist die Automobilmarke seit über 30 Jahren mit der Tour verbandelt und machte Pelley klar. Mach, was du willst, aber du wirst unsere Hochkaräter nicht bei unserem Turnier sperren. Dass er sie spielen ließ, ist eine rein sportpolitisch-monetäre Entscheidung. Freude über den Zeitpunkt dürfte bei den BIO-Verantwortlichen und in der Vierzylinder-Zentrale kaum aufgekommen sein. Die LIV-Konsequenzen waren in aller Munde und stellten das eigentliche Tun auf dem Golfplatz in den Hintergrund. Ärgerlich, zumal die deutschen Profis außerordentlich gut agierten.
Apropos agieren. Der nächste Hammer kreist schon über den Tour-Zentralen. Dass ein oder mehrere Profis demnächst die Thematik juristisch klären wollen, wird immer realistischer. Spätestens dann wird’s richtig heftig. Vielleicht kommen sie doch noch alle zur Vernunft, folgen Kaymers Ratschlag und setzen sich gemeinsam an einen Tisch.
Denn so kann und darf es nicht weitergehen!