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Deutsche on Tour: Nicolai von Dellingshausen

Nicolai von Dellingshausen
Nicolai von Dellingshausen

Zu behaupten, diese Saison sei bisher wie gewünscht verlaufen, wäre im Fall von Nicolai Freiherr von Dellingshausen übertrieben. Im Ranking der DP World Tour liegt auf Platz 168; weit weg von den Rängen, die ihm einen Verbleib auf der Tour ermöglichen. Doch er ist davon überzeugt, in Europas erste Liga zu gehören. »Ja, dieses Jahr ist anders gelaufen, als ich mir das vorgestellt habe«, gibt er am Telefon unumwunden zu. Das ist für den 30-jährigen Düsseldorfer etwas Neues. Seine bisherige Laufbahn verlief steil bergauf und ohne Stolpersteine: Nach dem VWL-Studium entschied er mit Mitte 20, sein Hobby zum Beruf zu machen. Neben seinem Bachelor-Abschluss hat er eine echte Besonderheit aufzuweisen – ein bestandenes Auswahlverfahren der Lufthansa zur Pilotenausbildung. 

Als Amateur erlebte Nicolai von Dellingshausen mit dem GC Hubbelrath grandiose Zeiten, holte vier Mal die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft und wurde im Einzel zwei Mal Deutscher Lochspielmeister. Hubbelrath fühlt er sich noch heute verbunden. Es wurmt ihn, sein Team dieses Jahr, aufgrund terminlicher Probleme, nicht bei der DGL unterstützt zu haben. 2017 gelang ihm als Pro-Neuling der Aufstieg von der Pro Golf Tour zur Challenge Tour im Sauseschritt. Seit 2021 spielt er regelmäßig auf der DP World Tour. Seinen bisher größten Erfolg erlebte er Oktober 2022, bei der Mallorca Golf Open. Mit einem Zähler Rückstand wurde er Zweiter hinter Yannik Paul und sicherte sich die Tourkarte. Ebenfalls Platz zwei gelang ihm auf Teneriffa ein Jahr zuvor. 

Davon ist er derzeit weit entfernt. Blickt man auf die Zahlen, ist sein langes Spiel im Tour-Vergleich unterdurchschnittlich. Daher wechselte er Anfang des Jahres zum Stuttgarter-Trainer Marjan Mustac. »Menschlich hat es gepasst. Ich wollte einfach mehr rausholen. Das hat leider nicht funktioniert, aber ich wollte mir eines Tages nicht den Vorwurf machen, es nie versucht zu haben«, sagt er nach dem erfolglosen Trainerwechsel. Seit Ende Juni trainiert er bei Ian Holloway – im GC Hubbelrath.  

Für seine aktuelle maue Situation findet er gelungene Bilder: »Mir sind die Räder vom Wagen abgefallen.« Bei einer Wanderung habe er »eine falsche Abzweigung« genommen, etc. Die dreiwöchige Turnierpause der Tour nutzte Dellingshausen – fürs Training und, um sich auf den Schlussspurt zu fokussieren. »Es sind noch genügend Turniere, um das Ziel zu erreichen«, sagt er. Und legt nach: »Ich mache mir selbst viel Druck und er ist sicherlich groß. Aber ich weiß auch, dass ich in diesen Situationen am besten funktioniere.« Und wenn es nicht klappt? »Spiele ich die Q-School und schaue, dass ich die Karte über diesen Weg halte.« Eines bleibt für ihn klar: »Ich bin sehr glücklich, in diesem Beruf unterwegs sein zu dürfen.« 

Privat ist dagegen für ihn alles in Butter. Dellingshausen ist mit der Berliner Medizinerin, Regionalligaspielerin und Social Media Größe Ilka Reimers liiert und beide zeigen sich gerne  auf Instagram. Für den sonst eher nüchternen Professional ist Social Media zum einen eine Notwendigkeit, um den Anforderungen der Sponsoren gerecht zu werden, zum anderen »macht es mir auch Spaß«, erzählt er. Apropos: Freude macht ihm das Lesen (Bücher über Persönlichkeitsentwicklung aber auch »Schweden-Krimis«) oder aber »Kochen und Grillen, wenn ich zuhause bin«. Mal sehen, was er am Ende der Saison auflegt – ein saftiges T-Bone-Steak für einen erfolgreichen Endspurt, oder aber nur ein paar »Nürnberger«.  

Nicolai von Dellingshausen
© Getty Images

Nicolai von Dellingshausen 

Geboren: 22.1.1993 in Düsseldorf  
Wohnort: Düsseldorf  
Profi seit: Ende 2016  
Erfolge: Gesamtsieger Pro Golf Tour 2017, zwei zweite Plätze auf der DP World Tour, zwei weitere Top-10-Platzierungen
Tour: DP World Tour 
Ranking: 168 (Race to Dubai), 471 World Ranking (Best: 228)  
Preisgeld 810.1317 Euro, dazu 177.180 Euro auf der Challenge Tour 
Golf seit: erste Golfschläge mit vier Jahren  
Trainer: Ian Holloway 
Sponsoren: u.a. BMW Hans Brandenburg, Coroplast Group, Titleist, Footjoy