Nach gut 400 besuchten Plätzen ist das ein Novum: Im Clubrestaurant des GC Bad Waltersdorf liegt im Weinschrank ganz nonchalant, als wär’s das Natürlichste der Welt, eine Flasche La Tâche aus Vosne-Romanée. Diese Weine sind so begehrt, und das Gut im Burgund so klein, dass Käufer oft viele Jahre lang auf ihre Flaschen warten müssen. Eine elend lange Liste regelt die Verteilung. Der La Tâche, Jahrgang 1985, kostet in Bad Waltersdorf 5.500 Euro – ein absolut marktüblicher Preis. Ob den wohl demnächst jemand kauft?
Selbstverständlich ist das ein heftiger Ausreißer nach oben, das Clubrestaurant bietet auch jede Menge bezahlbarer Weine an. Dass der La Tâche da einfach so herumliegt, ist durchaus ein starkes Statement, ein Statement, das beweist: Auf den hier vorgestellten Plätzen geht es um Genuss, denn der wird hier großgeschrieben.
Fruchtbarer Vulkanboden
»Grünes Herz Österreichs« nennt sich die Steiermark. Die Doppeldeutigkeit war den Erstellern des Slogans nicht bewusst. Denn, ja, auch für Golfer ist hier alles im grünen Bereich. 26 Plätze werden geboten, so dass die Auswahl schwer fällt. Wir beschränken uns auf den Südosten der Region und stellen Ihnen Plätze vor, die auch abseits der Fairways jede Menge zu bieten haben. Und das ist in der Steiermark neben dem Genuss fast immer eine üppige Thermenlandschaft.
Der Südosten der Steiermark nennt sich neuerdings »Erlebnisregion Thermen- und Vulkanland«, und auf diese Bezeichnung legen die Verantwortlichen großen Wert. Die Sache mit den Thermen verstehen wir, aber warum Vulkane? Weil dort tatsächlich mehrere – längst erloschene – Vulkane angesiedelt sind, die die Landschaft maßgeblich prägten. Niemand muss befürchten, über staubige Lavafelder zu spazieren, im Gegenteil: Vulkanboden ist besonders fruchtbar, die Steiermark grünt prächtig, und Weinkenner wissen, dass jener Boden sich besonders gut für den Anbau vieler Rebsorten eignet. Besonders stolz ist man in der Region auf den Traminer, der hier ein sanftes Rosenaroma im Glas aufweist. Weitere beliebte Rebsorten sind Sauvignon Blanc, Welschriesling, Muskateller, Grau- und Weißburger sowie Chardonnay.
Steiermark – Wo genau?
Passenderweise ist der Südosten der Steiermark, also das Thermen- und Vulkanland, mit seinen vier Plätzen gerade 2024 zur besten Golfregion Österreichs gewählt worden. Schauen wir uns die Plätze also einmal genauer an – wohl wissend, dass Golf hier nur ein Mosaiksteinchen des guten Lebens ist, allerdings für uns Golfer natürlich ein besonders wichtiger.
Der GC Bad Waltersdorf ist der erreichbarste der von uns ausgewählten Courses, nur drei Kilometer von der A2 entfernt, die Wien mit Graz verbindet. Doch Lärm muss hier niemand fürchten, eingebettet in alten Baumbestand und weite, gewellte Wiesen sind Reisende hier sofort im Entspannungsmodus. Auch der Golfplatz selbst ist kein Monster, wenngleich gerade die ersten neun Bahnen nicht unterschätzt werden sollen, auch auf den hinteren Neun warten so einige Überraschungen. Insgesamt ist es ein Platz, der noch genügend Zeit lässt, die Natur zu genießen und, wie es uns ja schon Jack Nicklaus geraten hat, an den Blumen am Wegesrand zu schnuppern. Im Clubrestaurant dürfen auch hohe Handicapper das eine oder andere Erfolgserlebnis feiern; vielleicht nicht gerade mit dem La Tâche. Die Thermenlandschaft des Orts oder des benachbarten Hotels runden den Tag ab.
Ach ja: Direkt am Golfplatz liegen zwei Weingüter, Glatzl und Pichler. Den Pinot Noir von Glatzl (also die gleiche Rebsorte wie La Tâche, um ein letztes Mal von diesem unbezahlbaren Wein zu reden) durften wir probieren. Respekt, ein gelungener Tropfen!
Auch der Süden performt!
Entspannung wird auch eine gute halbe Stunde weiter südlich geboten. Der Golfclub Bad Gleichenberg hat nur 9 Löcher, kann aber zwei Mal als ausgewachsener Par-72-Platz gespielt werden, irgendwie passt dieses Konzept gut zu dieser Region. Golf zeigt sich hier zugänglich, nicht bretthart. Wobei: Die Landebahnen sind oft enger als beispielsweise in Bad Waltersdorf, die Grüns klein und mitunter trickreich onduliert. Wegen der vielen Schräglagen ist kaum einmal der Stand gerade und das hängende Gelände muss auch beim Anspiel der Fairways und Grüns berücksichtigt werden. Auch hier kommt der Genuss nicht zu kurz: Jeden Donnerstag veranstaltet das Weingut Neubauer aus Rosenberg ein Turnier, bei dem Weinpreise locken.
Der GC Traminer Golf Klöch kann die Weinseligkeit noch überbieten – der Platz ist gleich nach einer beliebten Rebsorte benannt. Die Bahnen ziehen sich munter durch das Südsteirische Weinland, was eine gewisse Vorfreude auf die Weinkarte im Clubrestaurant auslöst. Aber vorher gilt es noch, sich auf den Score zu konzentrieren. Die sanft geschwungenen Bahnen haben durchaus ihre Tücken, mal sind präzise Drives gefragt, mal muss ordentlich hingelangt werden. Hier und da lauern Ausgrenzen, auch die Waldstücke sind voller Bälle. Außerdem müssen Golfer auf beiden Halbrunden hellwach sein, beginnen doch beide Schleifen mit dem schwersten Loch.
Knackige Bahnen
Knackig ist aber auch die 14, ein Par 5, bei dem gleich drei Mal ein Graben überquert werden muss (und, nein, auch Longhitter können nicht abkürzen). Immerhin: Bunker kommen nicht allzu oft ins Spiel und die spektakulären Blicke von der 17 und der 18 wirken blutdrucksenkend; egal, wie viele Missgeschicke zuvor auf der Runde passiert sind.
Zum Schluss besuchen wir noch die Mutter aller Spa-Resorts: Auf prächtigen 100 Hektar breitet sich der Thermengolfclub Fürstenfeld-Loipersdorf aus. Er ist der längste der hier vorgestellten Plätze, hat drei vollwertige Neun-Löcher-Schleifen und ist außerdem als einer der wenigen in Österreich ganzjährig bespielbar, was auch fleißig genutzt wird: Bei entsprechendem Wetter ist es fast schwieriger, eine Startzeit im Winter als im Hochsommer zu bekommen. Hier können auch sportliche Golfer ihren
Spaß haben, besonders dann, wenn sie den Platz von Weiß spielen. Um den Score zusammenzuhalten, sind lange, gerade Abschläge vonnöten. Doch auch Urlaubsgolfer werden auf dem Platz das eine oder andere Erfolgserlebnis feiern können, sofern sie den passenden Abschlag wählen. Wer gern trainiert, ist hier ebenfalls richtig, die Übungsmöglichkeiten sind exzellent. Und wie immer gilt: Spätestens in den Thermenlandschaften drumherum schaltet der Körper in den Entspannungsmodus.
Als Letztes noch: Die Plätze schneiden im Preis-Leistungs-Verhältnis sehr gut ab (zu erkennen am GM-Score), zudem gibt es für Gäste der Hotels in der Nähe oft noch zusätzliche Ermäßigungen. So bleibt genug übrig, um nach der Runde und dem Thermenbesuch mit Lust und Wonne in die köstliche Kulinarik zu investieren.
TOP 5 Steiermark
1
Das Freibad in der inoffiziellen Thermenhauptstadt Fürstenfeld ist mit 100.000 Quadratmetern Liegefläche und 23.000 Quadratmetern Wasserfläche das größte in Europa. Kinder freuen sich über eine 116 Meter lange Rutsche – die längste in Österreich –, Mutigere wagen sich auf den 10-Meter-Sprungturm.
2
Die Therme Loipersdorf erstreckt sich über 36 Hektar und ist damit die größte in ganz Österreich. Zahlreiche Außen- und Innenbecken, Saunen in jeder Variante, 37 Grad warmer Thermal-Außenwhirlpool (besonders schön bei schlechtem Wetter), außerdem lange Badetage: freitags bis 23 Uhr, jeden ersten Freitag im Monat bis 1 Uhr.
3
Ein Ausflug in die Hauptstadt muss sein: Der 28 Meter hohe Uhrturm auf dem Schlossberg mit seinen fünf Meter großen Ziffernblättern aus dem 13. Jahrhundert ist das Wahrzeichen von Graz. Beeindruckend ist auch das größte Waffenmuseum der Welt im Landeszeughaus.
4
Dem berühmtesten Steirer ist seit 2011 eine eigene Ausstellung gewidmet: Im »Arnold Schwarzenegger Museum« in seiner Geburtsstadt Thal, etwa 15 Minuten von Graz entfernt, sind Artefakte aus den Terminator-Filmen ebenso ausgestellt wie die erste Hantelbank aus der heimischen Garage. Im Museumsshop können Fans Devotionalien kaufen (arnieslife.com).
5
Die Steiermark ist auch bei Radtouristen beliebt: Die meisten Routen sind dabei äußerst familienfreundlich. Besonders beliebt sind die Touren durch die Weinbauregionen des Südens. Die Weinland Steiermark Radtour ist 400 Kilometer lang, natürlich ist der Ein- und Ausstieg überall möglich.
GUIDE
GC Bad Waltersdorf
Ein überaus angenehmer Platz, der dennoch besonders auf den teilweise engen ersten neun Löchern so einige Herausforderungen bietet. Die terrassenförmig gebaute Anlage sorgt dafür, dass das Gefälle immer einkalkuliert werden muss, auch wenn scheinbar ein gerader Ball erforderlich ist. Präzision schlägt fast immer Länge, auch wenn manche Bahnen mehr Streuung verzeihen als andere – mitunter geht es einfach vom Nachbar-Fairway weiter. Die Anlage ist hervorragend in Schuss, besonders schwierige Bahnen sind die 3 und die 16. Exzellente Übungsmöglichkeiten und eine sehr gute Gastronomie runden das Angebot des Clubs ab, der zudem perfekt erreichbar ist – nämlich nur drei Kilometer von der Autobahn entfernt, die Wien mit Graz verbindet.
A-8271 Bad Waltersdorf 348
Tel. 0043/3332/240 00, golf-badwaltersdorf.at
18 Löcher, Par 72
5.667/4.753 Meter (H/D)
CR 69,8/69,9, Slope 121/116
Greenfee: Mo–Fr 75 Euro, Sa/So 85 Euro
Sunset-Greenfee: 47/57 Euro
GC Bad Gleichenberg
Ein Idyll, das Spielern aber auch die Zähne zeigt: Durch malerische Landschaften geht es ordentlich auf und ab, die Fairways sind eng, und das Gefälle muss vor allem bei ausgetrocknetem Platz im Sommer stets berechnet werden. Zudem sind Schräglagen üblich, und die Grüns sind klein: Präzision und ein gutes kurzes Spiel sind gefragt. Dafür aber ist das Naturerlebnis inmitten des Mischwaldes einmalig, und Bahn 6, die in einem Naturteich endet, der auch bei Anglern beliebt ist, gehört zu den schönsten Bahnen in der Steiermark. Bahn 9 steigt zum Clubhaus, dem höchsten Punkt des Platzes, noch einmal als Par 5 kräftig an. Sehr gute Gastronomie mit Panoramaterrasse unter der Leitung von Haubenkoch Peter Gallhammer.
A-8344 Bad Gleichenberg, Hoffeldweg 3
Tel. 0043/3159/37 17, bad-gleichenberg.at
2×9 Löcher, Par 72
5.422/4.814 Meter (H/D)
CR 68,9/70,9, Slope 125/122
Greenfee: Mo–Fr 50 Euro, Sa/So 60 Euro
Golfclub Traminer Golf Klöch
Sanft geschwungene, sattgrüne Bahnen, die sich durch Wald und Weinberge ziehen: Das gute Leben ist hier überall präsent. Dennoch müssen Golfer schon von Anfang an voll da sein, beginnen beide Halbrunden doch mit den schwierigsten Löchern. Vor allem auf den ersten Neun gibt es Platz auch für etwas verzogene Drives, aber allzu wild sollte nicht geschwungen werden, Ausgrenzen und Unterholz begleiten viele Fairways. Auf den zweiten Neun ist dann mehr Präzision gefragt, insbesondere bei der 15, einem Par 5, bei dem gleich drei Mal über einen Bach gespielt werden muss, und der 16, einem Par 3 mit kleinem Grün und wenig Raum für Fehler. Auf dem 9-Löcher-Platz (Par 30) können nicht nur Anfänger an ihrem Spiel feilen.
A-8493 Klöch, Klöch 192
Tel. 0043/3475/300 33, traminergolf.at
18 (+9 Löcher Kurzplatz), Par 72
CR 70,9/71,3, Slope 125/122
5.712/4.867 Meter (H/D)
Greenfee: 94 Euro
Thermengolfclub Fürstenfeld-Loipersdorf
Der flachste und längste der vier Plätze im Thermen- und Vulkanland, außerdem mit drei vollwertigen Neun-Löcher-Schleifen der größte. Bei unserem Besuch präsentierte sich der Platz im Bestzustand; die Schleife Gelb + Rot beginnt gleich sportlich mit einem 370 Meter langen Par 4, eingerahmt von einem Aus links und Wasser rechts. Höhepunkt auf den ersten Neun ist die 6, ein nicht enden wollendes Par 4; auch die Par-3-Löcher sind alle recht lang, dafür aber besonders fotogen, etwa die 7 mit einem ebenso hübschen wie tückischem Teich, direkt rechts vor dem Grün. Loch 18, mehr als 500 Meter lang, auch von Gelb und mit Wasser vor dem Grün, verlangt den Spielern noch einmal alles ab. Wer gern geht oder trägt, ist hier richtig, der Platz ist flach und verzichtet auf weite Wege zwischen Grün und nächstem Abschlag. Ein Sonderlob verdienen die großzügigen Übungsmöglichkeiten.
A-8282 Bad Loipersdorf, Golfplatzstraße 59
Tel. 0043/3382/85 33, thermengolf.at
3×9 Löcher, Kombi Gelb + Rot: Par 72
5.976/5.197 Meter (H/D)
CR 71,0/72,3, Slope 125/122
Greenfee Mo–Fr 80 Euro, Sa/So 90 Euro
Reiseführer Steiermark
HOTELS
Ideal für Golfer liegt das Spa Resort Styria, ein Vier-Sterne-Plus-Betrieb direkt neben dem Platz von Bad Waltersdorf mit seiner üppigen, 2.500 Quadratmeter großen Thermenlandschaft mit Innen- und Außenpool, Sauna, großem Fitnessraum. Auch die Hotelküche sowie die üppige Weinkarte verdienen ein Extralob (sparesortstyria.com). Ebenfalls direkt am Platz und zugleich idyllisch abgeschieden liegt das Resort Klöch mit großen Zimmern und Sauna für Hotelgäste (traminergolf.at).
Eine oder zwei Nächte in der Hauptstadt gefällig? Das Augarten Art Hotel in Graz gehört Red-Bull-Boss Helmut Marko, ist voller moderner Kunst und Renn-Devotionalien, hat ein sehr schönes Spa mit Pool und Sauna und liegt ideal, um alle Attraktionen zu erreichen (augartenhotel.at).
Wer lieber ganz typisch wohnt, dem sei der Gasthof Fasch in Fürstenfeld empfohlen, dem zentralen Ort des Thermen- und Vulkanlandes mit seinen vielen mittelalterlichen Bauten und der romantischen Altstadt. Ein typischer Ortstreffpunkt mittendrin mit deftiger Küche (gasthof-fasch at).
GASTRONOMIE
In Bad Gleichenberg sollten Sie sich das Haubenlokal Geschwister Rauch vulgo Steira Wirt nicht entgehen lassen: Die Geschwister Sonja und Richard betreiben eines der besten Restaurants der Region (geschwister-rauch.at). Das Besondere: Tagsüber ist es ein klassisches Wirtshaus, am Abend ein Gourmetlokal. Tagsüber gibt es deftige Schnitzel von Freilandschweinen, Tauernlamm oder Kalbsbries, am Abend werden die Köstlichkeiten raffinierter, etwa beim Schweinenacken mit Meerrettich, Sprossen, Breinwurst und schwarzem Knoblauch. Ein paar Kilometer südlich, in Straden, weiter lockt der Wohlfühlort Neumeister mit dem Restaurant Saziani, einem Weingut und einem Hotel. Im Restaurant gibt es Bries mit Erdäpfeln (das österreichische Wort für Kartoffeln) und Rucola, Kitz mit Bärlauch und Polenta oder geschmortes Ochsenwangerl mit Portweinsauce (neumeister.cc).
In ganz Europa berühmt ist das steirische Kürbiskernöl, aber auch die Klachelsuppe aus Schweinshaxe, Suppengrün und Gewürzen ist eine bekannte Spezialität der Region.
ANREISE
Graz liegt 400 Kilometer von München entfernt. Aus Süddeutschland mit dem eigenen Auto am besten über die A8, dann die A1 und A9 in Richtung Graz. Die Hauptstadt der Steiermark hat auch einen kleinen Flughafen, der von München und Frankfurt angeflogen wird. Dann ist ein Mietwagen allerdings unerlässlich.
GM-TIPP
Die Genussbuchhandlung Buchner in Fürstenfeld ist zugleich Buchhandlung und Gourmet-Shop mit einmaliger Weinauswahl. (Köstlich: Der »Gemischte Satz« von Reinhard Mader, ein Cuvée aus drei Weißweinen.) Am Morgen gibt es auch köstlichen Kaffee aus der Siebträgermaschine.
REISEZEIT
Die Steiermark ist vom Wetter verwöhnt, der Golfclub Loipersdorf hat durchgehend geöffnet und ist damit einer der nördlichsten Plätze, die dem Winter widerstehen. Dennoch: Besser und angenehmer golft es sich ab Ende März, die Saison auf den anderen Plätzen kann je nach Wetter bis in den November gehen. Den Thermen dagegen ist das Wetter egal.
INFOS
Die Telefonvorwahl für Österreich ist 0043.
Nützliche Web-Adressen für Ihre Reiseplanung: steiermark.com, steiermark-golf.at