Reise Südafrika: eine spannende Zugfahrt
In meinem zischt zwar der Wasserhahn der Dusche (mit Kopf- und Handbrause) am Anfang so intensiv, dass ich vermute, vorne werde noch eine Dampfmaschine befeuert (tatsächlich sind es bis zu drei Elektroloks hintereinander, die den Zug ziehen). Aber: Das Wasser ist heiß, klar und ausreichend für einen sauberen Start. Wasser sparen? Der Gedanke sollte einem nicht nur in Südafrika schnell kommen. Trocken laufen aber werde ich nicht, denn der Zug kann unterwegs immer wieder Wasser fassen. Wonach man an Bahn-höfen und natürlich erst recht unterwegs vergeblich sucht, ist Wlan. Die öffentlichen Bereiche des Zuges, so gebietet es die Rovos-Etikette, gelten als laptop-, iphone- und tablet-freie Zone. Wer es nicht ohne aushält, ist in seiner Suite gern gesehen. Wir haben Pretoria verlassen, der Zug rumpelt auf schmaler Spur ordentlich über die Gleise. Ich mache mir aus der kleinen Minibar (gibt es auch) ein kaltes Wasser auf; und muss das Glas ab und an sichern so wie bei Turbulenzen im Flieger. Später im Restaurant-Wagen, bedeutet das auch, dass die Kellner die Weingläser nicht so voll machen, sondern häufiger nachschenken. Kein Problem, denn der gesamte Service an Bord ist herausragend, sowohl fachlich wie auch hinsichtlich der erkennbaren Freude am Tun. Gedanken ums Trinkgeld muss man sich nicht machen, denn da gibt es einen klaren Hinweis: „Am Ende der Reise einen angemessenen Betrag in den vorbereiteten Umschlag und den bitte dem Zugchef übergeben.“ Der sorgt dann dafür, dass das Geld unter allen Angestellten gerecht verteilt wird. Wieviel angemessen ist? Das steht auch in den Bordpapieren: 10 bis 20 Dollar pro Tag! Was noch? Die Kleiderordnung, na klar. eiTagsüber entspannt; da kommen einige Herren mit ziemlich kurzen Shorts und Schlappen; man fühlt sich hier ja wie zu Hause! Abends wird es dann formeller, da darf es bitte ein Hemd mit Krawatte sein, mindestens. Man könnte also auch im Frack auflaufen und wäre im eleganten Dinner Car perfekt gekleidet.
Das erste größere Treffen steigt nachmittags entspannt zum „High Tea“ im „Observation Car“. Dieser Aussichtswagen mit
Freiluft-Balkon ist eine Erfindung von Rohan Vos. Der „High Tea“ entpuppt sich als Klassiker: Sandwiches, Obst, Kuchen, Bonbons, dazu zwei schnelle Mädels hinter der Bar, die die Teekannen auch im schaukelnden Waggon sicher auf den Beistelltischen drapieren. Draußen schieben sich die Ausläufer der Drakensberge vorbei, die uns die nächsten Tage begleiten werden.