Nehmen wir das Bei
spiel Gailes Links. Hervorgegangen ist er aus dem Glasgow Golf Club, der schon 1787 gegründet wurde. Mehr als ein Jahrhundert spielten die Mitglieder öffentlich im Queen’s Park und Alexandra Park. Irgend-
wann aber sollte es eigener Boden
sein, den sie südlich von Glasgow in Irvine fanden. Die Anreise er-
folgte mit der Bahn, die letzten
Meter zum Club führten zu Fuß durch drei kleine Straßen.
Gailes Links wurde 1892 eröffnet; was fehlte, war ein Clubhaus. Zwei Jahre später errichtete die Glasgow & SW Railway am südlichen Ende des Platzes eine Bahnstation, die im September 1894 eingeweiht wurde; einen Monat später folgte der Teil des Gebäudes, der als Clubhaus diente. Architekt Patrick Macgregor Chalmers war auf den Bau von Kirchen spezialisiert; das sieht man dem Clubhaus natürlich heute noch an. Der Platz ist ein klassischer Links-Kurs erster Güte; wie Western Gailes und der Barassie Links, die quasi ums Eck liegen. Sie alle profitieren von denselben hochwertigen Zutaten wie welligen Fairways, tiefen Bunkern und verblüffend treuen Grüns. Dazu kommt ein intensives Farbenspiel aus gesagtem Grün, dem Blau des Himmels und Atlantiks sowie dem leuchtenden Gelb, das Tausende von Ginsterbüsche in ihrer Blütezeit im Mai tragen. Weil sie dann einen Duft wie Kokosöl ver
strömen, hat auch die Nase viel davon.
Dieses umfassende Werturteil gilt auch für Dundonald Links. Der gravierende Unterschied: Der Platz ist gerade mal 13 Jahre alt, ohne dass man ihm die Jugend ansieht; wenn man von dem fehlenden Clubhaus absieht (noch stehen dort
Container). Architekt Kyle Phillips, der so großartige Plätze von Kingsbarns in Schottland, The Grove (England) und
Eichenheim (Österreich) verantwortet,
stellte hier die höchsten Ansprüche an sich selbst: „Ich wollte mit modernen Mitteln einen echten Championship-Platz nach Ayrshire-Art bauen, von dem man annehmen sollte, dass er sehr alt sei.“
Zeitlos schön und anspruchsvoll also; genau das ist Phillips gelungen. Die Fairways sind ein wenig weiter als und nicht so buckelig wie auf den alten Linkskursen.
Bunker gibt es auch nicht sooo viele, dafür aber an genau den Stellen, die wehtun, wenn man mit dem Streuen beginnt.
Wobei das Streuen nicht das Problem ist; das machen die Einheimischen auch. Deshalb fragt auch so gut wie niemand nach dem Handicap. Was die Schotten
allerdings nicht tun, ich erwähnte es, ist Trödeln. „4 1/4 hrs“ steht in Dundonald auf der Scorekarte als Vorgabe für die 18-Löcher-Runde. Dabei haben sie auf diesem Platz an die Toilettenhäuschen
gedacht. Muss ein junger Club sein…
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