Eindrucksvoll geht unsere Tour weiter. Am hoteleigenen Holzsteg wartet ein Wassertaxi auf uns. Ausgerüstet mit Golfbags und Kameras besteigen wir das kleine Boot. Rund zehn Minuten dauert die Tour zur vorgelagerten Insel Ile aux Cerfs. Nachts sollen häufiger Rehe hinüber schwimmen; tagsüber tummeln sich Wassersportler auf dem seichten Wasser. Vom kleinen Steg aus werden wir mit E-Carts abgeholt und über klackernde Holzbohlen zum Clubhaus des Le Touessrok Golf Course gebracht – auf Mauritius wird man als Gast sprichwörtlich auf Händen getragen. Service genießt in den Resorts oberste Priorität.
Inmitten einer gewaltigen Naturkulisse auf der mit dichten Mangroven bewachsenen und von Canyons gespickten Insel hat Bernhard Langer ein unvergessliches Layout gezeichnet, das den Le Touessrok Golf Course zu den Top-Anlagen auf Mauritius macht und mit Sicherheit zu den spektakulärsten Parcours über die Region des Indischen Ozeans hinaus zählt. Auf der Runde treffen wir das Ehepaar Claudia (38) und Peter Till (43). Zum ersten Mal verbringen die Wiener ihren Urlaub auf Mauritius – „unser Traumziel“, schwärmen sie. Statt in einem Golfresort einzuchecken, wohnen die beiden in einem Boutique-Hotel. Beim nächsten Besuch würden sie ein Golfresort vorziehen: „Das wunderschöne Mauritius, wie man es sich erträumt, findet nur in den exklusiven Resorts statt. Die Ortschaften sind im Kontrast dazu sehr arm.“
Das Zusammenspiel zwischen Natur und dem spektakulären Design, das Bernhard Langer auf dem kleinen Eiland gezeichnet hat, fasziniert an Le Touessrok nachhaltig. Keine Bahn gleicht der anderen, an jedem Loch wird der Spieler zu mutigen Schlägen über Schluchten und Canyons gelockt. Auch wenn man nach der Runde mit Sicherheit um eine Vielzahl an Bällen ärmer ist, umso reicher ist man an unvergesslichen Eindrücken und golferischen Erlebnissen. Bevor Sie den Rückweg zum gleichnamigen Fünf-Sterne-Resort Le Touessrok antreten, lohnt ein Abstecher auf die Ilot Mangénie. An der Robinson’s Bar wird ein Cocosnuss-Rum ausgeschenkt, der nach einem alten Geheimrezept hergestellt wird. Spätestens nach dem zweiten Glas am Strand fühlt man sich wie derSeefahrer Robinson Cruseo.
Gleich gegenüber der Ile aux Cerfs schmiegt sich in Sichtweite der Four Seasons Golf Club Mauritius at Anahita in die Landschaft der Region Beau Champ an. Der 18-Löcher-Platz aus der Feder des südafrikanischen Golfprofessionals Ernie Els ist eine Bereicherung für ganz Mauritius. Im März 2008 wurde der Meisterschaftsplatz eröffnet. Auf 80 Hektar erstrecken sich die breiten, ondulierten Fairways. Selbst Longhitter können hier häufig den Driver zücken und das Risiko herausfordern. Besonders die Bahnen entlang des Indischen Ozeans können sich durch tückische Winde zu einem waghalsigen Parcours entwickeln.
Golfdirektor Blyth J. Reid, der seit einem Jahr für die Anlage verantwortlich ist, zeigt sich sichtlich stolz über den Pflegezustand des Platzes. „Das Bermuda-Gras muss bei dem tropischen Klima das ganze Jahr über gemäht und gepflegt werden“, sagt der 42-Jährige. 45 Greenkeeper sind im Dauereinsatz. Trotz der 27.000 Greenfeespieler pro Jahr präsentiert sich die weitläufige Anlage in einem nahezu perfekten Zustand. Schweizer, Deutsche und Österreicher zählen zu den Gästen. „Wir haben auch viele Chinesen hier, die ihren Honeymoon im Four Season Resort feiern und auch Golf spielen“, sagt der gebürtige Schotte. Inmitten der Mangobäume und feurig-rot blühenden „Flame-Trees“, vorbei am klaren, türkisfarbenen Meer und von zahlreichen Hügeln gesäumt, erstrecken sich die Fairways in einem geschickt gestalteten Bahnenverlauf. Dichte Bunkerketten bauen sich in Drivehöhe auf. Selbst höhere Handicapspieler haben dank der fünf Teeboxen zahlreiche Spieloptionen.
Nach neun Löchern wird uns geeistes Wassermelonen-Gazpacho serviert – eine willkommene Erfrischung in der feucht-warmen Tropenluft. Während der kleinen Entspannungspause und dem kurzen Weg zum 10. Abschlag lohnt ein Blick hinter die niedrige Steinmauer linkerhand: Die beiden Riesenschildkröten „Gromomo“ und „Ticolo“ leben hier abseits des Golftrubels und gelten als Maskottchen des Platzes. Nach der Runde lädt uns Blyth J. Reid in die Beachbar Bambou Restaurant des Four Season Resorts. Nach seinem ersten Jahr auf Mauritius hat sich der Schotte spürbar in die Destination und seine Menschen verliebt. „Rassismus ist auf Mauritius nicht zu spüren. Hindus, Moslems und Christen leben friedlich zusammen. Das macht das Leben hier im Vergleich zu Südafrika äußerst angenehm“, sagt der Golfdirektor, der zuvor namenhafte Plätze wie Pezula und Fancourt in Südafrika gemanagt hat. Doch „das Schöne und Einzigartige auf Mauritius ist die Kombination vom ganzjährig angenehm warmen Wetter und den freundlichen Menschen – diese positive Energie habe ich bisher nirgends auf der Welt so gespürt. Das Lächeln der Menschen kommt von Herzen“, sagt er.