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Piemont – Spitzengolf in Norditalien!

Piemont: Südalpines Golf

Es ist schwer zu sagen, wo das gute Leben in Italien wirklich daheim ist. Aber es gibt jede Menge gute Gründe, es im Piemont zu verorten. Vor allem, wenn man mit Golfschlägern im Gepäck reist. Schon die Hauptstadt Turin selbst bietet mit Royal Park I Roveri und Circolo Golf Torino – La Mandria, beide direkt nebeneinander, ein erstklassiges und sehr nobles Golfvergnügen. Doch besonders der Norden der Region, das Alto Piemonte, glänzt mit großartigen Plätzen.

Dort bestechen die Golfanlagen Biella, Bogogno und Castelconturbia nicht nur mit Alpenblick, sie landen auch in den Bestenlisten der italienischen Kollegen regelmäßig vor. In unserem GM-Ranking erzielen sie ebenfalls exzellente Werte. Da sie zudem praktisch nebeneinander liegen (von Bogogno nach Castelconturbia sind es nur fünf Minuten), macht dies das Hochpiemont zum wohl attraktivsten Ziel für Golf-Gourmets in Italien. Auch Feinschmecker kommen auf ihre Kosten – dazu gleich mehr.

36 Löcher plus Hotel

Die 36 Löcher im Bogogno Golf Resort stammen aus der Feder von Robert von Hagge, der herausragende Plätze baute – von Rot und Gelb spielbar, von Weiß knifflig, aber immer unvergesslich. Das sehr gelungene neue Hotel mit seinen 35 Zimmern sowie Spa, Gym und großem Außen-Pool bildet die perfekte Ergänzung. Ein langes Golfwochenende (oder gar eine ganze Woche) ist hier problemlos möglich, ohne dass Langeweile aufkommt.

Der Bonora-Course von Bogogno ist einer der schwierigsten in Italien. »Wer hier von den hinteren Abschlägen unter Par bleibt, kann auf der Tour antreten«, meint Head-Pro Fabian Barrio. Der Argentinier weiß, wovon er spricht, denn er war selbst ein erfolgreicher Profi-Spieler. Neben allen erdenklichen Schwierigkeiten und den heftig gewellten Grüns kommen die oft gewaltigen Höhenunterschiede hinzu, die viel Fingerspitzengefühl bei der Schlägerwahl fordern.

»Wer hier gut spielen will, sollte so manches Par 4 einfach wie ein Par 5 angehen und ein Par 5 wie ein Par 6. Die meisten Amateure haben ja doch an vielen Löchern Schlagvorgaben, die sie unbedingt ausnutzen sollten«, erklärt Barrio. »Wenn wir Turniere auf dem Bonora-Platz spielen, kommen die erfahrenen Senioren immer mit mehr Stableford-Punkten ins Clubhaus als die allzu ehrgeizigen Herren.« Sicher ein Ratschlag, den man auch anderswo öfter beherzigen sollte.

Der Conte-Course ist etwas angenehmer zu spielen, nicht ganz so onduliert, und bietet im Gegensatz zu Bonora zwei 9-Löcher-Schleifen, die zum Clubhaus zurückkommen, sodass am Nachmittag immer noch ein paar Löcher möglich sind. Überhaupt ist Bogogno ein Paradies für Vielspieler, denn die Übungsanlage ist gewaltig, mit einer beidseitig bespielbaren Range, einem Übungsgrün nur für Bunkerschläge, einem siebzig Meter langen Putting-Grün und, vor allem: kostenlosen, unbegrenzten Range-Bällen.

Piemont: Die Heimat des Golfwunders

Liegt es am Üben oder am Anspruch der Plätze, dass das italienische Golfwunder (kaum ein Land hat in den letzten Jahren, relativ zur Anzahl der Aktiven, mehr Spieler auf die European Tour gebracht) ganz wesentlich seine Wurzeln im Piemont hat? Die meisten Tour-Pros sind auf einer der hier genannten Anlagen groß geworden, darunter die Molinari-Brüder.

Nur wenige Kilometer von Bogogno liegt der Golf Club Castelconturbia, eine große, geschichtsträchtige Anlage, deren Anfänge bis ins Jahr 1898 zurückreichen. Die heutigen 27 Bahnen sind von Robert Trent Jones Sr. – und gerade erst Anfang Oktober machte die Challenge Tour in diesem turbulenten Golfjahr in Castelconturbia Halt (und Bogogno war viele Jahre lang Schauplatz der Qualifying-School). »Die European Tour will den Qualifikanten zeigen, auf was sie sich einlassen wollen«, erklärt Direktor Gianluigi Orecchioni, »es hätte ja keinen Zweck, auf einfache Plätze zu gehen.«

Hoch oben im Piemont liegt der Golf Club Biella, mit einem zauberhaften Parkland-Kurs auf 600 Höhenmetern, der aber auch sonst an die Spitze strebt: Regelmäßig landet er in den nationalen Bestenlisten auf Platz eins. Von dem berühmten John Morrison entworfen, von Donald Harradine fertiggestellt und 1958 eröffnet, war er damals der erst zwölfte 18-Löcher-Platz des Landes.

Die Golflegende Gene Sarazen schrieb, man dürfe sich eine Runde hier keinesfalls entgehen lassen, und Design-Koryphäe Michael J. Hurdzan beschied dem GC Biella: »Ein wunderschöner Golfplatz auf einem erstklassigen Stück Land, errichtet von einem Meisterarchitekten.«

Trüffeln und Trauben

Apropos Höhe: Piemont liegt im Norden Italiens, daher ist das Klima manchmal eher mitteleuropäisch als mediterran. Aber genau das sorgt für die einmalige kulinarische Qualität, denn wer hierher nur zum Golfen fährt, verpasst so einiges. Zum einen die weißen Trüffeln aus den Wäldern rund um Alba, die just zum Erscheinen dieser Geschichte Hochsaison haben.

Und hierzu kommt gleich eine gute Nachricht aus aktuellem Anlass: Die teure Knolle ist in diesem Jahr Corona-bedingt einigermaßen günstig zu haben, denn viele Nobelrestaurants etwa in den USA oder in Fernost, die sonst zu den wichtigsten Kunden zählen, haben geschlossen.

Zu den Trüffeln passt die Nebbiolo-Traube, aber auch aus den autochthonen Sorten Gattinara, Erbaluce und Ghemme entstehen feine Weine. Praktisch, dass im Bogogno Golf Resort das Weingut Ca’ Nova liegt und abendliche Proben anbietet. Bogogno hat zudem einen Präsidenten, der sich um die Weingüter Borgogno (der ähnliche Name ist ein Zufall) und Fontanafredda bei Alba kümmert.

Gäste des Resorts können übrigens individuelle oder geführte Touren mit Shuttle dorthin unternehmen – gerade im Herbst eine verführerische Idee, gleich vor Ort zu einem Wein- und Trüffeldinner zu bleiben. Und, vom Barolo angeregt, Strategien zu entwerfen, diesen kniffligen Bonora-Platz am nächsten Tag aber ganz bestimmt zu bezwingen.

Italien im Italiener – der Alfa Romeo «Stelvio»

Wir erkundeten das Piemont mit dem Alfa Romeo Stelvio, dem ersten SUV der italienischen Marke – und zweifellos einem der schnittigsten Vertreter dieser Wagenklasse. Die Top-Version Quadrifoglio mit dem kleinen vierblättrigen Kleeblatt, das einst als Glücksbringer die Rennwagen von Alfa Romeo schmückte, ist mit einem formidablen 510-PS-Bi-Turbo-Motor ausgestattet. Aber auch unser Testfahrzeug war mit 200 PS mehr als ausreichend motorisiert.

Die markante Farbe heißt offiziell «Rosso Competizione» – wir tauften sie gleich in «Barolo-Rot» um. Die Schaltwippen am Lenkrad sorgen zusätzlich zur bequemen Automatik auf Wunsch für Formel-1-Gefühl. Außerdem bieten sie die nötige Elastizität, wenn der Milchlaster auf der Landstraße mal schnell überholt werden muss. Wie jeder Alfa Romeo hat auch der Stelvio ein sportliches Herz, den charakteristischen Kühlergrill namens Scudetto («Schild») und ein sportlich-dynamisches Flair.

Der Italiener sorgt nicht nur für Fahrspaß, sondern bietet auch autonomes Fahren auf Level 2. Das bedeutet per Definition, dass das Fahrzeug bei bestimmten Bedingungen die Steuerung von Gaspedal, Bremse und Lenkung übernimmt. Dabei ist aber eine ständige Überwachung durch den Fahrer erfordert. Sprich: Die Hände bleiben am Lenkrad, und der Fahrer muss aufmerksam sein. Aber dennoch: eine echte Erleichterung etwa nach einer langen und anstrengenden Golfrunde.

Grundsätzlich ist der Alfa Romeo Stelvio mit Allradantrieb ausgestattet. An Motoren stehen zwei Benziner mit 200 bzw. 280 PS zur Wahl sowie zwei Dieselvarianten mit 190 oder 210 PS. Und natürlich die erwähnte Top-Version Quadrifoglio mit 510 PS.

Für Unterhaltung unterwegs sorgt das neue Infotainment-System mit einem 8,8 Zoll großen Touchscreen. Wie beim Smartphone kann man sich die Bedienoberfläche individuell gestalten. Apple CarPlay bzw. Android Auto sind auch an Bord. Ebenso gibt es eine induktive Ladefläche. Die Alfa Connected Services sorgen dabei für perfekte Vernetzung, etwa mit einem integrierten Hotspot.

Die Preise starten bei 42.890 Euro, je nach Ausstattungsvariante und Motorisierung kann das aber bis 90.168 Euro nach oben klettern – dann bleiben allerdings auch keine Wünsche mehr offen. Insgesamt: Eine flotte, auffallende und elegante Alternative zum üblichen Großraum-Einerlei!

Weitere Informationen: alfaromeo.de/stelvio

Piemont: Der Platztest

Golf Club Biella »Le Betulle«

Ein Parkland-Course, der schöner kaum zu denken ist – für viele Kenner ist es der beste Platz Italiens. Aber niemand sollte sich von dem Idyll allzu stark ablenken lassen, denn der Platz bietet auch jede Menge Herausforderungen, dafür sorgt schon der alte Baumbestand. Ohne präzise Drives muss man an jeder Bahn kämpfen. Aber auch die Grüns sind onduliert, und die Par-3-Bahnen sind ausnahmslos lang. Die freundliche Schlussbahn, ein Par 5, lässt viele Golfer dann doch mit einem Lächeln zurück ins Clubhaus kommen. Kleinere Abzüge in unserer GM-Bewertung gibt es, wie bei vielen älteren Plätzen, nur für die eher unterdurchschnittlichen Übungsmöglichkeiten und die kleine Range.

Golf Club Biella »Le Betulle«

ANSPRUCH             16 von 24
ZUSTAND                9 von 12
DESIGN                    23 von 24
KULISSE                  15 von 20
SERVICE                  9 von 15
BONUS                     2 von 5
INDEX:                     1,19 / –

Bogogno Golf Resort (Bonora)

Robert von Hagge schuf hier ein Meisterwerk, das dem Golfer alles bietet. Nämlich: erreichbare Par-5-Bahnen, lange Par-4-Löcher, spektakuläre Par-3-Bahnen, etwa die 5 über eine Schlucht oder die steil abfallende 7. Dazu kommen viel Wasser, ondulierte Fairways sowie gepflegte und schnelle Grüns. Die 17 ist ein fabelhaftes Par 5 mit einem erhöhten, diagonal zur Spielbahn verlaufenden und auch noch von Wasser verteidigten Grün – und die 18, ein langes Par 4 bergauf mit Wasser links vom Grün, stellt eine würdige Schlussbahn dar.

Bogogno Golf Resort (Bonora)

ANSPRUCH             17 von 24
ZUSTAND                10 von 12
DESIGN                    23 von 24
KULISSE                  13 von 20
SERVICE                  14 von 15
BONUS                     2 von 5
INDEX:                     1,02 / –

Bogogno Golf Resort (Conte)

Diese 18 Löcher stehen dem Bonora-Kurs kaum nach. Mögen auch die Ausblicke nicht ganz so dramatisch sein, ist hier immer noch der komplette Spieler gefragt. Die 3 ist eine der schönsten Bahnen des Platzes, ein erreichbares Par 5 mit einem Graben vor dem Grün. Deutlich kniffliger ist das Par 5 an der 8, an der sich auch Longhitter die Zähne ausbeißen. Loch 9 kommt als mittellanges Par 4 harmlos daher, bis man direkt vor dem Clubhaus das Grün anspielen und den frontalen Teich vermeiden muss. Die 16, 17 und 18 bilden einen fulminanten finalen Akkord.

Bogogno Golf Resort (Conte)

ANSPRUCH             12 von 24
ZUSTAND                10 von 12
DESIGN                    20 von 24
KULISSE                  13 von 20
SERVICE                  14 von 15
BONUS                     2 von 5
INDEX:                     0,92 / –

Golf Club Castelconturbia (Giallo/Blu)

Auch hier wird der Golfer ordentlich gefordert – kein Wunder, dass Anfang Oktober die Challenge Tour hier gastierte. Die Giallo-Schleife beginnt mit einem Par 5, vom Abschlag ist ein Draw gefordert. Ein Angriff aufs Grün ist arg riskant, denn rechts lauern viele hungrige Bunker. Die 8, ein langes Par 3, ist schön und spannend zugleich. Der Ball muss 170 Meter zurücklegen und dabei nicht nur viel Wasser, sondern auch noch einen großen Bunker überqueren. Die 9 ist ein kurzes Par 4, das nicht unbedingt einen Driver vom Tee erfordert. Die zweite Halbrunde beginnt etwas weniger hügelig, aber schon an Bahn 1 des Blu- bzw. Azzurro-Courses wartet ein langes Par 5 mit onduliertem Grün. Die 3 ist ein langes Par 4 (390 Meter von Gelb), allerdings können Wagemutige über das Dogleg abkürzen. Die letzte Bahn bietet vom Grün aus einen schönen Ausblick über das gesamte Gelände.

Golf Club Castelconturbia (Giallo/Blu)

ANSPRUCH             15 von 24
ZUSTAND                10 von 12
DESIGN                    22 von 24
KULISSE                  13 von 20
SERVICE                  14 von 15
BONUS                     4 von 5
INDEX:                     1,09 / –

Golf Magazin-Reiseführer – Piemont

Hotels

Die Golfanlagen Biella, Bogogno und Castelconturbia bieten Übernachtungsmöglichkeiten direkt am Platz, am edelsten wohnt es sich im Golfhotel von Bogogno mit Spa, Gym und Außen-Pool (DZ ab 150 Euro, bogognogolfresort.com). Das kleine Weingut Ca’ Nova mit schönen Gästezimmern liegt mitten auf den Platz. Fantastisch: der »San Quirico« und der »Ghemme Riserva«.

Restaurants

In der Trattoria Olimpia, fünf Kilometer von Bogogno und Castelconturbia entfernt, gibt es eine ausgezeichnete Fischküche und eine telefonbuchdicke Weinkarte. La Mia Crota in Biella ist eine Enoteca und im ersten Stock auch ein Restaurant. Unverkennbar piemontesisch ist die Aufschnittplatte mit Gorgonzola. Bei Paolino in Vercelli gibt es typisch piemontesische Küche. Der Padrone bietet 30 verschiedene Risotto-Zubereitungsarten an, natürlich auch mit weißen Trüffeln (mehr auf Facebook). Wer Gutes für daheim kaufen will, ist bei Tartuflanghe in Piobesi d‘Alba richtig, einem der besten Feinkostgeschäfte Italiens.

GM-Tipp

Die legendären »Bootcamps« der ehemaligen Tour-Spieler Marcel Haremza und Christoph Günther, die sich an ambitionierte Amateure jeden Handicaps richten, finden mehrmals im Jahr in Bogogno statt (projectgolfsports.com).

Anreise

Die Fahrt mit dem Auto dauert von München über Österreich und die Brennerautobahn bis ins nördliche Piemont etwa sechseinhalb Stunden, alternativ ist auch der Weg über die Schweiz möglich (in beiden Ländern Vignette nicht vergessen!). Mit dem Flugzeug empfiehlt sich Mailand Malpensa – der Flughafen liegt nur 20 Minuten von Bogogno und Castelconturbia entfernt.

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