Reise

Mit dem Turbo in die Eifel – Eine Golf- und Porsche-Reise

Anfang September hat GM eine kleine Deutschland-Tour gestartet. Anlass war das 50-jährige Jubiläum des 911 Turbo. Von München sausten wir in den Westen, machten Stopps im GC Trier, dem Golf-Resort Bitburger Land, dem GC Eifel und krönten die Reise mit einem Besuch am Nürburgring.

Jona Kläsener, GC Eifel, Ingo Grünpeter, Shutterstock

Der Autor dieser Geschichte fährt gerne Auto, verfügt über ein peripheres Wissen rund um die verschiedene Marken, deren Modelle und Motorisierungen. Und ja, er würde sich auch als Fahrer beschreiben, der schon mal – wenn es der Verkehr zulässt – das Gaspedal durchdrückt. Bei dieser Exkursion war die Ausgangslage etwas anders. GM präsentiert in der »Drive-to-Drive«-Serie stets außergewöhnliche Geschichten. 2024 feierte der 911 Turbo seinen 50. Geburtstag und wo könnte man so einen Anlass bes-ser zelebrieren als auf der legendären Nordschleife des Nürburgrings beim Track Day (mehr dazu auf S. 79) von Porsche-Tochter Manthey?

Es ist gut, wenn man weiß, welches Ziel man ansteuern soll und es ist viel besser, wenn das Ganze in Etappen angegangen und dabei das GM-Platzportfolio erweitert werden kann. Diese Ecke im Westen Deutschlands, das geben wir ganz offen zu, haben wir bisher selten besucht. Leider – auch das können wir nach den Tagen sagen. Dass die Reise außergewöhnlich agil werden würde, lag schon an dem Kraftpaket aus Zuffenhausen – ein 911 Turbo S. Diesen Sportwagen zu steuern, davor hatte der Autor viel Respekt. Um es kurz zu machen: 650 PS sind eine richtige Hausnummer und wenn die Beschleunigung von 0 auf 100km/h in 2,7 Sekunden bzw. von 0 auf 200 in 8,9 Se-kunden zu realisieren ist, steht fest: Hier handelt es sich um einen lupenreinen Sportwagen. Dass die maximal zu errei-chende Geschwindigkeit bei 330 km/h liegt, verwundert kaum.

Trier

Respekt

Das vielleicht übertriebene Herantasten endete nach ungefähr 70 gefahrenen Kilometern. Rund um Augsburg hatte ich mich in diesen 911er schockverliebt. Ein Kindheitstraum ist wahr geworden und ich schaltete auf dem Asphalt in sportlichen Genussmodus. Station Nummer eins führte uns zum GC Trier. Wenn man schon mit so viel Pferdestärken (deutlich mehr als die Römer um Kaiser Augustus) unterwegs ist, gehört sich ein Besuch in einem sportlichen Club mit anschließendem Aufenthalt in Deutschlands ältester Stadt. Die Golfanlage im Moseltal, umgeben von Wäldern und steilen Weinbergen, ist eine Perle und wer hier eine Golfrunde einplant, wird jede Menge Spaß in dieser hübschen Umgebung haben und beim abschließenden Weinchen auf der schmucken Terrasse ein positives Fazit ziehen. Der Platz ist gut spielbar und mit vielen Herausforderungen ausgestattet. Die Abschlussbahnen 16 bis 18 sind eine Wucht. Architekt Christian Althaus hat beim Re-Design raffiniert gearbeitet und nicht umsonst traf sich hier in den vergangenen zwei Jahren die Amateurspitze bei den Deutschen Einzelmeisterschaften AK offen. Triers Vorstandschaft hat eine klare Vision. Man möchte den Club in die deutsche Top-Liga führen und ist bei dem ambitionierten Vorhaben auf einem sehr guten Weg.

GC Trier: 74

Index: 1,81/-

Anspruch: 18

Zustand: 10

Design: 20

Kulisse: 15

Service: 10

Bonus: 1

>>>Das Score System<<<

Bernkastel Burgruine an der Mosel

Prost

Bei der Weiterreise plante GM einen kleinen Umweg ein und besichtigte die Burg Landshut bei Bernkastel-Kues. Was für ein malerisches Fleckchen an der Mosel und der Fun-Faktor mit dem 911er die kurvenreichen Landstraßen zu testen, war hoch. Weiter ging’s ins Golf-Resort Bitburger Land. Der Club auf dem großzügigen Areal, oberhalb des Bitburger Stausees mit tollen Ausblicken auf die markante hügelige Eifellandschaft, kam ganz bewusst auf die Liste. Am Ende stand schließlich eine Runde auf der Nordschleife mit einem Porsche-Werkspiloten an. Und dafür brauchte es ein Portion Mut. Letzteren kann man sich in Bitburg antrinken, auch alkoholfrei, und es dürfte zumindest vom Namen kaum einen geeigneteren Ort geben. Übrigens ist die gleichnamige Brauerei auch ein Hauptsponsor des ansässigen Resorts. Das Areal ist sehr weitläufig und die Topographie hat es in sich: Auf vielen Bahnen gibt es teilweise deutliche Höhenunterschiede, was die golfende Kundschaft bei der Schlägerwahl fordert. Positiv war, dass wir die 18 Löcher überraschend gut gemeistert haben. Und wer die Runde im Bitburger Land unfallfrei (nahezu) übersteht, kann die Mission Nordschleife doch selbstbewusst angehen. Oder? Ich weiß, manchmal spuken einem wirre Gedanken im Kopf herum.

GC Bitburger Land

Golf-Resort Bitburger Land: 66

Index: 1,52/-

Anspruch: 15

Zustand: 9

Design: 17

Kulisse: 15

Service: 10

Bonus: 0

Hidden Gem

Schläger säubern, Bag aus Bequemlichkeit auf den Beifahrersitz platziert und mit ordentlich Wumms ging’s gut 50 Kilometer gen Norden in den GC Eifel bei Hillesheim. Das ist ein Eck, das mitten auf dem Land liegt und man schon einige Vorstellungskraft benötigt, um hier einen Golfclub zu vermuten. Den gibt es und der ist mal richtig, richtig gut! Ein verstecktes Juwel – als Golfliebhaber sollten Sie sich an diesen Ort unbedingt verirren. Wer da war und die 18 Bahnen gespielt hat, kommt garantiert wieder. Der Platz von Architekt Karl F. Grohs nimmt mit Bahn 9 (ehemalige Driving-Range) und dessen perfekt in den Wald integrierten Grünkomplex Fahrt auf, wie man es sich nur wünschen kann. Die Back Nine in dem hügeligen Gelände sind durch die auffallend dichte Bewaldung und wegen des harmonischen Layouts der Bahnen von einer Strahlkraft, die nur ganz wenige Plätze in Deutschland besitzen. 

GC Eifel: 69

Index: 1,80/-

Anspruch: 16

Zustand: 10

Design: 19

Kulisse: 14

Service: 10

Bonus: 0

Geschenkt wird dem Golfer nichts. Es gilt Schräglagen zu meistern und sich mehrmals auf kleine Grüns einzustellen, die schwer anzuspielen sind. Ganz außergewöhnlich ist die 16 – ein Par 3 von 208 Metern Länge. Der Abschlag in der Waldschneise liegt gefühlt weit über 20 Meter oberhalb des Grüns und die Puttfläche wirkt aus dieser Perspektive extrem klein. Die Runde endet mit einem ultraschweren Par 4. Bemerkenswert war der fantastische Pflegezustand. Das liegt womöglich an dem Geschick des Greenkeepers, der davor im renommierten Gut Lärchenhof tätig war. Ich bestelle im Anschluss im Clubrestaurant bei der freundlichen Bedienung einen Espresso und ein Mineralwasser. Das hat sich angeboten: Gerolstein liegt ganz in der Nähe und am nächsten Tag ging es ja auf den Nürburgring.

Der Sonnenuntergang über Hillesheim

Nürburgring – Zwischen Genuss und Wahnsinn

Da stehe ich also auf der Terrasse des Restaurants Devils Diner. Auf der ansteigenden Gerade steigt soeben ein feines Überholmanöver. »Die kommen da schon mal auf 280 Sachen«, sagt ein Mann im Rennanzug, leicht verschwitzt, der soeben ein paar Runden auf der Nordschleife gedreht hat. Es ist Manthey Trackday an diesem Donnerstag. 90 Kunden der Porsche-Tochter (das Unternehmen mit knapp 350 Angestellten hat mit Racing, Performance, Engineering, Services und Experiences fünf Geschäftsbereiche) haben sich zu dem Event angemeldet. Manthey gehört zu den führenden Porsche Rennteams und ist Spezialist für Porsche GT-Modelle. Genau mit diesen Flitzern kamen sie an und sausten für mehrere Stunden über diese berüchtigte Rennstrecke. Der Sicherheitsaspekt steht weit oben: Im Vorfeld wurden alle Akteure zum Verhalten auf der Strecke intensiv gebrieft.

Trackday auf der Nordschleife

Es ist die Nordschleife. Auf den 20,832 Kilometern in der Eifel gab es viele Unfälle, zahlreiche davon endeten tödlich und das bekannteste Szenario dürfte der Crash von Niki Lauda 1976 beim Großen Preis von Deutschland (Formel 1) gewesen sein. Mit über 70 Kurven, Steigungen von bis zu 18 Prozent, bis zu 11 Prozent Gefälle und an einigen Stellen bedrohlich eng, gilt sie als anspruchsvollste Piste der Welt. Hobbyfahrer wie Profis lieben sie. Es muss der Nervenkitzel sein, der Drang, diesen Parcours möglichst flott zu meistern. Mein Blick schweift über den Parkplatz der Nordschleifen-Einfahrt. Unzählige Porsche – teils in markanten Farben – stehen dort. Viele davon sind 911 GT3-Modelle, eine Rennsportversion für die Straße. In meinem Kopf überschlage ich den Gesamtwert der Boliden… Jemand reißt mich aus den Rechenspielen und tippt mich von hinten an. »Hey, du hast ein Hoodie mit einem tollen Logo, warst du vergangenes Jahr im Rom beim Ryder…« In dem Moment, wo er mein Gesicht sieht, bricht er ab und begrüßt mich herzlich. Es ist Peter Hanson, ehemaliger schwedischer Golf-Profi, zweifacher Ryder-Cup-Sieger und Coach von Senkrechtstarter Ludvig Åberg. Mit ihm habe ich vor zehn Jahren unterhaltsame Stunden bei einem Pro-Am in Wentworth verbracht. Vage erinnere ich mich an sein Interesse für Autos. Er ist ein Porsche-Nerd. Auf meine Frage, ob das seine Nordschleifen-Premiere sei, kontert er mich aus. »Gestern bin ich hier die 500. Runde gefahren. Ein Traum.« Der 47-Jährige besitzt eine Rennlizenz und springt mehrmals jährlich in Schweden und den USA als Instructor ein. »Und was machst du hier?«, schaut er mich verdutzt an. Zeit, Farbe zu bekennen, dass nach den Tests der Golfplätze die Mutprobe ansteht, also eine Runde auf der Nordschleife mit einem Werksfahrer. »Toll, das wird unfassbar, du musst mir alles erzählen«, verabschiedet sich Hanson, steuert mit der Ausstrahlung eines coolen Wikingers auf sein Auto zu und macht sich startklar. Ein Tippen auf den Helm als Grußgeste und weg ist er.

Peter Hanson

Mit 240 km/h durch Hohenrain und Tiergarten

Bei mir sieht’s anders aus. Ein flaues Gefühl. Instinktiv habe ich die Mahlzeiten weggelassen. In wenigen Minuten geht’s los. Mit Porsche Test- und Entwicklungsfahrer Lars Kern, der schon mehrfach offizielle Rekorde für Straßenfahrzeuge auf der Nordschleife aufgestellt hat. Haube auf, Helm auf, rein auf den Beifahrersitz. Mit dem Sechs-Punkt-Gurt werde ich von einem Assistenten so festgeschnallt, dass ich schon intervenieren möchte. Kern blickt mir in die Augen, er merkt mir die Anspannung an und startet eine beruhigende Konversation. Im Schritttempo geht’s zum Start. Wir zeigen unsere Badges an der Einfahrt, Daumen hoch vom Sicherheitspersonal. »Auf geht’s«, sagt Kern, betätigt einige Schalter und lässt seinen rechten Fuß nach unten sausen. Mich drückt’s ordentlich in den Sitz bei der Beschleunigung. Im Nu durchbricht er die 200km/h und saust mit etwa 240km/h im Abschnitt Tiergarten und Hohenrain. Vor der Rechtskurve bremst er und ich bekomme erstmals mit, was Bremsen so können. Meine Arme verharren fest auf den Oberschenkeln, der Kopf saust bei den Kräften munter in alle Richtungen. Lars schaut immer rüber und fragt, wie es mir gefalle? Am Aremberg nach 5 Kilometern bin ich durch. Das kann’s nicht sein. Und so was wird als Taxifahrt deklariert? Immer wieder denke ich, das gibt’s doch nicht, jetzt kommt der Abflug. Dieser Abschnitt (welcher auch immer) mit dem Tempo, unmöglich. Aber der Porsche liegt wie ein Brett auf dem Asphalt und der Profi meistert das cool und professionell. Beeindruckend.

Es ist auch Autofahren – nur anders

Zur Streckenhälfte gelingt es mir, mein Mindset anzupassen. Mir wird bewusst: Der Lars kann’s einfach, er beherrscht diesen Rennwagen und dieser ist genau für so was entwickelt worden. Und mit dem Manthey Kit ist der 911 GT3 nochmal mehr für die Rennstrecke optimiert worden. Dadurch ist das Fahrzeug nicht nur schneller, sondern auch beherrschbarer und gibt dem Fahrer mehr Vertrauen, um das Fahrzeug am Limit zu bewegen. Also was soll mir in dieser Kombination schon passieren? Schrittweise entspanne ich, genieße Tempo und Kurvenkräfte, und tausche ein paar Sätze mit Lars aus. Das kleine Karussell am Schwalbenkopf ist stark, es folgt die temporeiche Rechtskurve am Galgenkopf und das Finale Döttinger Höhe. Nochmal kurz Vollgas und es endet mit einer deutlichen Temporeduzierung und geht rechts zum Parkplatz. Ein Handshake mit Lars. Ein Dank. Eine Verneigung vor dem Taxifahrer und die nüchterne Erkenntnis. Das war Autofahren in einer anderen Dimension.

Zurück auf die Terrasse des Devils Diner. Peter Hanson kommt um die Ecke und schaut mich fragend an. »Gigantisch, irre, faszinierend, eine Grenzerfahrung«, resümiere ich bevor wir ins Detail gehen. Ich brauche dringend ein kaltes Erfrischungsgetränk und gehe dieses Erlebnis nochmals durch. Unten läuft Werksfahrer Kévin Estre vorbei, ein passionierter Amateurgolfer und u.a. Sieger der legendären 24-Stunden-Rennen in Le Mans und am Nürburgring. »Ich hab’ noch einen Passagier und dann fahr ich die Runde mit dir, versprochen ist versprochen«, ruft er rauf. Im März hatten wir uns bei der Porsche Singapore Classic kennengelernt. Ich nicke und frage mich gleichzeitig: Will ich mir das wirklich nochmal antun? Natürlich! Der Franzose leistet an diesem Tag Schwerstarbeit. Für ein Charity-Projekt saust er mit 27 Kunden über die Nordschleife, ich bin Nummer 28. »Pro Passagier sind elf Minuten eingeplant, also mit Einsteigen, Anschnallen, Fahrt und Aussteigen«, erzählt er mir im Auto. Das Sicherheitspersonal an der Einfahrt winkt uns durch. Nordschleife, die Zweite. Die Anspannung ist da, aber eine andere. Einige Abschnitte habe ich mir eingeprägt und bin deutlich besser auf die Bremsvorgänge, Beschleunigungen etc. vorbereitet. Nebenbei unterhalten wir uns über Golf, also Kévin kurbelt das Gespräch an und ich antworte – mal mehr, mal weniger. In einer Rechtskurve rutschen wir etwas weg. Ein Schock für mich, den der Pilot schmunzelnd kommentiert. »Die Reifen haben nicht mehr ganz den Grip, alles gut« – wenn er das sagt… Die Runde finde ich deutlich unterhaltsamer und nach 7,15 Minuten endet die Show auf der Nordschleife. Kevin lässt mich raus und braust weiter. Zum Abschluss steht noch ein Test für Manthey an. Wie bitte? Der 35-Jährige saß mit seinen Gästen fünf Stunden und acht Minuten in dem Porsche 911 GT3 RS (922). Aufgrund des Nebels konnte erst ab 10 Uhr mit zwei Stunden Verspätung gefahren werden. Um 16:30 Uhr war Schluss, Sekunden vorher hatte Estre eine Testfahrt in 6:55,737 Minuten beendet. Alleine geben diese Jungs dann halt mal richtig Gas. Ob man als Beifahrer diesen Zeitunterschied registrieren würde? »Ab einem gewissen Punkt ändert sich nicht mehr viel bei der Empfindung«, so Estre. Für mich war diese doppelte Grenzerfahrung schon das Maximum. Ob ich es nochmal machen würde? Sofort! Ich verabschiede mich vom Nürburgring während sich ein Autokorso am Eingang bildet. Die Strecke ist nun offen für die Touristenfahrten – die Amateure kommen mit ihren eigenen PKWs. Die Nordschleife steht für Faszination.

Kévin Estre