Die Liste liest sich wie ein „Who is Who“ in der Welt der schönen und reichen Golfplätze dieser Welt: Desert Mountain in Arizona, Trump National Golf Club in Los Angeles oder das Los Cabos Resort auf der mexikanischen Baja California. Und jetzt? Kommt der Golfclub Kitzbühel-Schwarzsee dazu!
Wie bitte? Von Donald Trumps handgeschnittenen Fairways auf die 18-Löcher-Anlage, die der Gemeinde Kitzbühel gehört? Die ganz bewusst so öffentlich ist, dass auch Einsteiger hier richtigen Spaß haben können. Tatsächlich. Die Klammer zwischen diesen so ungleichen Clubs bildet der Audi quattro Cup. Da spielen in diesem Jahr rund 80.000 Golfer in allen Ecken auf diesem Globus (oder haben schon gespielt), um sich für das Weltfinale zu qualifizieren. Und das steigt, wie schon im vergangenen Jahr, in Kitzbühel.
Was aber hat diese Stadt in den Alpen, die als eines der weltweit besten Ziele für Alpinskifahrer gilt, so Gutes für uns Golfer zu bieten? Machen wir es kurz,
so kurz wie die Wege: eine ungewöhn-liche Dichte an interessanten und höchst unterschiedlichen Golfplätzen. Zwischen der 9-Löcher-Par-3-Runde bis zum sehr langen und fordernden Meisterschaftsplatz liegen hier nur ein paar Kilometer.
Bei der Streif Attack geht es steil bergab
Was hilft: Auch gedanklich sind die Be-treiber der Golfanlagen dicht beisammen. Am deutlichsten wird das jedes Jahr beim Golf Festival Kitzbühel. Auch in diesem Juni stand die Stadt mit der Gams ganz im Zeichen des genussvollen Golfens auf den vier Plätzen. Wo sonst kochen, zum Teil auch schon beim Halfway House, international renommierte Spitzenköche? Wo sonst präsentieren am Abend ausgewählte Winzer ihre besten Tropfen und Ideen? Und wo sonst spielt man eine legendäre Rennstrecke hinunter, die so steil ist, dass man aufpassen muss, nicht auszurutschen?
„Streif Attack“ heißt dieses Gaudi-Turnier, das in diesem Jahr ebenso schnell ausgebucht war wie andere Events des Festivals.
Doch zurück zum Golfplatz Kitzbühel Schwarzsee. Das Beste zu Beginn ist schon mal die große Terrasse. Gönnen Sie sich hier eine kleine Pause, genießen Sie das famose Alpen-Panorama und stellen Sie sich vor, wie Sie diesen Platz gleich auseinandernehmen werden. Gut, neben dem ersten Abschlag lauert rechts schon ’mal die erste Baumreihe, von denen im weiteren Verlauf noch so einige kommen. Zugegeben, die zweiten Neun gehen richtig in die Berge und damit auch in die Beine … Aber all das ist so aufbereitet, dass man mit einem vernünftigen Score zurück ins Clubhaus kommen kann. Und wenn nicht, setzen Sie sich eben wieder in die Sonne, bestellen sich Köstlichkeiten aus der bekannt guten Küche von Mathias Wallner
und stellen sich vor, wie Sie den Kurs dann eben auf der nächsten Runde zerlegen!
Obwohl: Vielleicht sollten Sie zunächst einmal die anderen Plätze der Stadt testen. Da es sich bei den 9 Löchern des Golf- und Landclubs Rasmushof durchgehend um Par 3s mit Längen zwischen 99 und 203 Metern handelt, könnten Sie damit ziemlich fix durch sein. Allein: Die Grüns sind klein und die Bunker, die sich so vermeintlich harmlos in der Landschaft räkeln, durchaus hungrig. Die Bahnen 5 und 6 laufen parallel zum Ankerlift den Berg hinauf; die 9 kommt daneben zum Rasmushof zurück und endet damit im Zielgelände der Streif, der legendären Hahnenkamm-Abfahrt. Hier kommen im Sommer die Scores genauso ins Trudeln wie in jedem Januar einige der besten Abfahrts-Läufer der Welt.
Wenn Sie schon mal da sind: Schauen Sie in der Bar oder auf der Terrasse des Rasmushofs vorbei. Der atmet die Tradition des alpinen Skisports aus jeder Holzplanke. Sollten Sie mal im Winter kommen: Wirtin Signe Reisch (sie ist gleichzeitig Präsidentin des GLC Rasmushof und vom Kitzbühel Tourismus; das Interview mit ihr steht auf Seite 76) nimmt Sie dann morgens gern mit zu einer frühen Abfahrt auf der Streif.
Der beste 9-Löcher-Kurs des Landes
Natürlich nicht ganz so steil, aber immer noch sehr bergig zeigt sich der Golfclub Eichenheim. Er ist der große Bruder aller anderen Plätze in und um Kitzbühel und die richtige Bühne für alle, die unbedingt ausprobieren wollen, ob auch der Driver in der Höhenluft (knapp 900 Meter über dem Meer) weiter fliegt als im Flachland. Steile Felswände und dichte Laubwälder prägen die Optik genauso wie die freien Blicke auf den Wilden Kaiser und die Hohen Tauern. Das hier ist alpines
Golf in seiner schönsten Form, besonders dann, wenn die schneebedeckten Berge einen eindrucksvollen Kontrast zum satten Grün der Fairways und Grüns bieten. Die wiederum sorgen mit ihren deutlichen Ondulationen schon dafür, dass man sich nicht zu sehr ablenken lässt. Fazit: Eichenheim ist der anspruchsvollste Golfplatz in Kitzbühel und damit einer der besten des gesamten Landes.
Den wohl besten 9-Löcher-Kurs der Alpenrepublik haben sie hier auch. Er gehört zum Club mit der Gams im Logo, dem Golfclub Kitzb¸hel. Schauen wir mal, was die Einheimischen darüber so schreiben: „Über 30 Hektar ungestörte Parklandschaft erstreckt sich der Golfplatz am Schloss Kaps, nur fünf Par 4 vom Kirchturm entfernt. Die wunderschöne Lage und mehr als 60 Jahre Tradition machen den Platz einzigartig.“ Kann man so gelten lassen, auch wenn uns die Kirche als Referenz-Punkt nicht eingefallen wäre. Heißt ja auch hier nur: All’ das Gute ist dicht beisammen.
Die neun Bahnen machen aus einer vermeintlich „halben Runde“ ein absolut vollwertiges Vergnügen. Der „GCK“ war und ist der Golfclub der Stadt. Im Jahr 1955 eröffnet, trafen sich hier immer schon die wichtigen Männer und Frauen der Gemeinde. Dass es da deutliche Schnittmengen zum K.S.C. (Kitzbüheler Ski Club) gab und gibt, versteht sich in der Weltcup-Metropole von selbst. Das beste Beispiel: Toni Sailer. Der dreifache Goldmedaillen-Gewinner bei den Olympischen Winterspielen 1956 und Österreichs Sportler des Jahrhunderts war von 1979 bis 1993 auch Präsident des Golfclubs Kitzbühel. Toni Sailer starb im August 2009; den großen Umbau seines Platzes und die Wiedereröffnung im Jahr 2005 hat der begeisterte Golfer also noch mit-bekommen und mitgestaltet. Ihm zum Gedenken treffen sich viele Freunde und Wegbegleiter einmal im Jahr zum Toni Sailer Golf Memorial.
Der entscheidende Mann beim neuen großen Wurf auf dem doch limitierten Gelände des Golfclubs Kitzbühel war Graf Max von Lamberg. Er kennt das Gelände, weil er direkt daneben auf Schloss Kaps residiert; in Kombination mit seiner ausgeprägten kreativen Ader zauberte der Golfplatz-Architekt neun richtig gute Bahnen in Teile des ehemaligen Schlossparks und rund ums elegante A-Rosa-Resort, dessen Optik sich sehr an der von Schloss Kaps orientiert. Ein gelungener Entwurf!
Das Urteil gilt auch, wir wiederholen uns, für den Platz. Gucken Sie ’mal bitte nach links! Sie sehen Bahn 8, die als leichtes Par 5 nach rund 430 Metern auf einem Inselgrün endet. Locker vorlegen und mit dem dritten Schlag aufs Grün? Oder aus 200 Metern angreifen?
Zum Schluss folgt ein weiteres Inselgrün, das aber nur gut 120 Meter vom Abschlag entfernt ist. So kurz, so gut. Und doch nervenaufreibend, wenn die zauberhafte Terrasse des Restaurants im Golfhaus am See gut besucht ist; und das ist sie bei brauchbarem Wetter eigentlich immer. Nicht nur wegen der Aussicht, sondern ebenso, weil sich die Küche über Jahre einen erstklassigen Ruf erarbeitet hat.
Beeindruckender Wilder Kaiser
Und dann gibt es noch einen Club, der ein Tal weiter liegt, gerade mal 14 Kilo meter von Kitzbühel entfernt ist und über den Bilder mehr sagen als tausend Worte: Der Golfclub Wilder Kaiser. Dessen großzügige Anlage erstreckt sich mit drei 9-Löcher-Schleifen quasi im Vorgarten des namengebenden Gebirgszuges. Hier pocht der Puls des Wilden Kaisers, der am Ellmauer Halt seine blanken Kalkfelsen bis auf 2.344 Meter in die Höhe reckt und ein Pano-rama bietet, das dramatischer ist als auf allen anderen Golfanlagen der Region. Allein das gelegentliche Spiel der hauchzarten weißen Wolken rund um die Gipfel ist ein optischer Genuss, der gerade bei Gästen zu einer deutlichen Verlangsamung von Schritt und Spiel führen kann.
Die drei Kurse (Kurse Tirol, Ellmau und Wilder Kaiser) führen über ein verblüffend ebenes Gelände, das seine landwirtschaftliche Vergangenheit weder leugnen kann noch will. Was auch bedeutet: Wer gern mal den Driver zückt, ist hier genau richtig, weil die Fairways weit und die Hindernisse nicht zu garstig sind.
Das aber ist rund um Kitzbühel eh nichts und niemand. Warum auch sollte man sich das Spiel – und Leben – in einer so atemberaubend schönen Landschaft vermiesen?