An den See! An den See!
Rund um den Lac Léman, wie Franzosen und Westschweizer den wasserreichsten See Mitteleuropas nennen, lockt nicht nur eine wunderbare Landschaft. Der Genfersee trumpft auch mit sehr starken Golfplätzen auf.
(T) Ralf Schwarzkopf
»In den See! In den See!“ Dieser Ruf aus »Asterix bei den Schweizern“ – wenn mal wieder das Fleisch in den Fonduetopf gefallen war – wird bei manchen Lesern vielleicht die erste Assoziation sein, wenn sie an den Genfersee denken. Denn ansonsten tun sich viele deutsche Golfer schwer, diese hinreißend schöne Landschaft in Frankreich und der Schweiz mit ihrem Lieblingssport zu verbinden.
Doch warum eigentlich? Weil wir die Sprache nicht sprechen? Pardon, aber ist das in den meisten anderen Ländern doch auch nicht auch der Fall. Weil es zu teuer ist? Pardon, aber objektiv betrachtet sind viele Plätze in Spanien, Portugal und den USA sicherlich nicht preiswerter. Weil es dort zu abgehoben ist? Pardon, aber die ganzen British-Open-Plätze wollten wir doch auch spielen. Und es liegt doch gerade an der Exklusivität, dass einige Regionen dieser Welt eben nicht so überlaufen sind.
Exakt mit diesem Argument trumpft der Lac Leman auf. Der Großteil der von uns besuchten Golfanlagen sind traditionelle Member-Clubs. Und hier sind Greenfee-Spieler zwar willkommen, die Clubs aber nicht auf sie angewiesen. Die opulenten Jahresbeiträge der Mitglieder reichen aus, um den hohen Pflegezustand und die hervorragende Infrastruktur auch so zu erhalten.
Letztendlich spricht für diese äußerst liebliche und gleichwohl spektakuläre Region außerdem, dass sich hier gemäß nationalen und internationalen Rankings zwei der drei besten Plätze der Schweiz befinden – und dazu kommt noch ein echter Kracher am französischen Ufer des Sees.
Zwei Schweizer Traditionsclubs am Genfersee
Das Eingangstor für Urlauber wird in der Regel Lausanne sein. Die »Hauptstadt« des Sports ist seit 1915 Sitz des IOC und mittlerweile Heimat von 55 internationalen Sportverbänden und -organisationen. Dass das Olympische Museum zu den Hauptsehenswürdigkeiten zählt, verwundert daher kaum. Aber auch La Cité, die Altstadt mit der Kathedrale Notre Dame und dem Chateau St.-Maire, lohnt ebenso einen Besuch wie der Hafen und die Promenade rund um das alte Schloss Ouchy.
Lausanne mag nicht so mondän wie Genf, Montreux oder Vevey sein, doch die Stadt punktet bei den Schweizern mit einer erstaunlich hohen Lebensqualität. Und Qualität bietet auch der Golf Club de Lausanne – vom ersten bis zum letzten Loch und ohne weitere Abzüge im eleganten und trotzdem äußerst gemütlichen Clubhaus. Zwar ist das Jacket nicht mehr zwingend, aber die kurze Hose sollte man nach der Runde schon wechseln, bevor man die exquisite Küche hier probiert.
Der klassische, altehrwürdige Parkland-Kurs liegt, fast schon etwas versteckt, hoch oberhalb der Stadt. Er war 1982 Schauplatz der Eisenhower Trophy und feiert 2021 sein hundertjähriges Bestehen. Das Design von Georges Narbel wurde lediglich zwei Mal mit viel Fingerspitzengefühl überarbeitet, 1960 von Donald Harradine und 1996 von Jeremy Pern, ohne auch nur annähernd seinen Gesamtcharakter zu verändern. Die idyllische, abgeschiedene Ruhe darf jedoch keinesfalls davon abhalten, jeden Schlag und jedes Risiko sorgfältig abzuwägen, sonst könnte das grüne Paradies zur Hölle werden.
Mondäne alte Hotelpaläste, eine kilometerlange, blumenübersäte Promenade, Ausblicke auf die Weite des Genfersees und den 3.257 Meter hohen Dents du Midi, die Weinberge und das berühmte Montreux Jazz Festival, all das hat dem Kurort zu weltweitem Ruhm verholfen. Es gibt nur wenige lieblichere Flecken zum Verweilen, wo die Schönheit und Einzigartigkeit des Lebens reizvoller und attraktiver in Szene gesetzt werden, wo Frieden, Ruhe, leichte Geschäftigkeit, Kultur, aber auch Selbstzufriedenheit, Reichtum und Dekadenz im Einklang stehen.
Wer einmal in den Bann der Waadtländer Riviera gezogen wurde, kam sein Leben lang wieder oder setzte sich hier gleich zur Ruhe, sei es Charlie Chaplin in Vevey oder Freddy Mercury in Montreux. Doch die Topographie mit den steil aufragenden Bergen hinter dem Seeufer gab der Stadt nie die Möglichkeit für einen citynahen Golfplatz. So fand der bereits 1900 gegründete Golf Club Montreux seine Heimat im 15 Kilometer entfernten Aigle, kurz bevor die Rhône in den Genfersee mündet.
Die Lage erscheint bei der Anfahrt überaus spektakulär, wird doch das Tal beidseitig von über 3.000 Meter hohen Bergen eingerahmt. Doch nicht nur die Augen staunen mit, manchmal leider auch die Ohren. Denn der überaus verzeihliche, immer faire, auch für Anfänger perfekt geeignete Parcours wird an drei Seiten von stark befahrenen Straßen eingerahmt, im Westen sogar von der Autobahn ins Wallis. Aber egal, es wartet eine nette Greenfee-Runde mit der Möglichkeit eines erstaunlich niedrigen Scores.
Abstecher nach Frankreich
Beim Stichwort Evian denken Nichtgolfer vermutlich sofort und fast ausschließlich an Mineralwasser, Golfer dagegen glänzen im Sportquiz noch mit dem Wissen um das Evian Masters, zusammen mit der Women‘s British Open das wichtigste Damengolfturnier in Europa. Die Weltspitze, insbesondere aus Asien, kommt gerne zum fünften Major an den milden Genfersee mit seiner Bilderbuch-Alpenkulisse. Auch hier wird Golf bereits seit 1904 gespielt, den reichen Briten sei es gedankt.
Von den Anfangszeiten ist im Evian Resort Golf Club aus designtechnischer Sicht allerdings kaum etwas übriggeblieben. Cabell B. Robinson hat 1990 den Platz weit oberhalb des Lac Léman fast völlig neu gestaltet. Von den Bahnen rund um das hölzerne Clubhaus im alpenländischen Stil blickt man vielfach im Panorama über den See – übrigens zum einzigen Mal während der ganzen GM-Reise!
Das Layout ist modern, anspruchsvoll, mal offen, mal eng, mit vielen trickreichen Wasserhindernissen und guter Bebunkerung. Dass Bestnoten nicht erreicht werden liegt daran, dass sich ein nicht unwesentlicher Anteil der Löcher durch ein Wohngebiet mit Einfamilienhäusern zieht und manchmal sogar Zufahrtstraßen die Fairways queren. Hier erkennt man recht schnell, dass der ehemalige 9-Löcher-Kurs irgendwie in eine Richtung ausgeweitet werden musste.
In jedem Fall sollte noch eine Stunde auf dem nagelneuen Lake Course mit sechs Par-3-Bahnen eingeplant werden. Kaum ein Kurzplatz mit einer Länge von unter 1.000 Metern stellt den Spieler vor so trickreiche, anspruchsvolle und kurzweilige Herausforderungen. Und natürlich darf auch ein kleiner Rundgang durch Évian-les-Bains nicht vergessen werden, durch die Altstadt des Seebads und entlang der Promenade. Denn irgendwie wirkt hier, auf der französischen Seite des Sees, alles etwas weniger glatt, ursprünglicher, authentischer, lebendiger und unruhiger.
Keine Fahrstunde später hat uns das scheinbar so reiche, exklusive, ja distinguierte Leben wieder. Genf, die Stadt mit der zweithöchsten Millionärsdichte der Welt nach Monaco, Sitz von über 100 internationalen Organisationen wie UNO, WHO, WTO, EFTA und IATA, um nur einige zu nennen, beherbergt Abgesandte aus aller Herren Länder, was der Stadt ein einzigartiges internationales, weltoffenes und friedliches Flair gibt.
Als ehemaliges Zentrum der Aufklärung unter Rousseau und Voltaire sollte es dafür aber auch prädestiniert sein. Genf wollte die Werte der französischen Revolution, aber ohne den Staat Frankreich, drängte in die tendenziell konservative, katholische Eidgenossenschaft und erarbeitete am Ende der welschen Westschweiz ein weltoffenes Image. Nur die Hälfte der Einwohner besitzt hier einen Schweizer Pass.
An der Stelle, wo die Rhône wieder den See verlässt und sich Richtung Mittelmeer windet, teilt sie Genf rasch noch in Rive Droite und Rive Gauche. Im Norden säumen Hotelprachtbauten und Parks das Ufer, haben die Organisationen ihre Sitze gefunden. Am Südufer sorgt die Cité, die überraschend eindrucksvolle, verwinkelte Altstadt für einen ebenso beeindruckenden Gegensatz. Natürlich fehlt an der blumengeschwängerten Promenade nicht einer der namhaften und sündteuren Designerläden – doch Rousseau scheint von seinem Denkmal auf der nach ihm benannten Insel mitten im Fluss durchaus zufrieden auf diese vielleicht nur scheinbar perfekte Glückseligkeit zu schauen.
Sucht man das perfekte Unterkunftsgegenstück zum Hotel Royal in Évian, und das natürlich auf ebenso hohem Niveau, kommt man um das Jiva Hill Resort nicht herum. Die relativ kleine, ultramoderne Edelherberge, etwas außerhalb von Genf und bereits wieder in Frankreich, punktet mit Designraffinessen. Dezent und überall im Resort verteilt, sodass das Entdecken der Details eine wahre Freude ist. Sei es in der Lobby, der Bar, der Bibliothek, im Spa-Bereich oder auf den Zimmern – hier hat sich jemand verdammt viel Mühe gemacht und dabei noch ganz viel Geschmack und Stil mit in die Wiege bekommen.
Dass der hoteleigene Par-62-Golfplatz mit neun Bahnen und 18 Abschlägen erst an zweiter Stelle genannt wird, überrascht daher nicht. Das moderne Layout ist aufgrund der fehlenden Länge angenehm zu spielen, ohne dass es an Herausforderungen fehlt. Die Lage am Fuß des Col de Crozet verwöhnt das Auge, und letztlich wartet auch noch ein Unikum – die Grüns sind aus Kunstrasen. Das Putten auf diesen Flächen ist aber gar nicht so gewöhnungsbedürftig, wie man zunächst vielleicht vermutet.
Wem diese Runde zu kurz oder gar zu verzeihlich erschien, den erwartet keine fünf Kilometer entfernt dann abermals Championship-Niveau. Kein anderer Platz auf diesem Trip bescherte mehr Spielspaß und Abwechslung als der Kurs Les Sources im Golf & Country Club de Maison Blanche. Mag das Design von Peter Harradine und Olivier Dongradi auf den ersten vier Bahnen noch etwas verschlafen wirken, was danach kommt, sorgt für pure Freude. Spektakuläre Tee-Shots, permanente Höhenunterschiede und reizende Putt-Flächen machen Lust auf eine zweite Runde. Selbstverständlich kommen viele verschiedene Herausforderungen ins Spiel und sorgen immer wieder für Gefahr, trotzdem bleibt der Parcours immer fair.
Finale furioso in der Schweiz
Der krönende Abschluss dieser Rundfahrt um den Genfersee bleibt dann dem Golf Club du Domaine Impérial vorbehalten, zweifellos seit Jahrzehnten die Nummer eins der Schweiz. Schon die Anfahrt zum Platz in Gland im Kanton Vaud lässt einen kurz innehalten. Die kleine Straße zum See führt direkt auf ein riesiges Holztor zu und biegt dann kurz vorher rechts ab. Hinter dem Tor befindet sich das Anwesen von Michael Schumacher…
Natürlich hat Pete Dye mit diesem Platz 1987 ein tendenziell sehr amerikanisches Design kreiert. Er hat aber davon abgesehen, seine berühmt-berüchtigten Eisenbahnschwellen zu verwenden, hat Bunkereskapaden wie in Whistling Straits unterlassen und sich Waste-Areas in Fußballplatzgröße à la Kiawah Island verkniffen. Daher kommt der gesamte Parcours überraschend natürlich herüber und integriert in eine wundervoll ruhige Kulisse.
Auf weitere typische Dye-Elemente – wie etwa grandios verteidigte, stark ondulierte und höllisch schnelle Grüns – wurde nicht verzichtet. Das sehr intelligente Layout zieht sich in der ersten Hälfte durch einen dichten Wald, bevor es sich auf den Back-Nine weit öffnet. Den Lac Léman sieht man dennoch leider nur vom Clubhaus aus, jener beeindruckenden Villa de Prangins, die von Prince Napoleon, Sohn von Jérôme Bonaparte, einem der Brüder des berühmten Eroberers, gebaut wurde.
Wer nun vielleicht doch »Appetit« auf den Genfersee bekommen hat, der sollte seinem Herzen und seiner Kreditkarte ruhig mal einen Ruck geben und sich etwas Besonderes gönnen. Schließlich haben wir alle doch schon 2020 auf die ein oder andere Golfreise ersatzlos verzichten müssen und so Geld gespart. Also: »An den See! An den See!“
TOP 5 GM
Schippern auf dem See: Die Compagnie Générale de Navigation (CGN) bietet ein riesiges Netz von Fährfahrten an, sei es als Halb- oder als Ganztagesausflug im Rahmen einer Rundfahrt oder nur als Verbindung zur nächsten Stadt.
Bilderbuchburg am See: Das Schloss Chillon, eine Wasserburg südlich von Montreux, ist das Wahrzeichen der Region, thront auf einem Felsen, ist im Kern mehr als 1.000 Jahre alt und verfügt über Fähr-, Bahn- und Busanschluss direkt vor der Tür.
Panoramafahrt hoch über dem See: Von Montreux aus windet sich die Bergbahn mit grandiosen Blicken in einer knappen Stunde zum Rochers de Naye auf 2.042 Meter in eine beeindruckende Gebirgswelt inklusive Alpengarten.
Schlendern entlang des Sees: Es wird vermutlich neben dem Golfen die Hauptaktivität sein – die blumengeschwängerten Uferpromenaden in Lausanne, Vevey, Montreux, Évian-les-Bains und Genf laden zu stundenlangen Spaziergängen und Cafébesuchen ein.
Altstadt oberhalb des Sees: Die hügelige Cité in Genf bietet weltstädtisches Flair, enge Gassen wie die Rue de Granges und viele sehenswerte Gebäude wie die Cathédrale de St.-Pierre, das Hotel de Ville und das Maison Tavel.
Plätze
Golf Club de Lausanne
Das A und O auf diesem hundertjährigen, kleinen Juwel sind aufgrund der Enge die Akkuratesse vom Tee und das Einschätzen der Längen, um an den Doglegs in die richtige Position zu gelangen. Dazu ist manchmal der Driver notwendig, oft reicht aber auch ein Holz 3 oder 5, vielleicht sogar ein langes Eisen. Das sehr gute Birdiebook hilft Wunder, insbesondere an dem genialen Quartett der Bahnen 5 bis 8. Der Abschlag am Index-1-Loch mit Nummer fünf sollte lang sein und dringend auf der rechten Seite landen, sonst bleibt nicht der Hauch einer Chance, das Grün zu attackieren. Ganz anders die 6, wo der Ball vom gelben Tee nicht länger als 200 Meter fliegen darf, weil dann die Spielbahn abrupt nach links abknickt. Da dieses Par 5 aber nicht gerade kurz ist, braucht es nun einen verdammt langen Transportschlag, um auch tatsächlich das Grün für den dritten Schlag zu erspähen. Ein weiteres Highlight auf diesem vorzüglich gepflegten Geläuf ist die 12, ein kurzes Par 4 bergab mit einer gefährlichen Aus-Grenze. Wer in dem Bunker kurz vor den weißen Pfählen landet, sollte dankbar sein – es hätte schlimmer kommen können.
Golf Club Montreux
Sehr viel weniger Druck verspürt man auf dem nächsten Klassiker. Die spektakuläre Umgebung mit den vielen Dreitausendern im Hintergrund darf sogar zum Träumen animieren, der Score wird darunter kaum leiden. Der Platz ist flach, die Fairways sind relativ breit, und die überschaubare Bebunkerung bereitet nur bedingt Probleme. Eine schöne Passage bieten die Bahnen 3 bis 5: Auf dem kurzen Par 4 kann mit einem mutigen Drive der Weg nochmals verkürzt werden. Das folgende Par 3 mit dem nierenförmigen Grün zwischen Teich und Bunker fordert die perfekte Schlägerwahl. Und schließlich kann an der 5 nach einem langen Abschlag vielleicht schon mit einem kurzen Chip das Grün erreicht werden. Schade nur, dass gerade an dieser Stelle des Parcours der Beifall für das Birdie aufgrund der Geräuschkulisse kaum mehr wahrgenommen werden kann. Sehr schön ist auch das Schlussduo, auf dem das Grünanspiel durch zwei der ohnehin sehr raren Wasserhindernisse erschwert wird.
Evian Resort Golf Club
Am Abschlag der 38. Bahn dieser Golf-Magazin-Tour liegt er endlich in voller Schönheit vor uns: der Genfersee. Das Signature-Hole des Resorts lädt zum kurzen Innehalten ein – 20 Meter über dem diagonal angelegten, sehr gut verteidigten Grün öffnet sich der Panoramablick bis hinüber nach Lausanne. Jetzt bitte noch zwei Schläger weniger für das enorme Gefälle beachten, das hoffentlich zweite Par eintüten, und dann wird es tricky. Die hohen Course-Rating-Werte kommen hier nicht von ungefähr, insbesondere die Front-Nine haben es in sich. Die 4 und die 5 lassen aufgrund des seitlichen Gefälles kaum Abweichungen zu. Das Grün der grandiosen 5 scheint sich zwischen vier Bunkern und zwei Teichen fast verstecken zu wollen. Die Back-Nine wirken leichter, sind es aber nicht. Der Teufel steckt oft im Detail – und der verzogene Ball noch öfter in der intelligenten Bebunkerung. Zwischen den Blumenbeeten im Zentrum der Anlage, an den Bahnen 16 und 18, kann dann bestens das Flair des Evian Masters aufgesogen werden. Spätestens hier, am Ende der Runde, wissen wir, warum die besten Proetten so gerne herkommen.
Jiva Hill Golf Club
Der Fairness halber vorab: Wir reden hier nicht über einen Championship-Course, aber auch über mehr als einen Pitch & Putt-Kurs. Die Par-4-Längen liegen bei den Herren zwischen 240 und 347 Metern, die der Par-3-Bahnen sogar bei bis zu 194 Metern. So könnte der Driver glatt im Kofferraum bleiben, die anderen Schläger werden aber alle zum Einsatz kommen. Gleich die ersten vier Bahnen machen am meisten Spaß. Zunächst spielt man direkt auf das beeindruckende Bergmassiv zu, bevor ab Loch 2 fast durchgehend Wasser ins Spiel kommt. An der 3 werden die guten Spieler nun vielleicht doch den Driver vermissen, denn mit einem mutigen Hieb könnte bereits die Putt-Fläche erreicht werden und ein Eagle locken. Danach gilt es, ein erhöhtes, von zwei Teichen eingerahmtes Grün zu treffen. Hervorragend ist auch die großzügige Driving-Range. Der Platz gilt übrigens nicht als Anhängsel der Luxusherberge, sondern beherbergt auch einen »richtigen“ Golfclub für die umliegenden Ortschaften.
Golf & Country Club de Maison Blanche (Les Sources)
Ab Tee Nummer fünf beginnt ein Feuerwerk der spektakulären Abschläge, die in erster Linie natürlich der Topographie geschuldet sind. Die Bahnen stürzen sich durch den engen Wald hinunter auf nur scheinbar verschwindend kleine Fairways, die darüber hinaus auch noch von Wasserhindernissen geprägt sind. Als bestes Beispiel mag da die 9 gelten: Fast über die gesamte Länge wird das Par 5 durch einen Teich »eingeschnürt“, der auch noch zwei Mal die Spielbahn kreuzt. Im sehr viel offeneren, zweiten Teil des Parcours sorgen die Bäume nicht mehr für die große Gefahr, aber viele raffiniert ins Spiel gebrachte Bäche und Teiche zwingen zur Vorsicht, so an den beiden letzten, sehr schönen Par-3-Löchern, aber auch an der langen 11 und der schweren Schlussbahn. Der Name Les Sources verpflichtet halt auch. Wer den ganzen Tag auf dieser weitläufigen Anlage verbringen will, dem sei nach dem Lunch auf der schönen Clubhausterrasse noch der 9-Löcher-Kurs L`Allondon empfohlen – etwas kürzer, aber nicht minder tricky.
Golf Club du Domaine Impérial
Die Nummer eins der Eidgenossenschaft punktet direkt nach der Ankunft mit sicherlich einem der schönsten Clubhäuser auf europäischem Boden: Die Villa Prangins ist ein weißer, nicht opulenter, aber äußerst stilvoller Prachtbau mit Blick auf den Genfersee und die sich dahinter auftürmenden Savoyer Alpen. Auf dem Platz fällt zunächst der nahezu perfekte Pflegezustand auf, der den Top-Wiesen in den USA in nichts nachsteht. Spielerisch ist zu erwähnen, dass die technischen Raffinessen nicht immer sofort ersichtlich sind. Das ebenfalls hervorragend detaillierte Birdiebook erweist sich aber als zuverlässiger Begleiter, um die vielen, manchmal subtilen Herausforderungen zu erkennen. Auf der gesamten Hinrunde findet sich kein schwächeres Loch, ganz im Gegenteil, gerade die Bahnen 3, 4, 5 und 7 sind designtechnische Leckerbissen. Und dieses hohe Niveau wird auf den sehr viel offeneren Back-Nine nicht verlassen. Pete Dyes hochintelligente Bunkerplatzierung und die schnellen, sehr gut ondulierten Grüns, gerade auf der Passage 12 bis 15, begeistern. GM-Fazit: Trotz des hohen Greenfees führt kein Weg an Domaine Impérial vorbei.
GM-Reiseführer: Genfersee
Hotels
Für Lausanne muss natürlich das Hotel Royal Savoy als führendes Haus empfohlen werden. Das monumentale 5-Sterne-Palasthotel aus dem Jahr 1909 liegt perfekt in der Mitte zwischen Altstadt und Seeufer, hier treffen Luxus, Stil, Geschichte, Eleganz und Moderne in Perfektion aufeinander (Ü/F im DZ ab 366 CHF; royalsavoy.ch). Viel bodenständiger geht es im Hotel Masson in Montreux zu. Das Haus aus dem Jahr 1829 steht unter deutsch-welscher Leitung, bietet einen sehr persönlichen, liebevollen Service und punktet mit ruhiger Lage im Stadtteil Veytaux, mit kleinem Garten, Blicken auf den See und die Savoyer Alpen sowie unschlagbarer Nähe zum Schloss Chillon (DZ ab 190 CHF; hotelmasson.ch).
Eine Ikone des Lac Léman stellt das Hotel Royal Palace in Èvian-les-Bains dar. Hier haben schon Queen Elizabeth II, der Aga Khan, Greta Garbo, Edith Piaf, Ray Charles und Gilbert Bécaud genächtigt. Auch ein G8-Gipfel fand hier statt. Hoch oberhalb der Kleinstadt bietet der 1909 erbaute Palast unvergleichliche Ausblicke auf den See und die Berge (DZ ab 328 Euro; hotel-royal-evian.com). Auf gleichem 5-Sterne-Niveau, aber ultramodern und mit nur 50 Zimmern viel kleiner, bietet das etwa 20 Fahrminuten von Genf entfernte Jiva Hill Resort architektonische und designerische Leckerbissen. Die eher skandinavisch anmutenden Zimmer beginnen bei 288 Euro (jivahill.com).
Restaurants
Im Hotel Royal Savoy lockt stilvoll und elegant die Brasserie du Royal die Gourmets. Wer es unprätentiöser mag, findet gemütliche Brasserien in Ouchy am Hafen. In Montreux lockt die schöne Terrasse des La Rouvenaz nicht nur zum Sundowner an der Uferpromenade (rouvenaz.ch), und das Hotel Masson bietet jeden Abend in seinem altehrwürdigen Speisesaal ein 4-Gänge-Menü an. Im Hotel Royal Evian glänzt das Les Fresques mit einem Michelin Stern, ein Tipp sind auch die beiden Brasserien Le Véranda und La Table du Baron. Wer es etwas preiswerter mag, findet in der Altstadt von Evian auf der Rue Nationale viele kleine, nette Bistros. Im Jiva Hill Resort wird im Jiva The Restaurant Fusion-Küche in extravaganter Atmosphäre serviert.
GM-Tipp
Lassen Sie Ihr Fahrzeug für das städtische Sightseeing auf dem Hotelparkplatz. Die Parkgebühren, gerade auf Schweizer Seite, sind horrend, und alle Hotels in Genf, Lausanne und Montreux bieten ihren Gästen kostenlose Karten für Bus, Bahn und S-Bahn an.
Reisezeit
Der Genfersee ist für sein mildes (Mikro-)Klima bekannt. Das bedeutet, dass fast das ganze Jahr über Golf gespielt werden kann. Die besten Bedingungen herrschen von Mai bis November. Speziell der Herbst verzückt jedoch mit etwas niedrigeren Temperaturen und der Laubfärbung.
Anreise
Süddeutsche oder Golfer aus dem Rhein-Main-Gebiet werden in der Regel ihr Bag in den eigenen Pkw packen. Wer weiter weg von der Schweizer Grenze wohnt, fliegt am besten nach Genf und nimmt dort einen Mietwagen.
Info
Die Telefonvorwahl für die Schweiz ist 0041, für Frankreich 0033. Der wertstabile Schweizer Franken ist sicher mitverantwortlich für das stolze Preisniveau, derzeit entspricht 1 CHF rund 0,90 Cent. Nützliche Tipps für die Reiseplanung bieten folgende Websites: