T | Michael Möser
Rocco Forte, der bekannte britische Hotelier, hat einen Ruf zu verlieren. Nicht umsonst wurde er vom englischen Königshaus mit dem Ehrentitel »Sir« versehen. Seine 14 in ganz Europa verstreuten Hotels sind allesamt first class. Als leidenschaftlicher Golfer erwarb er vor geraumer Zeit einen etwa 180 Hektar großen Landstrich an der Südküste Siziliens. Dort ließ er vor etwa zehn Jahren ein 5-Sterne-Hotel und zwei 18-Löcher-Plätze bauen. Es lief prima für sein Golf-Resort – bis die Flut kam. Ein Fluss an der Grundstücksgrenze trat über die Ufer und überschwemmte gut die Hälfte des schönen Areals. Der Schlamm stand in den Zimmern und ein großer Teil des Golfterrains war unter Wasser. Vielleicht wäre der ein oder andere verzweifelt, nicht Sir Rocco Forte. Der tatkräftige Unternehmer wurde beim Ehrgeiz gepackt. Er wollte nicht nur den Urzustand wiederherstellen, sondern etwas Neues, Besseres schaffen. Er ließ den renommierten Platzarchitekten Kyle Phillips einfliegen, der das Re-Design übernahm. Dabei wurde der ursprüngliche Löcher-Mix der beiden Parcours entzerrt. Nun gibt es eine klare Trennung zwischen West- und Ost-Kurs. Wobei ehemalige Teile von West nun zu Ost gehören und umgekehrt. Einfacher ausgedrückt: Der West Course ist nun der Resort-Platz und der East Course der Championship Course. Ob dort wieder die Sicilian Open stattfinden werden, ist durchaus denkbar, Gespräche sollen laufen. Das European-Tour-Event fand ja bereits einige Male in Verdura statt.
Beide Plätze liegen zwar am Meer aber es sind keine Links-Kurse im klassischen Sinn (mitten in den Dünen). Dennoch gibt es unzählige Wellen, Kuppen, Gräben und Minihügel so dass man durchaus von einem Links-Style sprechen kann. Zumal auf dem East Course der Stil klassisch, im Sinne von ur-britisch gehalten wird. Das heißt, man verzichtet absichtlich auf Bänke, Ballwascher oder Tafeln mit einer Bahnübersicht. Am Tee steht nur ein Minipfosten mit zwei Zahlen: zum Beispiel 1 und 4, also Bahn eins, Par 4. Wenn es kommendes Jahr Birdie-Books gibt, sollte man Gebrauch davon machen. Auf dem West Course hingegen befindet sich an den Abschlägen alles wie man es sonst gewohnt ist. Eines haben beide Plätze aber gemein: den Wind. Der bläst meistens vom Meer her und muss vor dem Schlag natürlich mit einberechnet werden.
Verdura war und ist wieder eine exklusive Adresse. Große Teile der Anlage wurden renoviert (auch Stürme und Abnutzung hatten Spuren hinterlassen). Die großzügigen Suiten verfügen teils über private Pools und von allen 203 Zimmern und Suiten hat man Meerblick (die Zimmer im ersten Stock sind teils noch unrenoviert). Die drei Restaurants mixen italienische Küche mit regionalen Gerichten. Das Spa mit Indoor-Pool und drei Außenbecken liegt zentral beim Hauptgebäude. Das Clubhaus mit dem charakteristischen alten Turm und einer kleinen Trattoria ist fußläufig oder mit den Fahrrädern, die man kostenlos nutzen darf, im Nu erreichbar. Auf Wunsch kann man auch Carts mieten (gratis bei Golf-Packages), um über das weitläufige, autofreie Gelände zu düsen. Mietwagen werden nach dem Gepäckausladen von Angestellten außerhalb geparkt. Direkt neben dem großen Spa- und Eventgebäude liegt ein gelungener Par-3-Kurs im Look wie der East Course, nur eben en miniature. Zum Areal gehören neben dem Sandstrand mit Liegen unter andrem Tennisplätze, ein Basketball-Court und eine Wassersportbasis.
All dies und fünf Hotelsterne lässt sich Sir Rocco Forte einiges kosten. Die offiziellen Zimmer- und Suiten-Preise reichen bis in den vierstelligen Bereich pro Nacht. Wer will, kann ein Golf-Unlimited-Package buchen, inklusive Cart, Frühstück, Spa-Zugang für 315 Euro p.P. (Preis gültig für 2021 und wer mindestens drei Nächte bleibt). Bucht man über Veranstalter wird es günstiger. Der etwa einstündige Transfer vom Flughafen Palermo zum Resort kommt hinzu. Lufthansa bietet Direktflüge nach Palermo ab Frankfurt, Berlin oder München an. Neu im Resort sind 20 Privat-Villen mit Hanglage, Pool und bis zu drei Schlafzimmern, die zwischen 2.800 und 8.000 Euro pro Tag aufrufen – und erstaunlicherweise bei unserem Besuch des Resorts Mitte Oktober gut gebucht waren. Wer will, kann seinen Verdura-Trip auch noch mit ein paar Tagen im Rocco Forte-Hotel Igiea in Palermo kombinieren.
Verdura East Course
Die umfangreichen Arbeiten begannen 2020 und der Platz konnte am 1. Oktober 2021 eröffnet werden. Nun präsentiert sich ein formidables Re-Design von Kyle Phillips. Der bekannte Platzarchitekt (u.a. Kingsbarns) hat die Vorgabe von Rocco Forte umgesetzt und einen Championship Course gestaltet, der die Tour-Verantwortlichen dazu überzeugen kann, hier wieder eine Sicilian Open stattfinden zu lassen. Auf den ersten Blick sieht man sofort den Unterschied zum West Course: Weniger hohe Büsche und Gräser an den Rändern und schneeweißer Bunkersand. Auf dem Bermudagras der breiten und weichen Fairways läuft man wie über einen weichen Teppich. Die teilweise großen Grüns sind nur leicht onduliert und können richtig schnell werden. Die Spielbahnen liegen nach dem Umbau nun dichter nebeneinander, heißt die Wege von Grün zum Tee sind kürzer als früher. Noch ein Unterschied: Auf dem Ost-Kurs kommt an vier Löchern Wasser ins Spiel, auf West muss man nur zweimal aber durchaus machbar vom Tee über Schilf/Wasser. Schon auf dem ersten Tee (wie auch auf West) steht man vor einem Dogleg. Auch im Verlauf sind einige Grüns nur zu erahnen (wer im Resort weilt, der spielt die Plätze ohnehin öfter), beispielsweise sollte man an der 6 wissen, dass ein breiter Wassergraben vor dem Grün lauert. Auf den ersten drei Löchern erkennt man gleich die Handschrift von Phillips, sprich, die zahlreichen großen, wunderschön geformten, tiefen Bunker, sowohl auf den Fairways strategisch gesetzt, wie auch rund um die Grüns. Die Löcher 4 bis 6 bieten den schönsten Blick und an zwei weiteren Bahnen wie an der 13 hat man herrliche Perspektiven mit Blick auf das türkisfarbene Meerwasser. Das Finale ist mit Par 5, 4, 5 und 4 anspruchsvoll, wobei das Fairway der 18 gefühlt so breit wie die Driving-Range ist.
Verdura West Course
Gleich ab Tee 1 wird klar: hier geht es rauf und runter mit Schräglagen. Auf beiden Plätzen warten Wellen und Kuppen, Gräben und Minihügel, so dass man selten einen geraden Stand hat. Versierte spielen mit dem Gelände, sind aber vor ungeliebten Bounces nicht gefeit. Durch die Topographie liegen zahlreiche Abschläge und Grüns erhöht beziehungsweise tiefer. Hinzu kommt das hohe Gras an den Rändern der Fairways – es gibt so gut wie kein Semi-Rough. Es gibt auch keine Out-of-Bounds-Pfosten. Wer, und das passiert bei dem oft heftigen Wind, seine Schläge verzieht, der landet unweigerlich im struppigen Gebüsch oder im Schilf und findet nur mit Glück seinen Ball (auf dem East Course ist das Rough weniger gefährlich). Die zahlreichen Bunker (an manchen Grüns lauern gleich fünf davon) sind auch hier groß und tief, nur der Sand ist nicht so schön weiß wie auf East. Im Unterschied zum East Course fallen die Grüns (z.B. an der 5) teilweise nach einigen Seiten ab, so dass bei hartem Untergrund der Ball beim Anspiel hinunterrollen kann. Die Bahnen ziehen sich ab der 14 wunderschön am Meer entlang, und zum Schluss lauert noch ein Monsterbunker vor dem 18. Grün.
Informationen
S.S. 115 km 131
Sizilien, Italien 92019
Tel. +39/0925/998001
East Course
18 Löcher, 6.009/4.935 Meter (H/D)
Par 73, CR und Slope noch nicht bekannt*
Greenfee: 120 Euro
West Course
18 Löcher, 5.945/4.919 Meter (H/D)
Par 70, CR und Slope noch nicht bekannt*
Greenfee: 120 Euro
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