Welches sind die besten Golfplätze der Welt? Ein objektives Ranking ist schwierig – aber nicht unmöglich. Denn seit dem Jahr 2005 gibt es den GM-Score, ein weltweit einmaliges Ranking, das Golfplätze mit Hilfe eines mehrseitigen Fragebogens präzise bewertet und Auskunft gibt – über den Anspruch und Zustand des Platzes, das Design und die Kulisse, die Serviceangebote und die Geschichte. Insgesamt sind 100 Punkte zu vergeben. In den knapp 18 Jahren unseres Testens haben sich zehn Plätze ganz nach vorn geschoben.
Platz eins ist keine Überraschung: Royal County Down kommt auf 93 Punkte. Die Klasse und Schönheit dieses von Old Tom Morris in Nordirland kreierten Links-Courses in wenige Zeilen zu pressen, ist beinahe ein Sakrileg – denn der Championship Course ist in allen Kategorien, die einen Platz charakterisieren, absolute Spitze. Das beginnt mit der Kulisse in der Bucht von Dundrum und den Mountains of Mourne im Hintergrund. Das Gelände ist klassisches Linksland, die Fairways wirken wie hineingegossen in die küstennahen Hügel.
Platz zwei geht an den Ocean Course von Cabo del Sol mit 92 Punkten. Jack Nicklaus schuf in Mexiko ein Meisterwerk, und er soll immer noch begeistert sein, wenn er vor Ort ist. Selbst der versierteste Spieler begegnet hier mehr Herausforderungen als gewünscht. Royal Portrush kommt ebenfalls auf 92 Punkte. 2019 gastierte auf dem Dunluce Links Course die Open Championship – zum ersten Mal seit dem Jahr 1951. Nicht nur Sieger Shane Lowry genoss die Runden in Nordirland sichtlich, obwohl der Platz für das Großereignis deutlich verlängert wurde. Auch Turnberry an der schottischen Westküste kommt mit seinem Ailsa Course auf 92 Punkte. Der Blick auf die See und den weißen Leuchtturm lenkt beinahe von den großartigen Bahnen ab, denn die Spielbahnen 4 bis 11 führen direkt an der Küste entlang, und jeden Tag um 17 Uhr begrüßt ein Dudelsackspieler die heimkehrenden Golfer.
Mit Bro Hof Slott (91 Punkte), dem schwedischen Meisterwerk von Robert Trent Jones II, sind wir erstmals in Kontinentaleuropa, reisen aber gleich weiter in die USA: Der Ocean Course von Kiawah Island (90 Punkte) stellt Amateure wie Profis vor haarsträubende Aufgaben. Immerhin versöhnt der Atlantikblick mit dem – wahrscheinlich – hohen Score. Auf der Liste der besten Golfplätze der Welt darf Pebble Beach Golf Links (89 Punkte) natürlich nicht fehlen. Ikonisch sind die Bahnen 4 bis 10 an der kalifornischen Steilküste, und die 7, das nicht einmal 100 Meter lange Par 3, ist die wohl meistfotografierte Golfbahn der Welt.
Auf die gleiche Punktzahl kommt Irlands Perle Ballybunion Old, dessen enge Fairways sich durch riesige Dünenlandschaften ziehen, während am anderen Ende der Welt, in Cape Kidnappers (88 Punkte), so mancher Schlag über die Wellen des Pazifiks fliegen muss, um auf dem Fairway zu landen. Noch ein zweiter spektakulärer Neuseeländer schafft es in die Top Ten: In Kauri Cliffs (88 Punkte) können sich die Spieler auf gleich 15 Bahnen nach schlechten Schlägen mit Ozean-Sicht trösten.
Die besten Golfplätze der Welt
01 Old Tom Morris kreierte mit seinen reduzierten Möglichkeiten – für unvermeidliche Erdbewegungen setzte er von Pferden oder Ochsen gezogene Pflüge ein – Weltklasse-Plätze wie Carnoustie, Royal Dornoch und Royal County Down. Das Layout: bestechend vom ersten Tee weg, traumhaft schön, aber auch schaurig schwierig mit blinden Schlägen, Bunkern wie Kratern und ruppigen, ondulierten Grüns.
02 Es sind nicht nur die Höhenunterschiede, sehr enge Fairways und intelligenteste Bebunkerung, die in Cabo del Sol das Leben schwer machen. Der schwierigste Schlag ist immer der auf das Grün, das sehr oft erhöht über dem Fairway liegt und die Schlägerwahl diffizil macht.
03 Royal Portrush ist ein Wallfahrtsort für Links-Fans: lang, strategisch anspruchsvoll, hart, aber immer fair, mit kaum einem schwachen Loch. Der Dunluce glänzt mit einem Stakkato an großartigen Bahnen. Bestechend: Die relativ kleinen, stark ondulierten Grüns liegen so natürlich zwischen den gigantischen Dünen, als seien sie immer schon da gewesen.
04 Der Ailsa Course in Turnberry, viermaliger Austragungsort
der Open Championship, verdankt seinen Namen dem Ailsa Craig, einem mächtigen, der Küste vorgelagerten Fels, der während der Runde stets präsent ist. Zum Panorama – man hat von fast jedem Punkt des Platzes freie Sicht aufs Meer – gesellen sich aber auch sportliche Qualitäten. »Links golf at its best«: knallharte, mitunter schmale Fairways, pfeilschnelle Grüns, tiefe Bunker und oft starker Wind.
05 Robert Trent Jones II zeichnete im Stadium Course von
Bro Hof Slott Bahnen mit allen erdenklichen Schwierigkeiten, ohne dass das Ergebnis zu unnatürlich wirkt. Linksartige Fairways führen zu trickreich ondulierten, rasend schnellen Grüns, und zum Finale wartet ein halbes Dutzend taktisch großartiger Löcher: mit riskanten Abkürzungen, verschiedenen Spieloptionen, beidseitigen Wasserhindernissen.
06 Von den meisten der 18 Bahnen des Ocean Courses in Kiawah Island genießen Spieler Ausblicke auf den Atlantik, einige Löcher führen vorbei an Marschland und mit Alligatoren gespickten Seen. Die höchste Gefahr droht jedoch beim Tee-Shot auf die engen Fairways, die oft von niedriger gelegenen Waste-Areas umgeben sind.
07 Die 7 von Pebble Beach, das weltberühmte Par 3, bergab auf ein winziges Grün, kann je nach Windstärke und -richtung fast jeden Schläger im Bag erforderlich machen. Am Ende dann der echte Höhepunkt: die 18, die sich sichelförmig und sehr malerisch entlang der Bucht zum Clubhaus zieht.
08 Ein Feuerwerk der Spielfreude, verbunden mit Staunen, Bewunderung, Respekt und Demut – all das bietet Ballybunion Old. Enge Fairways irren durch riesige Dünenlandschaften, zu meistern sind blinde Schläge, höllisch ondulierte Grüns und natürlich auch der Faktor Wind. Wilder und ursprünglicher kann kein Golfplatz sein. Jeder Schlag und jeder Schläger wird benötigt, aber auch Kreativität und Phantasie.
09 Tom Doak baute im Jahr 2004 auf den Klippen von Cape Kidnappers, die 140 Meter über dem Meer liegen, einen fantastischen Course. »Wäre die Szenerie noch ein klein wenig dramatischer, müssten wir den Platz wohl als Naturdenkmal deklarieren«, scherzt der Designer. Bahn 6, ein beeindruckendes Par 3, gilt mit der tiefen Schlucht zwischen Abschlag und Grün als eines der besten Golflöcher der Welt.
10 Kilometerweit weg von jeglicher Besiedlung, auf dem höchsten Punkt eines Bergrückens mit sensationellen Aussichten auf die unzähligen Inseln in der Bay of Islands: In Kauri Cliffs wird das Golfspielen beinahe zweitrangig, obwohl David Harman einen Weltklasseplatz gebaut hat. Spieler wie Bälle müssen immer wieder tiefe Schluchten überqueren. Kauri Cliffs belegt somit den letzten Platz auf der Top 10 Liste der besten Golfplätze der Welt im GM-Score.