Reise

Hilton Head – Nordamerikas gute Stube

Harbour Town Golf Links.
Daufuskie Island liegt nur eine Seemeile südlich von den Strän­den auf Hilton Head Island entfernt. Vergleicht man jedoch die Lebensart der Men­schen und das Maß an Ruhe der beiden Eilan­de, dann könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Die Top-Residenz auf Dau­fuskie, das Daufuskie Island Resort & Spa (www.daufuskieresort.com), bietet jeden erdenklichen Kom­fort. Es gibt u. a. zwei Golf­plätze (Melrose und Bloo­dy Point) und einen luxuriösen Spa-Bereich. Speziell Europäer lieben den Char­me der Ab­ge­schiedenheit, weiß man auf Daufuskie Island. Die gan­ze Insel scheint ein Nachruf auf die amerikanischen Grün­dertage, als die europäischen Eindringlinge den amerikanischen Ureinwohnern ihr Land streitig machten. Mokassins, Fransen-Look und Lagerfeuer­romantik gehören noch heute zum Stra­ßenbild.

Das Resort kann lediglich auf dem Seeweg (die Fähre von Hilton Head benötigt 45 Minu­ten) oder per Helikopter erreicht werden, und Besucher, die sich den Luxus einer der 52 Suiten im Daufus­kie Island Resort mit Blick auf den Atlan­tik gönnen, müssen auf den Kom­fort eines Autos verzichten. Auf der Insel fährt man ausschließlich Fahrrad oder Golfcart. Macht nichts ­- die Wege zu den Hauptattraktionen sind kurz. Wer möchte, kann auf dem benachbarten Reiter­hof auch die Fortbewegung mittels Pferdekutsche erlernen. Alles ein wenig „Old School“, wie die Amerikaner sagen. New School hingegen geht es auf der Hauptinsel Hilton Head Island zu. Ein bisschen wie zu den Glanzzeiten von Frank Sinatra und Dean Martin, als hier noch ausschließlich die oberen Zehntau­send Cocktail­par­ties feierten – nur heute im Stil des neuen Jahrtausends. Im Hilton Head Sea Pines Resort (www.seapines.com) zum Bei­spiel. Die angesagtesten Desig­ner haben hier ihre hippen Dependancen. Und entlang der berühmten 18. Spiel­bahn des Harbour Town Golf Links mit seinem Wahrzeichen, dem rot-weißen Leuchtturm, drängeln sich die Multi-Milli­onen-
Dol­lar-Villen der reichen Ost­küst­ler. Hier fährt der betuchte Gast nicht selber, er lässt fahren – Limousinen bevorzugt. Genau diese Gegensätzlich­keit der beiden Inseln und die damit verbundene Vielfalt an Urlaubsmöglichkeiten auf engs­tem Raum haben Hilton Head und Daufuskie Island zu einer der weltweit beliebtesten Golf­des­tina­tionen gemacht.
Daufuskie Island das dynamische Duo

Der Melrose Course (Green­fee 63 $ bis 99 $) ist ein Course im Links-Style. Die Löcher 16, 17 und 18 schlängeln sich direkt entlang des Atlantiks. Jack Nicklaus entwarf hier ein Lay­out, das sich besonders behutsam an die grandiose Natur anschmiegt. Auch die Luxus­an­we­sen entlang des Platzes beeinträchtigen die Ur­sprüng­lichkeit der Umgebung nicht. Im Gegenteil, sie bieten genügend Gesprächsstoff für die Flightpartner, lässt sich doch manch neidvoller Kom­mentar nicht verkneifen. Auch wenn die Fairways in Melrose eher großzügig angelegt wurden, gibt es viele versteckte Hindernisse. Ein echter Tester ist dabei die 560 Yards lange 18 mit ihren fantas­ti­­schen Ausblicken aufs Meer. Die Annäherung zum kleinen Grün wird durch den seitlichen schnee­weißen Strand­­sand erschwert, und der oft böige Wind  lässt dieses traumhafte Golf­loch schnell zum Albtraum werden.

Der Bloody Point Course (Greenfee 64 $ bis 99 $) verdankt seinen Namen einer blutigen Schlacht zwischen India­nern und europäischen Ein­dring­lingen zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Die Architekten Tom Weiskopf und Jay Morrish verstanden hier ihr gänzlich unblutiges Handwerk. Sie bewahrten das ursprüngliche Marsch­land und die Lagu­nen als natürliche Hindernisse. Das erfreuliche Resultat: Es wimmelt hier von Tieren jeder Art. Höhe­punkt ist das riesige Adlernest an Loch 6. Als sei die Zivi­li­sation weit entrückt. Beson­ders knifflig ist der Start der Back Nine. Der Abschlag der 10 (Par 4, 310 Yards) führt über Marsch­land, und das Grün ist vor lauter Bunkern kaum zu erkennen. Sollte dabei etwas nicht so wie gewollt laufen, besteht die Mög­lichkeit, gleich nach der Runde im Spa-Bereich (direkt am Clubhaus) Körper und Geist zu versöhnen.

Best of Hilton Head

Ganz gleich ob vom Land aus, vom Seeweg oder aus der Luft – Harbour Town Golf Links (Greenfee 165 $ bis 250 $) ist das Postkartenmotiv der Insel und schon von weitem nicht zu übersehen. Der Grund: der be­rühmte rot-weiße Leucht­turm am Ende der 18. Obwohl der Platz einer der kürzesten auf der US Tour ist (6.973 Yards), bereiten die teuflisch schnellen Pete Dye Grüns den Profis beim jährlichen MCI Heritage Turnier echte Probleme. Mit Ausnahme von Bernhard Lan­ger. Der gewann 1985 an Ort und Stelle seinen bis heute einzigen Titel auf der US PGA Tour (abgesehen von seinen zwei Masters-Erfolgen). Nicht so erfahrene Golfer müssen sich ihre Pars und Birdies hingegen hart erarbeiten.

Der Arthur Hills Course im Palmetto Dunes Resort (Greenfee 50 $ bis 115 $) ist der beste von drei integrierten 18-Löcher-Courses (die anderen beiden Plätze sind die Meis­terwerke von George Fazio und Robert Trent Jones Sr.). 15 Jahre lang war der Hills Course Austragungsort des Mens Golf World Invitatio­nal College Tournament. Bei einer Länge von nur 6.651 Yards ein guter Platz für Rekorder­geb­nisse. Doch Vor­sicht: Da das komplette Areal auf alten Sand­dünden gebaut wurde, gibt es etliche unebene Fair­ways und damit stets einen unentspannten Stand und einen unberechenbaren Roll des Balls. Auch ein ehemaliger All-American Col­lege-Spieler von der Stanford Uni­versity namens Tiger Woods soll sich an Loch 17 (Par 4, 380 Yards, die Drive­zo­ne hinter einem Was­ser­hin­der­nis ist winzig) nur zitternd an den Abschlag gewagt haben.
Hilton Head – best of the rest

Die 27 Löcher des Hilton Head National GC (Greenfee 50 $ bi 75 $), inklusive 18 Lö­chern von Gary Player, führen jährlich das Ranking in Hilton Head an, wenn es um den Pflegezustand geht. Die Kombi­na­­tion aus den neun Löchern „Weed“ und neun Löchern „Na­tio­nal“ ist die schwerste Golfrun­de der ganzen Region. Schma­le, stets von Bäumen gesäumte Fairways sind der Grund. In unmittelbarer Nach­bar­schaft gibt es kein Zei­chen von Besiedlung – nur Golf, für Puristen und Natura­listen. Schon zweimal (1999 und 2005) war der Country Club of Hilton Head (Greenfee 95 $ bis 109 $) Austragungsort für ein Qualifikationsturnier zur US Open. Nur einer der Grün­de, warum ein Team um Desig­ner Rees Jones die Fairways und Grüns alle paar Jahre über­arbeitet. Das Resultat kann sich sehen lassen. Nicht weniger als 14 Doglegs machen die Fähig­keit, Schläge bewusst zu steuern, zwingend notwendig.

Ähnliche Gemeinheiten ließ sich der gute Rees Jones auch im Oyster Reef GC (Greenfee 65 $ bis 125 $) einfallen. 68 Bunker erfordern Strategie. „Bomber“, wie die Amerikaner Longhitter nennen, haben schlechte Karten. Mit Ausnah­me von Loch 7 (Par 4, 400 Yards) vielleicht. Dank Was­ser auf der Linken und Bäu­men zur Rechten bleibt hier kaum Raum für Querschläger. Nach einem präzisen und am besten sehr langen Drive ist vor allem die Wahl des richtigen Schlägers für die Annähe­rung „uphill“ aus 150 bis 165 Yards entscheidend. Ein optischer Leckerbissen ist die 6. Der Blick auf Port Royal Sound mit Paris Island ist zum Verlieben romantisch. Ob der Golden Bear (Spitz­name von Jack Nicklaus) von seinem 13 Jahre alten Layout des gleichnamigen Golden Bear GC (Greenfee 60 $ bis 109 $) in ähnlicher Weise schwärmt? Grund genug hätte er. An 16 Löchern kommt auf die ästhetischste Weise Wasser ins Spiel (in Nordamerika heißt das auch schon mal Spring­brun­nen und künstlicher Was­ser­fall) – „how cute“. Beson­ders die 18 (Par 5, 537 Yards) ist ein Hingucker. Selbst wer die Dreischlag-Strategie wählt, ist noch nicht aus dem Schneider. Der dritte Schlag spielt sich aus einer Downhill-Lage auf ein von Wasser verteidigtes Grün. Eine Situation, die stark an Loch 15 im Augusta Natio­nal GC erinnert. Zum Glück hat Herr Nicklaus bei seinem Entwurf auch an Short­hitter gedacht. Jedes Loch verfügt über den Luxus von fünf verschiedenen Teeboxen.

Der Luxus, den man sich im Old South Golf Links (Green­fee 45 $ bis 92 $) gönnt, sind spezielle Mähmaschinen. Klein und handlich müssen sie sein, da der Course über etliche nicht nur für Golfer schwer zugängliche Inselgrüns verfügt. Archi­tekt Clyde Johnston war beim Bau zu diesem optisch reizvollen Stilmittel gezwungen. Old South, ein wasch­echter Links-Course, liegt so nah am Meer, dass viele Landab­schnit­te einfach nicht trocken zu bekommen waren. Der Platz ist in jedem Fall das richtige Terrain für Schotten. Oft ist es nämlich so windig, dass nur Spieler mit Talent zu flachen Drives eine Chance auf gute Scores haben. Golf, wie es ursprünglicher nicht sein könnte – ein bisschen „Old School“ eben, wie die Ameri­kaner sagen.

Info Hilton Head
Anreise: Delta Airways u. a. fliegen den Savannah Hil­ton Head International Air­port mehrmals täglich z. B. aus Washington, Atlan­ta oder Dallas an – z. B. ab Frankfurt über Atlanta für weniger als 500 Euro.

Zeit: Die Zeitverschiebung beträgt sechs Stunden.

Reisezeit: Hilton Head hat das typische Inselwetter: Die Temperaturen bleiben das ganze Jahr relativ mild.

Golfpackages: Daufuskie Island Resort & Spa („Stay & Play Package“ mit unlimited Golf auf Nachfrage, Tel.: 001/800/648/67 78); Palmet­to Dunes Resort (z. B. sieben Nächte, vier Runden Golf im Drei-Bett-Ferien­haus ab 688 $ p. P.); Sea Pines Resort (zwei Nächte, zwei Runden Golf im DZ ab 165 $ p. P. noch bis zum 4. Februar 2007).

Weitere Infos: South Caroli­na Tourism Office, Tel.: 06172/92 16 04, E-mail: es-tm@t-online.de, DiscoverSouthCarolina.com, SouthCarolinaGolf.com