Auf diese Reise habe ich seit meinem 14. Lebensjahr gewartet. Nein, nicht, weil ich seitdem so gespannt auf die Golfplätze der Region bin, sondern weil alle meine Klassenkameraden damals nach Rennes zu einem Schüleraustausch gefahren sind. Nur ich nicht. Ich hatte damals die Anmeldung verpasst. Als meine Mitschüler wiederkamen, waren sie nicht nur unverschämt braun gebrannt, nein, sie schwärmten richtig von Rennes und der Umgebung. Sie kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Und ich war verdammt neidisch. Aber nun war es soweit: Auch ich durfte mal nach Rennes. Eigentlich ist Frankreich nicht das typische Reiseziel für Golfer. Die Bretagne wohl erst recht nicht. Wenn Urlauber zum Golfen überhaupt nach Frankreich reisen, fahren Sie eher in den Süden in die Nähe von Bordeaux oder nach Marseille. Man könnte also noch von einem kleinen Geheimtipp sprechen, denn die Bretagne bietet topgepflegte Anlagen mit einzigartigem Blick und Geschichte. Passenderweise heißt „Bretagne“ übersetzt „Land am Meer“ und das nicht ohne Grund. Die Region liegt im äußersten Westen Frankreichs und ist die größte Halbinsel des Landes. Aber die Bretagne bietet golferisch nicht nur etwas für Meerliebhaber. Nur 15 Minuten vom Flughafen Rennes, der Hauptstadt der Region, entfernt, befindet sich die Anlage des GC La Fresionniére. Hier ist noch alles typisch französisch – englisch wird nur ungerne gesprochen, aber die kleine, zierliche Dame im Proshop versucht es und wirkt dabei mit ihrem französischen Akzent sehr charmant. Dieser Platz ist für Waldparcoursfans ein Muss. Die Bahnen verlaufen quer durch unzählige Laubbäume. Dabei ist der Kurs ziemlich aufwendig designt, spielt sich aber überraschend einfach. Einziges Manko: Er könnte in einem besseren Zustand sein. Dafür findet man sich hier ausschließlich inmitten einheimischer Golfspieler wieder, denn viele Touristen verlaufen sich nicht auf diese Anlage.
Ein echtes Highlight in der Bretagne
Eines der Highlights der Bretagne befindet sich in Pléneuf-Val-André. Bereits auf dem Parkplatz hören Sie das Meeresrauschen und schmeckt das Salz in der Luft. Der Golfplatz, der zu der Blue Green-Gruppe gehört, liegt direkt am Atlantik und wird jedes Jahr auch von Profis gespielt: Die zweite Liga Europas, die Challenge Tour, veranstaltet hier seit fünf Jahren die Open Blue Green Côtes d’Armor Bretagne. Gerade auf den Back Nine dieser Anlage im hervorragenden Zustand kommt man ins Staunen. Die Bahnen 10 und 11 verlaufen direkt am Atlantik und bieten einzigartige Blicke. „Hier zücken selbst die Profis während der Runde ihre Kameras – egal wie oft sie den Platz schon gespielt haben“, sagt uns der stolze Clubmanager Laurent Jouanno. Wir glauben das sofort.
Auf dem Weg von Pléneuf-Val-André zu dem nächsten Kurs der Reise befindet sich das kleine Städtchen Saint-Malo. Diese Stadt ist aufgrund ihres historischen Stadtkerns und der Festungsanlagen einer der meistbesuchtesten Touristenorte Frankreichs. Aber keine Angst! Hier schlendert man nicht inmitten großer Touristengruppen auf den Stadtmauern durch die Stadt. Obwohl die Stadt durch viele Souvenirläden auf Urlauber aus aller Welt vorbereitet ist, verliert die 46.000-Einwohner-Stadt nicht ihren eigenen historischen Charme. Ganz in der Nähe von Saint-Malo befindet sich einer der ältesten Plätze Frankreichs: der Golf de Dinard in Saint-Briac-sur-Mer. Und selbst die, die des Französischen nicht so mächtig sind, hören aus dem Namen heraus, dass sich diese Anlage ebenfalls direkt am Wasser befindet. Der Club wurde 1887 von britischen Soldaten, die in der Nähe von Dinard stationiert war, gegründet und hat noch heute einen deutlich englischen Charakter. Hier zeigt sich, wie abwechslungsreich die Bretagne ist, denn dieser Platz ist ein Muss für jeden Links-Fan. Während man auch hier die ersten neun Bahnen auf ein Highlight vergebens wartet, wird man ab Bahn 11 belohnt. Und wie! Man spielt entlang eines Strands, an dem sich Menschen sonnen und Surfer den Wind nutzen, um im Atlantik Wellen zu reiten. Weiter geht es zu einer Bucht, in der beeindruckende Villen direkt an den Felswänden stehen und kleine Fischer-bötchen im Wasser liegen. Dieser Platz gehört zu den absoluten Favoriten dieser Reise: Das Layout und der Zustand des Platzes überzeugen sofort.