Reise

Florida: Das Golferparadies Streamsong Resort

Golfreise nach Florida – Das Streamsong Resort

Top-100-Trilogie

Mitten im Niemandsland von Zentral-Florida, so weit ab vom Schuss, dass sich dort selbst heute noch Rotluchs, Opossum und Gürteltier Gute Nacht sagen, liegt eine grandiose Destination für Golfpuristen: das Streamsong Resort in Florida mit gleich drei hochkarätigen 18-Löcher-Plätzen.

Es ist wie so oft im Leben, wenn es um Geschmack und/oder persönliche Präferenzen geht: Auch über die Frage nach dem besten Golf-Resort lässt sich trefflich streiten. Wo der eine Golfurlauber vor allem auf Anzahl und Anspruch der Plätze achtet, schaut der andere mehr auf die Qualität von Hotel und Spa-Bereich. Und der dritte schließlich sucht ein möglichst komplettes und ausgewogenes Paket, von den Übungsanlagen bis zu den Restaurants.

Das Streamsong Resort, etwa elf Meilen nordwestlich eines 3.000-Seelen-Nests mit dem hübschen Namen Bowling Green gelegen, kann definitiv bei allen drei Zielgruppen punkten. In einem Segment ist es allerdings herausragend: Golf! Zum einen, weil alle drei Plätze zu den Top 100 der Public-Courses in den USA zählen. Zum anderen, weil hier die drei einflussreichsten Golfarchitekten unserer Zeit am Werk waren, die mit ihren Layouts zusammengenommen fast ein Drittel der weltweiten Top 100 okkupieren.

Die Entstehung des Streamsong Resorts Florida

Und wie so oft im Leben, ist auch diese Ansammlung von Spitzenqualität der Idee eines einzigen Menschen zu verdanken. Nämlich Rich Mack – Executive Vice President und General Counsel von The Mosaic Company. Denn er konnte das »Board« der Aktiengesellschaft aus Minnesota überzeugen, mal eben schlappe 80 Millionen Dollar bereitzustellen, um einen stillgelegten Phosphat-Tagebau in ein Golf-Resort erster Klasse zu verwandeln.

Kosten für Grund und Boden sind in dieser stolzen Summe übrigens nicht enthalten. Weil’s keine gab. Denn das gesamte Gelände gehörte bereits The Mosaic Company. Das Unternehmen, heute einer der weltgrößten Düngerhersteller, ging 2004 aus einer Fusion hervor – und eine der Vorläuferfirmen hatte auf dem riesigen Areal im ebenso ländlich geprägten wie dünn besiedelten Polk County bis in die 1960er-Jahre hinein Phosphat abgebaut.

Danach passierte erst mal fünf Jahrzehnte lang nichts. Die Natur übernahm die Herrschaft auf der knapp 6.500 Hektar großen Landfläche – mitsamt den Überbleibseln der einstigen Phosphatmine: mehr als elf Millionen Kubikmeter Sand, über 25 Meter hohe Dünen, zahlreiche Seen und Teiche. Flora und Fauna konnten sich so unkontrolliert entwickeln. Überall wucherten natürliche Gräser und Gestrüpp, und auch viele Tiere siedelten sich an.

Es entstand eine wilde und raue Landschaft, die mit nichts in Florida vergleichbar ist. Weil sie eben nicht gepflegt, nicht manikürt und nicht mit Palmen durchsetzt ist. Doch genau das war wohl ebenfalls mit ein Grund, weshalb Rich Mack für seine Idee drei der aktuell angesagtesten Golfplatzarchitekten gewinnen konnte: das Duo Bill Coore & Ben Crenshaw, Tom Doak und Gil Hanse. Sie alle stehen für minimalistische Designs mit wenig Erdbewegung – und dafür fanden sie hier perfekte Voraussetzungen vor.

Apollo Beach ©GOR.

Drei Top-Golfplätze

Die ersten zwei Kurse im Streamsong Resort in Florida sind Streamsong Blue und Streamsong Red. Diese wurden gleichzeitig gebaut und im Januar 2013 eröffnet. Zudem hat man, bedingt durch die Zusammenarbeit der beiden Architekturbüros während der gesamten Entwicklungsphase, die Layouts der zwei Kurse auch absichtlich miteinander verflochten. Ferner gibt es ein gemeinsames Clubhaus – mit einer Kaffeebar, an der sich Golfer vor der Runde gratis mit Snacks und Getränken versorgen können.

Was Blue und Red noch eint: Bunker, Bunker, Bunker. Insgesamt warten auf diesen 36 Löchern fast 35.000 Quadratmeter an Sandhindernissen auf ungenaue Schläge. Und man teilt eine weitere Gemeinsamkeit, die ebenfalls mit nichts in Florida vergleichbar ist: die »Walking Golf Philosophy«. Von Oktober bis Dezember dürfen Golf-Carts erst ab 11 Uhr benutzt werden. Und in der Hochsaison von Januar bis März wird generell und ausschließlich zu Fuß gelaufen. Falls gewünscht, begleitet von Caddies.

Der Red und der Blue

Der von Doak und seiner Firma Renaissance Golf Design gezeichnete Blue bietet, quasi als Ausgleich für die riesigen Sandgruben, sehr großzügige Fairways. Der von den hinteren Tees 7.276 Yards lange Par-72-Kurs konfrontiert den Golfer mit drastisch wechselnden Höhenunterschieden. Die größte Herausforderung stellen jedoch die pfeilschnellen, welligen Grüns dar.

Der Red, entworfen von Coore und Crenshaw, ist mit maximal 7.110 Yards bei Par 72 der kürzeste Platz im Resort. Mit seinen etwas engeren Spielbahnen erfordert er aber noch einen Tick mehr Präzision und Course-Management. Dafür wird der Gast mit schöner Optik belohnt. Die Löcher schlängeln sich durch die jahrzehntealten Sanddünen, durch das hügelige Gelände mit seinen markanten Landformen und um die großen Teiche herum.

Streamsong Black

Streamsong Black, die im September 2017 eröffnete Nummer drei im Bunde, bekam dann einen eigenen Standort. Hanse Golf Course Design bekam ein Areal von gut 120 Hektar, um sich gestalterisch auszutoben. Besonders intensiv tat man das auf den Grüns. Denn die 18 Putt-Flächen belegen allein rund 4,5 Hektar, was im Durchschnitt fast 2.500 Quadratmeter (!) pro Grün ergibt. Der von den Back-Tees 7.320 Yards lange Par-73-Kurs beeindruckt zudem durch die Weite der Landschaft und die Ähnlichkeiten mit Plätzen der Sandbelt-Region rund um Melbourne.

Der etwa eine Meile südlich von Blue und Red gelegene Streamsong-Black-Komplex glänzt zudem mit einem puristischen, hochmodernen und lichtdurchfluteten Clubhaus samt sehr gutem Restaurant. Außerdem warten hier noch zwei golferische Leckerbissen. Zum Einen gibt es »The Roundabout«, eine Übungsanlage mit sieben Par-3-Löchern (von 80 bis 160 Yards) und »The Gauntlet«, ein mehr als 8.000 Quadratmeter großes Putting-Green.

Die beiden letztgenannten Einrichtungen sowie das echte 19. Loch am Blue/Red-Clubhaus (ein Par 3 übers Wasser) sind natürlich auch hervorragend für Shoot-outs und ähnliche Spaßwettbewerbe geeignet. Was zusammen mit der Qualität und dem sportlichen Anspruch der drei Links-Style-Layouts zu dem Fazit führt, dass das Streamsong Resort insbesondere für Buddy-Trips ganz oben auf die »Bucket List« gehört.

Dazu gleich ein GM-Tipp! Wählen Sie auf allen drei Plätzen unter den jeweils sieben Abschlagmöglichkeiten unbedingt das Tee aus, das am besten zu Ihrem Spielvermögen passt! Und im Zweifelsfall nehmen Sie lieber eins weiter vorne. Denn die hier von der USGA ermittelten Course-Rating-Werte sind, speziell aus der Sicht des Durchschnittsgolfers, eigentlich viel zu niedrig.

Drei Top-Golfarchitekten

Absolut angemessen sind dagegen die vielen Auszeichnungen, die das Streamsong Resort trotz seiner jungen Jahre schon abgeräumt hat. Weltweit dürfte es wohl bestenfalls eine Handvoll Golf-Resorts geben, die damit konkurrieren können. Rechnet man das Top-Golfklima von Florida ein, wird die Konkurrenz noch kleiner.

Aber klar, hier haben schließlich anerkannte Designvirtuosen ihre Visitenkarte abgegeben. Gil Hanse, Tom Doak und das Tandem Bill Coore/Ben Crenshaw zählen zu den einflussreichsten Golfplatzarchitekten des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts. Manche Experten meinen sogar, sie seien das Epizentrum dieser sehr stark von »minimalistischem« Design geprägten Ära.

Das US-Fachmagazin Golf Inc. – vor allem dank seiner alljährlichen Liste der »Most powerful People in Golf« eine Art Institution für Manager-Rankings in der Branche – denkt offenbar ähnlich. Denn in der jüngsten Rangliste der mächtigsten Menschen der Golfwelt finden sich nur zwei hauptberufliche Platzdesigner: Hanse und das Duo Coore & Crenshaw.

Doak schafft es nicht unter die Top 25

Warum der Kollege Doak es nicht unter die wichtigsten 25 schaffte, erschließt sich nicht. Denn nur zwei Ausgaben zuvor hatte ihn Golf Inc. mit an die Spitze eines anderen Rankings gesetzt. Welche Architekten sind mit den meisten Golfplätzen in den weltweiten Top 100 vertreten? Basierend auf Platztests des renommierten Web-Portals Top100golfcourses.com, kam man zu folgendem Ergebnis: Mit zusammen 32 Kursen belegen die Streamsong-Designer fast ein Drittel der globalen »Beletage«.

Mit ein Grund dafür ist gewiss auch die nun schon seit geraumer Zeit grassierende »Links-Lastigkeit« in der Golfszene. Diese fokussiert sich seit ein, zwei Jahrzehnten bei Neubauten stark auf diesen ursprünglichsten aller Golfplatztypen. Und parallel dazu sorgen Newcomer immer dann ganz schnell und massiv für Furore, wenn sie zumindest das Etikett »Links-Style« tragen. Das ist jedenfalls der GJ-Eindruck, der sich beim Blick in die diversen Golfplatz-Rankings bestätigt.

Andererseits muss man natürlich konstatieren, dass viele der jüngeren Links-Courses – egal, ob an der Küste oder im Landesinneren – einfach auch richtig gut gemacht sind. Einige Beispiele dafür finden sich sogar direkt vor unserer Haustür: Budersand, Föhr, WinstonLinks …

Ein Top-Hotel mit Spa

Doch zurück nach Zentralflorida. Zur Lodge at Streamsong, dem im Januar 2014 eröffneten Hotel des Resorts. Dessen Kategorisierung – laut Google ein 3-Sterne-Haus – ist ebenso wenig nachvollziehbar wie das Course-Rating der drei Golfplätze. Lassen Sie sich davon nicht täuschen, die mit viel Glas und Holz ausgestattete Lodge ist eine luxuriöse, sehr komfortable Herberge.

Gut, von außen betrachtet erinnert der Bau – ein Entwurf des preisgekrönten Büros Alfonso Architects aus Tampa – irgendwie an ein städtisches Klinikum. Seine Stärken entfalten sich erst im Inneren. Die 216 Zimmer und Suiten verfügen alle über raumhohe Fenster, die sich über die gesamte Breite erstrecken. Und die meisten davon bieten einen herrlichen Blick auf einen der beiden Seen – entweder Richtung Sonnenauf- oder Sonnenuntergang.

Schon die modern-eleganten Standardzimmer sind mindestens 49 Quadratmeter groß. Zur Ausstattung gehören u.a. sehr bequeme Queen- oder King-Size-Betten, ein großzügiges, gut bestücktes Bad, Mini-Kühlschrank und Kaffeekapselmaschine. Der Clou sind jedoch die zwei 42-Zoll-Fernseher: Rücken an Rücken angebracht, zeigt einer aufs Bett, der andere auf die Sitzgruppe.

Auch für Entspannung und Wohlbefinden nach oder statt dem Golf ist gesorgt. Das im Stil einer Grotte gestaltete Spa AcquaPietra lockt mit acht Behandlungsräumen, Fitness-Center, Friseur- und Nagelstudio, Yoga, Pilates etc. Direkt am südlichen See schimmert türkisblau der Infinity-Pool. Und es gibt insgesamt fünf Restaurants die Tag und Nacht spektakuläre Ausblicke auf die Landschaft oder den hier besonders intensiv funkelnden Sternenhimmel erlaubt. Darunter ist das Fragmentary Blue auf der Dachterrasse.

Golf mal beiseite – weitere Freizeitaktivitäten im Streamsong Florida!

Das golffremde Aktivitäten-Portfolio umfasst Tennis, Tontauben- und Bogenschießen. Plus Angeln: Spezielle Guides helfen den Gästen bei der Jagd auf die Süßwasserbarsche in den vielen Bächen und Seen des Resorts. Ebenfalls einen Besuch wert ist der Naturlehrpfad, der für seine erstklassigen Möglichkeiten zur Vogelbeobachtung bekannt ist.

Apropos: Die für Floridas Golfplätze so typischen Reiher, Alligatoren usw. sind natürlich auch hier allgegenwärtig. Aufgrund seiner Vergangenheit und der abgeschiedenen Lage kann das Streamsong Resort aber noch eine Schippe drauflegen. Da fegt schon mal ein Rudel Rehe quer übers Fairway, spaziert ein Opossum oder auch ein Gürteltier über den Platz. Und bei der GJ-Runde auf dem Blue Course trabte an Bahn 10 sogar ganz entspannt ein Bobcat übers Grün, also ein nordamerikanischer Rotluchs.

Der Streamsong Resort Florida: Ein Top-Ziel für Golfpuristen

Natur pur, Golf pur, und alles auf Spitzenniveau. Streng genommen findet man in dem Resort eigentlich nur einen echten Malus – den Umstand, dass keiner der drei Plätze direkt am Hotel liegt und man deshalb stets ein paar Minuten mit dem Auto oder im kostenlosen Shuttle-Bus fahren muss.

Doch das könnte sich vielleicht schon bald ändern. Denn wie GJ vor Ort erfuhr, laufen bereits die Planungen für einen vierten und fünften Kurs. Beide werden angeblich einen ganz anderen Charakter als das bisherige Trio aufweisen. Eins der Projekte soll demnach ein typisches, wasserreiches Florida-Layout werden – das allerdings, klar, auf eine sehr spektakuläre Weise.

Und zumindest aus Sicht der Golfurlauber, denen Sightseeing, Strände oder Shopping wichtig sind, kassiert das Streamsong Resort noch einen weiteren Minuspunkt. Denn für das alles gilt hier: Fehlanzeige. Ob Brandon, Fort Meade oder Lakeland – keine der umliegenden Ortschaften lockt mit einer Attraktion, die man unbedingt gesehen haben müsste.

Bis ans Meer fährt man eine Stunde. Dort, in Apollo Beach etwa, wird man bei guter Sicht mit schönen Ausblicken auf die Skylines von Tampa und St. Petersburg und einige prunkvolle Strandvillen belohnt. (Zudem schwimmen hier, durchaus kurios, ausgerechnet beim Kraftwerk Manatees im Brackwasser.) Die touristischen Magneten des »Sunshine State« schließlich, die Spaßparks und Shopping-Center von Orlando, sind gar 90 Autominuten entfernt.

Aber, mal ehrlich, wer diese Art Zeitvertreib als wichtigen Posten auf seiner Urlaubsagenda hat, der muss nicht zwingend nach Bowling Green fahren. Wer jedoch ein Golf-pur-Liebhaber ist, der wird hier, mitten in der Einöde von Zentral-florida, eines der besten Reiseziele für sich überhaupt entdecken. Eine Top-100-Trilogie eben.

Ausgezeichnete Architekten

Kein Zweifel, es wird weltweit wohl nur wenige Golf-Resorts geben, in dem so eine hochkarätige – und zugleich aktuell so angesagte – Designertruppe am Werk war wie im Streamsong Resort. Grund genug für GJ, diese Aushängeschilder des modernen Golfplatzdesigns und ihre Arbeit mal ein bisschen stärker zu beleuchten.

Bill Coore & Ben Crenshaw

Top 100 Welt: 12 Plätze (davon 6 Re-Designs)

Bandon Trails, Barnbougle Lost Farm, Cabot Cliffs, Kapalua Plantation, Pinehurst No. 2, Sand Hills oder, nicht ganz so weit weg, der Chateaux Course von Golf du Medoc nahe Bordeaux: Die Liste der herrlichen Plätze von Bill Coore (74) und Ben Crenshaw (68) ließe sich beinahe beliebig verlängern. Und vielleicht hat das Duo tatsächlich ein wenig »die Flugbahn der Golfarchitektur verändert« – denn zuvor dominierten in der Szene die berühmten Signature-Designer, die mit viel Geld und noch mehr Erdbewegungen perfekt manikürte Layouts kreierten, die mancher auch »übermanikürt« fand.

Der aus North Carolina stammende Coore und der Texaner Crenshaw dagegen bewundern die klassischen Kurse des »Goldenen Zeitalters« der Golfarchitektur. Ihre 1985 gegründete Firma vertritt die Philosophie, dass traditionelles, strategisches Golf am Schönsten ist. Dass Landschaftsarchitekt Coore sein Handwerk ausgerechnet beim Signature-Großmeister Pete Dye gelernt hat, ist insofern etwas kurios. Der zweifache Major- und Ryder-Cup-Sieger Crenshaw hingegen legte schon zu Beginn seiner Profi-Karriere 1973 gerne mal einen Umweg ein, um Klassiker von Alister MacKenzie, Donald Ross oder A.W. Tillinghast zu spielen.

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Bill Coore (links) & Ben Crenshaw (rechts).

Tom Doak

Top 100 Welt: 10 Plätze (davon 4 Re-Designs)

Ballyneal, Barnbougle Dunes, Cape Kidnappers, Medinah #1, Mid Ocean Club, Tara Iti oder Grand Saint-Emilionnais GC im Bordeaux. Auch die Visitenkarte von Tom Doak (59) zieren gleich einige selbst erschaffene oder renovierte Schmuckstücke. Sein wichtigstes Werk ist aber der Pacific Dunes Course im Bandon Dunes Golf Resort. Er katapultierte den New Yorker 2001 in die Designerelite. Und dort stehe er inzwischen ganz weit oben, meint der Kollege Bill Coore. Für ihn sei Doak »der Alister MacKenzie von heute«.

Apropos: Wie Coore absolvierte auch Doak ein Landschaftsarchitekturstudium und sammelte später seine ersten Praxiserfahrungen bei Pete Dye. Zwischendurch verbrachte er ein Stipendiatenjahr auf den Britischen Inseln, arbeitete als Caddie in St. Andrews und spielte und studierte jeden namhaften Platz. Kein Wunder daher, dass seine 1989 gegründete Firma Renaissance Golf Design heißt und ein Garant für großartige Links-Kurse ist. Wobei Letzteres natürlich auch eng mit Doaks Prämisse zusammenhängt: »Die besten Designs von allen sind organisch, sie entwickeln sich aus den Feinheiten des Geländes, das sie belegen.«

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Tom Doak ©GettyImages.

Gil Hanse

Top 100 Welt: 10 Plätze (davon 9 Re-Designs)

Baltusrol, Blue Monster Course, Castle Stuart, Pinehurst No. 4, TPC Boston, Winged Foot – und natürlich der Olympic Golf Course von Rio de Janeiro. Allein diese Beispiele beweisen bestens, dass das Portfolio der von Gil Hanse (56) entworfenen, renovierten oder restaurierten Plätze dem anderer Top-Architekten in nichts nachsteht. Interessant dabei: Obwohl der Designer aus Florida beim Platzbau gerne mal mit schwerem Gerät das Land umpflügt, werden seine Layouts fast ausnahmslos als natürlich und authentisch bezeichnet.

Den Blick dafür entwickelte er ähnlich wie sein späterer Arbeitgeber Tom Doak: Auch Hanse studierte Landschaftsarchitektur und ging mit einem Stipendium nach Großbritannien, heuerte dort dann gleich bei Hawtree & Son an, dem ältesten kontinuierlich aktiven Golfarchitektenbüro der Welt. 1993 gründete er Hanse Golf Course Design. Anfangs widmete sich Hanse stark der »Revitalisierung« von Klassikern, darunter auch Kurse seiner Vorbilder Alister MacKenzie und A.W. Tillinghast. Seit Rio dominieren jedoch die eigenen Entwürfe. Das Ziel dabei: gut spielbare Plätze zu kreieren, die den Golfer kontinuierlich beschäftigen und »hoffnungsvoll halten«.

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Gil Hanse ©GettyImages.

Info: Streamsong Resort Florida

Bowling Green, Florida (FL) 33834, 1000 Streamsong Drive

Tel. 001/888/2 94 63 22, streamsongresort.com

HOTELS

Die Lodge at Streamsong spielt mit ihren 216 Zimmern und Suiten auf 5-Sterne-Niveau, natürlich auch preislich. In der Anfang April beginnenden »Spring Season« kostet das DZ ab 336 USD pro Nacht. Im schwülheißen Florida-Sommer stürzen die Preise dann drastisch ab. Richtig kostspielig wird’s in der »Peak Season« von Mitte Januar bis Ende März. Die gleiche Staffelung gilt selbstverständlich auch für Kombi-Angebote wie das »Stay & Play Package«: Für 1 Ü/F im DZ und eine Runde Golf nach Wahl auf Blue, Black oder Red bezahlen zwei Personen ab ca. 725 USD. Das komplette Erlebnis steckt im »Tour Package«, auch »The Ultimate Buddy Golf Experience« genannt: 3 Ü/F im DZ plus Golf auf allen drei Plätzen kosten für zwei Personen ab ca. 2.110 USD. Wer lieber direkt am Platz wohnen will: In The Clubhouse (neben Blue und Red) gibt es zwölf Zimmer.

RESTAURANTS

In der Lodge selbst ist das P2O5 (Bezeichnung für Phosphat) mit seinen Florida-Spezialitäten (u.a. Austern, Muschelsuppe) von morgens bis spätabends geöffnet – inklusive Barbetrieb. Im Fine-Dining-Restaurant Sotto Terra werden italienische Gerichte serviert, das Fragmentary Blue setzt als Rooftop Bar & Lounge auf American-Pub-Küche. Für Steaks und Seafood geht man ins Fifty-Nine in The Clubhouse. Sehr empfehlenswert ist auch die Bone Valley Tavern mit schöner Bar im Clubhaus von Streamsong Black.

ANREISE

Vom Tampa International Airport fährt man etwa 60 Minuten, vom Orlando International Airport sind es ca. 90 Minuten.

Golfplätze in Florida: Streamsong Resort

Streamsong Black

Für den jüngsten Platz im Resort hat Designer Gil Hanse das größte Gelände bekommen. Er hat dies insbesondere für schier endlose Putt-Flächen verwendet. Angeblich sind das hier die größten Grüns von ganz Nordamerika – zusätzlich garniert mit heftigen Ondulierungen, verschiedenen Ebenen sowie einem harten, schnellen Rasenteppich. Für den Durchschnittsgolfer, der nicht in der Lage ist, gezielt bestimmte Grünbereiche anzuspielen, wird die Runde hier deshalb leicht zum Drei-Putt-Festival. Für einen sehr angenehmen Ausgleich sorgen aber die weiträumigen Fairways und das nicht existierende Rough.

Wer beim Abschlag die Bahn verfehlt, findet seinen Ball in meist gut spielbaren Waste-Areas wieder. Das optisch und sportlich spektakulärste Loch ist die Nummer neun. Auf dem mittellangen Par 4 wird der zweite Schlag blind über einen Hügel gespielt, dahinter wartet – wie eine riesige Schüssel – das gewaltige Grün. Zu den weiteren Highlights auf dem Black, der hübsch anzusehen durch eine hügelige, weit offene Landschaft rollt, zählen zwei Par-5-Bahnen. Auf der 4 wird das Fairway längs von einem Wasserhindernis zerteilt, auf der 18 lauert vor dem stark bebunkerten und nur wenig tiefen Grün eine Lagune.

Golf Score: Streamsong Black

ANSPRUCH             18 von 24
ZUSTAND                12 von 12
DESIGN                    21 von 24
KULISSE                  16 von 20
SERVICE                  13 von 15
BONUS                     2 von 5
INDEX:                     0,76 / –

Golfen in Florida: Der Streamsong Blue

Dieser Parcours von Tom Doak beginnt buchstäblich mit einem Paukenschlag. Das erste Tee liegt auf einer rund 25 Meter hoch aufragenden Sanddüne, der Blick schweift bis zum Horizont, und tief unten breitet sich – gefühlt meilenweit, aber mit vielen Bunkern – das Fairway aus. Und das gibt auch schon einen perfekten Vorgeschmack auf die folgende Runde. Denn: Die Spielbahnen sind in der Drive-Landezone meist sehr großzügig, die Sandhindernisse omnipräsent und gewaltig.

An der 18 etwa liegt eine ganze Bunkerkette wie ein Sperrriegel vor dem Grün. Ach ja, hier warten übrigens auch auf dem Blue ungeahnte Putt-Erlebnisse, denn die Geschwindigkeit der Grüns wird für gewöhnlich auf pfeilschnelle 11-12, manchmal sogar 13 Stimpmeter eingestellt. Das Routing windet sich mit einer Berg- und Talfahrt durch die grandiose Kulisse des einstigen Tagebaus. Die ersten Neun bilden dabei eindeutig die stärkere Halbrunde – und das Signature-Hole, die Bahn 7, bietet den schönsten Anblick im gesamten Resort: Der Abschlag des strammen Par 3 liegt erhöht auf einer Düne, ganz weit unten funkelt das Wasser – und dahinter liegt, am Fuß einer Düne, die auf drei Seiten von mächtigen Bunkern bewachte Putt-Fläche.

Golf Score: Streamsong Blue

ANSPRUCH             20 von 24
ZUSTAND                12 von 12
DESIGN                    19 von 24
KULISSE                  17 von 20
SERVICE                  13 von 15
BONUS                     2 von 5
INDEX:                     0,77 / –

Golfen in Florida: Der Streamsong Red

Dass dieses Meisterstück von Bill Coore und Ben Crenshaw im GJ-Platztest hauchdünn den Streamsong-Sieg holt, liegt vor allem an drei Gründen: Die Designer haben hier noch einen Hauch mehr Kreativität eingebracht, die vergleichsweise engeren Fairways verlangen etwas mehr Überlegung am Tee, und die Landschaft ist einen Tick abwechslungsreicher und reizvoller. Das wohl beste Beispiel dafür gibt Loch 7: Ein mittellanges Par 5 mit erhöhtem Abschlag, unpräzise Schläge werden jedoch über die gesamte Bahnlänge auf der linken Seite von einem Wasserhindernis bedroht. Den Ball rechts halten, wäre also angesagt, doch da türmt sich in Spielrichtung dann direkt vor dem Grün ein störender Hügel auf – sehr raffiniert!

Vom Charakter her ist der Red eher ein Links-Style-Course, weil es hier deutlich mehr Baumbewuchs, mehr Wasser- und weniger ausladende Sandflächen gibt. Die Back-Nine zeigen sich dabei als der stärkere Part, vor allem dank der letzten fünf Löcher. Bahn 16, ein frontal von einer Sanddüne und einem Teich verteidigtes Par 3 mit langem, aber schmalem Grün, ist ein wahrer Augenschmaus – und die 18, ein stramm bergauf führendes Par 5, verlangt dem Golfer in puncto Kondition und Konzentration noch einmal alles ab.

Golf Score: Streamsong Red

ANSPRUCH             18 von 24
ZUSTAND                12 von 12
DESIGN                    22 von 24
KULISSE                  17 von 20
SERVICE                  13 von 15
BONUS                     2 von 5
INDEX:                     0,78 / –

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