Das Elsass ist die kleinste Region Frankreichs, dafür eine der großen Weingegenden unseres Nachbarn und ein leicht erreichbares Ziel für Golfurlauber. Die können sich über eine herrliche Landschaft freuen, die hinter der Grenze erst flach beginnt und dann auf die Höhenzüge der Vogesen ansteigt. Es gibt eine berühmte Weinstraße, die über diese Hügel führt. Es gibt auch wunderschöne, alte Städte wie Straßburg oder Colmar. Neben exzellenten Weinen gibt es zudem eine hervorragende Küche. Und, Achtung Gourmets, es gibt im Elsass sogar mehr Sterne-Restaurants (26) als Golfplätze (14).
Das berühmteste ist die Auberge de l’Ill von Marc Haeberlin im kleinen Illhaeusern, nördlich von Colmar. Das Restaurant wird seit 45 Jahren (!) ohne Unterbrechung vom Guide Michelin mit drei Sternen gekürt. Es liegt malerisch am Flüsschen Ill, unter einer großen Trauerweide dümpelt ein altes Ruderboot am Ufer, und dahinter reihen sich die verschiedenen Gebäude des Anwesens auf: mit der großen Küche, dem Restaurant und inzwischen auch einem Hotel (Hôtel des Berges). Seit über 140 Jahren ist die Auberge de l’Ill im Besitz der Familie Haeberlin.
Weniger bekannt ist Jean-Yves Schillinger. Aber ebenfalls ein Meister seines Fachs, hat er doch schon seit zwei Jahren dem Golf-Resort Le Kempferhof einen Michelin-Stern erkocht. Mit feinsten Kreationen, die man im schicken Clubrestaurant genießen kann. Wie wäre es mit einem Gläschen Cremant d’Alsace als Aperitif? Danach vielleicht ein Riesling oder lieber ein Pinot Noir? Die feinen Tropfen sollte man auf gar keinen Fall vor der Runde trinken. Denn auf dem Parcours von Le Kempferhof, wie sich die Anlage im Süden von Straßburg bescheiden nennt, wartet eine echte Herausforderung. Der Platz zählt zu den besten Frankreichs, aber auch das Hotel im alten Jagdschloss, die Küche und das Clubhaus haben Exktraklasse.
Die 18 wunderbaren Parkland-Bahnen, die sich durch romantisch gelegene Waldschneisen wellen, sind trügerisch. Denn der Platz raubt Bälle. Sie werden gerne vom Wald "verschlungen" oder verschwinden im sehr oft präsenten Wasser. Wer sich nach der Runde über den Verlust hinwegtrösten will, hat sich sein Gläschen Wein im eleganten Clubhaus verdient. Dort muss man übrigens nicht im Sterne-Lokal speisen, es geht auch günstiger im Bistro. Oder man fährt die paar Kilometer nach Straßburg hinein. Es lohnt auf jeden Fall. Denn das historische Zentrum der Elsass-Metropole gehört zu Recht zu den Weltkulturerbestätten der UNESCO.
Eine Spielklasse leichter als Kempferhof ist definitiv Soufflenheim im Elsässer Norden. Der Platz liegt nahe des Rheins, und die Nähe zu Deutschland spiegelt sich auch im kompletten Namen wieder: GC International Soufflenheim Baden-Baden. Er liegt beim Ort Haguenau und wird gerne von deutschen Golfern angesteuert, die Mitglieder sind oder nur einen Tagesausflug machen. Das Design der flachen, relativ offenen Bahnen von Bernhard Langer ist sportlich angelegt, verzeiht aber manch verunglückten Schlag und lässt die meisten Spieler zufrieden ins moderne Clubhaus zurückkehren.
Ein komplett anderes Gesicht zeigt dann der fast alpine "Abenteuerspielplatz" von Ammerschwihr. Hier muss man permanent mit schrägen Hanglagen zurechtkommen, wie so vieles, ist damit auch dieser Golfplatz Geschmacksache. Dafür liegt ganz in der Nähe Colmar. Die Kleinstadt an der Elsässer Weinstraße hat nicht nur die wenigsten Niederschläge Frankreichs, sondern auch eine wunderbar erhaltene Altstadt mit restaurierten Fachwerkhäusern und eine Fußgängerzone, die zum Spaziergang einlädt. Feinschmecker steuern hier das Michelin-Sterne-Restaurant Rendez-vous de Chasse an oder genießen die lokalen Spezialitäten in einer urigen Winstub.
Die Plätze im GJ-Test
Alle Platzdaten – Länge, Course-Rating- und Slope- bzw. SSS-Werte – beziehen sich immer auf die Abschläge Gelb und Rot (oder auf die entsprechen- den Tees bei anderer Farbgebung, wie etwa in den USA). Der Maximalwert für GJ-Score beträgt 100 Punkte, die Höchstwerte für die einzelnen Kriterien stehen rechts in der Tabelle. Mit GJ-Index wird das Preis-Leistungs-Verhältnis ausgedrückt: 1,0 bedeutet angemessen; je höher dieser Wert über dieser Marke liegt, desto mehr bekommt der Golfer für sein Geld.
Le Kempferhof
Er gilt zu Recht als einer der besten Plätze Frankreichs. Dem fast schon legendären amerikanischen Architekten Robert von Hagge ist 1989 ein wunderschönes und spannendes Parkland-Design gelungen. Der Parcours, 20 Minuten südlich von Straßburg, ist ein Juwel fürs Auge, aber ein harter Diamant für das Hirn. Denn an zwölf Bahnen kommt Wasser ins Spiel, zudem sind etliche Löcher mit zahlreichen Bunkern entlang der manchmal engen Fairways, vor allem aber rund um die Grüns "garniert". Seitlich der Spielbahnen lauern unzählige Kuppen und auf den meisten Löchern der Waldrand. Einmal geht es rund 140, ein anderes Mal 150 Meter carry über Seen. Zuweilen wirkt der Platz optisch bedrohlicher, als er eigentlich ist, aber die mentale Herausforderung ist für viele eben das Problem. Fakt ist, dass man mit einer Menge verlorener Bälle auf seiner ersten Runde hier keine Schande zu tragen hat. Kempferhof ist dafür mit 5.528 Metern von Gelb nicht besonders lang, und den Damen hat man auf der nur 4.479 Meter langen Strecke an einigen Bahnen den Schlag übers Wasser erspart. Kempferhof wäre ein idealer European-Tour-Platz, aber vergangenes Jahr scheiterte das Turnier am Sponsor. Die sehr gepflegte Anlage ist in Kombination mit dem Hotel im Jagdschloss und dem modernen Clubhaus ein erstklassiges Gesamtpaket. Hotelgäste erhalten 50 Prozent Greenfee-Ermäßigung.
GJ SCORE: 72
ANSPRUCH 11 von 24
ZUSTAND 10 von 12
DESIGN 23 von 24
KULISSE 15 von 20
SERVICE 11 von 15
BONUS 2 von 5
351 Rue du Moulin
67115 Plobsheim
Tel. 3/88 98 72 72
golf-kempferhof.com
18 Löcher, Par 72
5.528/4.479 Meter,
CR 69,9/69,1, Slope 138/125
Greenfee: 95 Euro
GC International Soufflenheim Baden-Baden
Ein rundum gelungenes Design von Bernhard Langer, etwa eine halbe Stunde von Baden-Baden entfernt. Auf brettebenem Gelände gelang dem Anhausener durch viel Wasser, einige Doglegs und gut bewachte Grüns ein spannendes und abwechslungsreiches Layout. Soufflenheim beschert sowohl schwächeren wie auch ambitionierten Spielern einen anspruchsvollen und interessanten Platz. Dabei gelingt Langer eine vorbildliche Dramaturgie: Nach zwei leichteren Einstiegsbahnen folgen zwei knackige Löcher mit Dogleg, Teichen, Bäumen und Bunkern ums Grün. Hinzu kommt, dass die dritte Bahn von Gelb 516 Meter lang ist. Danach wechseln sich schwere und leichte Löcher geschickt ab, bis zu den beiden happigen Schlussbahnen. Neben der Meisterschaftsanlage gibt es noch einen 9-Löcher-Parcours und einen 6-Löcher-Kurzplatz.
GJ SCORE: 62
ANSPRUCH 17 von 24
ZUSTAND 9 von 12
DESIGN 16 von 24
KULISSE 11 von 20
SERVICE 9 von 15
BONUS 0 von 5
Allée du Golf
67620 Soufflenheim
Tel. 3/88 05 77 00
golfclub-soufflenheim.com
18 Löcher, Par 72
6.084/5.217 Meter
Cr 73,5/74,7, Slope 140/134
Greenfee: 70 Euro
Golf d’Ammerschwihr
Ein Bergziegenplatz, der auch in den Alpen liegen könnte, sich aber über die teils steilen Ausläufer der Vogesen schlängelt. Fast logisch, dass sich durch das ständige Bergauf und Bergab auch teils stark hängende Bahnen ergeben. Schwierig werden dann auch noch die blinden Abschläge. Spektakulär ist das beim blinden Drive über eine Schlucht an der 14. Wer sich aber mutig an die diversen Zielstangen hält und auf einigen Tees lieber zum Eisen statt zum Driver greift, wird belohnt. Leider war der Zustand beim GJ-Besuch nicht der allerbeste, und dass sich auch noch ein Rudel Wildschweine über den Platz hermachte, soll laut Clubaussage "ein einmaliges Vergehen" bleiben. Die Anlage gehört im Übrigen der Gemeinde Ammerschwihr, die nur leider über kein großes Budget für das Greenkeeping verfügt. Ein Trost sind ein paar schöne Ausblicke in die Ebene hinunter, an klaren Tagen bis zum Schwarzwald.
GJ SCORE: 43
ANSPRUCH 13 von 24
ZUSTAND 5 von 12
DESIGN 12 von 24
KULISSE 11 von 20
SERVICE 2 von 15
BONUS 0 von 5
Allée du Golf
68770 Ammerschwir
Tel. 3/89 47 17 30
golf-ammerschwihr.com
18 Löcher, Par 70
5.063/4.434 Meter
CR 69,2/70,2, Slope 139/132
Greenfee: 50 Euro