Das Heitlinger Golf Resort – ist es noch ein Geheimtipp? Nein. Golfer, die sich für einen Aufenthalt im ländlichen Baden-Württemberg entschieden haben, schwärmen allesamt. Es hat sich längst herumgesprochen. GM wollte sich selbst einen Eindruck verschaffen, besuchte die Anlage und stieß dabei auf eine faszinierende Familiengeschichte mit einer europäischen Golflegende – Tony Jacklin.
So ein Trip mit dem Auto zu einem Golfplatz, den man erstmals aufsucht, hat doch etwas von einem kleinen Abenteuer, oder nicht? Gerade die Fahrt nach dem Verlassen der Autobahn gestaltet sich gerne als abwechslungsreich und interessant. Genauso ist es auch beim Heitlinger Resort. Das liegt, ja wo liegt das denn? In Baden-Württemberg in der hübschen Weinregion Kraichgau bei der kleinen Ortschaft Tiefenbach. Also südlich von Heidelberg und nordöstlich von Bruchsal. Um den Golfern vielleicht eine einfachere Orientierung zu geben: Etwa 20 Kilometer nordöstlich ist der GC St. Leon-Rot beheimatet, Deutschlands sportliches Aushängeschild.
Apropos Aushängeschild, genau hier wird es in Tiefenbach hochinteressant. Deutschland hat durchaus viele und hochwertige Golfanlagen, allerdings gibt es nur wenige Plätze, die von international renommierten Designern entweder entworfen oder zumindest umgebaut wurden. Jack Nicklaus, Sir Faldo, die Dye’s, Harry Colt, Robert Trent Jones Jr., Arnold Palmer oder Bernhard Langer sind die Ausnahmen, die Projekte realisiert haben – und dann ist da noch ein Hochkaräter: Tony Jacklin.
Und im Gegensatz zu den Star-Designern, die nach Fertigstellung das Weite suchen und recht sporadisch einen Angestellten zur Überprüfung vorbei senden, ist Europas Golflegende (77) ganz eng und permanent mit Tiefenbach verbunden.
Der Reihe nach: Heinz Heiler, ein erfolgreicher Unternehmer (u.a. Mitbegründer Motel One und Inhaber Betonbau) aus der Region erwarb 1994 den Golfplatz – ein erster Schritt in Richtung Heitlinger Genusswelten. Damals nahm der passionierte Hobbygolfer noch Unterricht im GC Pfalz und er wollte, dass seine Tochter Christine ebenfalls eine Stunde nehmen sollte. Die junge Frau landete bei einem smarten britischen Pro, Warren Jacklin, dem Sohn von Tony Jacklin. Man verstand sich, man verliebte sich, man wurde ein Paar, man wollte einen gemeinsamen Weg einschlagen und schließlich packte Warren seine Ausrüstung und zog um nach Tiefenbach. Seit 1998 lehrt er in seiner Jacklin Academy und ist Geschäftsführer der Heitlinger Golf Resort GmbH.
Mit dem damaligen Umzug folgte sogleich eine große Herausforderung. Der Platz auf einer Fläche von 84 Hektar musste im Grunde genommen komplett überarbeitet werden. Warren nahm sich dieser Aufgabe gerne an und holte sich verständlicherweise den Input seines Vaters Tony Jacklin. Sein Dad, der seit Jahrzehnten an der Westküste Floridas lebt, ist eine Ikone des europäischen Golfsports. Er gewann zwei Majors (The Open, US Open), war sieben Mal Ryder-Cup-Spieler und vier Mal in Folge Ryder-Cup-Kapitän (1983 – 1989). Unter seiner Führung konnte das US-Team 1985 erstmals nach 28 Jahren wieder besiegt werden und noch viel schöner war das Jahr1987: Der Equipe gelang der erste Triumph auf amerikanischen Terrain. Das Mitglied der World Golf Hall of Fame interessierte sich schon während seiner aktiven Zeit auf der amerikanischen Champions Tour für Platzarchitektur und realisierte sporadisch das ein oder andere Projekt. Sein Meisterwerk ist der vielfach prämierte Concession GC in Zusammenarbeit mit Jack Nicklaus.
»Am Ende ist Golfplatz-Design keine so großartige Wissenschaft. Die Topographie ist entscheidend und das Budget. Das Paradebeispiel hierfür ist Pebble Beach – einfach perfekt. Bei den Arbeiten im Heitlinger Resort war ich vorwiegend beratend tätig. Es gab mal die Überlegung, einen zweiten Platz zu bauen, den ich mit meiner Design-Gruppe hätte realisieren sollen. Das wäre natürlich wunderbar gewesen. Mir gefällt das Resultat nach dem Umbau, der Platz ist sehr abwechslungsreich. Es ist ein herrliches Gelände, es gibt flache, leicht hügelige und sehr hügelige Passagen. Einige Löcher auf den zweiten Neun liegen direkt in den Weinbergen. Das hat was,» erzählt Tony Jacklin. In diesem Sommer plant er mit seiner Frau nach der 150. Open Championship in St Andrews nach Tiefenbach zu reisen, sich die Anlage anzusehen und einige Tage mit seiner Familie zu verbringen.
Er wird Bauklötze staunen, welche Dimensionen das Unternehmen mittlerweile angenommen hat. Visionär Heinz Heiler erwarb 2008 das Weingut Heitlinger und ein Jahr später noch das Weingut Burg Ravensburg. Im Kombination ist es Deutschlands größtes Bio-Weingut in Privatbesitz, das die ausgezeichneten Tropfen in 43 Länder exportiert.
Ein Meilenstein auf dem Weg zum Golfresort war das 2014 eröffnete, sehr moderne Hotel mit 31 Zimmern und Junior-Suiten. Gestaltung und Architektur aller Heitlinger-Objekte werden Inhouse realisiert – Christine Jacklin ist Architektin. Es hatte sich längst herumgesprochen, dass sich in dem ländlichen Ort mit seinen 1.300 Einwohnern einiges bewegt und der endgültige Durchbruch sollte 2018 mit dem neuen Clubhaus folgen. Das imposante Gebäude ist auf zwei Ebenen angelegt, verfügt neben Pro-Shop, Umkleiden auch über einen Fitness-Raum sowie Wellnessbereich (mit Herren- und Damen-Sauna samt Ruheräumen. Im Restaurant Albatros mit seiner großen Terrasse werden ausschließlich Weine der Heitlinger Genusswelten offeriert. Der Gault Millau würdigte das Streben nach Qualität vergangenes Jahr mit einer vierten Traube. Alle Weine erhielten zwischen 88 und 93 Punkte.
2021 expandierte Heitlinger erneut und ergänzte das Portfolio mit dem im Vier-Sterne-Segment angesiedelten Kreuzberghof (40 Zimmer). Ein Haus im Landhausstil, dessen Küche als traditionell und herzhaft charakterisiert werden kann. Nun kann die Golfsaison 2022 für Heiler und die Jacklins beginnen. Christina und Warren haben längst Unterstützung aus der eigenen Familie: Sohn Philip leitet Vertrieb und Marketing der Heitlinger Genusswelten und dessen Bruder Patrick ist nach seinem Tourismus-Studium stellvertretender Hotelmanager im Kreuzberghof. Und da wäre noch Tony Jacklin. Das Ehrenmitglied des Clubs.