Inselplätze Teil 1: Golf an der Nordsee
Zwischen Ebbe und Flut locken zauberhafte Golfplätze zum Golf spielen an der Nordsee. Wer auf den abwechslungsreichen Inselparcours auf Sylt, Föhr und Norderney abschlägt, sollte vor allem winderprobt sein. Golf Magazin präsentiert in zwei Ausgaben die schönsten Inselplätze in der Nord- und Ostsee. Los geht’s mit der Nordsee.
Stoßstange an Stoßstange stehen die Autos auf dem Sylt-Shuttle, der von Niebüll aus voll beladen über den Hindenburgdamm gen Westerland rattert. Wie so oft gerät der Alltag auf der Fahrt über das in der Sonne glitzernde Wattenmeer hinüber nach Sylt schnell in Vergessenheit. Alles scheint wie immer zu sein auf der 99 Quadratkilometer großen Insel. Dennoch ist die Reise nach Sylt in der Himmelfahrtswoche in diesem Jahr eine Besondere. Nach Monate währendem Lockdown öffnete die beliebte Insel in Schleswig-Holstein am 1. Mai 2021 auch wieder für Urlauber. Über ein Jahr lang lagen Sylt und alle Inseln im Wattenmeer mal mehr, mal weniger in einem Dornröschenschlaf. Monatelang herrschte auf Deutschlands nördlichster und oft von Stürmen gepeitschter Insel Flaute. Viele der exklusiven Hotels und Pensionen waren coronabedingt geschlossen, tausende Ferienwohnungen durften nicht vermietet werden, Restaurants hatten die Schotten dicht gemacht. Wer als Zweitwohnbesitzer auf Sylt residieren durfte, bekam bei Fischpapst Gosch ein Fischbrötchen auf die Hand – das in Coronazeiten wie ein Gourmethappen in frischer Nordseebrise mundete.
Gastronomen hielten sich teilweise mit Takeaway-Angeboten über Wasser. Von der ersten bis zur dritten Corona-Welle waren auch auf den Golfanlagen auf Sylt Greenfeespieler rar – abgesehen von den gut gebuchten Sommermonaten 2020. Als Modellregion mit inselweitem Hygienekonzept und zahlreichen Teststationen öffnete Sylt erstmals wieder für die ersten Touristen – mit Erfolg. Strenge Hygieneauflagen und das Check-In-System der Luca-App über Wochen, ermöglichten einen annähernd normalen Inselaufenthalt. Neben vielen Restaurants öffneten auch die Shops von Hörnum bis List wieder mutig ihre Pforten. Auch auf den vier Golfanlagen sind die Startzeitenlisten seit der Öffnung dicht gefüllt. Das Urlaubsrad auf Sylt dreht sich wieder, als hätte es nie einen Stillstand erlebt.
Natürlich hat die landschaftlich einzigartige Perle in der Nordsee in den letzten 50 Jahren verschiedene Phasen durchgemacht. So die Epoche der Reichen, Schönen und Berühmten in den späten 60ern und in den 70ern. Dann die 90er, die Zeit der Tagesbesucher, die mit der Regionalbahn anreisten und das Dosenbier bereits auf dem Festland kauften. Und schließlich die letzten Jahrzehnte, als die Immobilien unbezahlbar wurden und sich Berichte über Einheimische mehrten, die sich keinen Wohnraum mehr auf der Insel leisten konnten. Sylt boomt seit jeher. Und Corona hat die Preise der begehrten Immobilien noch weiter gepusht. Wer sein Geld in eine Wohnung oder gar ein Ferienhaus investieren möchte, muss lange suchen. Der Markt ist wie leer gefegt.
Golferisch lockt Sylt seit den Nullerjahren mit vier herausragenden Golfanlagen, die sich quer über die begehrte Insel verteilen, zum Golfgenuss. Mit der Einweihung des GC Budersand Sylt, der Platzerweiterung des GC Morsum, in dem bis zu jenem Zeitpunkt die Prominenz lieber unter sich blieb, und der glanzvollen Platzerweiterung des Marine-Golf-Club Sylt, reifte die größte Nordfriesische Insel zu einer ebenso wichtigen wie vielfältigen Destination für Greenfee-Spieler aus dem ganzen Land heran. Zuvor galt jahrelang der Golf-Club Sylt als einziger Anlaufpunkt golfspielender Touristen.
Für den hübschen GC Sylt, im Dreieck zwischen Kampen, Wenningstedt und Braderup, hatte Donald Harradine 1982 auf einer platten Fläche einen attraktiven Kurs entworfen, der für alle Spielstärken geeignet ist und – außer bei starkem Wind – für wenig Kopfzerbrechen sorgt. Pustet der Sturm von Westen, sollte der Ball möglichst flach über den Boden gejagt werden. Der sandige Boden erfordert Bump-and-run-Shots, obwohl es ansonsten an den typischen Links-Elementen fehlt. Immer wieder werden Stimmen über einen möglichen Platzumbau laut, um das gedrängte Course-Design zu entzerren und einige Bahnen weiter gen Osten in Richtung Wattenmeer zu ziehen. Das Clubhaus des GC Sylt ist eine friesische Pracht unter Reet und hält hinsichtlich Gemütlichkeit und Exklusivität die Konkurrenz erfolgreich in Schach.
An Kampen, keine drei Fahrminuten vom Golfclub entfernt und bisweilen ein Ort der größten Glückseligkeit der Dekadenz, geht für Inselbesucher natürlich kein Weg vorbei. Auch wenn Gunter Sachs, Axel Springer, Oswald Kolle, Les Humphries und andere Promis schon längst nicht mehr die Feiergesellschaft auf dem Strönwai prägen, sollte man an diesem Hotspot mindestens einmal verweilen. Bis heute ist die Whisky-Meile, das schicke Flaniersträßchen im Herzen von Kampen, der beste Fleck, um in der Kategorie Sehen und gesehen werden zu punkten.
Wem hier in der Hauptsaison der doch mitunter mächtige Trubel zu viel wird, dem sei ein Stück weiter östlich, umgeben von üppiger Heidelandschaft und knubbeligen Kiefern, das reizende Café Die Kupferkanne samt Panoramablick aufs Wattenmeer empfohlen.
Nördlich von Kampen dann, hoch bis nach List, breitet sich zweifellos der landschaftlich schönste Teil des Eilands aus. Ein kilometerlanger Sandstrand, mal für Besucher mit der neuesten Bademode, mal für die FKK-Freunde, lädt ebenso zum Spazieren ein wie gigantische Dünenfelder und riesige Heideflächen, durch die sich wenige hölzerne Plankenwege ziehen. Golfplätze findet man im Inselnorden keine. Hier, wie auch an vielen anderen Stellen der Insel, steht der Naturschutz im Vordergrund, damit die nachfolgenden Generationen diese einzigartige Flora und Fauna ebenfalls noch unberührt genießen können. Stilechtes Links-Golf im Herzen der Insel – unweit des immer wichtiger werdenden Flughafens – liegt der Marine-Golf-Club. 1953 fand die britische Luftwaffe hier ein Terrain vor, das sie stark an die Küstenabschnitte ihrer Heimat erinnerte: flaches Links-Land mit niedrigen Dünen und einen Sandboden, der nach Golfbahnen geradezu schrie. Als die Besatzer gingen, ließen sie aber nur neun relativ unspektakuläre Löcher zurück.
Die wurden in den 60er-Jahren langsam wieder von der Natur eingeholt, bevor die deutschen Marineflieger 1979 die Anlage übernahmen. Die entscheidende Wende vom Mauerblümchen zum richtig guten Links-Course vollzog jedoch erst der schottische Designer Kenneth J. Moodie 2006, indem die alten Bahnen komplett umgebaut und weitere neun Bahnen hinzugefügt wurden. Seitdem lockt der Marine-Golf-Club mit einem fantastischen Links-Course. Mittlerweile wurde auch das Clubhaus neu errichtet und empfängt Mitglieder und Gäste mit modernem Ambiente. Erstklassige Trainingsmöglichkeiten runden das Gesamtangebot der sportlichen Anlage ab.
Nach Keitum, an der Wattseite, verzogen sich schon früh jene Gäste, die einfach ihre Ruhe vom Trubel der Nordseeseite haben wollten. Das verträumte Friesendorf hat bis heute seinen Museumscharakter behalten und glänzt mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Die St. Severin Kirche, das Altfriesische Haus, das Sylter Heimatmuseum und Dutzende Kapitänshäuser aus dem 18. Jahrhundert mit den typischen reetgedeckten Dächern und üppig blühenden Vorgärten prägen das Ortsbild und laden zum entspannten Schlendern unter uralten Bäumen ein.
Gen Osten verengt sich die Küste an der Wattseite immer mehr, und es folgt mit dem Roten Kliff eine weitere Naturschönheit. Südlich der Eisenbahnstrecke, die in den Hindenburgdamm mündet, liegt der GC Morsum auf Sylt. Verleger Axel Springer ließ die kleine, feine 9-Löcher-Anlage mit Wattblick von der Ikone der frühen deutschen Golfplatzarchitektur, Bernhard von Limburger zeichnen.
Jahrelang blieb der illustre Kreis weniger Mitglieder in Morsum unter sich, bevor nach zähen Verhandlungen und dem Schließen mehrerer Pachtverträge die Anlage unter der Federführung von Architekt Christoph Städler auf äußerst sportliche 18 Löcher erweitert werden durfte.
Mit der Wiedereröffnung im Jahre 2009 ist nun auch der Greenfee-Spieler hier nicht nur geduldet, sondern herzlich willkommen, sofern er sich vorher telefonisch anmeldet. Rund 2.500 Gäste gehen auf dem hübschen Platz am Watt jährlich auf die Runde. Nur an den Wochenenden im Juli und August, während der Hochsaison auf Sylt, schlagen ausschließlich Mitglieder auf ihrer Anlage ab. Während im Sommer die Insel vielerorts trubelig erscheint, herrscht auch zur Primetime in Morsum vor allem eins: Ruhe. Nur der Wind heult ab und an über die Salzwiesen, die Austernfischer kreischen schrill und immer wieder rattert der Sylt-Shuttle in der Ferne vorbei, währen die Golfer ihre Runden ziehen. Aus dem verträumten Kleinod im Inselosten ist ein sportliches Highlight erwachsen.
Der weitere Weg der GM-Inseltour führt vorbei am stillen Örtchen Rantum und dem Kult-Strandrestaurant Sansibar von Herbert Seckler in Richtung Süden. Vor den Toren Hörnums fand im Jahr 2008 mit der Eröffnung des GC Budersand der sicherlich größte Paukenschlag nicht nur in der Sylter Golfgeschichte statt: Auf dem ehemaligen Militärgelände, eingerahmt von hohen Dünen, dem schillernden Wattenmeer und der Hauptstraße zum Südkap, entstand ein spektakulärer Links-Platz, der es sofort in die Top 5 jedes Deutschland-Rankings schaffte.
Das von Rolf-Stephan Hansen gezeichnete Meisterwerk, einem auf der Insel lebenden Landschaftsarchitekten, begeistert einerseits viele Golfer und bringt ihnen Demut bei. Häufig geraten selbst einstellige Spieler gleich an der ersten Bahn ins Grübeln und Staunen. Das Links-Design erfordert auf allen 18 Löchern geschicktes Course Management. Auf dem gesamten Weg durch das Dünenmeer ist eher defensives Spiel angesagt. Es gibt wohl kaum einen Golfer, der beim Blick über den Hafen von Hörnum hinüber zu den Inselnachbarn Amrum und Föhr nicht ins Schwärmen gerät.
Nordische Tradition
Nur wenige Kilometer Luftlinie vom Golfclub Budersand entfernt, in Richtung Süden über das Wattenmeer hinweg, liegt eine weitere feine Adresse, die Golfer aus der gesamten Republik in ihren Bann zieht. Mit dem Golfclub Föhr bietet Sylts hübsche Nachbarinsel einen weiteren Golfleckerbissen mit Tradition. Immerhin feiert der GC Föhr in vier Jahren sein 100jähriges Jubiläum. Die zauberhafte Golfanlage hat sich in den vergangenen 30 Jahren zu einem regelrechten Golfjuwel gemausert. Nachdem die schmucke Neun-Löcher-Anlage auf 27 Bahnen erweitert wurde, erlebt Föhr einen Golfboom, weit über die Landesgrenzen hinweg. Die gelungene Platzerweiterung auf 27 Löcher war es, die den Golfclub Föhr zu einem Diamanten geschliffen hat.
Wie beim Platzumbau in Morsum überzeugte die Firma Städler Golf Courses mit einem durchaus ambitionierten Projekt. Unter der Leitung von Architekt Christian Althaus wurde ein gewaltiger Links-Course über neun Bahnen an die bestehende 18-Löcher-Anlage angefügt. Ein gelungener Schachzug. Mit dem neuen Design bekam dem GC Föhr nationale und internationale Anerkennung und diverse Auszeichnungen. Zum brillanten Platzdesign kommt ein hervorragender Pflegezustand hinzu.
Sylts ruhiger Nachbar ist allemal eine Reise Wert und lockt mit dem brillanten Golfplatz seit Jahren nicht mehr nur Ruhesuchende und Fahrradfahrer an. Die Golfanlage in Greveling gehört zu den Must-Play-Plätzen zahlreicher Golfer. Von Hörnum in Sylts Inselsüden hinüber nach Föhr ist es mit den Adler-Schiffen ein Katzensprung. Inselhopping ist auch im Nordfriesischen Wattenmeer eine schöne Abwechslung. Für Golfer ist ein Tagestripp hinüber mit dem Boot jedoch ein kurzes Vergnügen, da die Verweildauer auf Föhr kaum eine entspannte 18-Löcher-Runde zulässt. Föhr lohnt vielmehr für einen ausgiebigen Besuch. Zu schön und abwechslungsreich ist die Insel, als dass eine Stippvisite genügen würde.
Im Gegensatz zum mondäneren Sylt präsentiert sich Föhr ein wenig ruhiger aber nicht weniger exklusiv. Zauberhafte Inselorte geben sich ein Stelldichein mit unberührter Natur und dem endlosen Wattenmeer. Mit der Golftasche im Gepäck kommt auf einer 50-minütigen Minikreuzfahrt von Dagebüll aus hinüber nach Wyk auf Föhr schnell ein Gefühl von Seelenglück auf – mitten im Wattenmeer zwischen Ebbe und Flut.
Golf an der Nordsee: Die Golf Magazin –TOP 5
Sylt
• Naturgenuss par excellence: Nördlich von List, an der nördlichsten Spitze der Insel, liegen bizarre Dünenlandschaften. Die Landzunge namens Ellenbogen bietet die größte Abgeschiedenheit. Das weite Dünenland, das sich im Privatbesitz befindet, lässt sich am besten zu Fuß entlang des weißen, feinen Sandstrandes erkunden.
Feiern auf der Whisky-Meile: Noch immer lockt Kampen zum Sehen-und-gesehen-werden am Strönwai, zum Drink in der untergehenden Sonne oder zum stilvollen White Dinner am Strand.
Schlendern durch Keitum: Ein sonniger Nachmittag mit dem Licht- und Schattenspiel der hohen, alten Bäume ist perfekt für den Besuch des reizenden Dorfs Keitum, dem kulturellen Zentrum der Insel mit seinen reetgedeckten Häusern und malerischer Gärten.
Shoppen auf der Friedrichstraße: Man kann es lieben oder hassen, aber Westerland bietet zweifellos die besten Einkaufsmöglichkeiten und einen Hauch von Großstadtflair inmitten der dörflich geprägten Insel.
Erlebniswelten Naturgewalten: Einen Rundflug über Sylt mit dem virtuellen Heißluftballon, die Inselgeschichte, Wettereignisse und Tiere- und Pflanzen des Wattenmeers – wer sich mit den Naturgewalten rund um das Wattenmeer beschäftigen möchte, kommt in diesem Erlebniszentrum voll auf seine Kosten. (Naturgewalten-sylt.de)
Föhr
Bernsteinsuchen: Vor allem in den Herbst- und Wintermonaten kann man mit etwas Glück nach einer stürmischen Nacht bei einem Strandspaziergang früh am Morgen Bernstein finden – ein besonderes Erinnerungsstück von der Nordsee.
Eine Radtour zum kleinen Friesendorf Borgsum mit der Lembecksburg und der Windmühle. Im Café gegenüber der Mühle gibt es friesische Leckereien.
Im Museum Kunst der Westküste gibt es wechselnde, hochkarätige Ausstellungen zum Thema Meer und Küste. (mkdw.de)
Wattwanderung: Ein Marsch über den Meeresboden gehört zu einem Aufenthalt auf Föhr dazu. Ein besonderes Erlebnis ist eine geführte Wattwanderung von Föhr hinüber nach Amrum.
St. Johannis Kirche: der sogenannte Friesendom ist der größte Kirchenbau der Insel und ist aufgrund seiner Lage und Größe bereits von der See aus zu sehen.
GM Score GC Sylt: 68
Index: 0,96 / 1,71
Anspruch 12
Zustand 10
Design 21
Kulisse 11
Service 14
Bonus 0
1 | Golf-Club Sylt
Der GC Sylt ist für jegliche Spielstärke lohnenswert. Je nach Windstärke kann der Anspruch stark variieren. Bis zum Tee Nummer neun entspricht die Runde einem entspannten Spaziergang in schöner Umgebung mit gelegentlichen Golfschlägen, die halbwegs geradeaus fliegen müssen. Wir wollen zwar nicht das Wort einfach verwenden, dagegen sprechen die starken Wasserspiele vor der Clubhausterrasse. Vielmehr sind viele Passagen der Back-Nine verzeihlich. Spielerisch stellen die Bahnen 8, 14 und 16 die interessantesten Bahnen dar. Sollte trotzdem unnötiger Ballverlust an den Löchern 9, 10 und 18 für etwas Unmut gesorgt haben: Ein Drink auf der hübschen Golfterrasse in champagnerklarer Luft entschädigt sofort.
GM Score Marine GC: 70
Index: 1,13 / 2,01
Anspruch 16
Zustand 11
Design 22
Kulisse 9
Service 12
Bonus 0
2 | Marine-Golf-Club Sylt
Während das erste Drittel noch etwas vor sich hin plätschert, beginnt spätestens ab der halbblinden Bahn 7 die designtechnische Vielfalt eines wohldurchdachten, herausfordernden Layouts. Man wird bei Windstille mit keinem Monster konfrontiert. Ein durchdachtes Course Management ist allerdings bei jeder Witterung erforderlich. Man sollte jeden Augenblick Respekt vor den vielen kleinen Anforderungen des Platzes an den Tag legen. Seien es die vielen Pottbunker, nur ein kleiner, kreuzender Bach oder die alles andere als leicht zu lesenden, fein ondulierten Grüns. Überall kann man schnell den einen oder anderen Schlag liegenlassen. Spielerisch großartig sind die Löcher 12, 17 und 18, allesamt nicht lang, aber immer dann gefährlich, wenn man die richtige Strategie nicht frühzeitig erkannt hat. Erfahrene, weitgereiste Golfer werden hier an die guten, eher etwas flacheren Links-Kurse auf den Britischen Inseln erinnert werden.
GM Score GC Morsum: 67
Index: 0,80 / –
Anspruch 16
Zustand 8
Design 22
Kulisse 14
Service 7
Bonus 0
3 | Golfclub Morsum auf Sylt
Bereits bei der Ankunft sticht das Clubhaus ins Auge, eine urgemütliche kleine Friesenkate mit den Initialen »A« und »S«, die an den Clubgründer Axel Springer erinnern. Beim Blick über die ursprüngliche Neun in Richtung Deich, Wattenmeer und Festland fällt dann das äußerst natürliche Design des Platzes ins Auge. Schnörkellos ziehen sich die Fairways durch die typische nordfriesische Marschlandschaft mit ihrer herben Schönheit und der abgelegen-ruhigen Atmosphäre. Dass die neuen Bahnen mit den vielen Wasserhindernissen etwas moderner rüberkommen, ändert an dem Gesamteindruck nichts. Platzarchitekt Christoph Städler hat den naturbelassenen Charakter der ganzen Anlage perfekt mit in die Gegenwart übernommen. Taktisch hervorzuheben sind die Löcher 8 und 16, die trotz vieler Optionen keinen wirklich sicheren Weg bieten. GM-Tipp: Nach der Runde ein frisches Krabbenbrot auf der zauberhaften Terrasse genießen.
GM Score Budersand: 79
Index: 1,02 / 1,36
Anspruch 20
Zustand 10
Design 22
Kulisse 16
Service 11
Bonus 0
4 | Golfclub Budersand Sylt
Viele Erstbesucher sind von der Bahn 1, die einen halbblinden Drive entlang der mit Aus-Grenzen versehenen Düne hinein in den vorherrschenden Nordwestwind verlangt, schlichtweg überfordert. Alles, was danach kommt, ist auch schwer, aber fast immer fair und ein spielerischer Leckerbissen. Architekt Rolf-Stephan Hansen beweist an fast jeder Stelle seines Werks, dass er selbst ein großer Fan und profunder Kenner des Küstengolfs ist: Tiefe Topfbunker, harte, kurzgeschorene Fairways, blitzschnelle, stark ondulierte Grüns prägen den starken und vielbesungenen Links-Parcours. Höllisch tricky ist die 5, lang, stets bergauf, mit einem höchst anspruchsvollen Schlag auf ein Plateaugrün, eingerahmt von rot-grüner Heide. Taktisch genial die dramatische 12, die jedes vergebliche Abkürzen zum Desaster macht. Reizend, nicht nur wegen des Blicks auf das Wattenmeer, die kurze 15, das Signature-Hole, keine 100 Meter lang, dessen Grün von fünf Bunkern bewacht wird.
GM Score Föhr (Platz Rot & Gelb): 76
Index: 1,24 / 1,66
Anspruch 17
Zustand 11
Design 21
Kulisse 17
Service 9
Bonus 1
Golfclub Föhr
Nachdem die gediegene Neun-Löcher-Anlage in Nieblum 1990 auf 18 Bahnen und im Jahr 2009 auf 27 starke Spielbahnen erweitert wurde, steht der Golfclub Föhr auf vielen Must-Play-Listen leidenschaftlicher Golfer. Mit der Platzerweiterung der starken Links-Bahnen ist dem Architekten Christian Althaus, damals für die Firma Städler Golf Courses tätig, ein prestigeträchtiger Wurf gelungen. Die Kombination aus Parkland- und Links-Design setzt mittlerweile Maßstäbe im schleswig-holsteinischen Wattenmeer. Das schönste Stück ist vielleicht die blaue Schleife. Die ersten zwei Löcher liegen noch im dichten Nadelwald und eröffnen ab der 3. Bahn die Tücken eines echten Links-Courses. Schauen Sie vorher in ein Birdiebook – ein gutes Course Management spart mit Sicherheit unnötige Schläge inmitten der Dünengiganten.
Golf-Club Sylt
25996 Wenningstedt, Norderweg 5
Tel.: 04651/9959810, golfclubsylt.de
18 Löcher, 5.733/4.949 Meter (H/D)
Par 72, CR 70,7/72,4,
Slope 126/126
Greenfee: 90 Euro (Hauptsaison), (Sundowner ab 17 Uhr: 50 Euro)
Marine-Golf-Club Sylt
25980 Sylt/Tinnum, Flughafen 69
Tel.: 04651/927575, sylt-golf.de
18 Löcher, 5.871/5.486 Meter (H/D)
Par 73, CR 72,1/76,0, Slope 128/131
Greenfee: 90 Euro (Hauptsaison), (Sundowner-Rate: 60 Euro)
Golfclub Morsum auf Sylt
25980 Sylt OT Morsum, Uasterhörn 37
Tel.: 04651/890387, golf-morsum.de
18 Löcher, 6.009/5.138 Meter (H/D)
Par 72, CR 72,5/73,6, Slope 131/131
Greenfee: 125 Euro (Hauptsaison)
Golfclub Budersand Sylt
25997 Hörnum, Am Kai 3 (fürs Navi!)
Tel.: 04651/4492710, gc-budersand.de
18 Löcher, 5.915/5.292 Meter (H/D) Par 72, CR 73,5/76,1, Slope 139/140
Greenfee: 110 Euro (Sunset-Rate: 80 Euro)
Golf Club Föhr
Grevelingstieg 6
25938 Nieblum
Tel.: 04681/580456, golfclubfoehr.de
27 Löcher: Platz Gelb – 2.954 Meter; Platz Rot – 3.022 Meter; Platz Blau – 3.019 Meter
Greenfee: 90 Euro
GM-Reiseführer für’s Golf spielen an der Nordsee:
Sylt
Wer direkt am Golfplatz wohnen will, ist hier bestens aufgehoben: Das Budersand Hotel Golf & Spa, direkt zwischen Golfplatz und Strand gelegen, erfüllt auf höchstem Niveau die sicherlich nicht einfachen Ansprüche der Sylt-Besucher. So einzigartig wie die Insel, so ruhig wie das Wattenmeer, so individuell wie jeder einzelne Gast. Wer ein Luxushotel mit wirklicher Privatsphäre, mit aufmerksamem, aber äußerst dezentem Service weit weg vom Trubel sucht, ist hier genau richtig. Die Preise beginnen in der Hauptsaison bei 355 Euro für das DZ inkl. Frühstück. Jeder sollte aber wissen, dass es sich nicht um ein reines Golfhotel handelt, sondern um eine Herberge für Individualisten, Naturliebhaber und Feinschmecker. Allein das Frühstücksbuffet gehört zum Besten, was das Land zu bieten hat, und das nicht nur wegen des atemberaubenden Blicks auf das funkelnde Meer und die Nachbarinseln Föhr und Amrum.
Föhr
Der Rackmers Hof bietet Zeit für Besonderes. Das hübsche Hotel präsentiert vom frischen Friesen-Frühstück bis zum Private Spa Refugium exklusive Pakete. Die Junior-Suite kostet pro Person ab 105 Euro in der Saison (bei Doppelbelegung), inkl. Frühstück und Greenfeeermäßigung im GC Föhr. Infos gibts hier.
Restaurants
Sylt
Das Hotel Budersand beherbergt das exklusive, sehr gute Restaurant KAI3. Wer es etwas weniger abgehoben mag, wählt das Restaurant Strönholt im Clubhaus hoch oberhalb des Platzes, mit fantastischem Ausblick auf die Links-Bahnen. Der Typus Inselbesucher, der Sehen und gesehen werden will, kommt natürlich nicht um den In-Treff Sansibar in den Dünen südlich von Rantum herum. Bereits Monate im voraus sind die Tische in der Hauptsaison ausgebucht – unbedingt reservieren.
Mittlerweile hat sich die kleine LA Lister Austernperle zum Hotspot im Norden der Insel gemausert. Das kleine Strandbistro an der Wattseite ist besonders bei starkem Westwind beliebt. Hier sitzt man windgeschützt bei Austern und Currywurst und kann den Blick auf das Wattenmeer genießen.
Föhr
Ausgezeichnete Küche in typischer Traditionsgastronomie: Das Restaurant Alt Wyk liegt in der Fußgängerstraße in einem historischen Backsteinhaus.
GM-Tipp
Links-Kenner der Britischen Inseln wissen allzu gut, dass in diesen Breiten das Wetter nicht automatisch im Sommer gut und im Winter schlecht ist. In Anbetracht der sandigen Böden, die viel Wasser kompensieren, kann auch zwischen Oktober und April ein Golfurlaub eingelegt werden. Und dabei wird auch noch die Greenfee-Kasse geschont.
Reisezeit
In den Monaten Juli und August sowie um Ostern, Pfingsten und Himmelfahrt herum quellen sowohl Sylt als auch Föhr über. Wer flexibel ist, sollte lieber auf April bis Juni oder September und Oktober ausweichen. Und was Wind und Regen angeht: Sie wissen ja, nicht das Wetter ist schlecht, sondern Sie sind nur falsch angezogen.
Golf an der Nordsee: Anreise
Sylt
In der Regel erfolgt die Anreise natürlich mit dem Pkw, auch wenn sich die Fahrt gerade ab Hamburg noch kräftig hinzieht. Erstaunlich ist der Zuwachs der Flugverbindungen in den letzten Jahren. Eurowings fliegt täglich ab/bis Düsseldorf, Sylt Air ab/bis Hamburg. Einige andere Airlines verbinden die Insel (saisonabhängig) mindestens einmal pro Woche mit Berlin, Frankfurt/Main, Kassel, Mannheim, München und Stuttgart.
Für Pkw-Zug-Fahrer gibt’s eine eigene Website: sylt.de, syltshuttle.de, autozug-sylt.de. Mit der Fähre von der dänischen Insel Rømø geht es bequem nach Sylt.
Föhr
Für die Anreise mit dem Auto ist eine rechtzeitige Reservierung auf den Fährschiffen der Wyker Dampfschiffs-Reederei erforderlich. Infos gibt’s hier.
Mit dem Flugzeug gibt es unregelmäßige Verbindungen nach Sylt und Hamburg Fuhlsbüttel. Infos gibt’s hier.
Infos Sylt
Die offizielle Tourismusseiten der Inseln Sylt und Föhr sind hilfreich für weitere Planungen.
Golf-Club Norderney
Als 1922 die ersten drei Golfbahnen auf Norderney gebaut wurden und fünf Jahre später der gleichnamige Golf Club sich gründete, befand sich auf den Terrains der heutigen, modernen Plätze von Sylt und Föhr noch eine unberührte Nordseeflora. Vermutlich wusste auch kaum einer der damaligen Bewohner dieser Inseln, dass ihre Heimat über einen vorzüglichen, nahezu perfekten Untergrund zum Bau von Linksplätzen verfügt. Erst circa 30 Jahre später entdeckten die britischen Soldaten den goldenen Boden für ihren Lieblingssport auf dem Areal des heutigen Marine GC auf Sylt.
Auf der malerischen ostfriesischen Insel Norderney jedoch entstand mit dem Norderney Links der erste Linksplatz Deutschlands, der bis heute kaum ursprünglicher, natürlicher und authentischer sein kann. Sieben der neun Bahnen ziehen sich auf harten, kurz geschorenen Fairways durch teils tiefe Täler. Bereits der Auftakt mit dem stark erhöhten, schwer anzuspielenden Grün begeistert. Das Quintett der Löcher 2 bis 6 bietet traditionelle Links-Architektur vom Feinsten: erhöhte Abschläge auf von Dünen eingerahmte Punchbowl-Greens, sowie die Möglichkeit von beherzten Drives in die Schluchten und ondulierten Fairways, wo es gilt, den perfekten Winkel für den Angriff zur Fahne zu erreichen.
Das ganze Szenario erinnert immer wieder an die kleinen eher unbekannten als bekannten 9-Holer auf den britischen Inseln, wie sie insbesondere im hohen Donegal oder an den Küsten im Norden Schottlands anzutreffen sind. Besonders zünftig wird es auf den Bahnen, wenn der Wind über die Insel fegt. Dann heißt es je nach Windrichtung: Ball flach halten oder mit dem Wind spielen.
Sie werden das skurrile Design des Platzes mit einem ähnlichen schelmischen Grinsen verlassen, wie sie es bereits bei Aushändigung der Scorecard zu vernehmen war, als Sie vermutlich zum ersten Mal das Clublogo endeckten: eine Robbe mit karierter Schiebermütze und einem Golfschläger im Maul. Viel Spaß!
Golfclub Norderney
Am Golfplatz 2, 26548 Norderney
Telefon: 04932/927156, gc-norderney.de
Greenfee: 60 Euro (18 Löcher),
Anreise: Vom Flugplatz Harle kann man bequem nach Norderney fliegen (Inselflieger.de). Gemütlich ist auch die Anreise mit der Fähre von Norddeich aus (reederei-frisia.de).
Übernachtung: Der GC Norderney bietet ein eigenes Golfhotel. Das 4-Sterne-Haus bietet Meerblick und liegt direkt am Golfplatz.