von Ralf Schwarzkopf
Klein aber Fein – Seychellen, das kleinste Land Afrikas
115 Inseln – und dennoch das kleinste Land Afrikas: Wer die Seychellen auf dem Globus sucht, braucht schon eine Lupe. Gleiches gilt auch für die Auswahl an Golfplätzen. Die kleine, erst 1976 von den Briten in die Unabhängigkeit entlassene Republik kann gerade mal mit zwei Anlagen aufwarten. Zum Vergleich: Mauritius, der gut 1.700 Kilometer weiter südlich gelegene »Nachbar« im riesigen Indischen Ozean, beheimatet inzwischen allein elf 18-Löcher-Kurse.
Ein Grund dafür ist sicherlich, dass die Seychellen weitaus weniger Touristen begrüßen als Mauritius. Ein noch ernsteres Problem stellen jedoch die Topographie und der fehlende Raum dar. Lediglich Mahé, die größte Insel, sowie Praslin verfügen über nennenswerte Flächen – zudem sind die Gebiete zwischen den weltberühmten Stränden und den steil aufragenden, fast immer mit schier undurchdringlichem Regenwald bewachsenen Bergen oft so beengt, dass allenfalls Raum für einen Minigolfplatz wäre.
Einschwingen auf Mahé
Die älteste Spielwiese des Landes ist der Seychelles Golf Club aus dem Jahr 1972. Ein netter, schön gelegener Golfplatz mit neun Bahnen und 18 Abschlägen, keine zehn Fahrminuten vom internationalen Flughafen auf Mahé entfernt. Das Clubmotto »beware of fallen coconuts« be- schreibt perfekt mit wenigen Worten den Stil des Kurses: Parkland, geprägt von riesigen Kokosnusspalmen – viel tropischer kann ein Spaziergang in einem Park kaum ausfallen. Und das Wort Gang meint übrigens auch, dass die Anzahl der Carts hier äußerst begrenzt ist. So schieben die etwas mehr als 100 Mitglieder in der Regel ihre Trolleys durchaus auch bei 30 Grad durch die sengende Sonne.
Golf Director William Weidner, der Vater Deutscher, die Mutter Seychelloise, empfängt uns auf Deutsch und erzählt ein bisschen über die Geschichte und die Zukunft der beschaulichen Anlage. Die befindet sich im Eigentum der örtlichen Brauerei und ist aufgrund der Tatsache, dass sich die Bahnen zwischen der Strandstraße und den Häusern am Rande der steil aufragenden Berge entlangziehen, kaum erweiterbar. Für 18 Löcher fehlt definitiv die Fläche. Es gebe aber Investoren, die den Platz modernisieren und vielleicht mit einem Wohnprojekt aufpeppen wollen.
Man wird sehen, denn hier, inmitten des Indischen Ozeans, gehen die Uhren häufig sowieso langsamer. Allerdings nicht im Constance Ephelia. Das luxuriöse Hotel liegt wunderschön im Nordwesten der Insel und besticht mit zwei Stränden, einem großen Mangrovengebiet und Wanderwegen durch den Regenwald. Und es ist mit insgesamt fünf Restaurants und sechs Bars das perfekte Basislager für den Besuch der Hauptinsel und von Victoria, der mit ca. 25.000 Einwohnern vielleicht kleinsten Hauptstadt der Welt.
Spektakuläre Bahnen auf Praslin
Auf der ein Stück weiter nordöstlich gelegenen Insel Praslin lockt mit dem Lemuria Golf Course dann die golferische Berühmtheit der Seychellen. Der im Jahr 2000 eröffnete Parcours zählt dank der Bahnen 13 bis 18 zweifellos zu den spektakulärsten der Welt. Die Aussichten von den Abschlägen über den Urwald, die Strände, den Ozean und die Nachbarinseln sind schlichtweg grandios. Und diese Blicke kann man auch lange genießen, da der zum Constance Lemuria Resort gehörende Platz alles andere als stark frequentiert ist.
Notfalls lässt man die nächste Gruppe halt überholen. Etwa für den Besuch der Anse Georgette, einem Traumstrand di- rekt neben dem grandiosen Signature- Hole. Einfach das Cart am Grün von Loch 15 abstellen, das halbwegs kühle Nass genießen – und auch daran denken, dass hier am Äquator die Sonne sehr schnell untergeht. Dabei darf man trotz dieser atemberaubenden Szenerie nicht vergessen, dass der Kurs durchschnittli- che oder gar schlechtere Golfer gerade im Schlusssegment durchaus überfor- dern kann. Zu lang sind manche Carries, zu gravierend die Höhenunterschiede.
Zur Vermeidung höherer Ballverluste hat Golfmanager Gary Pouponneau jedoch eine denkbar einfache Strategie parat: Mögen die Längen von den vorderen Tees sogar für Par 70 arg kurz erscheinen, sollte man diese Abschläge ruhig nutzen, wenn man sich dort sicherer fühlt. Schließlich haben auch die Herren der European Legends Tour bei ihren Auftritten in den Jahren 2018, 2019 und 2022 den Platz alles andere als auseinandergenommen.
Wenn der Golfplatz eine Weltklasselage hat, darf das Hotel selbst dem natürlich nicht nachstehen. Und ja, das Constance Lemuria Resort hat bezüglich Unterkunft, Gastronomie und Golf Maßstäbe gesetzt, an denen sich der Markt nicht nur in diesem Teil der Welt messen lassen muss. Töricht wäre es dennoch, die Anlage nicht auch mal für einen Ausflug zu verlassen. Denn es locken weitere Bilderbuchstrände wie Anse Lazio oder der Nationalpark im Vallée de Mai mit einer einzigartigen Flora und Fauna, darunter die Seychellen-Palme mit »Coco de Mer«, der weltgrößten Kokosnuss, Riesenfarnen oder dem Seychellen-Papagei.
Traumstrände auf La Digue
Obwohl es hier an einem Golfplatz fehlt, ist ein Abstecher für ein paar Tage nach La Digue sehr zu empfehlen. Die gerade einmal zehn Quadratkilometer große Insel ist fast vollständig frei von Autos und verfügt über ein Südsee-Flair, das einen sofort bei der Ankunft in den Bann zieht. Den Gast empfangen nur wenige Hotels, dafür mehr Guest Houses und Apartments.
Die meisten Besucher machen sich schnell auf den Weg zu den weltberühmten, nie überlaufenen Stränden wie Anse Source d‘Argent, Grand Anse und Anse Patates, die fast durchweg von riesigen Felsformationen geprägt werden. Denn exakt dieses Alleinstellungsmerkmal unterscheidet die Seychellen von anderen Traumstränden auf unserem Globus. Wer in diesem Inselparadies auch nur einmal in seinem Leben verweilen durfte, wird ganz schnell den verflixten Golfsport vergessen haben.
>>>Mehr in der Ausgabe #12 2024<<<
Lemuria Golf Course: 75
Index: 1,31/-
Anspruch: 12
Zustand: 9
Design: 20
Kulisse: 19
Service: 12
Bonus: 3
Seychelles Golf Club: 45
Index: 1,30/-
Anspruch: 8
Zustand: 6
Design: 16
Kulisse: 10
Service: 5
Bonus: 0
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