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Langer Atem! GOLF MAGAZIN zu Hause bei Bernhard Langer

Bernhard Langer

Bernhard Langer: „Ich möchte nicht stören“

Bernhard Langer: „Ich möchte in Ruhe trainieren, aber auch niemanden hier im Club auf seiner Runde stören.“ Wären die Mitglieder nicht froh, wenn sie den Weltstar mal aus der Nähe sehen würden? Langer winkt ab: „Ich trainere hier schon lange. Die haben sich längst an mich gewöhnt.“ Und was sagen die so, die sich gewöhnt haben? Joseph, der Manager, zum Beispiel dieses: „Bernhard ist nicht nur ein großartiger Golfer, sondern auch ein richtig guter Typ. Wir sind froh, ihn bei uns zu haben.“ Offensichtlich, denn von Langer hängt ein großes Foto im Club, dessen Platz vor gut zehn Jahren von Arnold Palmer gebaut wurde. Große Namen! Und hohes Tempo, denn Bernhard zieht bei den Drives voll durch, von jedem Tee mindestens drei unterschiedliche Bälle: „Da muss ich Vollgas geben, um realistische Ergebnisse zu bekommen.“Larifari ist so gar nicht sein Ding.

GOLF MAGAZIN besucht Bernhard Langer
Langer in kurzer Hose und mit voller Power beim Testen verschiedener Bälle. Beim Drive sieht man seine ausgeprägte Beinmuskulatur besonders gut.

Deshalb spielt er jeden Ball zu Ende, wirft ab und an noch einen dazu. Faszinierend, wie stabil sein Kurzes Spiel ist, wie dicht er alle Annäherungen an die Fahne legt; völlig egal, welches Modell er vor welchem Schläger hat. Gibt es schon eine Tendenz, welchen Typ Ball er sich beim ersten Champions-Tour-Turnier auf Hawaii aufs Tee legt? Langer: „Nein, die bisherigen Ergebnisse sind noch nicht eindeutig genug. Ich werde mich wohl erst auf Hawaii entscheiden.“
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Gesundheit, Spaß und Erfolg

Das hat er: Es ist der Pro V1 der Generation 2015 geworden. Da besteht doch Hoffnung, dass er dieses Modell auch in ein paar Jahren noch spielen darf…
Wie lange aber will er, der in zwei Jahren 60 wird, überhaupt noch so intensiv spielen? Bernhard Langer: „Solange drei Faktoren zusammenkommen: Ich muss gesund bleiben, sonst kann man eh nicht vernünftig spielen. Es muss richtig Spaß machen, und ich möchte weiterhin Erfolg. Das hängt ja irgendwie alles zusammen. Wenn ein oder zwei Faktoren nicht mehr stimmen, ist es Zeit einzupacken. Oder wenn Gott mir sagt, ich solle demnächst etwas anderes tun als Golf spielen.“ Noch aber sind wir auf dem Golfplatz, und Bernhard testet nicht nur neue Bälle, sondern schraubt am gesamten Spiel. Eine Woche vor uns war Willi Hofmann, der ebenfalls ein Haus in Florida hat, wieder einmal in Boca Raton. Mit dem als sehr konsequent bekannten Hofmann arbeitet Langer seit nunmehr 40 Jahren zusammen! Zur gegenseitigen Freude, wie Bernhard bestätigt: „Hinter dieser Beziehung stand und steht harte Arbeit sowie ein immenses gegenseitiges Vertrauen.“
Spricht’s, geht an sein Golfbag und holt einen weißen Zettel raus: „Das sind die Anweisungen und Tipps, die mir Willi dagelassen hat. Er hat immer noch ein fantastisches Auge, erkennt auch kleinste Fehler.“ Und schreibt detailliert auf, wie sie sein nicht mehr ganz junger Musterschüler ausmerzen kann. Zum Pitchen hat Hofmann unter anderem notiert: „In der Adressposition sollten die Hände fast in einer Linie mit dem Schlägerschaft sein. Beim Ansprechen sollte es sich also höher anfühlen und es sollte kein Winkel zwischen Unterarmen und Schlägerschaft sein. Auch würde ich empfehlen, den Schläger nicht bei allen Schlaglängen in der normalen Position zu greifen. Je nach Schlaglänge solltest du den Griff mal in der Mitte oder auch weiter unten anfassen.“
Huch, was ist das denn? Das liest sich wie die Ratschläge, die wir unseren Lesern in jeder Ausgabe in der Rubrik „Besser spielen“ geben. Grundlegende Tipps also für Menschen, die vorrangig zum Spaß und mit einem deutlich höheren Fehlerpotenzial spielen, um es mal vorsichtig auszudrücken… Solche Tipps sollen auch dem besten Golf-Oldie der Welt helfen? Langer: „Absolut, denn die Grundlagen des Spiels sind für alle gleich.“ Bei uns allen ähnlich ist scheinbar auch die Unsicherheit, die uns befällt, wenn wir uns an neue Bewegungsabläufe herantrauen. Bernhard: „Natürlich setze ich die Tipps von Willi im Training um, auch wenn sich das manchmal völlig falsch anfühlt. Ich könnte dann verrückt werden. Wie ich aber im Laufe der Jahrzehnte gelernt habe: Die Arbeit zahlt sich am Ende einfach aus.“ Hofmann hat den weißen DIN-A4-Bogen gefüllt mit Tipps zum Pitchen, für das Spiel im Bunker, das Putten und den „größeren Schwung“. Es sind nur hauchfeine Änderungen, die Bernhard nach Hofmanns Wunsch „konsequent umsetzen sollte, um wiederholbare Schwünge und Schläge“ machen zu können.