„Es werden aufregende Tage für uns alle: Im Golf eine Team zu bilden, ist immer wieder eine besondere, emotionale Sache. Uns erwartet ein harter Kampf, denn die Amerikanerinnen wollen den Cup unbedingt zurückholen“, sagte die europäische Teamkapitänin Carin Koch (Schweden).
Die US-Damen gewannen den 1990 gegründeten Wettbewerb zwischen 2005 und 2009 dreimal in Serie. 8:5 lautet der Gesamtstand beim weiblichen Pendant zum Ryder Cup. Seit der ersten, überraschend deutlichen Heimniederlage vor zwei Jahren in Colorado sinnen die Amerikanerinnen auf Revanche. Der Acht-Punkte-Abstand beim 18:10 für Europa war der höchste Vorsprung, den eine Mannschaft in dem Wettbewerb erzielen konnte. „Wir haben uns zwei Jahre damit beschäftigt, wie wir die Dinge wieder drehen. Wir können den ersten Abschlag kaum erwarten“, sagte Juli Inkster, die US-Teamkapitänin. Die 55-Jährige war in ihrer Karriere neunmal beim Solheim Cup dabei.
„Ich bin super happy, hier zu sein. Die Familie, viele Freunde und Bekannte werden kommen, und ich werde viele wieder treffen, mit denen ich vor zehn Jahren hier gespielt habe“, erklärte Caroline Masson, die im Golf Club St. Leon-Rot bereits zwei Mal die Allianz German Boys and Girls Open gewann. Der 1993 vom Unternehmer Dietmar Hopp gegründete Club ist für seine herausragende Talentförderung bekannt und ist Bundesleistungszentrum des Deutschen Golf Verband (DGV). Während sich die 30-jährige Sandra Gal durch gute Turnierergebnisse für das Team Europa qualifizierte, gehörte Caroline Masson als 67. der Weltrangliste zu den beiden Spielerinnen, die Teamkapitänin Koch mit einem „Captain’s pick“ auswählte. Masson hatte 2013 als Debütantin mit 2,5 Punkten in vier Wettbewerben große Nervenstärke bewiesen.
Die Teilnahme beim ersten Solheim Cup auf deutschen Boden war das größte Ziel der in Orlando im US-Bundesstaat Florida lebenden Gladbeckerin. „Druck hatte ich zwei Jahre lang, bis ich wusste, dass ich wieder dabei bin. Jetzt spüre ich nur noch Freude“, sagt sie bei ihrer Auftaktpressekonferenz gestern im Golf Club St. Leon-Rot. In den Vierball-Matches und klassischen Vierern am Freitag und am Samstag wird sie zusammen mit einer Teamkollegin ein Duo bilden, das gegen zwei Amerikanerinnen antritt. Neben Sandra Gal könnte Caro Masson in einem Gespann mit den Top-Golferinnen Carlota Ciganda, Azahara Muñoz (beide Spanien), Caroline Hedwall, Anna Nordquist, Suzann Pettersen (alle Schweden), Charley Hull, Melissa Reid (beide England), Karine Icher, Gwladys Nocera (beide Frankreich) und Catriona Matthew (Schottland) spielen. Die Zusammensetzung der Zweierteams für ein optimales Ergebnis erfordert von den Teamkapitäninnen großes taktisches Geschick. Am Schlusstag finden die Einzel statt, jede der zwölf Europäerinnen tritt zum Duell gegen ein Mitglied der US-Equipe an.
Beim Solheim Cup werden bis zu 100.000 Zuschauer an den drei Turniertagen auf der seit Wochen hergerichteten Anlage erwartet. Das Fernsehen misst diesem weltweit beachteten Topevent eine große Bedeutung bei: Das Erste und SWR übertragen insgesamt fast 20 Stunden, das Erste sendet die Entscheidung am Sonntag live (16.30 bis 17.25 Uhr). Mit Sophia Popov ist eine Spitzengolferin von der ARD als Expertin in den Sendungen gewonnen worden.
Auf dem Platz „St. Leon“ des GC St. Leon-Rot in der Nähe von Heidelberg sind seit Anfang August riesige Tribünenbauten errichtet worden, darunter die „Krake“, von der das Geschehen an fünf Bahnen zu überblicken ist. Der Abschlag zum Loch eins wird zu einem Event wie beim Fußball, die Spielerinnen kommen durch einen kleinen Tunnel auf den Platz und betreten dann eine kleine Arena. „Das Fan-Erlebnis an Loch eins beim Solheim Cup ist zu vergleichen mit einem Pokalfinale“, sagte Eicko Schulz-Hanßen, der Geschäftsführer des Golf Club St. Leon-Rot. Beim Kampf zwischen Europa und den USA gehören Schlachtrufe und –gesänge von den Fans traditionell dazu. Golf wird beim Solheim Cup zum Volksfest. Die Veranstalter haben auch ein großes, attraktives Rahmenprogramm organisiert. Unter anderem lädt ein großes Oktoberfestzelt nach den Matches mit Live-Musik zum Verweilen auf der Anlage.
Es ist der sehr spezielle Wettkampfmodus, der für besondere Hochspannung sorgt. Abgerechnet wird sofort, der Stand des Kampfes zwischen Europa und USA ist ständig präsent. Bei den Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro wird Golf wieder olympisch, nach mehr als einem Jahrhundert Pause. Es kann sehr gut sein, dass die erste Olympiasiegerin seit der US-Amerikanerin Margaret Abbott im Jahre 1900 in diesen Tagen in St. Leon-Rot abschlägt.
Lesen Sie auch: Solheim Cup: Zwei Deutsche spielen für Europa