Paul Dyer

Golf-Mythen – Fairwayhölzer „glatt“ treffen

Paul Dyer zeigt, wie der Ballkontakt mit einem Fairwayholz auszusehen hat. Dabei wird deutlich: Divots sind erlaubt. (Foto: Stefan von Stengel).
Paul Dyer zeigt, wie der Ballkontakt mit einem Fairwayholz auszusehen hat. Dabei wird deutlich: Divots sind erlaubt. (Foto: Stefan von Stengel).
Paul Dyer, Chef der David Leadbetter Academys in Deutschland, ist Golf-Mythen auf der Spur. Im dritten Teil unserer Serie beantwortet Paul die Frage, ob der Ball mit einem Fairwayholz in der Auf- oder Abwärtsbewegung oder sogar „glatt“ getroffen werden sollte.

– mit Paul Dyer

Verschiedentlich lese ich in Lehrbüchern: „Driver in der Aufwärtsbewegung treffen, Eisen in der Abwärtsbewegung“. Das klingt so weit so gut, doch was ist mit den Fairwayhölzern? Wenn das Fairwayholz ähnlich wie der Driver der Gattung der Hölzer angehört, könnte man meinen, das man den Ball ebenfalls in der Aufwärtsbewegung treffen müsse. Hier lautet ein weiterer beliebter Trainer-Tipp: „Die Fairwayhölzer glatt treffen!“ Das bedeutet, nach dem Treffmoment mit dem Schlägerkopf genau parallel zum Boden zu schwingen.

Das ist ganz schön viel verlangt. Als ob der Golfsport nicht schon anspruchsvoll genug sei, soll also neben Auf- und Abwärtsbewegungen auch noch eine dritte Schwungvariation beherrscht werden. Meines Erachtens ist das für einen Amateurgolfer, der nicht jeden Tag stundenlang auf der Range trainiert, ein meist zu anspruchsvoller Tipp.

Golf-Mythen – Mythos zerstört

Ohne hier lange herumlamentieren zu wollen, sage ich direkt vorweg: Der Mythos ist zerstört! Mit dem Fairwayholz muss der Ball nämlich etwas in der Abwärtsbewegung getroffen werden, weil ein auf dem Boden liegender Ball wohl nur schwerlich in der Aufwärtsbewegung getroffen werden kann.

In der Outdoorsportart Golf gibt es sie, die perfekte Lage auf kurzgemähter Fläche (Foto: Stefan von Stengel).
In der Outdoorsportart Golf gibt es sie, die perfekte Lage auf kurzgemähter Fläche (Foto: Stefan von Stengel).
Oftmals liegt der Ball aber nicht auf dem getrimmten Fairway, sondern im höheren Semi-Rough. (Foto: Stefan von Stengel).
Oftmals liegt der Ball aber nicht auf dem getrimmten Fairway, sondern im höheren Semi-Rough (Foto: Stefan von Stengel).

Einzige Ausnahme: Wenn der Ball wie aufgeteet im Semi-Rough zur Ruhe gekommen ist. Dann kann durchaus versucht werden, die Schlaglänge zu maximieren und den Ball in der Aufwärtsbewegung Richtung Ziel zu transportieren. Doch derartig perfekte Ausgangssituationen gehören bei der Outdoor-Sportart Sport wahrlich nicht zur Tagesordnung.

Da die Balllage stets variiert, sind Fairwayschläge unberechenbar. Selbst wenn der Ball nach einem ordentlichen Drive das Fairway trifft, ist nicht gewährleistet, dass er auch auf einem perfekt gemähten Stückchen Rasen zur Ruhe kommt, wie auf dem Foto ganz oben links.

Daher habe ich eine Regelung entwickelt, wie man die Krux mit dem Eintreffwinkel löst: Mit Hölzern sollten Bälle vom Tee oder aus aufgeteeten Lagen in der Aufwärtsbewegung getroffen werden. Vom Kurzgemähten trifft man den Ball viel besser in der Abwärtsbewegung.

Hier das Lehrvideo zu unserer Golf-Mythen-Strecke:

 

Empfehlung: Eintreffwinkel steuern

Hier sind zwei einfache Tipps, die dafür sorgen, dass der Ball in der Abwärtsbewegung des Schlägerkopfs getroffen wird:

Paul Dyer empfiehlt für Eisen und Fairwayholz ähnliche Ansprechhaltungen. Hier mit einem Eisen (Foto: Stefan von Stengel).
Paul Dyer empfiehlt für Eisen und Fairwayholz ähnliche Ansprechhaltungen. Hier mit einem Eisen (Foto: Stefan von Stengel).

Ersetzen Sie das Holz und nehmen Sie Ihre Ansprechposition mit einem kurzen oder mittleren Eisen ein (Foto oben). Achten Sie darauf, dass sich die Ansprechpositionen von Eisen und Fairwayholz nicht zu sehr unterscheiden. Denn wenn Sie beabsichtigen, den Ball in der gleichen Weise zu treffen, muss die Ausgangsposition identisch sein – zum Vergleich Foto unten:

Paul Dyer hier mit einem Fairwayholz in den Händen. Erkennen Sie einen Unterschied? Es gibt keinen großen (Foto: Stefan von Stengel)
Paul Dyer hier mit einem Fairwayholz in den Händen. Erkennen Sie einen Unterschied? Es gibt keinen großen (Foto: Stefan von Stengel).

Machen Sie neben dem Ball ein paar Probeschwünge und versuchen Sie, mit dem Schläger nach dem imaginären Treffmoment den Boden zu berühren. Dabei ist es in Ordnung, auch mit einem Fairwayholz ein Divot zu schlagen (siehe Aufmacher-Foto oben). Sobald Sie es geschafft haben, immer wieder dasselbe Stück Erde zu treffen, bringen Sie den Ball ins Spiel.

Fazit: Einige Bahnen sind ganz schön lang und zwingen zu einem Treibschlag mit dem Fairwayholz. Freunden Sie sich daher mit diesem Schläger an. Vielleicht sollten Sie dabei ein paar Gänge zurückschalten und mit etwas mehr Loft arbeiten (siehe mein Tipp unten).

Wenn Sie meine Ratschläge umsetzen (können), werden Sie mit Ihrem Fairwayholz verlässlicher das Ziel treffen.

Pauls Tipp für Fairwayhölzer

Die meisten meiner Schüler spielen mit Hölzern, die zu wenig Loft haben. Eine meiner ersten Maßnahmen im Unterricht ist, die passende Loft-Zahl zu finden.

Der Tipp vom Trainer: Besser mit etwas mehr Loft spielen. Der kann direkt am Schläger verändert werden (Foto: Stefan von Stengel).
Der Tipp vom Trainer: Besser mit etwas mehr Loft spielen. Der kann direkt am Schläger verändert werden (Foto: Stefan von Stengel).

Wenn Sie durch die Balllage gezwungen sind, in der Abwärtsbewegung den Ball zu treffen, verringert sich die Neigung des Schlägers. Mittlerweile spielen die meisten meiner Schüler nicht mehr mit einem Driver, der zehn oder weniger Grad hat, sondern mit zwölf und mehr. Wenn sie mit einem 12-Grad-Driver spielen, müsste das nächst höhere Fairwayholz 17 oder 18 Grad haben. Bei weniger Neigung wäre die Lücke zu klein, der Ballflug zu flach und Sie würden dadurch immer wieder schlechte Schläge machen.

Stamp Paul Dyer Golf-Mythen.Paul Dyer

Geboren: Whalley/England
Nationalität: deutsche und englische
Wohnsitz: Eutin / Schleswig-Holstein
Familienstand: verheiratet mit Wing Han, zwei Töchter (10 & 12 Jahre alt)
Profi seit: 1991
Laufbahn: Leadbetter Master Instructor, PGA Coach Team, „Top 75 International Coaches“ von Golf Digest
Hobbies: „Gibt es etwas neben Golf?“
Weitere Infos: pauldyergolf.com