Die Diskussion über angemessene Kleidung auf dem Golfplatz ist nicht neu, aber unverändert aktuell. Als Tyrrell Hatton am vergangenen Wochenende in Wentworth das Flagship-Event der European Tour für sich entscheiden konnte, war das einer der größten Karriere-Erfolge für den 29-jährigen Engländer. Hattons Sieg markierte nicht nur seinen dritten Titel bei einem der hochdotierten Rolex Series Events. Er katapultierte ihn auch zum ersten Mal in die Top-10 der Weltrangliste. Doch verfolgt man die sozialen Medien, fällt auf, dass weniger über Hattons beeindruckende Leistung als über seine Kleiderwahl debattiert wird.
An allen vier Turniertagen marschierte Hatton in dicken Kapuzenpullovern seines Ausrüsters adidas Golf über die ikonischen Fairways des Wentworther West Course. Warum auch nicht, mag man sich nun fragen. Doch Gegner dieser modischen Entscheidung sind in Aufruhr. Sie monieren, dass das Tragen von Hoodies „komplett gegen die Tradition des Golfsports“ sei und malen mit der Befürchtung „dann sind Trainingshosen der nächste Schritt“ den Mode-Teufel an die Wand. Trainingshosen? Nun ja, die gefielen mir auch nicht. Da bin ich ganz bei Lagerfeld und dem von ihm angemahnten „Kontrollverlust übers Leben“. Auch kann ich mich nach wie vor nicht mit Jeans auf dem Golfplatz anfreunden und würde sie nicht einmal tragen, wenn es mir in meinem Heimatclub erlaubt wäre; denn beim Golf empfinde ich sie als unbequem. Doch ein wärmender, wind- und wasserabweisender Pullover mit Kapuze – der auch noch gezielt für Golfer designt wurde – im nasskühlen englischen Oktober? Für mich passt das! Kein Problem, nicht mal ein kleines.
Ein großes Problem dagegen stellt die Verprellung an Golf interessierter – oft junger – Leute dar! Es ist an der Zeit, dass wir alle unseren Teil dazu beitragen, neue Golfer für diesen Sport zu begeistern. Wer nicht erkennt, dass die Kleidung eine große Rolle dabei spielt, Menschen für unseren Sport zu gewinnen, bleibt mit dem Blick am eigenen Tellerrand hängen. Ja, Kosten für Mitgliedschaften und Ausrüstung, die Zeitintensivität, das Spieltempo… das sind alles wichtige Punkte im Rahmen einer Grow-the-Game-Debatte. Doch viele grundsätzlich Interessierte spielen kein Golf wegen der Art, in der sich Golfer anzuziehen haben; wegen veralteter, teils alberner und völlig unnötiger Bekleidungstraditionen. So einfach ist das. Wir haben das Jahr 2020 und nicht 1920. Ein Kapuzenpullover ist ein modernes Kleidungsstück, das von einer jüngeren Generation gerne getragen wird – einer Generation, die man anziehen und gewinnen muss, um zu wachsen und zu überleben. Das ist Fortschritt. Wir können es uns nicht mehr leisten, exklusiv zu sein. Seien wir inklusiv. Nehmen wir den Wandel an!