Golf ist ein Traditions-Sport, dessen Werte sich mit der Zeit weiterentwickelt haben. Material, Regelwerk oder auch die Parcours haben sich den Gegebenheiten angepasst und haben auch aktuelle Trends nicht verpasst. Golf-Magazin stellt euch 10 Traditionsplätze vor, die jeder mal gespielt haben sollte.
Ob die Wiege des Golfsports in East Lothian oder in Fife stand, lässt sich ebenso wenig beantworten wie die Frage, ob nun Walter Scott oder Robert Burns der größere schottische Dichter war. In East Lothian liegt mit Musselburgh Links der älteste noch heute bespielte Platz überhaupt, Fife aber hat mit St. Andrews die wichtigste Stadt der Golfwelt. Hier residiert der Royal & Ancient, der den Golfsport in die moderne Form goss und noch heute, gemeinsam mit der USGA, für die Regeln zuständig ist.
St. Andrews bietet zehn Plätze, darunter natürlich den famosen Old Course. Am 14. Mai 1754 gründeten 22 Kaufleute die »Society of St Andrews Golfers« – nicht der erste Golfclub, aber bald der wichtigste, denn Golf wurde überall in Schottland anders gespielt. Mal waren es sieben Löcher, mal 13, mal 15. Mal durfte man den gegnerischen Ball vom Grün schubsen, mal nicht. Alle Clubs spielten nach ihren eigenen Regeln, was für arge Verwirrung sorgte. Also fragte man die Herren in St. Andrews, ob sie nicht für alle Golfer die Regeln entwerfen können – zumal es einer der wenigen Clubs war, die einen Golfplatz direkt vor der Tür hatten.
Auf dem Old Course von St. Andrews sind es zunächst 22 Bahnen, doch einige Löcher sind den Mitgliedern zu kurz und werden bald zusammengefügt. Daher kommt es, dass die Zahl 18 maßgeblich für Plätze in aller Welt wird. 1834 verleiht König William IV. dem Club die königlichen Attribute: Fortan heißt er The Royal and Ancient Golf Club of St. Andrews oder kurz R&A.
Die ersten Open Championships wurden aber nicht in St. Andrews ausgespielt, sondern in Prestwick an der Westküste. Links-Liebhaber und/oder technisch versierte Spieler werden von diesem golferischen Urgestein begeistert sein. Für alle anderen jedoch gibt’s eine sportliche und historische Lehrstunde. Denn Prestwick ist wirklich höllisch schwer. Auf dem Platz findet sich außer den Abschlägen kaum ein ebener Fleck, eine Reihe von blinden Löchern, viele, teils furchterregende Bunker, und die brutal ondulierten Grüns hängen manchmal wie eine Skipiste. Aber so ist das halt, wenn statt Bulldozern vor allem Mutter Natur als »Shaper« im Einsatz war.
Es heißt einfach nur Muirfield und nicht Muirfield Golf Club, denn Muirfield ist mehr als ein Club. Muirfield ist eine Marke, ja, vielleicht sogar der Ausdruck eines ganz bestimmten Lebensgefühls. Kaum ein schottischer Golfclub vertritt Tradition und alte Werte so radikal; Frauen sind erst seit einigen Jahren erlaubt. Die Handicap-Begrenzung liegt bei 18 und ist damit die vermutlich rigideste von allen Plätzen dieser Welt, die Gäste empfangen.
Stoke Park dagegen ist ein echter Star, der sich gern der Welt zeigt – kein anderer Golfplatz hat so sehr Filmgeschichte geschrieben wie Stoke Park. Hier trafen James Bond alias Sean Connery und Auric Goldfinger alias Gert Fröbe das erste Mal aufeinander und spielten um einen Barren Gold. Das Match endete mit einem (erschummelten) Sieg des britischen Agenten, aber Goldfingers Gehilfe Oddjob hatte das letzte Wort, indem er mit seiner scharfen Melone eine Statue köpfte. Später sollten auch noch Szenen des 18. Bond-Films »Der Morgen stirbt nie« sowie »Bridget Jones« hier gedreht werden. Doch nicht nur für Cineasten ist der 27-Loch-Platz westlich von London ein Muss: Harry Colt hat im Jahr 1908 ein zeitloses Juwel in 140 Hektar Wald und Flur erschaffen.
Erstmals erwähnt wird der GC Engadine am 14. Juni 1893 in The Alpine Post. Der Autor des Textes ist kurz nach der Eröffnung des Platzes begeistert von dem »krausen, dürren Gras« und dem breiten Bett eines so gut wie ausgetrockneten Wasserlaufes, der sich »praktischerweise durch das Gelände schlängelt, fast als habe er gedacht, seine Lebensaufgabe darin zu sehen, zur Gestaltung des Platzes bestmöglich beizutragen.« Englische Gäste hatten den Sport in die Schweizer Alpen gebracht – genau so, wie es Engländer waren, die mit dem Royal Homburger GC den ersten deutschen Golfclub gründeten –im Jahr 1899, auch wenn schon bereits seit 1891 auf dem Gelände gespielt wurde.
Zwei Jahre älter ist Royal St. George’s in der Grafschaft Kent im Südosten Englands. Er bietet eine einmalige Symbiose von Natur und Bahnenverlauf. Es wirkt, als hätte die Landschaft nur auf die Erfindung des Golfsports gewartet. Je nach Wetter und Windrichtung ändert sich die Schwierigkeit der Löcher: Nie spielt man ein und denselben Platz.
1890 gründeten britische Weinhändler den Oporto Golf Club in Portugal, den ältesten Platz der Iberischen Halbinsel und der Auftakt für einen Golfboom, der bis heute anhält. Das Besondere an dem Platz, der in den 1950er-Jarhen von Philip Mackenzie Ross überarbeitet wurde, ist das authentische Links-Gefühl – aber eben bei besserem Wetter.
Der letzte der 10 Traditionsplätze, die jeder einmal gespielt haben muss ist Valderrama. Es ist kein alter Platz, schrieb aber Sportgeschichte. Die Europäer konnten hier 1997 den Ryder Cup gewinnen und den Grundstein für eine fast 20-jährige Dominanz legen. Robert Trent Jones Sr. hat an der Costa del Sol ein echtes Design-Meisterwerk geschaffen. Denn jede der von zahllosen Korkeichen flankierten Bahnen ist spieltechnisch anders, die Doglegs sind ebenso anspruchsvoll wie abwechslungsreich