Eigentlich sollte dieser Herz-Check 14 Tage vorher stattfinden, doch dann hat mich Corona sehr gebeutelt. Ich zähle zu den geboosterten Golfern, weshalb ich mich arg wunderte, wie sehr mir diese Infektion körperlich zusetzte. Ich hatte seit Jahren kein Fieber und dann plötzlich Schübe, die innerhalb von zehn Minuten zwischen 40 und 35,5 Grad pendelten. Man entwickelt ein Gefühl dafür, dass der Körper sich gegen irgendetwas wehrt, was ihm so noch nicht über den Weg gelaufen ist.
Weshalb ich das erzähle? Weil es der einzige glückliche Zufall dieser Infektion war, dass ich nun mit einer gewissen Dankbarkeit zu dem verschobenen Herz-Check-Up erschien. Die vielen Berichte über Herzmuskelentzündungen nach Corona-Infektionen ließen mich jetzt noch neugieriger auf mein eigenes Ergebnis werden. Aber der Reihe nach…
Wir haben uns diesmal für einen Selbsttest in Sachen Herzgesundheit entschieden, da wir von einer neuartigen, nicht-invasiven Untersuchungsmethode hörten, die das Herz im dreidimensionalen Raum nach Schäden überprüft: die Cardiosiographie. Als Praxis wählten wir das medneo Diagnostikzentrum, das als Privatpraxis von PD Dr. Henning Steen genutzt wird. Der Kardiologe und Internist war vor seiner Rückkehr nach Hamburg leitender Arzt des Herzzentrums Bodensee. In seiner Vita findet sich darüber hinaus eine zweijährige Forschertätigkeit am John Hopkins Hospital in Baltimore.
Nach Ankunft im Zentrum muss ich zunächst einen ausführlichen Anamnesebogen ausfüllen, in dem Fragen zur gesundheitlichen Geschichte, familiären Herzkrankheiten und Genussgiften sowie Ernährungsgewohnheiten zu beantworten sind. Recht ausführlich, weshalb man gebeten wird, 30 Minuten vor dem eigentlichen Termin zu erscheinen. Nach Abgabe des Bogens nehme ich in einem ruhigen Behandlungsraum Platz, und es wird mir eine filmische Instruktion auf einem iPad vorgespielt. Man erfährt darin, wie die Untersuchung ablaufen wird und was der Arzt daraus ablesen kann.
Mit dem 3D-Vektor EKG Cardiosiographie wird mithilfe künstlicher Intelligenz nach Erkrankungen aufgespürt. Die Untersuchung selbst ist mit einem normalen EKG zu vergleichen, nur, dass Elektroden zusätzlich am Rücken angebracht werden, weshalb – vereinfacht gesprochen – Impulse auch durch das Herz gesendet werden. Das ergibt dann eine Messung im dreidimensionalen Raum.
Die 3D-Vektor EKG-Untersuchung selbst dauert lediglich fünf Minuten. Es werden die genannten Elektroden angebracht und man muss nichts weiter machen, außer still sitzen zu bleiben. Im Anschluss werden die Daten via verschlüsselter Technologie zu einem Rechenzentrum gesendet. Der Arzt erhält das berechnete und ausgewertete Ergebnis in gut zehn Minuten zurück.
Ich gebe noch ein wenig Blut ab, um die wichtigen Marker (bspw. für eine Herzmuskelentzündung) direkt mitbestimmen zu lassen und warte auf die Ergebnisse…
GM: Herr Dr. Steen, wie steht es nach der Corona-Infektion um mich?
Dr. Steen: Ihr Herz scheint nicht betroffen zu sein. Die Cardiosiographie gibt den wichtigen Einblick in drei Parameter: Durchblutung, Struktur und Arrhythmie, also dem regelmäßigen oder unregelmäßigen Herzschlag. Bei Ihnen sieht es sehr gut aus. Auch die Blutwerte stimmen.
GM: Was sagen die Blutwerte aus?
Dr. Steen: Das sind die typischen Blutwerte, die einem Arzt ein Zeichen für eine Herzschädigung anzeigen. Bei ihnen haben wir zwei Werte bestimmt: Troponin ist ein Eiweiß, das bei einem Herzmuskelschaden ins Blut gelangt. Das ist bei Ihnen nicht der Fall. Der BNP-Wert weist bei Erhöhung über einen Grenzwert auf eine Herzschädigung hin, zum Beispiel auf einen Herzinfarkt oder eine Herzinsuffizienz. Auch der Wert ist bei Ihnen bestens. Zusammen mit der Cardiosiographie kann ich also eine Beeinträchtigung des Herzens ausschließen.
GM: Faszinierend, dass dies so einfach möglich ist. Was ist denn der Fortschritt einer Cardiosiographie im Vergleich zu einem EKG?
Dr. Steen: Im EKG können wir keine Aussagekraft zu den oben dargestellten Parametern herstellen. Weder eine mögliche Durchblutungsstörung noch die strukturelle Beschaffenheit kann im EKG gemessen werden.
GM: Und was ist der Unterschied im Vergleich zum Ultraschall?
Dr. Steen: Beim Ultraschall, der sogenannten Echokardiographie, werden bis zu 30% der Durchblutungsstörungen übersehen – es fehlt die künstliche Intelligenz.
GM: Das MRT ist aber exakter, richtig?
Dr. Steen: Das MRT ist die Königsdisziplin der bildgebenden Diagnostik. Ein MRT ist zum Beispiel sehr genau, was die Strukturen von Wänden und Durchmesser von Arterien angeht. Zudem werden bei einem Herz-MRT Teile der oberen Lunge und die Aorta mitangesehen. Wenn Sie dort Aussackungen oder Instabilitäten haben, kann solch ein Befund das Leben retten. Wir unterscheiden zwei Arten von MRT. Das normale MRT ohne die Gabe von Kontrastmitteln und das Stress-MRT, bei dem wir ein Medikament verabreichen, welches das Herz in einen größeren Stresszustand versetzt. Ziel ist hier die Identifikation von Durchblutungsstörungen im Herzmuskel. Zur Abklärung, ob ein MRT überhaupt notwendig ist, ist wiederum die Cardisiographie perfekt und zeitsparend.
GM: Kann diesen Herz-Check-up jeder machen?
Dr. Steen: Natürlich. Gerade in Post-Covid-Zeiten erleben wir eine große Verunsicherung. Die Berichterstattung über die Zunahme von Herzerkrankungen nach einer durchlebten Covid-Infektion hat die Nachfrage nach Check-ups ansteigen lassen. Wir bieten für diese Fälle den von Ihnen erlebten Herz-Check-up – bestehend aus Cardiosiographie, MRT und Blutwerten – zum Preis von € 599,– für alle an.
Die reine Cardisiographie wird hauptsächlich von Patienten gebucht, die nach Jahren der Pause gern wieder in eine Sportart einsteigen möchten. Auch Frauen in der Menopause lassen sich sinnvollerweise untersuchen, zumal die hormonelle Umstellung nicht selten das Herz betrifft. Und natürlich Menschen, die in wenig Zeit viel erfahren möchten, denn diese fünf Minuten kann sicher jeder investieren.
GM: Stimmt es, dass Sie im Rahmen der medneo-Kooperation auch mit mobilen Einheiten unterwegs sind?
Dr. Steen: Die Cardisiographie ist ohnehin mobil, dafür benötigen Sie nur ein gutes Internet. Sollten Sie also Golfclubs kennen, die einige Stunden lang Check-ups für ihre Mitglieder anbieten möchten – lassen Sie es mich wissen (lacht). Abgesehen davon haben wir ein mobiles MRT in einem LKW-Trailer, der die Versorgung von bildgebender Diagnostik auch in ländlichen Regionen ermöglicht. Das ist ebenfalls zu mieten.
GM: Wir danken für das informative Gespräch!
Über medneo
medneo ist ein Unternehmen mit Hauptsitz in Berlin, das sich auf Radiology as a Service – einem neuen Betreibermodell für die Radiologie – für den ambulanten und stationären Sektor spezialisiert hat. Dabei wandelt medneo ein klassisches Hardwaregeschäft in ein Dienstleistungsgeschäft um. Die im Jahre 2011 durch André Glardon, Dr. Matthias Issing und Nicolas Weber gegründete Firma bietet Ärztinnen und Ärzten, Krankenhäusern sowie Forschungseinrichtungen Diagnostik-on-Demand.
medneo Diagnostikzentrum Hamburg
Alter Wall 55
20457 Hamburg