von Carl-Clemens Andresen, GVNB-Vizepräsident und Vorstand Sport
Unter dem Titel „Achtung! Immer weniger Männer nehmen Entgleisungen gegen Frauen hin“ kommentierte die Süddeutsche Zeitung vom 26. September die öffentliche Reaktion auf sexistische Bemerkungen, die zuvor von Journalisten und Politikern zu Lasten von Frauen getätigt worden waren. Lässt sich Christian Lindners Bemerkung über die Arbeitsbeziehung zu der von ihm abgesetzten FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg („Wir haben 300 Tage im Jahr gemeinsam begonnen. (Pause). Nicht was Sie jetzt denken… “) noch als misslungene Zote einordnen, so bleibt für die Invektive des Journalisten Roland Tichy über die Berliner SPD-Staatssekretärin Sawsan Chebli, ihr einziger Pluspunkt sei ihr G-Punkt, hingegen nur noch das Urteil „verabscheuungswürdig“ übrig.
Dass Männer in der Politik schon mal jeglichen Respekt vor der Würde eines Menschen, speziell einer Frau, verlieren können, musste sogar die Kanzlerin miterleben. Sei es bei Donald Trump, der sie im Telefonat als „dumm“ und „under Russian influence“ beschimpfte, oder bei Putin, der mit ihr die „Hunde-Probe“ machte, oder bei Horst Seehofer, der sie minutenlang auf einem Parteitag auf offener Bühne stehen ließ, um sie wegen ihrer Flüchtlingspolitik abzukanzeln. Dass sich jetzt Männer in öffentlichen Reaktionen von derartigen Verhaltensweise ihrer Geschlechtsgenossen distanzieren (im Falle von Roland Tichy empfahl sogar Friedrich Merz dessen Rücktritt vom Vorsitz der Ludwig-Erhard-Stiftung) ist erfreulich – wenngleich überfällig.
Toleranz und Respekt im Golfsport
Toleranz und Respekt sind Werte, die der Golfsport vermittelt. Diese werden im täglichen Miteinander in den Clubs und Vereinen gelebt. Dass dies in Punkto „Respekt Frauen gegenüber“ nicht immer der Fall war, zeigt ein Blick in die Geschichte unseres schönen Sports, der ursprünglich eine ausgesprochene Männer-Domäne war.
Sprüche wie „No dogs, no women!“ spiegeln solch archaische Einstellungen – und dass erst 2012 und unter dem Druck des IOC der Augusta National Golfclub die Mitgliedschaft von Frauen zulassen musste, zeigt, dass alles noch nicht so lang her ist.
Prozentualer Anteil von Golferinnen
Die traditionelle Dominanz des männlichen Geschlechts in der angloamerikanischen Golfcommunity spiegelt sich überdies auch in Zahlen: Schottland (12 %), England (14%) und Irland (19%) sind die Schlusslichter bei der weiblichen Repräsentanz im Golfsport. Die USA liegen bei einem Frauenanteil von 22 Prozent noch unter dem Durchschnitt in der European Golf Assoziation (25%). Erfreulich hoch – aber immer noch im Bereich der Unterrepräsentanz – liegt der Frauen-Anteil im DGV. Mit 37 Prozent führt Deutschland vor den Niederlanden (32%) und Dänemark (29%) den weltweiten Vergleich an. Der Frauenanteil im GVNB liegt bei 35 Prozent. Das ist schon ganz gut, aber noch ausbaubar. Initiativen wie „For(e) Girls!“ können deshalb helfen, den Frauen-Anteil zu steigern. Vielleicht führen sie auch zu einer größeren Repräsentanz von Frauen in den Vorständen der Clubs und Vereine. Diesen Trend sollten auch Männer bewusst unterstützen. Der Golfsport kann da ein noch besseres Umfeld bieten als die Politik. Das lässt hoffen.
Im achtmal jährlich erscheinenden Golf Club-Magazin der Region Niedersachsen Bremen schreibt Carl-Clemens Andresen in der Kolumne „Pitch aus dem Rough“ informative Kommentare zu aktuellen Themen. Diese Kolumne wurde in der Ausgabe 7/2020 des Golf Club Magazins abgedruckt.