Golf Club Magazin Bundesausgabe

Grünes Klassenzimmer im BWGV on Tour

Sind alle Gräser grün? Wie wichtig sind Blühwiesen am Fairwayrand? Wo und wie wohnen Insekten? Was ist der Vorteil tief wachsender Wurzeln? Aus was für Schichten besteht Erde? Diese und weitere Fragen wurden anschaulich im Rahmen des grünen Klassenzimmers, einer Initiative des Baden-Württembergischen Golfverbands (BWGV) vermittelt. Der Umweltausschuss des BWGV begab sich »auf Tour« und besuchte das Feriencamp des Freiburger GC. Dort warteten über 50 wissbegierige Kinder, die auch gleich eine neue Blühwiesen anlegten.

Von besonderen Schmetterlingen, tiefwurzelnden Pflanzenarten und nicht zu häufigen Pflanzenschnitten. Im Rahmen des grünen Klassenzimmers des BWGV wird Kindern interaktiv Naturwissen vermittelt. (Foto: BWGV)

50 Kinder bei brütender Hitze einen Nachmittag mit Themen aus dem grünen Bereich zu fesseln, scheint auf den ersten Blick nicht einfach zu sein. Doch die Kinder und Jugendlichen im Sommercamp des Freiburger GC hatten offensichtlich Interesse an der Natur.

Interaktiver Unterricht beim grünen Klassenzimmer

Das grüne Klassenzimmer des Baden-Württembergischen Golfverbandes e.V. (BWGV) begab sich auf Tour und reiste von Stuttgart bis in den Freiburger GC. Dort, beim Jugendsommercamp des Freiburger GC, lernten über 50 Kinder interaktiv einiges rund um die Themen Rasenpflege, Pflanzenwachstum und mehr. In zwei Stationen zeigten Headgreenkeeper Löffler (Freiburger GC), Dr. Gunther Hardt und Prof. Dr. Martin Elsäßer (beides Mitglieder des BWGV-Umweltausschusses) einiges zur Rasenpflege und ein paar Grundlagen des pflanzlichen Wachstums kennen.

BWGV vermittelt spielerisch spannende Natur-Grundlagen

Fragen wurden Kindgerecht geklärt. Beispielswiese: Welche Vorteile haben tiefwurzelnde Pflanzen bei Trockenheit? Was hat der schützenwerte Schmetterling Ameisenbläuling mit dem Vorhandensein von Großem Wiesenknopf zu tun? Warum können wir nicht alle Pflanzen häufig sondern allenfalls zweimal abschneiden? Der Unterricht war anschaulich. So ist beispielsweise der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (großes Aufmacherfoto mit blauem Cap) eine wichtige Zeigerart für nährstoffarme Böden mit dem Großen Wiesenknopf als Eiablagepflanze. Gute Golfplätze mit hoher Artenbiodiversität können einen Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten darstellen.

Spielerisch packen die Kinder mit an und pflanzen eine neue Blumenwiesen (Foto: BWGV)

Bedeutung von Blühwiesen samt Aussamung

Blühwiesen sind wichtig, da sie für Wildbienen (die wiederum wichtig für die Bestäubung sind) Nahrung liefern. Deswegen ist es entscheidend, dass auf Wiesen auch viele verschiedene Blühpflanzen überdauern können, was einen häufigen Schnitt verbietet. Wenn Pflanzen aussamen können, dann kann man ihre Samen sammeln, trocknen und erneut als Heublumensaat wieder aussäen. Und genau das haben die Kinder gemacht. Sie haben Samen in vorbereitete Böden eingesät, gleichmäßig das Saatgut ausgestreut und das Saatgut dann angedrückt. Der später einsetzende Regen hat dann die Bewässerung des Samens vorgenommen.

Immer mehr Golfplätze haben am Fairwayrand Blühwiesen und produzieren auch ihren eigenen Golfplatz-Honig. Hier ein Beispiel aus dem Norden: eine Blühwiese des GC an der Göhrde in Niedersachsen. (Foto: GCM-Archiv)

Greenkeeper-Job: Vertikutieren, Aerifizieren, Sanden

Was ist eigentlich Erde? Sie setzt sich zusammen aus Humus, Mineralstoffen und anorganischen Teilchen unterschiedlicher Korngröße. Sandböden, wie sie auf Golfgrüns die Regel sind, halten z.B. kaum Wasser und daher müssen Golfgrüns oft bewässert werden. Aber es soll nicht zu viel Wasser gegeben werden, damit die Wurzelentwicklung auch noch stattfinden kann. Tonböden dagegen neigen zu Staunässe, weil das Wasser aus ihnen schlecht ablaufen kann. Und gerade hier setzt die Pflege der Golfgrüns ein. Vertikutieren, Aerifizieren, Sanden und den Sand einschleppen. Dass das alles viel Arbeit für die Greenkeeper bedeutet, wird den Kindern schnell klar.

Der facettenreiche Job des Greenkeepers wird im Rahmen des grünen Klassenzimmers des BWGV interaktiv vermittelt. (Foto: BWGV)

Keine Monokulturen auf dem Golfplatz

Dem Vorurteil vieler Nichtgolfer aus der breiten Bevölkerung, wonach auf Golfplätzen alles einheitlich grün ist, konnten die Kinder sehr gut entgegentreten. Selbst auf den Grüns und Fairways gibt es keine Monokulturen, aber es sind eben dort Gräser angesät, die häufigen und tiefen Schnitt ertragen und die als reine Spielflächen zu werten sind. Daneben bestehen Golfplätze aber aus viele anderen Bereichen, die einen bestimmten Landschaftstyp verkörpern, wie zum Beispiel die wunderschöne Auenlandschaft im Freiburger GC. Golf spielen ist daher auch ein wunderbares Naturerlebnis. Auch Tiere, Rehe und Hasen, sind dort zuhause.

Der BWGV vermittelt auf eine abwechslungsreiche Weise Wissen der nächsten Golf-Generation und begab sich mit dem grünen Klassenzimmer auf Tour in den Freiburger GC. (Foto: BWGV)

Naturschutz als Schutz vor Öffentlichkeit

Eine junge Teilnehmerin berichtete so von drei Rehen, denen ihr Vater bei seiner morgendlichen Golfrunde oft begegnet. Auf die Frage nach dem Ort ihres Aufenthaltes gab sie allerdings nur wispernd Auskunft »Das ist ein Geheimnis«. Naturschutz hat auch etwas mit Schutz vor Öffentlichkeit zu tun und, auch das haben die Kinder gut gelernt, Naturschutz ist mit Arbeit und großem Aufwand verbunden. Auch die besten Maschinen verhindern nicht die notwendige Handarbeit.

Nicht alle Gräser sind grün

Fast hätten wir vergessen, dass nicht alle Gräser grün sind. Denn das Deutsche Weidelgras, als eines der wichtigsten Gräser auf den Golffairways und Abschlägen ist am Stängelgrund rot. Daran kann man es gut erkennen. Und genau diesen Stängelgrund sollte der Greenkeeper beim Mähen nicht abschneiden, weil genau dort die Nährstoffe für den notwendigen Wiederaustrieb nach dem Schnitt gespeichert sind.

Das grüne Klassenzimmer des BWGV vermittelt anschaulich. Hier gucken sich die Kinder des Freiburger GC ein Insektenhotel am Fairwayrand an. (Foto: BWGV)


Auf die Frage »Hat es Spaß gemacht«, kam sehr häufig eine positive Antwort. Genau dieses Wissen mit Freude zu vermitteln, das hat sich das vom Golfverband Baden-Württemberg (BWGV) initiierte Projekt »Lebensraum Golfplatz – wir fördern Artenvielfalt« für die demnächst beginnende zweite Projektphase zum Ziel gesetzt. Umweltbildung fängt in jungen Jahren an und das Interesse bei jungen Golfern ist vorhanden.