Zero Torque – ohne Drehmoment zum Erfolg
Wenn es aktuell um neue Putter geht, kommt man an einem Trend nicht mehr vorbei: Sogenannte Zero-Torque-Putter erobern die Golfwelt. Diese Modelle sehen mitunter gewöhnungsbedürftig aus und fühlen sich für viele beim Schlag auch ungewohnt an. Doch nicht nur auf den Touren weltweit, wo Größen wie Adam Scott, Rickie Fowler oder Lucas Glover auf die innovativen Produkte setzen, sondern auch bei Freizeitgolfern erfreuen sie sich immer höherer Beliebtheit.
Scott, Masters-Gewinner 2013, kam vor fünf Jahren in Pebble Beach, Kalifornien, erstmals mit diesen Puttern in Berührung. Der ehemalige Weltranglistenerste spielte privat mit Surf-Legende Kelly Slater, und der wusste damals vor allem auf den Grüns zu überzeugen. Nach drei gemeinsamen Runden wollte Scott mehr über den progressiven Putter der damals noch unbekannten Marke L.A.B. Golf wissen, mit dem der elffache Surf-Weltmeister und Scratch-Golfer Slater Putt um Putt im Loch versenkte. Scott besuchte den Hersteller in der Folge für ein Fitting und es dauerte nicht lange, bis der Australier das für ihn maßgeschneiderte Modell auch auf der PGA Tour verwendete. Und damit zum Protagonisten einer Erfolgsgeschichte wurde. L.A.B. Golf konnte ein imposantes Wachstum verzeichnen und zwischenzeitlich gar nicht genug Produkte produzieren, um der massiven Nachfrage gerecht zu werden.
Stets Richtung Ziel
Der Clou hinter »Zero Torque« ist das Design, insbesondere die Gewichtung. Viele traditionelle Blade-Putter haben »Toe Hang«, der Spielern mit ausgeprägtem Schwungbogen, bei denen sich während des Rück- und Durchschwungs das Schlägerblatt öffnet und schließt, dabei hilft, den Putterkopf auf natürliche Weise zurück in die Ausgangsposition zu bringen. Die etwas fehlerverzeihenderen Mallet-Putter sind oft »face balanced«, was gut zu Spielern passt, die den Putter etwas gerader nach hinten und vorne bewegen.
Zero Torque (»Torque«, englisch für Drehmoment) bedeutet hingegen, dass sich der Kopf während der Puttbewegung praktisch nicht verdreht und stets zum Ziel ausgerichtet bleibt. Diese Bauweise hilft dabei, den Putterkopf gerade und stabil zu halten. Das mitunter fehleranfällige Öffnen und Schließen der Schlagfläche während der Bewegung soll so komplett eliminiert werden.
Scotts Putter springt von 129 auf 28
Dabei spielen das Gewicht des Putterkopfes, die Balance, der Hoselansatz und die Position des Schwerpunkts eine Rolle. Das Ziel ist es, beste Voraussetzungen für eine präzise sowie einfach zu wiederholende Puttbewegung zu schaffen. Auch die Fehlerverzeihung bei Ballkontakten im Heel- oder Toe-Bereich sowie im unteren und oberen Bereich der Schlagfläche steigt.
Für Scott war der Putterwechsel Gold wert – siehe Strokes-Gained-Tabelle (mehr zu Strokes gained im GM #12/24). War Scotts Spiel auf den Grüns zuvor stets eine Schwachstelle, entwickelte er sich in den vergangenen Jahren auch wegen des neuen Werkzeugs zu einem der beständigsten Putter auf der PGA Tour. Aus einem Problembereich ist eine Stärke geworden.
Putter-Hersteller folgen dem Trend
Torque-reduzierte Modelle kamen bereits vor dem jüngsten Aufschwung immer mal wieder auf dem Markt, doch zuletzt entwickelte sich ein richtiger Trend. Vor allem die Putter aus dem Hause Axis1 Golf oder L.A.B Golf (L.A.B. für »Lie Angle Balance«) machten den Anfang, weitere Hersteller folgten. PXG entwickelte den Allan Putter, Evnroll und Bettinardi warfen ebenfalls »Zero-Torque-Modelle« auf den Markt.
Zuletzt folgte auch Odyssey Golf. Die Kalifornier wollten bereits vor Jahren mit dieser Art Putter durchstarten. Doch die ganz großen Erfolge blieben aus. Nun folgt mit der Linie »Ai-One Square 2 Square« ein neuer Anlauf. Dabei will der Marktführer mit der Kombination eines Zero-Torque-Aufbaus mit bewährten Kopfformen wie Jailbird oder #7 sowie der innovativen und mithilfe von AI konzipierten Schlagfläche überzeugen.
Fest steht: Es bewegt sich etwas im Puttermarkt und es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Zero-Torque-Welle in den kommenden Monaten und Jahren weiter an Durchschlagskraft gewinnt.