»Strokes Gained« ist seit einigen Jahren das Maß aller Dinge in Sachen Statistik. Die Daten zeigen, wer auf den Touren in welchem Bereich im Vergleich mit der Konkurrenz die beste Leistung bringt. In der Kategorie »Approach the Green« steht der diesjährige Masters-Gewinner Scottie Scheffler ganz oben in der Wertung. Kein anderer Spieler war bei den Schlägen ins Grün abseits von Pitch, Chip und Co. besser als die Nummer eins der Welt. Diese Spitzenleistung beim Annähern ist der entscheidende Faktor für seinen Erfolg, einschließlich seiner Top-Platzierung im FedEx Cup und in der Weltrangliste.
Statistiken beweisen: Kein anderer Bereich im Spiel ist wichtiger für Siege als der, die Eisen möglichst nahe am Stock abzulegen. Nicht nur für die besten der Welt, sondern für alle Golfer gilt: Wer lernt, seine Schläge ins Grün zu kontrollieren, kann sein Handicap enorm nach unten treiben. Neben Training ist die Auswahl des perfekt geeigneten Schlägers die wichtigste Voraussetzung für maximalen Erfolg beim Versuch, so viele Grüns wie möglich zu treffen.
Scheffler machts vor
Während der nun zweimalige Masters-Sieger Scheffler mit seinen schnittigen P7TW-Eisen aus dem Hause TaylorMade unterwegs ist, wollen wir uns beim ausführlichen Eisen-Test auf fehlerverzeihendere Modelle konzentrieren. Sogenannte Game-Improvement-Eisen zu entwickeln, ist für die Entwickler nicht immer einfach. Zielgruppe sind Golfer im eher mittleren bis höheren Handicap-Bereich, die Schläger wollen, die beim Ansprechen gut aussehen und gute Treffer akustisch belohnen. Andererseits ist es für diese Spieler auch wichtig, dass die Eisen Schwächen in ihrem Schwung bestmöglich kompensieren. Um herauszufinden, welche der aktuellen Serien der großen Hersteller den gewünschten Mix aus Länge, Gefühl und Präzision bieten, waren sieben leidenschaftliche Golfer zu Gast bei Fitting-Experte Martin Stecher in Nienburg, um fleißig Bälle zu schlagen.
Zwei Damen und vier Herren mit Handicaps im Bereich von 2 bis 25 und ganz unterschiedlichen Schwunggeschwindigkeiten sind nach Niedersachsen gereist. Acht Serien aus den Bereichen Players Distance und Game Improvement standen auf dem Prüfstand. Wie bereits bei unserem Driver-Test (GM #5/24) haben wir jede Testperson mit einem zu den Schwungmerkmalen passenden Schlägerkopf aus der Serie sowie einem optimal passenden Schaft ausgestattet und pro Schläger fünf repräsentative Versuche (enorme Fehlschläge ausgenommen) in die Wertung genommen. Alle Tester nutzten den Titleist ProV1 RTC Golfball, der dank der Reflexionsmarker besser vom Radar erfasst wird und sehr präzise Ergebnisse liefert. Neben den Werten, die der Launch-Monitor gesammelt hat, war uns vor allem der subjektive Eindruck zu Gefühl, Klang, Optik und Co. wichtig.
Martin Stecher ist Fitting-Experte und Golf-Teaching-Pro und bietet in seiner Halle im niedersächsischen Nienburg herstellerunabhängiges Fitting auf allerhöchstem Niveau. Der Equipment-Spezialist nutzt neben hochwertigen Launch-Monitoren unter anderem eine Kraftmessplatte, das hochmoderne Gears-Golf-3D-System und einen Mizuno-Swing-DNA-Stick, um die Details der Schwünge kennenzulernen. Auf seiner Youtube-Seite teilt der leidenschaftliche Golfer sein Wissen über Schwungtechnik, Material und viele weitere Themen.
Eisen-Kategorien
Callaway Paradym Ai Smoke
Preis: ab 171 Euro pro Schläger mit True Temper Elevate Stahlschäften oder Project X Cypher 2.0, Mitsubishi Tensei (Graphit) und Lamkin Crossline 360 Griffen.
Infos: Hohlkörper-Eisen aus rostfreiem Stahl
Lofts: #4-SW
Ein hochleistungsfähiger Rechner sowie jede Menge Daten waren bei den Callaway-Eisen die Grundlage für eine enorm leistungsfähige Schlagfläche. Die Schläger im Hohlkörper-Design wirken modern und im Vergleich zu anderen Modellen dieser Kategorie eher schlank, auch die Top-Linie ist vergleichsweise dünn. Vertrauen beim Ansprechen geben die etwas längeren Köpfe. So hat man stets das Gefühl, dass »genügend Schläger da« ist, um den Ball konstant zu treffen.
An der Sohle haben die Entwickler eine Kante mit variablen Bounce-Werten installiert, die das Gleiten durch den Rasen so effizient wie möglich machen soll. In unseren Tests gehört das Modell von Callaway zu den schnellsten und überzeugt dabei auch mit einer geringen Streuung. Gute Treffer belohnt das Eisen mit einem eindringlichen Klick-Geräusch. Vor allem für Spieler mit mittleren und höheren Schwunggeschwindigkeiten, also jene, die mit dem Eisen 7 auf 120 Meter und mehr schlagen können, könnten die Modelle ein Volltreffer sein.
Paradym Ai Smoke
Ein Grund für die hohen Ballgeschwindigkeiten des Paradym Ai Smoke. Die Schäfte der mittleren und langen Eisen sind um ein Viertel Inch länger als Standardlänge. Mit der HL-Variante spricht Callaway auch die Spieler mit etwas weniger Wumms an. Das Design ist etwas bulliger und hat einen niedrigen Schwerpunkt, was einerseits zu mehr Länge und Höhe, andererseits aber auch zu weniger Spin führt. Auch die noch fehlerverzeihendere Alternative vermittelt ein erstklassiges Feedback. Das dritte Eisen der Serie ist das Max Fast, das Spielern mit geringer Schwunggeschwindigkeit mit seinem Leichtbau noch mehr Fehlerverzeihung bietet.
TaylorMade Qi10
Preis: ab 183 Euro pro Schläger mit KBS Max 85 Stahlschäften oder Fujikura Ventus Blue TR (Graphit) und Lamkin Crossline 360 Griffen
Infos: Hohlkörperkonstruktion mit Multimaterial-Back Badge
Lofts: #4–LW
Gutes noch ein bisschen besser – so lautet das Fazit der neuen Qi10-Eisen. Die neuen Game-Improvement-Modelle von TaylorMade haben sich im Vergleich zur Stealth-Serie gesteigert. Die neuen Qi10 helfen der Zielgruppe dabei, den Ball länger, höher und gerader zu schlagen. Dabei ist im Setup eine etwas dickere Top-Linie und ein dezentes Offset auffällig. Bei dieser Bauart hatten die Entwickler vor allem Spieler im Hinterkopf, die mit dem Slice zu kämpfen haben. Der Kopf fühlt sich im Vergleich etwas schwerer an und wirkt im Setup maskulin.
Der vergleichsweise niedrige Loft-Winkel (28 Grad beim Eisen 7) sorgt für etwas mehr Länge und einen Hauch weniger Spin. Vor allem außerhalb des Sweetspots stellen sich herausragende Weiten ein. Der Test zeigt: Die Bauweise hilft vor allem Golfern mit Slice-Thema dabei, bessere Ergebnisse zu erzielen. Auch das Geräusch im Treffmoment ist sehr angenehn, unterscheidet sich dabei nur marginal von Treffern außerhalb der Schlägermitte. Neben der Standardversion bietet auch TaylorMade eine HL-Alternative (High Launch) an, um Golfern zu helfen, die Probleme damit haben, den Ball in die Luft zu bekommen und solide Spinwerte zu generieren.
TaylorMade P790
Preis: ab 220 Euro pro Schläger mit Stahlschäften von True Temper Dynamic Golf (Stahl) oder Mitsubishi MMT (Graphit) und Golf Pride Z 360 Griffen
Infos: Hohlkörperkonstruktion mit einer Schlagfläche aus geschmiedetem 4140-Edelstahl, internen Wolframgewichten (Eisen 3-7), schwingungsdämpfendem Schaumstoff und polymerbeschichtetem Sohlenschlitz
Lofts: #3–AW
Schlanker, sportlicher und ein ganzes Stück eleganter als ihr Schwestermodell wirken die P790-Eisen von TaylorMade, die definitiv zu den sportlicheren Eisen des diesjährigen Tests gehören. Mit präziser und KI-optimierter Massenoptimierung, Wolfram-Gewichtung und dem Füllmaterial »SpeedFoam Air« haben die Entwickler ein Modell geschaffen, das mit einer Mischung aus Gefühl, Kontrolle und Länge auftrumpfen will. Der sportlich-klassische Look überzeugte die Tester durch die Bank. Beim Schwingen fühlt sich das Modell angenehm leicht an, ist einfach zu schließen und generiert hohe Spin-Werte. Das Feedback ist positiv-ehrlich. Sweetspot-Treffer belohnen die P790-Eisen mit einem prägnanten Klick-Geräusch, während Off-Center-Treffer auch als diese zu spüren sind. Für einen Schläger der Gattung »Players Distance« hat das P790 ein überraschend hohes Maß an Fehlerverzeihung.
Cobra Darkspeed
Preis: ab 164 Euro pro Schläger mit KBS Tour Lite Stahlschaft und Lamkin Crossline 360 Griffen
Infos: Variabler Hohlkörper je nach Eisengruppe mit Schlagflächen aus rostfreiem Stahl 17-4, Chassis aus rostfreiem Stahl 431, CNC-gefräste Rillen und internen Gewichten
Lofts: #4–GW
Die neuen Darkspeed-Eisen verfügen über eine neu konstruierte Hohlkörper-Konstruktion, die mit Schaum gefüllt ist, sowie bereits bewährte Technologien wie PWR-Bridge. Das Ziel des PWR-Bridge-Gewichts ist es, den Schwerpunkt niedrig zu halten und die Reaktivität der Schlagfläche und Sohle zu erhöhen. Das Design ist optisch stimmig, steht gut am Ball und vor allem die dunkle und matte Farbgebung lässt den Schläger noch etwas schlanker erscheinen und kaschiert den Hinterbau. Der Sound hat sich aufgrund des neuen Füllmaterials verbessert, dabei fällt das Feedback eher dezent aus. Beim Schwingen fühlt sich der Kopf etwas schwerer an als andere Modelle. Was enorm positiv auffällt, ist die Fehlerverzeihung bei Treffern an den Rändern.
In unseren Tests hatte nur eine andere Serie eine bessere Streuungskonstanz als die Darkspeed-Eisen. Auch durch den niedrigen Loft (27 Grad bei Eisen 7) starte der Ball im Vergleich etwas flacher. Neben dem Standardmodell gibt es die neuen Cobra-Eisen auch in Einheitslänge (»One Length«). Mit den federleichten Air-X-Eisen hat der Ausstatter von Rickie Fowler, Lexi Thompson und Co. eine weitere, noch fehlerverzeihendere Alternative im Portfolio.
Wilson Dynapower
Preis: ab 160 Euro pro Schläger mit KBS Tour Lite Stahlschaft oder Mamiya UST Recoil DART Graphitschaft und Lamkin Crossline 360 Griffen
Infos: Geschmiedet aus 8620-Kohlenstoffstahl mit verbesserter Powerhole-Technologie
Lofts: #4–GW
Mit den Forged-Eisen hat Wilson in diesem Jahr eine weitere Ergänzung der Dynapower-Serie präsentiert. Dabei unterscheidet sich der Neuzugang ganz erheblich von seinem Schwestermodell. Das Forged-Modell hat einen klassisch-eleganten Look, vermittelt ein sattes und ehrliches Gefühl und ist eine tolle Option für Spieler, die sich optisch ein Players- und leistungstechnisch ein Game-Improvement-Eisen wünschen. Mit ihrer mittleren Größe fühlen sie sich beim Schwingen leicht und lebendig an. Die Dynapower-Eisen hingegen sind deutlich fehlerverzeihender und dementsprechend bulliger in der Bauart. Im Set-up ist der Hinterbau des Schlägers deutlich sichtbar. Was beide Modelle eint, ist die enorme Power. Keine andere Serie kam auf bessere Werte, was Ballgeschwindigkeit und Carry-Länge betrifft. Auch in Sachen Streuung produzierten die Wilson-Eisen Top-Resultate.
Ping G430
Preis: ab 190 Euro pro Schläger mit Ping AWT 2.0 Stahlschäften oder Alta CB Black (Graphit) und Golf Pride Tour Velvet Griffen
Infos: Gegossene Köpfe aus rostfreiem Stahl 17-4 mit internen Wolframgewichten.
Lofts: #4–LW
Ping wirft seit Jahren erstklassige Game-Improvement-Eisen auf den Markt und auch die G430-Modelle sind keine Ausnahme. Im Gegenteil. Gewichtseinsparungen an der Schlagfläche machen diese nicht nur flexibler, sondern sorgen auch dafür, dass der eingesparte Ballast leistungssteigernd in andere Bereiche wandern kann. Dabei richtet sich die Bauweise vor allem an Golfer, die mit der Slice-Kurve kämpfen. Bei Einnahme der Ansprechposition und Blick von oben wirkt der G430-Kopf wie ein klassisches Game-Improvement-Eisen. Er ist groß und das Offset ist sichtbar. Beim Schwingen fühlt sich das Modell allerdings deutlich leichter an als viele Mitstreiter in der Kategorie und belohnt gute Treffer mit einem butterweichen Gefühl sowie einem satten Geräusch.
Auch wegen der vergleichsweise hohen Spin-Werte sticht das G430 hervor aus der Kategorie der für Fehlerverzeihung gebauten Serien hervor. Ein weiteres Plus: Das Eisen begünstigt einen hohen Ballflug. Ping stellte kürzlich mit den G730-Modellen Eisen vor, die einen noch höheren Trägheitsmoment haben. So vergrößert der Hersteller aus Arizona sein Angebot für Spieler im Bereich mittlerer bis höherer Handicap-Gruppen weiter.
Mizuno MP
Preis: ab 285 Euro pro Schläger mit Nippon N.S. Pro Modus 3 Stahlschäften und Golf Pride MCC Griffen
Infos: Grainflow geschmiedetes 4135 Chromoly mit internem Wolframgewicht und geschmiedeter Kohlenstoffstahl (#9 bis Gap Wedge) mit Unterschicht aus Kupfer
Lofts: #4–GW
Würde der Schlägertest einen Schönheitspreis vergeben, er wäre wohl an die MP-Serie (Mizuno Pro) der japanischen Edelschmiede gegangen. Mizuno-Eisen haben seit Jahrzehnten einen hervorragenden Ruf und bestätigen diesen mit jeder neuen Serie. Die Zielgruppe der MP-245 ist etwas kleiner als die der fehlerverzeihenderen Konkurrenten. Der kompakte Kopf strahlt mit seiner kurzen Blade-Länge minimalistische Sportlichkeit aus und lässt sich mit seiner Leichtigkeit sehr gut beschleunigen.
Dabei sind in dem Hohlkörper-Deisgn auch einige Technologien versteckt. Das schlanke Eisen überzeugt das mit einem sehr direkten und ehrlichen Feedback, das sofort Rückmeldung über die Qualität des Ballkontakts gibt. Einen guten Treffer belohnt er mit einem butterweichen Gefühl, das süchtig machen kann. Optisch punkten die Pro 245-Modelle durch den Kontrast zwischen matt und glänzend an der Schlagfläche. Dazu ist er in puncto Fehlerverzeihung nicht so anspruchsvoll wie er im Set-up wirkt. Bei den Ergebnissen sichtbar: Der Kopf war für alle Tester spielbar und schaffte es im Bereich Carry-Länge überraschend sogar aufs Podium. Und das obwohl der Loftwinkel des Eisen 7 um bis zu drei Grad höher ist als der einiger Konkurrenten. Neben den 245 hat Mizuno bei der Pro-Series noch die 243- und 241-Köpfe (Players-Eisen) im Angebot.
Titleist T-Serie
Preis: ab 230 Euro pro Schläger mit True Temper AMT Black Stahlschaft und Titleist Universal 360 Griffen oder Mitsubishi Tensei Blue AM2 Graphit-Schäften
Infos: geschmiedete Schlagfläche, geschmiedeter Körper mit Polymerkern und internen Wolframgewichten
Lofts: #3–PW
Beginnen wir mit den Ergebnissen. In unserem Test produzierten die Eisen der T-Serie (meist getestet: T200) die beste Kombination aus Streuung und Ballgeschwindigkeit. Sie lassen sich durch ihre überdurchschnittlichen Spin-Werte sehr gut kontrollieren. Darüber hinaus ist auffällig, dass die Modelle auch einen höheren Abflugwinkel haben als die meisten Konkurrenten. Das Feedback der Modelle ist für eine Multi-Material-Komposition angenehm lebendig. Der klassische Schlägerkopf ist optisch nicht nur sehr ansprechend, sondern bietet einen tollen Mix aus schlanker Sportlichkeit und Vertrauen. Dabei ist das Klick-Geräusch im Treffmoment etwas intensiver als bei vielen anderen Schlägern. Titleist bietet innerhalb der Serie vier Modelle – vom tour-inspirierten T100 bis zum fehlerverzeihenden Hohlkörper-Design des T350.