TaylorMade gehört zu den Schlägerherstellern, deren Hauptserien einen festen einjährigen Produktzyklus durchlaufen. Folglich löst die SIM2-Reihe die vor 12 Monaten vorgestellte SIM-Reihe ab. Für eine bessere Einordnung und das Verständnis für die technologischen Merkmale und deren Wirkprinzipien empfiehlt sich ein kurzer Rückblick auf die Entwicklung der Driver von Taylormade in den letzten Jahren.
2016 läutete der Hersteller das M-Zeitalter ein. Die Modelle M1 und M2 stellten einen Paradigmenwechsel dar; man wechselte von reinen Titankonstruktionen zum Multi-Material-Bau, bei dem Titan mit Karbonfaser-Verbundstoff verbunden wird. Bei der zweiten M1/M2-Generation von 2017 hatten die Entwickler das Material Karbon schon besser kennengelernt und widmeten sich vor allem den Themen Geometrie und Akustik. Die Reihe M3/M4 von 2018 markierte die Geburtsstunde der Twist Face genannten Schlagflächenbiegung für mehr Fairwaytreffer. 2019 wurde bei M5/M6 aus Twist Face das sogenannte Speed Injected Twist Face. Speed Injection steht für Schlagflächen, die verlässlich am gerade noch zugelassenen Limit für Geschwindigkeit liegen. 2020 kam der Wechsel vom M zum SIM-Kürzel (SIM steht für Shape in Motion) mit den Modellen SIM und SIM Max, bei denen der Fokus auf einer besseren Aerodynamik im Zusammenspiel mit optimierter Masseverteilung (Inertia Generator) im Schlägerkopf lag. Alle diese Technologien finden sich auch in der brandneuen SIM2-Serie. Was ist also neu? Werfen wir einen Blick auf das, was in den SIM2-Drivern steckt.
Neuer Aufbau der SIM2-Driver
In allen drei SIM2-Drivern finden sich viele bereits aus vorherigen Serien bekannte TaylorMade-Technologien wieder. Und doch unterscheidet sich die Konstruktion deutlich von den Modellen der Vergangenheit. Vier Haupt-Bestandteilen kommt entscheidende Bedeutung im Aufbau zu. Ein geschmiedeter Aluminiumring ist eines dieser Elemente. Die anderen Module sind die Karbon-Krone, die Karbon-Sohle und die Face-Cup-Schlagfläche mit gefräster Innenseite. Jedes Teil erfüllt eine wichtige Funktion für Fehlerverzeihung, Ball- und Schwunggeschwindigkeit sowie Launch-Bedingungen (Abflughöhe und Spin).
Aluminium-Ring mit Schlüsselfunktion
Es war das Entwicklungsziel, bei allen drei SIM2-Drivermodellen die Fehlertoleranz zu steigern, ohne dabei Einbußen in anderen Punkten wie der Ballgeschwindigkeit, dem Spinverhalten und der Aerodynamik zu erleiden. Um eine solche »neue Dimension der Fehlerverzeihung« erzielen zu können, mussten die Ingenieure »die Bauweise von Drivern von Grund auf neu überdenken«. Den Schlüssel zum Erfolg habe man in Form der sogenannten Forged Ring Construction gefunden. Ein präzise geschmiedeter Ring aus leichtem, hochfestem Aluminium (in den Bildern und Grafiken als blaues Element zu erkennen) bildet in den SIM2-Drivern einen Großteil des Chassis. Durch ihn werden die Hauptkomponenten des Driverkopfs vereint und zusammengehalten.
Der Aluminium-Ring wird mit einem schweren Schraubgewicht an seiner Rückseite verbunden (16 Gramm im SIM2, 24 Gramm im SIM2 Max und 22 Gramm im SIM2 Max-D). Die Platzierung dieses beträchtlichen Gewichts tief und hinten im Schläger verlagert die Schwerpunktprojektion in die Mitte der Schlagfläche, optimiert die Launch-Bedingungen und steigert das Trägheitsmoment (MOI) – was gleichbedeutend mit einer besseren Fehlerverzeihung ist.
Karbon-Krone, Karbon-Sohle und Face Cup
Die Verwendung von Karbonfaser-Kronen war eines der prägenden Elemente in allen bisherigen M-/SIM-Drivern und wurde über die einzelnen Produktgenerationen stetig verfeinert und ausgeweitet. Die Kronen der SIM2-Driver aus sechslagigem Karbon-Verbundstoff wiegen nur 11 Gramm und spielen damit eine wichtige Rolle für das Erreichen eines niedrigen Schwerpunkts (CG).
Auch in der Sohle kommt Karbonfaser zum Einsatz und zwar im bisher mit Abstand größtem Umfang aller TaylorMade-Driver. Eine ultraleichte Sohle mag zunächst wie ein Widerspruch zur Erreichung eines niedrigen Schwerpunkts wirken. Doch gilt es dabei zu bedenken, dass das an bestimmten Stellen im Schlägerkopf eingesparte Gewicht nicht nur irgendwie nach unten umverlagert werden soll, sondern ganz präzise an die Positionen, an denen es am meisten nützt. Für eine Steigerung des Trägheitsmoments bedeutet das: Möglichst weit weg von der Schlagfläche! Wäre der große Sohlenteil zwischen dem Cup Face und dem Aluminium-Ring schwerer, müsste das hintere Gewicht am Inertia Generator leichter ausfallen. Daher kann leichtes Karbon in der Sohle durchaus förderlich sein, um eine große Massenträgheit zu erzeugen.
TaylorMade hat für die nur 12 Gramm schweren Sohlen der SIM2-Driver ein neuen hochfesten Karbonverbundstoff aus neun Lagen entwickelt, der speziell für eine hohe Haltbarkeit konzipiert wurde, zum Schutz vor Schäden durch eine etwaige Schläger-Boden-Interaktion. Das Karbon-Element erstreckt sich fast über die gesamte Sohle und formt gleichzeitig den asymmetrischen Trägheitsgenerator (Inertia Generator), der durch eine präzise Geometrie und aerodynamische Analyse für höhere Schlägerkopfgeschwindigkeiten sorgen soll.
Die mattschwarze Karbonkrone steht in farblichem Kontrast zum erneut in der Farbe »Chalk« (Kreide) gehaltenen Teil des Cup Face. Die glänzend schwarze Karbonsohle sorgt in Kombination mit dem Blau des Aluminiumrings für einen auffälligen Look.
Die Face Cup-Schlagfläche ist der einzige Teil des Driver-Kopfes, der aus Titan gefertigt ist. Das starke und biegsame Material gewährleistet eine hohe Energieübertragung für schnelle Ballgeschwindigkeiten. Neu in den SIM2-Drivern ist, dass die exakte Stärke der Schlagfläche durch eine CNC-Fräsung der Innenseite bestimmt wird.
Basierend auf den Daten, die zur Entwicklung von Twist Face verwendet wurden, hat das Unternehmen die häufigsten Treffmomente von Golfern aller Spielstärken identifiziert und dabei ein Fehlschlagmuster entdeckt, das von der unteren Ferse bis zur oberen Spitze reicht. Der Fräsprozess ermöglicht es, die Dicke der Schlagfläche in diesen Bereichen absolut präzise zu bestimmen, um die Ballgeschwindigkeit dort zu fördern. Dieser intelligent gestaltete Sweet Spot hat eine ovale Form und erstreckt sich diagonal von der hohen Spitze zur niedrigen Ferse. Letztendlich resultiert daraus ein Sweetspot, der so konzipiert ist, dass Golfer ihn mit größerer Wahrscheinlichkeit treffen.
Darüber hinaus sind die Schlagflächen in allen drei Modellen größer als in der SIM-Serie, was ebenfalls zu einer besseren Fehlertoleranz führen soll. Die Schlagfläche des SIM2 ist um 12 Prozent größer als beim Vorgängermodell SIM, die der SIM2 Max und SIM2 Max-D um 5 Prozent (im Vergleich zu SIM Max und SIM Max-D).
Speed Injected Twist Face & Speed Pocket
Neuigkeiten gibt es auch beim Twist Face mit Speed Injection. Zur Erinnerung: Hinter dem Namen Twist Face verbirgt sich ein Krümmungsprofil der Schlagfläche, das die typischen Folgen außermittig getroffener Drives abmildert. Speed Injection ist TaylorMades Mittel, um die Schlagflächen so nah wie möglich an das von R&A und USGA zugelassene Limit zu bringen. Dabei wird ein Kunstharz hinter die zunächst unzulässige (zu schnelle) Schlagfläche gespritzt, um diese in den obersten legalen Bereich zurückzubringen. Ein Prozess auf den der Hersteller besonders stolz ist, auch weil dabei jeder einzelne Kopf vermessen und auf maximale Geschwindigkeit und Konformität abgestimmt werde.
Bisher waren zwei Ports für diese Injektion auf der Schlagfläche zu finden (geschlossen mit winzigen Schrauben). In der SIM2-Reihe gibt es nur noch einen Zugang, der sich nicht mehr auf der Schlagfläche befindet, sondern an der Spitzenseite des Cup Face.
Das patentierte Thru-Slot Speed Pocket auf der Sohlenseite des Drivers mildert den Geschwindigkeitsverlust bei tief unten auf der Schlagfläche getroffenen Schlägen, da diese Konstruktion die Biegsamkeit des unteren Schlagflächenbereichs verstärkt.
Die einzelnen Modelle
Es ist inzwischen üblich, dass die großen Hersteller mehrere Varianten innerhalb einer Driver-Reihe anbieten. Tomo Bystedt – TaylorMade’s Senior Director of Product Creation – fasst die SIM2-Palette wie folgt zusammen: »Mit diesen drei Drivern sind wir in der Lage, sehr unterschiedliche Leistungsmerkmale für eine Vielzahl von Spielern zu liefern. Wir wissen, dass es viele verschiedene Golfer da draußen gibt. Leute, die weniger Spin brauchen. Leute, die mehr Spin brauchen. Leute, die gerade schlagen und Leute, die einen Draw-Unterstützung benötigen. Deshalb liefern wir mit SIM2, SIM2 Max und SIM2 Max-D eine breite Palette von Produkten, die sich in Bezug auf Ballstart und Spin unterscheiden. Das verbindende Merkmal zwischen allen drei ist die Fehlerverzeihung – wir haben das MOI in der gesamten SIM2-Familie erhöht.«
SIM2 Driver – Low Spin
Das Modell SIM2 übernimmt im Line-up die Position des SIM (M5, M3, M1). Wie seine Vorgänger zeichnet er sich durch den niedrigsten Spin und flachsten Launch innerhalb der Serie sowie einer seitenneutralen Gewichtung aus. Dementsprechend ist das Schraubgewicht im Sohlenteil des Cup Face mittig positioniert. Dieses von TaylorMade TPS-Weight genannte Gewicht kann vom Fitter zur Anpassung des gewünschten Schwunggewichts getauscht werden. Über bewegliche Sohlengewichte mit Schienensystem verfügt der SIM2 im Gegensatz zu seinen Vorgängern nicht. Das hintere Gewicht am sogenannten Inertia Generator wiegt beim SIM2 16 Gramm. Auch wenn die Fehlertoleranz verbessert wurde, dürfte der SIM2 eher für bessere und sehr gute Spieler geeignet sein.
Spezifikationen und Preise – SIM2 Driver
Der SIM2-Driver wird in den Lofts 8°, 9° und 10,5° angeboten. Standardschäfte sind der Mitsubishi Tensei AV Raw Blue 60 und Project X’s HZRDUS Smoke RDX Black 70. Zahlreiche weitere Schäfte sind mit und ohne Aufpreis erhältlich. Standardgriff ist der Golf Pride Z-Grip.
Preis: Die UVP des Herstellers ist 529 Euro
SIM2 Max Driver – Maximale Fehlerverzeihung
Der SIM2 Max folgt logischerweise auf den SIM Max (M6, M4, M2). Das Modell bietet das höchste Trägheitsmoment (MOI) und damit beste Fehlerverzeihung. Das liegt nicht zuletzt am enormen 24 Gramm-Gewicht am Inertia Generator. Launch und Spin liegen etwas höher als beim SIM2; TaylorMade spricht von Mid-High Launch mit Mid-Low Spin. In der Vergangenheit erfreuten sich die Vorgängermodelle des SIM2 Max trotz – oder gerade wegen – ihrer leichten Spielbarkeit auch bei Tourpros großer Beliebtheit.
Spezifikationen und Preise – SIM2 Max Driver
Der SIM2 Max-Driver wird in den Lofts 9°, 10.5° und 12° angeboten. Standardschäfte: Fujikura Ventus Blue 5, Mitsubishi Kuro Kage 60 und Aldila NV Ladies 45. Zahlreiche weitere Schäfte sind mit und ohne Aufpreis erhältlich. Standardgriffe: Golf Pride Z-Grip und Lamkin Ladies Sonar.
Preis: Die UVP des Herstellers ist 529 Euro
SIM2 Max-D Driver – Das Anti-Slice-Modell
Das Draw- bzw. Anti-Slice-Modell der Driver-Reihe unterstützt eine Flugkurve von rechts nach links (für Rechtshänder). Entscheidend dafür ist die Position der Gewichte im Schlägerkopf und die leicht geschlossene Schlagfläche. Im SIM2 Max-D ist zum einen das TPS-Gewicht an der Ferse in Hoselnähe positioniert. Zum anderen ist auch der Inertia Generator (mit 22 Gramm-Gewicht) näher zur Fersenseite hin ausgerichtet. TaylorMade geht davon aus, mit diesem Design einen für Draw-Driver typischen Zielkonflikt gelöst zu haben; das Problem vor dem die Ingenieure stehen: Die meisten Golfer, die einen Draw-Driver brauchen, sind gleichzeitig auf ein Maximum an Fehlerverzeihung angewiesen, denn oft sind es Spieler mit höheren Handicaps. Positioniert man aber mehr Gewicht an der Ferse – um einen Draw zu unterstützen – sinkt das Trägheitsmoment (da die Ferse näher an der Schlagfläche liegt) und damit die Fehlerverzeihung.
Der SIM2 Max-D erzeugt die höchsten Launch- und Spinwerte innerhalb der Serie.
Spezifikationen und Preise – SIM2 Max-D Driver
Der SIM2 Max-Driver wird in den Lofts 9°, 10.5° und 12° angeboten. Standardschäfte: Fujikura Air Speeder 45 und Aldila NV Ladies 45. Zahlreiche weitere Schäfte sind mit und ohne Aufpreis erhältlich. Standardgriffe: Golf Pride Z-Grip und Lamkin Ladies Sonar.
Preis: Die UVP des Herstellers ist 529 Euro
Verfügbarkeit
Die Driver der SIM2-Serie können ab heute (19. Januar) bestellt werden und sind ab 19. Februar im Fachhandel erhältlich.