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TaylorMade P760 Eisen

TaylorMade P760

Die P760 im Feldtest

Auf der Driving Range von Gut Kaden haben wir uns mit TaylorMade-Fitter Konstantin Waltzinger zum Testen und Fitting der P760-Eisen getroffen.

TaylorMade P760
GOLF MAGAZIN-Redakteur Marcel Czack beim Einschlagen mit den neuen P760 unter den wachsamen Augen von TaylorMade-Fitter Konstantin Waltzinger.

Persönliche Präferenzen

Mit einem Handicap von -2,5 sollte ich zur potentiellen Zielgruppe des sportlichen Eisenmodells gehören. Doch nicht allein das Handicap ist ausschlaggebend bei der Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Schlägermodell. Ich persönlich lege besonders viel Wert auf das Schlaggefühl, das ich mit einem Eisen erlebe. Bei langen Eisen bin ich dankbar für etwas Unterstützung, Technologien sollten aber dezent daherkommen und die Maße kompakt bleiben. Denn auch die Optik der Schlägerköpfe – gerade beim Ansprechen des Balls – ist mir wichtig. Die Vielseitigkeit ist ebenfalls entscheidend; ich möchte den Ballflug manipulieren können und in der Lage sein, verschiedene Schläge abzurufen.

Mein erster Eindruck von den P760 ist gleich ein Plus: Die Eisen sehen live deutlich besser aus als auf den im Internet zuvor gesehenen Fotos. Das Satin-Finish ist modern und edel; auf den Fotos kam diese Eleganz aus irgendwelchen Gründen nicht richtig rüber. Wichtiger als das Design der Schlägerrückseiten ist natürlich der Look beim Set-Up. Hier werde ich nicht überrascht; wie erwartet blicke ich auf eine schmale Topline und insgesamt kompakte Kopfgröße mit geringem Offest hinab; so wie ich es mag.

TaylorMade P760
Einer der ersten Schritte des Fitters ist das Vermessen der Armlänge. Im Zusammenhang mit der Körpergröße erfährt er so, ob eventuell eine Abweichung von der Standardschaftlänge angezeigt ist.

Das Fitting

Die ersten Schläge mit dem Pitching Wedge (46°) verlaufen zufriedenstellend. Nach ein paar Wochen Golfpause bin ich nocht ein wenig „rostig“, spüre aber sofort, dass mir das kurze Eisen gehorcht. Ein mittelhoher, kontrollierter Ballflug mit sehr geringer Längenstreuung fällt mir nicht schwer. Das Gefühl mit dem aus einem Stück Karbonstahl geschmiedeten Eisen ist überragend, eigentlich wie mit einem Blade.

Das Lie-Tape auf der Sohle gibt Aufschluss über den Eintreffwinkel des Schlägerkopfs.

Fitter Konstantin hatte neben dem Pitching Wedge auch ein Eisen 7 (33° Loft) und ein Eisen 3 (19,5° Loft) dabei. Das Eisen 7 – und alle längeren Eisen – der P760 unterscheidet sich im Aufbau von den kurzen Eisen (E8 bis PW) durch seine mehrteilige Multi-Materialien-Konstruktion. Mit dem Eisen 7 betrete ich also SpeedFoam-Land. Beim Testen der P790-Serie vor rund einem Jahr gefiel mir diese Schaumfüllung ausgesprochen gut. Das ist auch bei den P760 nicht anders. Trotz der Hohlkonstruktion und dem Schlagflächen-Insert aus hochfestem Stahl ist das Gefühl im Impact weich und angenehm. Zudem fühlt sich die Schlagfläche irgendwie aktiv an, als würde sie richtig arbeiten. Meine durchschnittliche Carry-Länge liegt nach zehn Schlägen vom Boden bei 144 Meter. Und damit auf meinem üblichen Niveau (die Saison 2018 habe ich mit Titleist AP3-Eisen bestritten, mein Richtwert für das Eisen 7 mit 31° Loft war dabei 146 bis 148 Meter bei einem normalen, vollen Schwung).

Nach einem Schlag auf dem Lie-Board zeigt die Färbung auf dem Sohlentape an, ob der Lie-Winkel neutral, up oder down gewählt werden sollte.

Nachdem Fitter Konstantin sich mit dem Zollstock einen Eindruck meiner Körpermaße gemacht hat – für mich wenig überraschend mit dem Ergebnis Standard-Schaftlänge – machen wir uns an den Lie-Winkel. Ein wie ich weiß wirklich wichtiger Faktor im Fitting. Viele Jahre lang hatte ich mit Standard-Lie gespielt, bis vor drei Jahren ein Fitter befand, dass zwei Grad upright für mich am besten sei. Ich vertraute ihm und wunderte mich schon bald über meinen ungewohnt starken Draw beziehungsweise Hook. Ein Nach-Fitting ergab, dass 2° up bei mir auf keinen Fall passt; also ging es mit dem Satz in die Biege-Maschine. Konstantin weiß das nicht, hat aber schon durch sein Auge den richtigen Eindruck, den der Test mit Sohlen-Tape auf dem Lie-Brett dann auch bestätigt. Ergebnis: Standard-Lie! Sehr beruhigend.

Für ein schnelles Wechseln der Schäfte lassen sich die Eisenköpfe aus dem Testbestand des Fitters per Drehmomentschlüssel lösen.
Das Finden eines zum Schwung passenden Schaftes ist ein elementarer Bestandteil beim Fitting. Gewicht, Flex, Kick- und Balance-Points haben Einfluss auf die Schwunggeschwindigkeit, Launch-Höhe, Spinverhalten und Kontrolle.

Wir probieren vier verschiedene Schäfte im Eisen 7 aus, alle aus Stahl, alle mit stiff-Flex. Der True Temper Dynamic Gold 120 (S300) ist der Standardschaft im P760. Neben diesem versuchen wir es mit den Modellen Project X LZ (5.5; 115g), KBS Tour 120 S und Nippon N.S. PRO Modus 120 S. Die Unterschiede, die der Launch-Monitor aufdeckt sind dabei relativ gering. Beim Projext X LZ ist mein Launch am höchsten, aber auch der Spin geht hoch, der Ballflug gefällt meinem Auge nicht so richtig. Vom Gefühl habe ich mit dem Nippon-Schaft einen klaren Favoriten. Und das kommt wenig überraschend, immmerhin spiele ich seit vier Jahren mit diesem Modell, bin also bestens damit vertraut wie sich dieser Schaft verhält. Auf dem TrackMan sind die Werte zwischen Nippon und Dynamic Gold praktisch identisch. Doch wie gesagt, Gefühl ist mir wichtig. Ich kann gar nicht genau in Worte fassen, was das für mich positive Gefühl mit dem Nippon ausmacht, es passt einfach, warum also wechseln?!

 

Die vom TrackMan aufgezeichneten Werte über Schwung und Ballflug lassen sich auf dem Tablet direkt ablesen.

Es wartet noch das Eisen 3. Der Optik nach ist bei diesem nicht viel Unterstützung zu erwarten. Auch wenn die Kopfgrößen innerhalb des P760 eine leichte Progression aufweisen, das Eisen 3 mithin das längste Schlägerblatt und das Pitching Wedge das kürzeste hat, sieht das Eisen 3 beim Set-Up nach einer ziemlich schmalen „Klinge“ aus. Umso überraschter bin ich nach den ersten Schlägen damit. Lange Eisen vom Boden gehören nicht wirklich zu den Stärken in meinem Spiel. Mein Attack-Angle ist tendenziell etwas steil und oft fehlt es meinen Schlägen an Launch-Höhe. Die mit dem P760 Eisen-3 geschlagenen Bälle, scheinen dagegen konstant hoch und lang zu fliegen. Ein Blick auf den TrackMan bestätigt uns diesen Eindruck. Durchschnittlich 183 Meter Carry-Länge bringe ich nach zehn Schlägen zustande; bei einem Launch-Angle von 11° und Smash-Faktor von 1,44. Für mich sind das sehr gute Werte, gerechnet hatte ich mit einem flacheren Flug und vier-fünf Meter weniger Länge.

Fazit:

Die P760 halten, was TaylorMade verspricht. Gute Ballstriker erhalten sehr gut zu kontrollierende Eisen, die vielseitig einsetzbar sind. Shapen des Balls, den Ball flach halten oder hoch spielen geht mühelos. Das Längen-Gapping innerhalb des Satzes ist sauber definiert. Das Schlaggefühl zwischen den einteiligen kurzen Eisen und den mit SpeedFoam gefüllten mittleren und langen Eisen unterscheidet sich zwar schon, aber mir gefallen auch das relativ weiche Gefühl und der solide Klang bei den Multi-Material-Konstruktionen (Eisen 3 bis 7) ausgesprochen gut. Wenn man weiß, wie hart sich ähnlich dünne Schlagflächen in Köpfen ohne eine vergleichbare dämpfende Technologie anfühlen und wie unangenehm diese klingen können, wird der Wert von SpeedFoam deutlich. Und abgesehen vom Gefühl, gilt es weitere Vorteile des progressiven Designs zu beachten. Die Fehlerverzeihung ist größer, der Launch höher und die Ballgeschwindkeiten schneller als bei den kompakten Maßen der Eisenköpfe zu erwarten wäre. Dabei muss dennoch klar sein, dass Fehlerverzeihung hier relativ zu sehen ist. Die P760 sind ein Angebot an gute und sehr gute Golfer. Es dürfte wenige Nicht-Einstellige Spieler geben, für die die P760 ein besserer Fit sind als die größeren P790; wahrscheinlicher ist sogar, dass das Handicap nicht über 5 oder 6 liegen sollte. Es wird spannend sein, zu beobachten, ob sich die super-kritischen Tourstaff-Pros von TaylorMade mit diesem Combo-Satz ab Werk anfreunden werden. Oder doch bei den P750 und P770 bleiben. Es besteht das Risiko im Niemandsland zu landen, zwischen zu fehlerverzeihend für den Tourpro und nicht unterstützend genug für den Freizeitspieler. Doch genauso gut könnten die P760 die goldene Mitte treffen. Mich haben sie überzeugt.