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Herr der Wedges: Interview mit Bob Vokey

Das GOLF MAGAZIN traf Wedge-Guru Bob Vokey – Namensgeber einer der erfolgreichsten und beliebtesten Titleist Wedge-Serien aller Zeiten – zum exklusiven Gespräch und einer kurzen Wedge-Lehrstunde im portugiesischen Vilamoura

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Ein Mann mit vielen Gesichtern: Sobald Bob Vokey über seine Wedges erzählt, zeichnet sich in seinem Ausdruck pure Begeisterung ab.

Sein Name ist einer der bekanntesten im Golf: Bob Vokey (75). Die weltberühmten Titleist Vokey-Wedges sind seine 
Kreation. Kein Wunder, das handwerkliche Können liegt bei ihm in der Familie. Vokey wurde 1940 in Kanada geboren. Sein Vater war professioneller Werkzeugmacher, ein ordentlicher Golfer und vor allem Bastler von Golfequipment. Als Kind teilte Vokey noch nicht die Golfleidenschaft seines Vaters, er assistierte ihm aber bei dessen Kreationen. Mit 25 verließ der „Handwerker“, wie er sich selbst bezeichnet, Montreal in Richtung USA und ließ sich in Kalifornien nieder. Dort lebte BV (sein Kürzel auf den Wedges) neben einem Golfplatz und entwickelte schnell ein wettkampffähiges Spiel. Und ganz nebenbei verfeinerte der leidenschaftliche Handwerker die Golfschläger-Bastelei seines Vaters. Er lernt viel von den besten Golfern der Welt, indem er ihnen zusieht und zuhört. Sie sagen ihm ganz genau, welche Spieleigenschaften, welches Aussehen und Gefühl unter den schwierigsten Platzbedingungen gefragt ist.

 1976 eröffnete Vokey „Bob’s Custom Golf Shop“ im Fallbrook Country Club in San Diego County. 1980 wechselte er seinen Standort in das größere Vista in Kalifornien. In dieser Zeit machte sich der Tüftler einen Namen in der Golfindustrie, als persönlicher Schlägerbauer für einige der bekanntesten Spieler. 1986 engagierte ihn TaylorMade. Fünf Jahre später verließ er die Schlägerfirma wieder – gemeinsam mit TaylorMade-Gründer Gary Adams – um beim Aufbau des „Founders Club“ mitzuwirken. Die Firma spezialisierte 
sich damals auf die neuen Metallhölzer und Adams galt als Vordenker dieser Entwicklung. Zu Titleist kam Bob Vokey schließlich im Jahr 1996. Bei seinem ersten Job dort half er bei den abschließenden Spezifikationen des beliebten Titleist Titanium 975D-Drivers. Seine Spezialisierung auf Wedges stand erst noch bevor. „Titleist legte seinen Fokus zu der Zeit mehr auf High-Performance-Wedges und ich wurde gefragt, ob ich den Job übernehmen wollte. Man gab mir alles, was ich brauchte“, erinnert sich Vokey.
Viel von seiner Forschungsarbeit findet noch heute auf den Driving Ranges der PGA Tour statt. „Seit dem ersten Tag bei Titleist habe ich immer gesagt, dass ich das beste Forschungslabor der Welt habe – die Profitouren der Welt.“ Seit 2004 sind Vokey Design-Wedges der Favorit der Tourspieler. Fast 40 Prozent von ihnen greifen Woche für Woche damit an. 
Und Bob Vokey kennt sie alle.

GOLF MAGAZIN: Mister Vokey, sind Sie stolz, Ihren Namen auf den erfolgreichsten Wegdes zu lesen?
Bob Vokey: Ja, sehr. Zumal ich kein Ingenieur bin. Ich bin nur so ein Golfschlägertüftler, der viel von seinem Vater gelernt hat. Aber vielleicht wollte Titleist gerade das, den Namen von einem Handwerker auf seinen Wegdes. Um ehrlich zu sein, gefiel mir das anfangs gar nicht. Ich war zu schüchtern. Anschließend lernte ich auch die negative Seite dieser Trophäe kennen. Du stehst im Guten wie im Schlechten mit deinem Namen für das Produkt. Das hat mir viel Kopfzerbrechen beschert. Inzwischen ist mir klar, dass der Name dort auch noch steht, wenn ich nicht mehr bin. Und ich liebe, was ich mache – auch noch mit 75 Jahren. Der Job ist für mich Leidenschaft und Hobby. Außerdem habe ich ein 
geniales Team, das mich zu jeder Zeit unterstützt. Das macht mich stolz.

Sie sind sicher ein Genie im Kurzen Spiel?
Nein. Ich bin nur der Mechaniker und 
arbeite mit den Werkzeugen an der 
Maschine. Den Rennwagen fahren andere. Meine ersten 18 Löcher spielte ich mit 
12 Jahren. Damals spielte ich eine 107. Heute liege ich knapp darunter.

Sie arbeiten mit den besten Spielern der Welt zusammen. Welcher stellt die größte Herausforderung dar?
Sie fordern mich alle heraus, aber es ist eine gute Aufgabe. Denn ich möchte jedem die bestmöglichen Schläger bieten. Ich habe an den Wedges von Seve 
Ballesteros, Lee Trevino oder auch Tiger Woods gearbeitet. Sie sind nicht 
vergleichbar. Ich höre zu, beobachte sie und am Ende kommt ein einzigartiges Produkt heraus. Profis sind sehr pingelig mit ihrer Ausrüstung. Nehmen wir 
Bernhard Langer. Ich mag ihn sehr. Gelingt es mir, ihm den gewünschten Schläger zu bauen, dann verbuche ich das als großen Erfolg. Du weißt in meinem Job nie, was dich als nächstes erwartet.

Und wer hat das beste Kurze Spiel von Ihrer illustren Kundschaft?
Seve war einmalig. Der konnte Dinge, die andere nicht einmal versuchen würden. Im Jahr 2000 hatte Tiger Woods einen Run. Da schien alles zu funktionieren. Ich schätze außerdem Brad Faxon und Steve Stricker als sehr gute Wedge-Spieler. Und nicht zuletzt Jordan Spieth und Rory McIlroy, die beide über unfassbares Talent bei den kurzen Schlägen verfügen. Ich habe sie alle kennengelernt.


Verlieren Sie bei der vielen Arbeit mit den Profis nicht den Fokus für den Amateur?
Niemals. Das Hauptaugenmerk meiner Arbeit liegt immer auf den Amateuren. Die Resultate bei den Profis sind dabei lediglich die Speerspitze, die beste Bestätigung meiner Arbeit. Ich weiß inzwischen genau, dass ein Schläger, der den Profis hilft, auch mindestens genauso gut bei den Amateuren funktioniert und würde niemals etwas entwickeln, dass nicht bei beiden zum Erfolg führt.

Das Wedge scheint mir ein einfacher Schläger zu sein. Bleibt da immer noch so viel Raum für Verbesserung?
Die Evolution im Wedge-Design hört 
niemals auf. Manchmal überrascht es mich selbst, was alles möglich ist. Ich wuchs auf mit Wedges, die nur aus Spielersicht gut aussahen. Das war es. Aber so ein Wedge wird beim Gebrauch ja auch viel gedreht. Für den Spieler muss es aus allen Perspektiven vertrauenserweckend wirken. Und stimmt erst einmal das Profil, dann kommt die Funktion. Die Sohle ist dabei die Seele des Wedges. Es geht immer darum, den richtigen Bounce und Grind für sein Spiel herauszufinden. Der Grund, warum wir so viele unterschiedliche Sohlenschliffe bei Titleist anbieten, sind die Spieler. Wir wollen wirklich jedem den größtmöglichen Spielraum an Kreativität ermöglichen.