Bei teils schwierigen Winden und regnerischen Bedingungen war „Betty“ mit vier Schlägen Vorsprung auf die letzten 18 Löcher gegangen, doch die sichere Siegerin war sie damit noch lange nicht. Gleich am ersten Loch auf dem Kurs des Helsinki Golf Clubs (Par 71) verzog die Deutsche ihren Abschlag ins Aus. Es folgten drei weitere Schläge bis zum Grün, bis schlussendlich ein Drei-Putt das Doppel-Par besiegelte und ihre Führung von vier Schlägen dahinschmelzen ließ. Hauert: „Nachdem ich meinen ersten Ball ins Aus geschlagen habe, dachte ich, das wird wohl ein ganz langer Tag werden. Es war sehr hart für mich, doch wenn Du ein Turnier gewinnen willst, musst du so ein verpatztes Loch wegstecken können, und das habe ich getan.“ Zunächst blieb die 25-Jährige jedoch nervlich angeschlagen und musste an Loch sechs ein weiteres Bogey hinnehmen, ehe mit Birdies an der 9, 12, 13, 14 und 18 endlich die erlösenden Befreiungsschläge kamen. Am Ende erreichte Bettina Hauert sogar noch mit drei Schlägen Abstand auf die Zweitplatzierte Johanna Westerberg (Schweden) das Clubhaus. „Ich hatte heute einen sehr schlechten Start und habe ständig versucht, mich in mein Spiel zurückzukämpfen. Irgendwann fand ich dann meinen Rhythmus und wurde ruhiger, was sich auch auf meinen Schwung auswirkte. Ich kam zurück in mein Spiel und war sehr überrascht, sogar noch mit einer Führung von zwei Schlägen ans letzte Loch zu gehen“, erklärte die LET-Proette überglücklich nach ihrem zweiten Saisonsieg.
Für ihren jüngsten Erfolg kassierte Hauert 30.000 Euro Preisgeld und katapultierte sich so in der europäischen Geldrangliste mit insgesamt über 213.000 Euro auf Rang 1.
Bedingt durch ihre derzeit überragende Form ist die Deutsche eine echte Bereicherung für das europäische Team beim nahenden Solheim Cup, der vom 14. bis 16. September im Halmstad Golfklubb (Schweden) ausgetragen wird. Mit der Teilnahme am Kontinentalwettbewerb der Damen (dem Pendant zum Ryder Cup) tritt die Hagenerin in die Fußstapfen von Elisabeth Esterl, die 2003 beim 17,5 zu 10,5 Sieg über die Amerikaner das europäische Team zuletzt verstärkt hatte.
Weitere Deutsche in der Erfolgsspur
Auch für Elisabeth Esterl (Rang 8), Martina Eberl und Anja Monke (12) endete das dreitägige Spitzenevent mit guten Platzierungen. Die Hannoveranerin Anja Monke, die seit zwei 2004 auf der Ladies European Tour aktiv ist, spielte gar am Finaltag mit exzellenten 68 Schlägen (-3) die beste Runde des Tages.
Johannes Oberlin