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Wirklichkeit wie Jack Nicklaus

18 Majors. Eine magische, unübertroffene Zahl. Jack Nicklaus selbst findet übrigens, er hätte 20 Majors gewonnen, weil er seine beiden US-Amateur-Titel mitzählt, was früher tatsächlich üblich war.

Fairerweise gönnt er die gleiche Zählweise auch Tiger Woods, der demnach – mit drei hintereinander gewonnenen Titeln bei der US Amateur Championship – auf 17 und nicht auf 14 Majors kommt.

Jedenfalls war niemand nervenstärker als er. Legendär ist folgende Geschichte: »Ich habe auf der letzten Bahn eines Turniers noch nie einen kurzen Putt vorbeigeschoben«, erzählte er einmal vor einem großen Publikum. Darauf meldete sich ein Zuhörer: »Aber Mister Nicklaus, ich habe erst letzte Woche selbst gesehen, wie Sie auf der letzten Bahn einen ganz kurzen Putt verfehlt haben.«

Nicklaus schüttelte den Kopf. »Das ist völlig unmöglich.«

»Ich habe es aufgezeichnet, ich kann Ihnen den Ausschnitt schicken.«

»Danke, das ist nicht nötig, ich habe auf der letzten Bahn noch nie einen kurzen Putt verfehlt. Weitere Fragen?«

Er erschuf sich seine eigene Wirklichkeit. Das kommt in einem recht unbekannten Zitat von ihm noch besser zur Geltung:

»Ich treffe 15 Grüns pro Runde. Ich erreiche mindestens zwei Par-5-Bahnen in zwei Schlägen. Ein paar Putts werden fallen. Warum sollte ich meine Zeit damit verschwenden, das Chippen zu üben?«

Großartig, oder? Abgesehen davon, dass neue Untersuchungen etwa von Mark Broadie die These stützen, dass Chips (und Putts) zumindest bei Spitzenspielern überraschend wenig zum Erfolg beitragen, ist es die geniale Geisteshaltung, die uns ein Vorbild sein sollte.

Jack Nicklaus legte sich den Golfplatz zurecht wie Cristiano Ronaldo den Ball für einen Freistoß. Er ließ sich nicht einschüchtern und ging nicht defensiv ans Werk, sondern wusste einfach, wie viel Qualität in ihm steckte. Er zwang dem Platz seine Taktik auf.

Und wenn es mal nicht klappt? Dann gibt es ja immer noch, siehe oben, die Möglichkeit der Verdrängung.