U.S. Open: Oakmont
Dustin Johnson besiegt Oakmont, die USGA und sich selbst
Pittsburgh – Nur Sekunden nachdem Dustin Johnson seinen Birdieputt auf der 18. Bahn im Oakmont Country Club verwandelt, wird er von seinem Lieblings-Empfangskommitee in die Arme geschlossen; Gattin Paulina Gretzky und Söhnchen Tatum sind die ersten Gratulanten bei Papa Dustin, der gerade den wichtigsten – und wohl schwersten – Arbeitstag seiner Profi-Karriere erfolgreich beendet hat. An einem ereignisreichen Finaltag der 116. U.S. Open hat Dustin Johnson endlich den ersehnten – und überfälligen – ersten Majorsieg seiner erfolgreichen Karriere geholt. Auf einem Golfplatz, der als schwerster der Welt gilt und unter von der ausrichtenden USGA leichtfertig erzeugtem Druck und Unsicherheit.
Der Regelfall: USGA zieht Zorn der Golfgemeinde auf sich
Mit vier Schlägen Rückstand auf den führenden Iren Shane Lowry war Johnson als geteilter Zweiter in die Finalrunde gegangen und begann solide. Auf dem Grün der fünften Bahn ereignete sich dann Folgendes: Nachdem Johnson seine Puttlinie gelesen hatte, machte er einige Probe-Strokes neben seinem Ball. Als er den Ball dann ansprechen wollte, bewegte dieser sich minimal. Ohne das Zutun des US-Amerikaners, wie dieser und Flightpartner Lee Westwood dem zuständigen Referee erklärten. Der Schiedsrichter akzeptierte die Aussagen und forderte Johnson auf, den Ball, ohne Strafschlag, so wie er nun lag, zu putten. Das tat Johnson und Spieler wie Zuschauer gingen davon aus, dass sich die Sache damit erledigt hätte.
Knapp zwei Stunden später wurde Johnson – mittlerweile in Führung liegend – auf dem 12. Tee von den Regelhütern der USGA darüber in Kenntnis gesetzt, dass nach Ansicht von Zeitlupenaufnahmen des Vorfalls auf dem fünften Grün darüber beraten werde, Johnson einen Strafschlag zu geben; dieses aber erst nach Beendigung der Runde bekanntgegeben würde. So musste Johnson die verbleibenden sieben Löcher mit einem drohenden eventuellen Strafschlag zurechtkommen. Auch die anderen Spieler auf dem Platz wurden darüber informiert, dass gegen Johnson „ermittelt“ werde. Der Stand auf dem Leaderboard war mithin nicht wirklich viel wert. Dieser äußerst unglückliche Umgang der USGA mit der Situation, löste bei Fernsehmoderatoren und Fans Empörung aus. Auch Spielerkollegen wie Rory McIlroy, Jordan Spieth und Rickie Fowler solidarisierten sich auf Twitter mit Dustin Johnson und äußerten in deutlichen Worten Ihren Unmut über die Vorgehensweise der USGA.
Video: Der Regelfall
The USGA won't tell anyone if they're going to penalize Dustin Johnson or not: https://t.co/pQXPzmP0Rc pic.twitter.com/65sfY4kAyC
— Deadspin (@Deadspin) June 19, 2016
Glücklicherweise behielt Dustin Johnson die Nerven und schloss das Turnier mit einem sensationellen Birdie zu einer 68 (–2) ab. Shane Lowry (76 Schäge) und Lee Westwood (80) brachen beide in der Finalrunde ein und auch sonst konnte niemand Johnson Sieg gefährden. Für den Vorfall auf Bahn 5 erhielt Johnson nach seiner Runde tatsächlich noch einen Strafschlag, sodass sein offizielles Tagesergebnis 69 Schläge waren. Mit einem Gesamtergebnis von vier unter Par gewann er so mit drei statt mit vier Schlägen Vorsprung vor den Zweitplatzierten Jim Furyk, Scott Piercy und Shane Lowry. Man mag sich nicht ausdenken, was passiert wäre, wenn der Strafschlag eine größere Rolle im Gesamtergebnis gespielt hätte. Die Begründung der USGA für den erteilten Strafschlag lautet übrigens: „Nach unserer Beratung und der mehrfachen Ansicht der Video-Aufnahmen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Dustin Johnson die Bewegung verursacht hat, höher ist, als die Wahrscheinlichkeit, dass er die Bewegung nicht verursacht hat.“ Keine weiteren Fragen…